Unter diesem Motto stehen die Pfarrgemeinderats-Wahlen, die am Sonntag, 18. März 2012, in ganz Österreich durchgeführt werden. Für die kommenden fünf Jahre werden Frauen, Männer und Jugendliche gesucht, die bereit sind, Verantwortung in unseren drei Pfarrgemeinden zu übernehmen, Pfarrleben zu gestalten und zu organisieren, aktiv dabei mitzuarbeiten, dass die froh machende Botschaft Jesu im Hier und Jetzt mitten unter uns erfahrbar wird.
Ich muss gestehen, dass ich sorgenvoll in diese bevorstehenden fünf Jahre blicke. Sorgenvoll deshalb, weil die Ereignisse der vergangenen Wochen mich „ernüchtert“ haben. Mit vollem Engagement bemühe ich mich in den „Seelsorgeraum“ einzuarbeiten, erhalte jedoch von den Verantwortlichen in unserer Diözese so gut wie keine Hilfe und Unterstützung.
Ein Beispiel: vom Pastoralamt wurde mir versprochen, betreffend Anmeldung unserer Pfarrsekretärin alles Notwendige in die Wege zu leiten, ich müsse mich darum nicht kümmern (kann ich auch nicht, da ich nicht in Kenntnis der Dienstgeberpflichten bin – ist ja als Seelsorger auch nicht meine Aufgabe!). Hätte ich jedoch wenige Tage vor der Anstellung unserer Pfarrsekretärin nicht nochmals im Ordinariat nachgefragt, ob alles erledigt wurde, hätte unsere Pfarrsekretärin am Montag ihren Dienst begonnen, ohne angemeldet zu sein. Auf die „Überzeugungsarbeit“, die ich in der diözesanen Finanzkammer leisten musste, damit mir diese Arbeit letztendlich nicht „überantwortet“ wurde, möchte ich gar nicht näher eingehen….
Dann kam von Seiner Exzellenz, unserem hochwürdigsten Herrn Diözesanbischof Dr. Zsifkovics und dem hochwürdigen Herrn Generalvikar Mag. Lang kurz vor dem Weihnachtsfest in einem Gespräch mit Mag. Krammer und mir die Hiobsbotschaft, dass sich die Diözese vom Christophorus-Haus zurückzieht. Dafür wurde zunächst das Datum 31. Dez. 2011 genannt, nach Intervention unsererseits dann Jän./Feb. 2012 zugestanden. Ich weigerte mich, im Auftrag des hwst. Herrn Diözesanbischof unserem Wirtschaftsrat diesen Rückzug mitzuteilen, weil es m. E. Aufgabe der Diözesanleitung ist, die Pfarre darüber zu informieren und über die weitere Vorgangsweise miteinander zu diskutieren. „Da gibt es nichts zu diskutieren“, hielt der hw. Herr Generalvikar fest….Mit diesem Rückzug der Diözese vom Christophorus-Haus wird der Filialgemeinde Oberschützen in meinen Augen der „Todesstoß“ versetzt, weil wir als Pfarre die jährlichen Erhaltungskosten des Christophorus-Hauses nicht aufbringen können, geschweige denn die überfälligen Sanierungsmaßnahmen aufgrund der großen Feuchtigkeit in den Kellerräumen. Auch hier hätte die Diözese schon längst Handlungsbedarf gehabt. Wie soll es hier bloß weitergehen…?
Blicke ich auf den „Seelsorgeraum“ (ich schreibe diesen Begriff nur mehr unter Anführungszeichen, weil in einem derartigen „Seelsorgeraum“ kaum mehr Seelsorge geleistet werden kann), sehe ich, dass ich als Pfarrer derzeit alles dreifach machen muss, von Sitzungen angefangen bis hin zur Sakramentenspendung. Von der Diözese heißt es stets, dass der „Seelsorgeraum“ alle Beteiligten entlasten soll. Bisher sehe ich leider nur das Gegenteil, eine Vervielfachung von bürokratischer Arbeit, die zusätzlich durch einerseits mangelnde Hilfestellung von „oben“ und andrerseits durch willkürliche Machtentscheidungen, Verhindern guter Ideen etc. erschwert wird.
Zudem merke ich an mir selber, wie mir aufgrund der Überlastung immer mehr Fehler passieren, wenn ich z. B. Angehörige beim Requiem im Sonntags-Gottesdienst nicht begrüße, weil ich einfach darauf vergesse. In Mariasdorf muss ich stets fluchtartig nach dem Sonntags-Gottesdienst die Kirche verlassen, weil ich nach Bad Tatzmannsdorf zur nächsten Eucharistiefeier hetzen muss. Ein Zusammenstehen und Plaudern nach dem Sonntags-Gottesdienst mit den Pfarrleuten in Mariasdorf ist aus zeitlichen Gründen einfach nicht machbar. – Ist das die gewünschte „neue“ Seelsorge in unserer Diözese, dass der Pfarrer keine Zeit mehr hat für die Menschen in seiner Pfarrgemeinde?
Es gäbe noch einige Beispiele, die ich anführen könnte, um aufzuzeigen, dass die von der Diözese vorgegebene Einteilung 1 Pfarrer für 3 Pfarrgemeinden und zusätzlich 16 Filialgemeinden m. E. keine zukunftsweisende ist, damit in den Pfarren vor Ort Gottes froh machende Botschaft lebendig und erfahrbar ist. Die Idee Seiner Exzellenz, soviel viel wie möglich im „Seelsorgeraum“ zu zentralisieren („1 Pfarrgemeinderat für alle 3 Pfarrgemeinden.“ ....... Die Filialgemeinden sollen in die Pfarre zu den Gottesdiensten fahren), halte ich ehrlich gesagt für alles andere als sinnvoll.
Das Motto der heurigen Pfarrgemeinderats-Wahl „Gut, dass es die Pfarre gibt!“ finde ich absolut gut. Die praktische Umsetzung des „Seelsorgeraumes“ erfahre ich als genaues Gegenteil. Wird dieser Weg in unserer Diözese und in Österreich weitergegangen (in der Erzdiözese Wien soll in Zukunft eine Pfarre aus mindestens 4.000 Katholiken bestehen), dann wage ich mich schon zu fragen: Wie kann unter diesen Voraussetzungen der Pfarrer noch als Seelsorger tätig sein aufgrund der dadurch zusätzlichen Arbeitsüberlastung und der damit verbundenen mangelnden Zeit? Burn-Outs in Massen an der Basis sind vorprogrammiert!
„Gut, dass es die Pfarre gibt!“ Ich möchte mich dafür einsetzen, dass ich auch in Zukunft Seelsorge vor Ort umsetzen kann. Dazu ist es notwendig, eine überschaubare (kleine) Pfarrgemeinde zu leiten, um als Seelsorger ausreichend Zeit zu haben für die Sorgen und Freuden der Menschen, für Gottesdienste und Feste, für Gespräche, Besprechungen und fruchtbringende, geist-reiche Zusammenkünfte meint
Ihr Seelsorger Dietmar Dominik Stipsits
Quelle: Pfarrblatt 2012-1 für den "Seelsorgeraum" Bad Tatzmannsdorf - Mariasdorf - Bernstein >>
Ich muss den Inhalt nicht extra kommentieren. Zu klar und deutlich sind die Worte die hier geschrieben sind. Was mich jedoch freut ist die Tatsache, dass nun einmal auch ein Priester klar und öffentlich sagt was Sache ist in unserer Diözese. Meinen Respekt, Pfarrer Stipsits! Es ist höchst an der Zeit, dass auch unsere Priester ihre Meinung offen sagen.
Dietmar D. Stipsits ist Diözesansprecher der Pfarrer-Initiative in der Diözese Eisenstadt.
10 Kommentare:
Meine Hochachtung für Ihre eindeutige Stellungnahme und Offenheit; wer Sie kennt weiß, daß Wahrhaftigkeit hinter Ihrem Handeln steht.
Seelsorge als Dienst am Menschen braucht Zeit und Bereitschaft;
auch Ihre Kollegen werden eindeutig Stellung beziehen müssen - die Zeit des hinter dem Rockzipfel sich versteckens ist vorbei; das "Laue" spricht niemanden an -
Christliche Seelsorge braucht Frauen und Männer, die mit beiden Füßen im Leben stehen, da sind, Zeit haben und eine "frohe Botschaft" für alle Mitmenschen erlebbar machen.
Lieber Dietmar!
Ich habe Dein „Klagelied“ auf dem Blog gelesen. Hin und wieder schaue ich noch, was „Neues“ im Burgenland gibt …
Wirklich, wenn man Deine Zeilen liest, musst Du über die derzeitige Situation todunglücklich sein. Trotz bemühen, keine Anerkennung, kein tröstendes Wort, die Diözese sieht nichts, hört nichts … Jawohl, wir leben in einer schwierigen Zeit und die Kirchenoberen schauen nur auf sich ... Nirgends ein Lichtblick …
Zum Trost vielleicht so viel: auch Dein Vorgänger im Pfarrverband Mariasdorf-Bernstein hatte keine Zeit nach dem Gottesdienst in Mariasdorf auf einen Plausch … Sehr wohl aber Dein Vor-vorgänger auf ein Kartenspiel im Gasthaus Fürst nach der Messe in Mariasdorf und vor der Messe in Bernstein! (Frag die Leute in Mariasdorf, wie er das geschafft hat!?)
Aber vielleicht einige Daten aus der Geschichte (davon verstehe ich halt ein bisschen mehr): Drei Pfarren und 16 Filialen, das hört sich wirklich sehr gut an! Dazu noch die räumliche Entfernung!
Nun, es gab Zeiten, wo aus Mariasdorf aus auch Bernstein betreut wurde, zeitweise sogar Pinkafeld! Es war zwischen 1532 und 1733, also zwei Jahrhunderte lang. Und da gehörten noch einige Filialen mehr dazu. (Z.B. Jormannsdorf, Willersdorf, Glashütten und Goberling waren Filialen von Mariasdorf.) Zwar waren die Leute zum größten Teil protestantisch, aber auch die wenigen Katholiken mussten versorgt sein. Versehgang zum Beispiel im Meter tiefen Schnee, im Falle von Epidemien muss es sehr lustig gewesen sein. Oder Begräbnisse im Winter, in Aschau oder Schmiedrait! Und keine Unterstützung von Bischof!
Zwölf von den 16 Filialen gehören zum Pfarrverband Mariasdorf Bernstein. In zwei Gemeinden gibt es Kirchen: in Aschau und Grodnau. Fast alle „Filialen“ sind zum größeren Teil evangelisch, viele Mischehen, wo die meisten Kinder evangelisch sind, wie z.B. bei Deiner Sekretärin. Also in diesen Gemeinden gibt es hin und da ein Begräbnis, zufällig eine Taufe, aber das in der Pfarrkirche, und dann ein Erstkommunionkind oder Firmling.
Ja, und in der Zeit der Türkenkriege waren viele Pfarren unbesetzt. Da wirkten so genannte Lizentiaten, die außer Messlesen und Beichthören alles gemacht haben. Lit.: Koloman Juhász: Ein Beitrag zur Laienseelsorge in der Diözese Raab
Nachzulesen: www.alfons-jestl.at/Theologie%20Kunst%20Literatur.htm
Und was soll ich, was sollen wir sagen, nach 15 Jahren in Mariasdorf? Wo wir 15 Jahre lang kaum Urlaub gemacht haben und alles ist dahin, keine Spur, nichts mehr von unserer Arbeit übrig blieb? Du möchtest nach so kurzer Zeit schon Anerkennung und Unterstützung? Wir hatten in 15 Jahren nur Scherereien gehabt … da muss man wirklich verzweifeln!
Mit lieben Grüßen aus Wien, Gizella
Gratulation zu diesem mutigen Hilfeschrei...liebe Pfarrer, macht nur so weiter ,bevor sie euch allesamt verheizen.
Da ist ein Burnout vorprogrammiert, außer Sie machen eben das, was Sie können. Für das andere sind Sie nicht zuständig.
Eigentlich eine normale Situation, die sich im Leben überall findet. ALLE sind wir eigentlich überfordert, bezüglich der Probleme in der Welt, aber auch in der Familie, und auch in mir selber. Gut, dass es Gott gibt.
Ob der Ausflug in die weitere und nähere Geschichte hilfreich ist, wer weiß? Jedenfalls sollte man es nicht so weit kommen lassen, dass man sagen muss, man hat "nur Scherereien gehabt".
Lieber Dietmar, ich wünsche ´dir und uns, dass dich dein Mut und deine Kraft nicht verlässt und dass immer mehr Menschen ihr Auftrag aus der Taufe heraus klar wird: geht und erzählt von der Hoffnung, die euch trägt, aber auch von der Verzweiflung, die euch lähmt. Alles Liebe.
Bleibt zu hoffen, dass diesem exzellenten Beispiel weitere folgen! Ich wünschte mir 100 Stipsits in dieser Diözese. Durch Schweigen wird nichts besser, das sollte spätestens jetzt einmal klar sein.
Zum Inhaltlichen der Ausführungen dieses Pfarrers will ich nur unterstreichen, was er meines Erachtens nur andeutet, aber sehr wichtig ist: Das spirituelle Leben des Priesters, das Kräfte-Schöpfen, wie es jüngst im Sonntagsevangelium über Jesus auch berichtet wurde - das kann hier nur zu kurz kommen, solche Seelsorger sind schwer Burnout-gefährdet!
Was mir dazu weiters einfällt ist die Beobachtung, dass so genannte bischofsloyale und romtreue burgenländischen Priester in der Regel durch Faulheit und Gleichgültigkeit glänzen, und oft auch als Theologen erbärmliche Figuren hergeben. Aber das ist genau dieser Priestertyp, den sich nicht nur Ägidius Zsifkovics, sondern die meisten Diözesanbischöfe sehnlichst wünschen: brav, folgsam, feig und oberflächlich, und wenn es um theologisch-seelsorgliche Kompetenz gehen soll, wird lieb über die Entscheidungsgewalt der "Weltkirche" (womit aber der Vatikan gemeint ist, bitteschön) geplappert, oder in "Vorschrift ist Vorschrift"-Manier auf Katechismus und Codex verwiesen. Dass Dietmar Stipsits nicht zu dieser Abteilung des Klerus zählt, braucht wohl nicht betont zu werden.
Wenn das wirklich noch rund 30 Jahre lang so weiter gehen würde (ich will es bewusst nur im Konjunktiv formulieren), bräuchte man sich über die Zukunft der Diözese Eisenstadt keine Gedanken mehr zu machen. Sie hätte nämlich keine mehr. Dass Seelsorgeräume keine zukunftsträchtiges Kirchenmodell sind, braucht wohl kaum mehr eine nähere Begründung.
Wenn die Anliegen der Pfarrerinitiative, aus denen der Geit des Zweiten Vatikanums regelrecht herausleuchtet, aber umgesetzt werden, dann wird es anders aussehen.
Gruß aus der (himmlischen) Konzilsaula,
Schillebeeckx
Liebe/r Anonym, ich nehme an, Sie kennen weder die Situation im Pfarrverband Mariasdorf-Bernstein, noch den Vorgänger von Pfarrer Stipsits, P. Alfons Jestl CssR. Die erwähnten Scherereien wurden nicht von uns verursacht! Auch wir haben über-drüber geleistet, P. Jestl hatte mehr Messen z. B. als jetzt Pfarrer Stipsits! Und er hat einen Pastoralassistenten, das gehört auch zur Wahrheit!
Was die Geschichte betrifft: ich habe es erwähnt, um zu zeigen, dass es in der Kirche oft schon schlechte Zeiten gab und wir müssten eigentlich auch an jene denken, denen noch viel schlechter erging, als uns heute!
Und um aus der Geschichte zu lernen.
Lieber Herr Schillibeeckx, ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich nehme an, wir kennen uns ...
Nun ich kann Ihnen aus Erfahrung sagen, dass auch ein so großer Theologe, wie Sie, kann sich hin und da irren, so lange einer noch auf Erden verweilt, auf jeden Fall. Vieles geht in dieser Kirche schief, und es ist nicht einfach die Spreu vom Weizen, das Wahre vom Falschen zu unterscheiden.
Nicht immer dort ist Reform zu erwarten, wo diese lautstark verkündet wird. Aber dafür ist die Gabe zur Unterscheidung der Geister da ... Nichts für Ungut, Ihr Gizella Vörös
@Gizella, bitte gönne dir endlich Urlaub!
Langsam finde ich das Gejammer nur mehr lächerlich! Glauben denn manche Pfarrer, dass es für ihre Vorgänger einfacher war? Die hatten mindestens genauso viel zu tun. Meist noch mehr Seelen zu betreuen UND auch nicht-Pfarrer haben oftmals viel zu tun - haben mit Streß zu schaffen!
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