Dienstag, 28. Februar 2012

Proteststurm im Bistum Augsburg gegen geplante "Seelsorge-Einheiten"

Bischof Konrad Zdarsa
Steht uns beim Thema "Seelsorgeräume" noch bevor, was im Bistum Augsburg angekündigt wurde? Ein Blick über die Grenzen nach Bayern ist ratsam.

Unbeirrbarer Bischof
Diskussion war nicht erwünscht, als gestern (29.1.2012) den 36 Dekanen von Bischof und Generalvikar die künftige Planung der Seelsorgeeinheiten im Bistum Augsburg eröffnet worden ist. Es ist eben so, wie es ist. An seinen Leitideen lässt Bischof Konrad Zdarsa nicht rütteln. Zur Bekräftigung zitiert er auch immer wieder das Kirchenrecht – und bedeutet damit seinen Kritikern, dass sie es doch mit dem kanonischen Gesetz so genau wie er selber nehmen sollten.
Kommentar in der Augsburger Allgemeinen >>

Die Leitlinien:
Aus derzeit 1000 Pfarrgemeinden sollen bis 2025 durch Fusionen 200 Seelsorge-Einheiten entstehen.
(Gewählte) Pfarrgemeinderäte sollen abgeschafft und durch (weisungsgebundene) Pastoralräte ersetzt werden.
An Sonntagen darf es nur zentrale Eucharistiefeiern und keine Wort-Gottes-Feiern geben.


Aufstand im Bistum Augsburg
Süddeutsche Zeitung
'Es ist Zeit, dass etwas passiert': Priester und Laien rufen zu Protesten gegen die Reformpläne von Bischof Zdarsa auf
Unter den Katholiken in Schwaben formiert sich aktiver Widerstand gegen Bischof Konrad Zdarsa und seine Bistumsreform. Unter dem Motto 'Lasst die Kirche im Dorf' wird für den zweiten Fastensonntag (4.März) zu Protestkundgebungen in allen Pfarrgemeinden aufgerufen: Die Gläubigen sollen nach dem Gottesdienst eine Menschenkette um ihre Kirche bilden. 'Wir umarmen unsere Gotteshäuser, das kann uns keiner verbieten', sagt Regionaldekan Reinhold Lappat. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung planen Priester und Laien auch eine Protestkundgebung auf dem Augsburger Rathausplatz. Ob diese stattfinden wird, machen die Organisatoren aber vom Hirtenbrief des Bischofs abhängig.

In diesem Hirtenbrief will Zdarsa am ersten Fastensonntag weitere Details zu der angekündigten Neustrukturierung des Bistums verkünden. Ende Januar hatte der Bischof erklärt, wie er sich angesichts des akuten Priestermangels künftig die 'pastorale Raumordnung' vorstellt: Die derzeit 1000Pfarrgemeinden will er bis 2025 durch Fusionen zu 200Seelsorge-Einheiten zusammenfassen. Zudem sollen die Pfarrgemeinderäte abgeschafft und durch Pastoralräte ersetzt werden. Dabei sollen die Laien nur noch als 'Moderator' fungieren. Am umstrittensten ist Zdarsas Verbot von Wortgottesdiensten an Sonn- und Feiertagen. Er fordert die Gläubigen auf, in Zukunft aus ihren Dörfern zur Eucharistiefeier in eine zentrale Kirche zu fahren - anstatt wie bisher von Laien gestaltete Gottesdienste am Ort zu besuchen.

'Wir glauben, dass es andere Antworten auf den Priestermangel geben könnte', schreiben die Initiatoren der Aktion 'Kirche umarmen'.

Die Macher gehören zu der Initiative 'Heute Kirche sein'. Dieses Gesprächsforum hatte 2010 in der Prügel- und Lügenaffäre um den damaligen Bischof Walter Mixa in der sogenannten Pfingsterklärung das Bistum zum Neuanfang aufgefordert.

Im Flyer zur aktuellen Aktion heißt es: 'Wir wollen der Bistumsleitung ein Zeichen geben, dass wir mit ihren Plänen zur Umstrukturierung der Diözese nicht einverstanden sind.' Zudem ist die Demonstration als Zeichen der Solidarität gedacht 'für jene Gemeinden, deren Kirche als Kirche vor Ort geopfert werden soll zugunsten einer Zentrumskirche'.

Mitinitiator Max Stetter berichtet: 'Viele Leute sagen, es ist höchste Zeit, dass was passiert.' Ihm zufolge haben bereits zahlreiche Pfarrgemeinderäte und Institutionen ihre Unterstützung angekündigt. 'Die Menschen auf dem Land sehen durchaus ein, dass eine Reform nötig ist', betont er, 'aber die Art und Weise, wie das von oben herab verordnet wurde, ist unter aller Würde.'

Kardinal distanziert sich von den Reformplänen im Bistum Augsburg
Marx kritisiert Zdarsa
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat sich indirekt von den Reformplänen des Augsburger Bischofs Konrad Zdarsa distanziert. In den Grundüberlegungen sei man sich einig, dass es größere Seelsorgeeinheiten geben müsse, sagte er bei der Frühjahrstagung der Freisinger Bischofskonferenz in Wemding (Kreis Donau-Ries). Es gebe in den Bistümern aber verschiedene Wege. Marx hält im Erzbistum München und Freising jedenfalls an Wort-Gottes-Feiern am Sonntag fest, wo keine Messe stattfinden kann. Zdarsa schließt sie in Pfarreien strikt aus.

Bischof Zdarsa legt Pfarreien zusammen
Die Dekane haben in Augsburg erfahren, wie die Zukunft des Bistums aussehen soll.

Sorge um die Kirche im Dorf 
Heftige Kritik an den Plänen des Bischofs

Katholiken sind geschockt
Der Bischof plant, die Pfarrgemeinden auf dem Land zu zentralisieren. Engagierte Laien wollen das nicht hinnehmen.

Wir sind Kirche fordert: Reformen statt Kosmetik
Pressemitteilung zur Pastoralen Raumplanung 2025
Augsburg, 31. Januar 2012 – Das Agieren des Bischofs angesichts eines stringenden Priestermangels in der Diözese Augsburg ist nur schwer zu verstehen. Seine erste Sorge müsste sein, dass das Leben in den Gemeinden nicht nur erhalten bleibt, sondern sich weiter entfaltet, denn die Gemeinden sind Kirche im voll umfänglichen Sinn. Die Zurückweisung des Engagements der Laien, indem Wort-Gottes-Feiern am Sonntag zugunsten zentraler Messfeiern verboten werden, ist ebenso wenig hinnehmbar, wie die Zerschlagung gewachsener Pfarreistrukturen und die Auflösung von demokratisch gewählten Pfarrgemeinderäten zugunsten weisungsgebundener Pastoralräte.

Unterstützung bekommt Bischof Zdarsa vom Forum Deutscher Katholiken,  das, - als Dank für die Klarmachung des "Wesensunterschieds zwischen einem Wortgottesdienst und einer Eucharistiefeier" - zu einer Unterschriftenaktion zugunsten dieser Reform aufruft.

Homepage Bistum Augsburg >>

1 Kommentar:

Andreas Wander hat gesagt…

Ich kann nur hoffen, dass es am Ende eine gute Lösung geben wird, in dem beide Seiten aufeinander zugehen und einen Kompromiss finden.