Über Jahre war der Immobilienbesitz des Kölner Erzbistums ein wohl gehütetes Geheimnis. Doch nach dem Finanzskandal um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst gibt sich die Kirche offener.
Über Jahre war es ein wohl gehütetes Geheimnis: Das Vermögen des Erzbistums Köln. Kirchensteuereinnahmen, Zuschüsse für Schulen, Einnahmen aus Mieten und Anlagen oder den Gesamtetat hat die Erzdiözese stets offengelegt.
Aber was sie sonst an Gebäuden und Beteiligungen besitzt, das blieb bohrenden Journalisten bislang verborgen. Doch nach Bischof Tebartz-van Elst und dem Finanzskandal um den Limburger Domberg wendet sich das Blatt. Erstmals legt das Erzbistum seinen Immobilienbesitz offen – insgesamt 612 Millionen Euro.
Diözesanadministrator Stefan Heße, der nach dem Ausscheiden von Kardinal Joachim Meisner die Erzdiözese übergangsweise leitet, und Finanzdirektor Hermann Josef Schon beteuern am Montagabend vor Journalisten den Willen zu Transparenz. Zugleich sprechen sie von einem Zwischenschritt. Denn das gesamte Vermögen von Erzbistum und Erzbischöflichem Stuhl ist mit den neuen Zahlen noch nicht erfasst.
Beteiligungen etwa an Wohnungsgesellschaften oder der Filmproduktionsfirma Tellux sind nicht eingerechnet. Auch vom Erzbistum verwaltete Stiftungen sind nicht berücksichtigt. Dies soll erst im Januar 2015 erfolgen. Dann will das Erzbistum einen testierten Jahresabschluss mit Gewinn- und Verlustrechnung veröffentlichen. "Auf dem Weg" lautet entsprechend die Überschrift über den aktuellen Finanzbericht.
Zahlen immer noch unvollständig
Danach entfallen 302 Millionen Euro und damit fast die Hälfte der Summe auf die 31 erzbischöflichen Schulen. Hinzu kommen 26 kirchliche Gebäude und 6 Tagungshäuser im Wert von 208 Millionen Euro. 277 Wohn- und Geschäftsimmobilien werden mit 86 Millionen Euro bewertet, Erbbaugrundstücke und sonstige Liegenschaften mit 16 Millionen Euro.
Ganz schwierig anzugeben ist der Wert der fünf Kirchen im Besitz der Erzdiözese, darunter die romanische Kirche Groß St. Martin in Köln oder die Abteikirche in Siegburg. Sie sind unverkäuflich und verursachen Instandhaltungskosten. Deshalb werden sie jeweils mit dem symbolischen Wert von einem Euro verbucht.
Zu 80 Prozent dient der Immobilienbestand des Erzbistums ureigenen kirchlichen Zwecken: Seelsorge, Caritas, Bildung oder auch Verwaltung. Das viel beachtete und von Peter Zumthor entworfene Diözesanmuseum Kolumba wird mit 35 Millionen Euro bewertet oder das Generalvikariat in bester Citylage mit 22 Millionen Euro.
Mit einem Fünftel der Gebäude und Grundstücke werden indes Einnahmen erzielt. Für Heße liegt das im Rahmen. Damit sei die Kirche "kein Unternehmen mit wirtschaftlichen Zielen". Die Erträge dienten nur als "Mittel zum Zweck", also zur Erfüllung der Aufgaben des Erzbistums.
Geduldig um Offenheit werben
Die vorgelegten Zahlen spiegeln indes nicht den Gebäudebesitz der rund 550 Pfarreien in der Erzdiözese wider. Heße wünscht sich auch auf dieser Ebene Transparenz. Zugleich weist er aber darauf hin, dass die Pfarreien vor Ort eigenständige Rechtsträger sind. "Wir können von Köln aus nicht das Vermögen vor Ort offenlegen", so der Diözesanadministrator. Bleibt also nur, bei den Kirchenvorständen geduldig um Offenheit zu werben.
Dann könnte allerdings auch herauskommen, welche finanziellen Belastungen die Gemeinden zu tragen haben. Insgesamt müssen 800 Kirchen und Kapellen sowie rund 400 Filialkirchen instand gehalten werden, davon etwa 600 denkmalgeschützte Bauten. Noch blickt das Erzbistum wegen der guten Konjunktur auf stabile Kirchensteuereinnahmen – 2013 mit einer Rekordsumme von rund 570 Millionen Euro. Aber es ist jetzt schon absehbar, dass die Zahl an Katholiken spürbar abnimmt und spätestens in zehn Jahren zu niedrigeren Einnahmen führt.
Angesichts dieser wissenschaftlich belegten Prognosen sieht Heße eine besondere Herausforderung für den künftigen Kölner Erzbischof. Er müsse mit den Gemeinden überlegen, welche Kirchen und Gebäude auf lange Sicht behalten werden können oder welche aufzugeben sind.
Mit der Veröffentlichung des Immobilienbesitzes geht Deutschlands mitgliederstärkstes Bistum voran. Es bleibt abzuwarten, wie schnell und in welchem Umfang andere Diözesen in Sachen Transparenz folgen werden. Auch hier kann es keine Weisung geben. Heße: "Jedes Bistum muss seine eigene Entscheidung treffen."
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