"Querida Amazonia" ist das Ende eines klerikalen Monopols
"Querida Amazonia", das nachsynodale Schreiben des Papstes, wurde nach dem Erscheinen viel kritisiert. Doch Michael Böhnke hat in dem Text eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Franziskus beendet darin ein klerikales Monopol - durch die Fußnote 136.
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Zur besseren Übersicht die dazu zitierten Stellen:
QA 94. Eine Kirche mit amazonischen Gesichtszügen erfordert die stabile Präsenz reifer und mit entsprechenden Vollmachten ausgestatteter verantwortlicher Laien[136], die die Sprachen, Kulturen, geistlichen Erfahrungen sowie die Lebensweise der jeweiligen Gegend kennen und zugleich Raum lassen für die Vielfalt der Gaben, die der Heilige Geist in uns sät. Denn dort, wo eine besondere Notwendigkeit besteht, hat der Heilige Geist bereits für die Charismen gesorgt, die darauf antworten können. Dies setzt in der Kirche die Fähigkeit voraus, der Kühnheit des Geistes Raum zu geben sowie vertrauensvoll und konkret die Entwicklung einer eigenen kirchlichen Kultur zu ermöglichen, die von Laien geprägt ist. Die Herausforderungen Amazoniens verlangen von der Kirche eine besondere Anstrengung, um eine Präsenz in der Fläche zu erreichen, was nur zu verwirklichen ist, wenn die Laien eine wirksame zentrale Rolle innehaben.
[FN 136] Der Bischof kann wegen Priestermangels »einen Diakon oder eine andere Person, die nicht die Priesterweihe empfangen hat, oder eine Gemeinschaft von Personen an der Wahrnehmung der Seelsorgsaufgaben einer Pfarrei beteiligen« (Codex des kanonischen Rechts, 517 § 2).
CIC 517 § 2: Wenn der Diözesanbischof wegen Priestermangels glaubt, einen Diakon oder eine andere Person, die nicht die Priesterweihe empfangen hat, oder eine Gemeinschaft von Personen an der Wahrnehmung der Seelsorgsaufgaben einer Pfarrei beteiligen zu müssen, hat er einen Priester zu bestimmen, der, mit den Vollmachten und Befugnissen eines Pfarrers ausgestattet, die Seelsorge leitet.
Anmerkung: Kann man aufgrund der "unvollständigen" (der "mit Vollmacht ausgestattete Priester" fehlt) und "uminterpretierten" (der Bischof muss nicht "glauben", Ungeweihte beteiligen zu "müssen", sondern kann sie einfach "beteiligen") Zitierung von CIC 517 § 2 in FN 136 schließen, dass die Kirche mit
amazonischen Gesichtszügen wegen des Priestermangels auf den "mit Vollmachten und Befugnissen
eines Pfarrers ausgestatteten Priester als Leiter der Seelsorge"
verzichten kann?
QA 103. In einer synodalen Kirche sollten die Frauen, die in der Tat eine zentrale Rolle in den Amazonasgemeinden spielen, Zugang zu Aufgaben und auch kirchlichen Diensten haben, die nicht die heiligen Weihen erfordern und es ihnen ermöglichen, ihren eigenen Platz besser zum Ausdruck zu bringen. Es sei daran erinnert, dass ein solcher Dienst Dauerhaftigkeit, öffentliche Anerkennung und eine Beauftragung durch den Bischof voraussetzt. Das bedeutet auch, dass Frauen einen echten und effektiven Einfluss in der Organisation, bei den wichtigsten Entscheidungen und bei der Leitung von Gemeinschaften haben, ohne dabei jedoch ihren eigenen weiblichen Stil aufzugeben.
“Das große Dilemma des Franziskus“
Martha Heizer analysiert Kernstücke des päpstlichen Schreibens "Querida Amazonia"
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