Dienstag, 16. Juli 2013

Franziskus auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten

Das lässt einen irgendwie perplex zurück. ‚Vanity Fair’ kürt Papst Franziskus zum „Mann des Jahres“. ‚Vanity Fair’ heißt übersetzt ‚Jahrmarkt der Eitelkeit’ und ist ein Mode- und Stilmagazin, dass sonst eher minderbekleidete Frauen präsentiert. Ich weiß, das wissen Sie, das muss an dieser Stelle aber einfach wiederholt werden. Und: Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Mann des Jahres. Ausgerechnet Papst Franziskus.
Ist der Papst eine Stilikone? Es steht doch mit allem was er sagt in diametralem Gegensatz zu den Grundsätzen, nach denen ‚Fanity Fair’ die Welt gestaltet sehen will. Oder sehe ich das falsch? Ist das zynisch, dass man nun den Papst auf seinen ‚Stil’ reduziert? Elton John darf im Heft was sagen, außerdem Andrea Bocelli, also keine genuin religiösen Redner. Schaut man auf die Webseite, sieht man allerlei Größen und A, B, C und sonstige Promis, die gerade irgend was gemacht haben und sich dabei haben fotografieren lassen, damit sie in die Zeitung kommen. Nein, nicht die Zeitung: Vanity Fair. Da gehört Franziskus doch eigentlich gar nicht hin.
Oder haben wir den Papst auch da unterschätzt, dass seine Persönlichkeit und Botschaft nun auch auf nichtreligiösem Gebiet ihre Spuren hinterlassen? Immerhin wird er als jemand gewürdigt, der in nur kurzer Zeit eine „Führungspersönlichkeit, die Geschichte gemacht hat“ geworden sei.
Bislang wurde der Papst als innerer Reformer wahrgenommen, als jemand, der das Christentum neu mit Dynamik versorgt und sich um Kurienreform etc. kümmere, also ad intra. Gerne und zufrieden haben wir wahrgenommen, dass auch außerhalb der Kirche andere religiöse oder spirituelle Menschen ihn als einen der „Ihren“ erkannt haben, seien es Muslime, Buddhisten oder keiner Religion zugehörige. Aber alles bleibt irgendwie Religion.
Nun aber auch ‚Vanity Fair’. Seien wir einmal nicht zynisch und nehmen wir an, dass das bedeutet, dass sich dem Papst auch die Modekreise nicht entziehen können. Ein so ausgemacht unmodischer Mensch auf dem Cover einer Mode- und Eitelkeitszeitschrift: Die Welt ist noch nicht verloren!

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