Dienstag, 12. Mai 2020

"Kard. Müller ruiniert seinen gesamten Ruf"

ZdK-Präsident Sternberg kritisiert Verschwörungstheorien
"Krudes und abenteuerliches Zeug"
Kardinal Müller, Erzbischof Vigano und Kardinal Zen Ze-kiun stehen zu ihrer Unterschrift unter einem verschwörungstheoretischen Aufruf in der Kritik. Aber ZdK-Präsident Thomas Sternberg findet den Aufruf "abenteuerlich".
DOMRADIO.DE: Haben Sie den Aufruf gelesen?

Prof. Thomas Sternberg (Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken / ZdK): Ja, ich habe ihn gelesen. Er hebt sogleich mal mit einer großen Überschrift an, wie eine Enzyklika, und richtet sich auch an alle Menschen guten Willens. Dann kommt aber ein so krauses, krudes und abenteuerliches Zeug, dass man sich fragt: Was in aller Welt bringt einen Menschen, der doch mal ein durchaus angesehener Professor in München war und ein wichtiger Bischof für Regensburg, ein bedeutender Kirchenmann, dazu, auf seine alten Tage seinen gesamten Ruf zu ruinieren, indem er so etwas unterschreibt?

DOMRADIO.DE: Es ist befremdlich, was da behauptet wird, oder?

Sternberg: In dem Aufruf ist die Rede von einer "verabscheuungswürdigen technokratischen Tyrannei" und einem Plan, "mit dem die Mächtigen der Welt uns beugen wollen". Da muss man sich dann fragen: Wer sind denn die Mächtigen der Welt? Ist das eine Gruppe?

Sind plötzlich die ganzen Herren, Putin, Trump, der chinesische Präsident, die europäischen Mächte, sind die alle eine einzige verschworene Truppe? Das wäre mir völlig neu. Wenn dann da auch noch steht, dass da ein Plan sei, eine drastische Bevölkerungsreduzierung zu verfolgen – das gehört ja zu den abenteuerlichsten Verfolgungswahnideen, die im Internet im Moment kursieren. Dass da ein doch zumindest früher mal renommierter Mann bereit ist, das zu unterschreiben, da habe ich dann nur noch Mitleid mit.
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ZdK-Präsident Sternberg kritisiert Verschwörungstheorien
Ein Interview mit Prof. Dr. Thomas Sternberg (ZdK-Präsident)
Audio 6:42 Min. auf DOMRADIO.de


Bertram Meier kritisiert Corona-Text von Müller und Vigano
"Geradezu zynisch"
Der ernannte Augsburger Bischof Bertram Meier hat sich deutlich vom jüngst veröffentlichten Corona-Aufruf von Kardinal Müller und Erzbischof Vigano distanziert. Von einer Weltverschwörung zu reden, sei geradezu zynisch, so Meier.
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Standpunkt
Wenn Hirten ein schreckliches Antizeugnis geben
Laut Andreas Püttmann leidet die Glaubwürdigkeit der Kirche seit Jahrhunderten an ihrer verweigerten Rezeption von Forschungsbefunden und an moralischen Irrtümern. Die Corona-Pandemie bringe erneut manche "Sumpfblüten" hervor, kommentiert er.
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"Demarkationslinie der Vernunft überschritten"
Garhammer: Kardinal Müller in offener Gegnerschaft zu Franziskus
Früher war Kardinal Müller einer der wichtigsten Männer im Vatikan – heute unterzeichnet er Petitionen in Opposition zum Papst. Für den Pastoraltheologen Erich Garhammer hat er damit eine Grenze überschritten.
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Kritik an Vigano-Aufruf: "Unchristliche Panikmache"
Kommunikationschef der Erzdiözese Wien geht in deutlichen Worten auf Distanz zu u.a. von Ex-Glaubenspräfekt Müller unterzeichnetem Papier

Kathpress - Der Kommunikationschef der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, hat sich in deutlichen Worten vom jüngsten Corona-Aufruf von Ex-Glaubenspräfekt Kardinal Gerhard Ludwig Müller und dem pensionierten US-Nuntius Carlo Maria Vigano distanziert. In seiner Kolumne in der neuen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Mittwoch) bezeichnet der Sprecher von Kardinal Christoph Schönborn wesentliche Teile des Aufrufs wörtlich als "unchristliche Panikmache".

"Ich bin für Wachsamkeit. Und man soll die Maßnahmen gegen Corona ruhig kritisch sehen. Opposition ist erlaubt und wichtig", hält Prüller fest: "Aber es ist unredlich, eine Verschwörung zu behaupten, ohne die Fakten zu nennen, die man anspricht, und ohne die 'Kräfte' zu definieren, die uns versklaven wollen. Ohne einen einzigen Beleg wird den Politikern, Wissenschaftlern, Medienleuten und Bischöfen unterstellt, dass sie nicht verantwortungsbewusst handeln, sondern entweder ahnungslose Handlanger oder vielleicht sogar selber Weltverschwörer sind."

Die Gruppe um Vigano und Müller hatte in einem internationalen Aufruf vor einigen Tagen die Aufhebung sämtlicher Beschränkungen für Gottesdienste gefordert. In dem Text findet sich auch eine Warnung, nach der die Corona-Pandemie genutzt werden solle, um eine "Weltregierung" zu schaffen, "die sich jeder Kontrolle entzieht". Sie werde als Vorwand genutzt, um "Grundfreiheiten unverhältnismäßig und ungerechtfertigt" einzuschränken.

Kritisch zu dem Schreiben äußerte sich in Österreich auch der Theologe Gunter Prüller-Jagenteufel im Interview der Kooperationsredaktion der heimischen Kirchenzeitungen. Er ortet in dem Text u.a. eine "zerstörerische Kampfrhetorik". Dem an der Universität Wien lehrenden Theologen stößt dabei schon der Einleitungssatz auf, wo mit der Formulierung "In einer Zeit schwerster Krise erachten wir Hirten der katholischen Kirche, aufgrund unseres Auftrags, es als unsere heilige Pflicht ..." offenbar der Eindruck eines offiziellen Kirchendokuments erweckt werden soll. Prüller-Jagenteufel sieht darin "Hybris" der bischöflichen Proponenten des Aufrufs, von denen die meisten emeritiert sind: "Die Hirten der Kirche sind die Ortsbischöfe, die Bischofskonferenzen, der Papst."

Zum Anliegen des Aufrufs, auf alle Beschränkungen bei öffentlichen Gottesdiensten zu verzichten, erinnert der Theologe, dass auch die Kirche an rechtliche Regelungen vonseiten des Staates gebunden sei. Basis für das Vorgehen seien zudem "nicht einzelne wissenschaftliche Sonderpositionen, sondern der breitestmögliche Konsens der Wissenschaft, der zurzeit zu erreichen ist" so Prüller-Jagenteufel. Niemand würde ernsthaftes Interesse daran haben, die Maßnahmen länger aufrechtzuerhalten als unbedingt notwendig.

Schutzmaßnahmen sinnvoll

Auf die Notwendigkeit der in Österreich von der Bischofskonferenz "in Eigenverantwortung" beschlossenen tiefgreifenden Einschränkungen des kirchlichen Lebens verwies auch der Presse- und Medienreferent der Österreichischen Bischofskonferenz, Paul Wuthe, zuletzt auf Anfrage von Medien. "So schmerzlich die Einschränkungen gerade im Blick auf Ostern waren, die positiven Entwicklungen bei der Eindämmung der Pandemie in den letzten Wochen zeigen, dass die Maßnahmen sinnvoll waren, was neben anderem auch zur Folge hat, dass ab 15. Mai wieder öffentliche Gottesdienste unter Auflagen stattfinden können", hielt Wuthe fest.

Die getroffenen Maßnahmen seien sowohl mit der Bundesregierung und allen anderen gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften vereinbart als auch mit ausgewiesenen Experten abgeklärt worden, erinnerte Wuthe: "Die nötigen Einschränkungen waren und sind Ausdruck einer recht verstandenen christlichen Selbst- und Nächstenliebe. Dabei war für die österreichischen Bischöfe nicht zuletzt auch das Vorbild von Papst Franziskus maßgeblich. Daher unterscheidet sich die Bewertung der Corona-Pandemie durch die Österreichische Bischofskonferenz fundamental vom jüngst veröffentlichten Aufruf."



Erzbischof schreibt Brief an deutschen Rabbiner
Corona-Manifest: Viganò wehrt sich gegen Verschwörungstheorie-Vorwurf
In einem Brief hat Erzbischof Carlo Maria Viganò den Verschwörungstheorie-Vorwurf gegen das von ihm initiierte Corona-Manifest zurückgewiesen. Zugleich rückte er die Arbeit von Medien und Ärzten in der Corona-Pandemie sowie die Kritik an dem Manifest in die Nähe des Nationalsozialismus.
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