Die Situation in Regensburg erinnert an die ersten Amtshandlungen von Bischof Zsifkovics, als er auf die Sedisvakanz pochte und alle Gremien (Pastoralrat, Laienrat, Frauenkommission etc.) auf Eis stellte - und nicht mehr bestellte. Dafür wurde ein Diözesanrat geschaffen, in dem eine Stimme das Sagen hat; der Rest fiel bisher durch devotes Kopfnicken auf; einige wenige haben das Handtuch geworfen.
Nicht vergessen werden darf in diesem Zusammenhang die Dissertation von ex-Moderator Ivandic mit der Kernaussage, dass kirchliche Gremien keine Hilfe für die Verantwortungsträger sein können und zu einer 'Demokratisierung der Kirche' nichts beitragen (dürfen).
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Kritische Laien fordern Bischof erneut zur Rücknahme Müllers Rätereform auf
In der Diözese hat sich ein riesiger Reform- und Gesprächsbedarf aufgestaut, auch das wurde beim Katholikentag deutlich. Kritische Laien haben Bischof Rudolf am Ende des Katholikentages nochmals aufgefordert, die Rätereform zurückzunehmen, die sein Vorgänger, Lehrer und Mentor Gerhard Ludwig Müller in Regensburg angeordnet hatte.
Zum Schluss des Katholikentages gab es noch einmal richtig Stress um die Rolle der Laien in der Kirche. Das Diözesankomitee Regensburg hatte das Thema in das Programm mit dem Titel „Das Zweite Vatikanische Konzil heute: Der Auftrag der Laien“ gebracht und dies wohl nach den eineinhalb Stunden im vollen großen Saal des Kolpinghauses bitter bereut. Denn die vielen hundert Besucher erlebten einen schwachen und immer wieder ausweichenden Bischof Dr. Voderholzer und sie vernahmen die Aufforderung „Herr Bischof, bitte nehmen sie die Rätereform des Jahres 2005 zurück!“ nicht etwa vom Verein Laienverantwortung oder vom ehemaligen Diözesanrat, sondern von prominenter innerkirchlicher Stimme: Von Prof. Dr. Klaus Müller, Professor für Fundamentaltheologie und Religionsphilosophie an der Universität Münster. Müller stammt aus Regensburg.
Unmut machte sich von Beginn an breit, denn das Diözesankomitee setzte an den Beginn der 90-minütigen Veranstaltung einen Film über das Konzil, der vielen völlig überflüssig erschien. Sie wollten hören und diskutieren und empfanden deshalb den Film als verlorene Zeit. Der Bischof wollte in seiner Einführung die Laien auf „Weltchristen“ und auf den Dienst in der Welt reduzieren. Er sagte es nicht so deutlich aber er gab damit zu erkennen, dass sie innerhalb der Kirche eher nichts zu sagen hätten. Außerdem brachte er erneute – die in den Augen vieler ebenso überflüssige – Idee ein, den Begriff „Laien“ durch „Weltchristen“ zu ersetzen, wofür es kein Interesse gab. Aber auch mit sprachwissenschaftlichen Ausführungen verging Minute um Minute, ohne dass es er zum Kern kam.
Dafür sorgte aber die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Dr. Claudia Lücking-Michel, die sehr pointiert herausarbeitete, dass das Konzil sehr wohl auch die Würde und Verantwortung der Laien bei Themen innerhalb der Kirche verankerte.
Bis dorthin war alles noch einigermaßen erträglich für den Bischof. Als aber dann Dr. Andreas Kratel aus Münster als Anwalt des Publikums den Bischof fragte, wie er denn zu den Ausführungen des Papstes in dessen Apostolischen Lehrschreibens „Evangelii Gaudium“ stehe, da wurde es ernst für den Bischof. Denn der Papst beklagt in dem erst gut ein halbes Jahr alten Schreiben einen „übertriebenen Klerikalismus“, der die Laien nicht in die Entscheidungen einbezieht und diese keinen Raum gefunden haben, um sich ausdrücken und handeln zu können. Als ob der Saal auf dieses Signal nur gewartet hätte, wurde langanhaltend kräftig geklatscht, was den Bischof noch unsicherer machte.
Es waren offenbar viele im Saal, die von Voderholzers Vorgänger Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller gedemütigt und beleidigt worden waren. In diesem Augenblick kam hoch, dass Müller kurzerhand und ohne Anhörung der Beteiligten die Laienmitarbeit mit zur Unkenntlichkeit beschnitt. Gut arbeitende Gremien wie der Diözesanrat und die Dekanatsräte wurden abgeschafft. Die Pfarrgemeinderäte wurden zu einem reinen Beratungsgremium degradiert, bei dem der Pfarrer jetzt Vorsitzender ist und die geheim tagen müssen.
Als dann der Bischof beklagte, dass es schwierig sei, Ehrenamtliche auch für den Pfarrgemeinderat zu finden, da wuchs der Unmut im Publikum zusehends. „Weiß der Bischof nicht, dass diese Demotivierung von seinem Vorgänger ausgeht und auch davon kommt, dass auch er an den unseligen Umständen nichts ändert“, fragte nach Schluss der Veranstaltung eine besorgte und frustrierte Frau aus dem Raum Cham.
Prof. Müller kam nur zweimal und da jeweils nur ganz kurz zu Wort. Doch seine Wortmeldung saß. Mit der Aufforderung zur Rücknahme der Müller’schen Rätereform hatte er den Nerv getroffen. Der Vorsitzende des Diözesankomitees Graf von und zu Lerchenfeld hatte nicht umsonst bei der Begrüßung darauf verwiesen, dass noch vieles umzusetzen sei vom Konzil. Darauf sei sein Gremium nach intensiver Diskussion gekommen. Doch diskutieren wollte man darüber mit den vielen Besuchern nicht. Bischof, Lerchenfeld und die anderen Vertreter des Diözesankomitess entschwanden schnell und lautlos. Auf der anderen Seite wurden Lücking-Michel und Prof. Müller mit Dank überhäuft.
Die Diskussion muss in der Diözese Regensburg wieder neu geführt werden. Es bleibt spannend, ob sich Bischof Voderholzer in diesem Bereich von seinem Vorgänger lösen kann, damit es wieder zu Verhältnissen kommt, die im restlichen katholischen Deutschland mehr als normal sind.
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