Wie ich bereits berichtet habe, hat am 27.11.2010 eine Enquete zum Thema „Zentralistische Bischofsernennungen – theologisch unhaltbare Willkür" stattgefunden. Veranstalter waren die katholischen Reformbewegungen Plattform "Wir sind Kirche", Laieninitiative,Priesterinitiative und Priester ohne Amt.
Ich hatte die Ehre, das Eröffnungsreferat zum Thema "Bischofswechsel in Eisenstadt – eine mehrfach unerträgliche Vorgangsweise" zu halten. Unter anderem sagte ich:
"Das Auswahlverfahren und die sog. „Befragung“ durch den Nuntius Peter Zurbriggen
Die Vorfälle in Linz um die Ernennung von Weihbischof Wagner ließen schon ahnen, dass es im Burgenland nicht viel anders zugehen würde: Ein romtreuer Kandidat musste her, das ist das Wichtigste. Logischer Weise kam dafür Ägidius Zsifkovics in Frage und schon sehr früh kursierte sein Name als möglicher Kandidat in der Presse.
Nicht zu Unrecht. Der Generalsekretär der Bischofskonferenz und Kirchenrechtler hat jahrelang sein persönliches Netzwerk gepflegt – insbesondere zur vatikanischen Bürokratie um seine Karrieremöglichkeiten zu verbessern. Undementiert wurde mehrmals öffentlich berichtet, dass aus dem Umfeld von Zsifkovics zu erfahren war, dass er schon nach seiner Priesterweihe meinte, einmal Bischof werden zu wollen. Da kommt einem unweigerlich ein ehemaliger Bundeskanzler der Republik in den Sinn, der schon in der Sandkiste spielend feststellte, einmal Bundeskanzler zu werden.
Doch sehr viele Priester und Laien hatten auch sehr früh Bedenken gegen einen möglichen Bischof Zsifkovics. Sie äußerten die Bedenken, öffentlich und in Gesprächen mit dem Nuntius Peter Zurbriggen, mit Kardinal Schönborn, seinem Stellvertreter in der Bischofskonferenz Bischof Kapellari und vielen anderen mehr. Doch die Sorgen eines bedeutenden Teiles des burgenländischen Klerus und der Laien wurden nicht ernst genommen.
Die wichtigsten Kritikpunkte die immer wieder genannt wurden:
1. Zsifkovics soll Priesterkollegen gegenüber sehr unchristlich und unkollegial gewesen sein. Vor allem solchen gegenüber, die er als seine "Feinde" einstufte.
2. Er habe ganz selten an diözesanen Beratungen und Zusammenkünften der Priester, sowie diözesanen Weiterbildungsveranstaltungen teilgenommen.
3. Zsifkovics wollte immer schon Bischof werden und war deshalb auch sehr oft in Rom und der Anima oder in Zagreb, um an seiner Karriere zu arbeiten.
4. Er hat Bischof Iby und mit ihm die pastoralen Linien des "Dialogs" in Rom ständig denunziert.
Aufgrund all dieser Punkte würde es sehr schwer sein, eine Vertrauensbasis zu schaffen.
Die Kritik wurde auch bei einem Treffen von der Dechantenkonferenz und des Priesterrates derDiözese Eisenstadt am 15. April 2010 deutlich ausgesprochen. Bei diesem Treffen fanden die Priester starke Worte und es wurde die Vorgangsweise bei der Kandidatensuche kritisiert.
Wörtlich heißt es in den Amtlichen Mitteilungen der Diözese Eisenstadt Nr. 578 vom 25. April 2010 unter dem Punkt "Kurzbericht über die Zusammenkunft des Gremiums Priesterrat und Dechantenkonferenz der Diözese Eisenstadt: „…In der Diskussion zeigten sich die Anwesenden großteils darüber enttäuscht, dass der Nuntius bisher keine Befragung in der Diözese Eisenstadt durchgeführt hat. Auch wurde mit großer Enttäuschung festgestellt, dass eine Anfrage zu einem Gesprächstermin mit dem Apostolischen Nuntius, die der Generalvikar bereits vor drei Wochen an die Nuntiatur richtete, bisher unbeantwortet blieb. Die Anwesenden werten dies als Affront gegen die Diözese Eisenstadt….“
Klarer kann die Rolle des Nuntius Peter Zurbriggen nicht beschrieben werden.
Im Eilzugsverfahren kam dann plötzlich eine Befragung zustande. Eilzugsverfahren deshalb, weil Nuntius Zurbriggen erst Mitte Mai 2010 Priester der Diözese um ihre Meinung gebeten hat, wer Bischof werden soll. Danach musste er die Antworten sichten, bewerten und eine Reihung der Kandidaten vornehmen und diese an den Vatikan schicken. Anschließend muss die Bischofskongregation eine genaue Überprüfung der Kandidaten vornehmen. Dann tritt die Bischofskongregation zusammen. Schließlich geht der Akt an den Papst.
Diese ganze Prozedur fand in einem Zeitraum von rund 40 Tagen statt – das muss man sich einmal richtig auf der Zunge zergehen lassen und sich praktisch vorstellen. Diese Geschwindigkeit in so wichtigen Fragen ist für die Kenner der vatikanischen Bürokratie eigentlich unmöglich. Der Verdacht liegt einfach auf der Hand, dass die Befragung reine Augenauswischerei war und die Ernennung vorher fest stand. Die Befragung sollte offensichtlich nur dazu dienen, die getroffene Entscheidung für Zsifkovics nachträglich zu legitimieren und scheinheilig zu behübschen.
Bischof Iby bestätigt diesen Verdacht wenn er in einem ausführlichen Gespräch in der ORF Sendung „Orientierung“ am 26. September Kritik am Ablauf der Bestellung und auch das Tempo der Ernennung in Frage stellt. „Was ich mir gewünscht hätte ist, dass man jene Umfragen, die in letzter Zeit gemacht wurden, auch beachtet hätte", so Iby zum Prozedere bei der Bestellung seines Nachfolgers. Und weiter: "Die Kürze der Zeit zwischen der Befragung und der Ernennung lässt vermuten, dass auf diese Fragen und Antworten nicht sehr geschaut wurde." Klarer kann diese „Schmähparade“ die sich Befragung nennt, nicht beschrieben werden.
Weiters ist die Auswahl der Teilnehmer an jener Befragung unfassbar. Es ging hier überhaupt nicht nachvollziehbar, transparent oder demokratisch zu – dafür aber unter Betonung „strengster Geheimhaltung“. Ein System an Willkür und Intransparenz sondergleichen. Nicht einmal alle Dechanten waren unter den ca. 60 eingeladen Personen. Auch nicht alle Mitglieder des Pastoralrates. Dafür aber fehlten die ausgewiesenen Freunde und Sympathisanten des neuen Bischofs nicht – auch wenn sie sich schon lange im Ruhestand befanden. Diese Auswahl von system- und romtreuen Personen für die Befragung verwundert nicht, wenn man weiß, wer dafür verantwortlich war.
Hinter der "Umfrage des Nuntius zur Ernennung eines Bischofs in Eisenstadt" stand sein Sekretär. Er erstellte die Liste der Personen, die zur Befragung eingeladen wurden.
Es handelt sich um Pater Florian Grafl F.S.S.P. aus Schattendorf, Mitglied der Priesterbruderschaft St. Petrus. Diese Petrusbruderschaft ist ein Ableger der 1969 von Lefebvre gegründeten Piusbruderschaft. Die Geisteshaltungen dieser Gemeinschaften sind hinlänglich und sattsam bekannt.
Dass sich Nuntius Zurbriggen mit Mitarbeitern aus diesem Milieu umgibt ist wohl eigenartig und sonderlich – jedenfalls ist es bezeichnend.
Es ist auch daher weiter nicht verwunderlich, dass diese Personenauswahl eigentümlich anmutet. Das aufgrund dieses Hintergrundes die Liste der Befragten einschlägig eingefärbt war liegt wohl auf der Hand.Wer mein ganzes Referat möchte, den/der schicke ich es gerne zu: Email an edi.posch@bnet.at
2 Kommentare:
Da hat Hw. P. Grafl ja ein gutes Werk getan! Auf Priester der Petrusbruderschaft ist eben Verlass :).
Da kann ich mich nur anschließen! Wer hätte den gefragt werden sollen? Die Priester die auf der PI-Liste stehen, sich also dem UNGEHORSAM gegen Kirche, Papst und die Bischöfe verschrieben haben?
Kommentar veröffentlichen