Donnerstag, 28. Januar 2016

Orthodoxes Kloster-Projekt in St. Andrä wartet weiter auf Bauland-Umwidmung

Breite Unterstützung für orthodoxes Kloster im Burgenland
Das im burgenländischen St. Andrä/Zicksee geplante orthodoxe Kloster „Maria Schutz“ kann auf breite lokale, regionale und internationale Unterstützung setzen.

Zu den massiven Befürwortern zählen auf höchster Ebene Papst Franziskus und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. Für die Errichtung des Klosters hat sich u.a. aber auch der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl ausgesprochen. In St. Andrä könne „ein Stück Weltgeschichte geschrieben“ werden, so Niessl.

Attraktion und „Tourismus-Turbo“
Er sehe das Kloster als „große Chance für St. Andrä und die umliegenden Gemeinden“, zitierte die „Burgenländische Volkszeitung“ (04/2016) den Landeshauptmann. Neben der kulturellen Bereicherung für die Region gehe mit der Umsetzung des Projekts auch eine beachtliche Wertschöpfung einher. Darüber hinaus wäre das erste christlich-orthodoxe Kloster Österreichs eine Top-Attraktion und ein weiterer „Turbo für den burgenländischen Tourismus“, so Niessl.

Auch der historischen Bedeutung eines gemeinsamen Projektes zwischen Kirchen von Ost und West sei er sich bewusst: „Es ist schon etwas Besonderes, wenn zwei Päpste und das Oberhaupt der christlich-orthodoxen Kirche auf eine 1.400 Einwohner Gemeinde im Burgenland aufmerksam werden und sich gemeinsam hinter das Bauvorhaben stellen.“ Niessl wörtlich: „Ich kann der Bevölkerung von St. Andrä dazu nur gratulieren - hier wird ein kleines Stück Weltgeschichte geschrieben.“ - Bischof Ägidius Zsifkovics, Metropolit Arsenios (Kardamakis) und Abt Paisios Jung hatten den Landeshauptmann jüngst bei einem Besuch über den aktuellen Stand des Klostervorhabens informiert.

„Jahrtausendchance“ für den Ort und die Region
Die ökumenische Vorzeigeprojekt hat auch breite Unterstützung in der lokalen Bevölkerung. So hat sich inzwischen etwa eine Vereinigung der „Freunde des Klosters Maria Schutz“ gebildet, der - nicht nur, aber auch - viele Bewohner von St. Andrä angehören und die sich für die Errichtung des Klosters einsetzen. Von der Diözese Eisenstadt heißt es, das Kloster sei eine „Jahrtausendchance“ für den Ort und die gesamte Region.

Bischof Ägidius Zsifkovics hatte mehrfach betont, dass das Kloster in St. Andrä zur beherzten und vorbildlichen Antwort auf den Wunsch von Papst Franziskus an alle Gläubigen nach „intensivem Eintreten für die kommende Einheit aller Christen“ werden könne.

Mönche bereits vor Ort
Die Mönche des neuen Klosters „Maria Schutz“ leben bereits seit einiger Zeit provisorisch im Pfarrhof in Weiden am See. Abt P. Pasisios Jung, ein Saarländer, und die weiteren vier Mönche, sind alle deutschsprachig. Wie der Abt stets betonte, solle das Kloster zum einen ein geistliches Zentrum der Orthodoxie in Österreich werden, zugleich aber auch als offene Begegnungsstätte für alle Menschen dienen.

Die neuen Mönche sind bereits regelmäßig in St. Andrä vor Ort. Auch der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) sowie weitere Vertreter der orthodoxen und katholischen Kirche hatten in St. Andrä mehrmals den Gemeinderat und die Bevölkerung über das Projekt informiert.

Ursprung reicht ins Jahr 2014
Der Ursprung des Projekts reicht ins Jahr 2014 zurück. Die Diözese stellte - einer Bitte des griechisch-orthodoxen Metropoliten Arsenios (Kardamakis) folgend - ein Grundstück in St. Andrä am Zicksee zur Verfügung. Damit solle „ein sichtbares Zeichen gelebter Ökumene“ gesetzt werden, hieß es damals. Papst Franziskus bedankte sich daraufhin bei der Bevölkerung der Marktgemeinde für deren Offenheit und segnete im Februar 2015 den ersten Entwurf des Klosters in den Händen von Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics.

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios besichtigte bei einem Besuch anlässlich des burgenländischen Martinsfestes im November 2014 das Grundstück in St. Andrä, in der Pfarrkirche betete er für die Einheit der Christen und für das gute Gelingen des Klosterprojekts. In seiner Ansprache zum Martinsfest-Gottesdienst sprach Bartholomaios von einem „historischen Tag“ und einem großen Schritt in Richtung Einheit der Christen. Er überreichte zudem im Dezember 2015 an Bischof Zsifkovics und Metropolit Arsenios einen namhaften Betrag zugunsten des Klosterbaus.

Die Entwürfe für das Kloster sind längst fertig. Geplant ist ein moderner Bau, der nicht höher als rund 5,5 Meter werden soll, was der Höhe eines Einfamilienhauses entspricht. Im Komplex sollen auch 20 Zimmer für Pilger zur Verfügung stehen. Das Gebäude soll soweit möglich mit regionalen Unternehmen gebaut werden. Bei der Planung wurden auch die seit langem bestehenden Wünsche der Anrainer nach einem Windschutzgürtel berücksichtigt. Obwohl für das Kloster nicht notwendig, ist ein solcher nun in das Bauvorhaben inkludiert, wie es von Seiten der Diözese Eisenstadt heißt.

„Gezielte Falschmeldungen“
Eine Umwidmung des Grundstücks zu Bauland steht allerdings nach wie vor aus; und das trotz einer bereits im Oktober 2014 getätigten Zusage des Bürgermeisters und eines positiven Gemeinderatsbeschlusses im Dezember 2015, wie ein Sprecher der Diözese Eisenstadt gegenüber „Kathpress“ sagte. Einige wenige Gegner des Projekts hätten im Gemeinderat eine Bürgerbefragung durchgesetzt, die nun von 29. Jänner bis 1. Februar durchgeführt werden soll, der allerdings keine rechtlich bindende Bedeutung zukommt.

Die Gegner des Projekts versuchten nun, mit „gezielten Falschmeldungen“ die Bevölkerung gegen das Klostervorhaben aufzubringen, kritisierte der Diözesansprecher. So wird beispielsweise in einem auch „Kathpress“ vorliegenden Flugblatt suggeriert, dass in dem Kloster hunderte Asylwerber untergebracht werden sollen. Zudem werde es durch das neue Kloster keinen wirtschaftlichen Vorteil für die regionalen Gewerbetreibenden geben, behaupten die Projektgegner.

Enteignungsversuche durch den Bürgermeister
Bis zuletzt habe es auch Versuche des Bürgermeisters gegeben, „die Kirche über die Hintertür zu enteignen, in dem er das für das Kloster vorgesehene Grundstück gegen ein anderes tauschen wollte“, so der Diözesansprecher. Er sprach zugleich gegenüber „Kathpress“ von „xenophober Angstmache“, die die Projektgegner betreiben würden.

Bei dem Grundstück handelt es sich um einen Bestand aus der sogenannten „Pfarrpfründe“, die nichts mit dem Pfarrvermögen zu tun haben. Dieser historisch gewachsene gestiftete Vermögensbestand diente u.a. zur materiellen Absicherung von Pfarrern, ohne dabei aber in ihrem direkten Besitz zu stehen. Vielmehr unterliegt die Pfründe der Verwaltung der Diözese, die im Sinne der Stiftung damit disponieren kann. Da mit einer Stiftung traditionell immer auch das Gebet der Begünstigten für den Stifter verbunden ist, könne es zudem keine bessere Widmung geben als für ein Kloster.

Negative Stimmen trotz Gemeindratsbeschlusses
Die Befürworter des Projekts betonen jedenfalls die vielen positiven Effekte des Klosters. Durch das Klosterprojekt werde das besagte Grundstück auf alle Fälle für alle St. Andräer am besten genützt, heißt es in einem „Kathpress“ ebenfalls vorliegenden Flugblatt.

Die „Burgenländische Volkszeitung“ kommentierte die von den Projektgegnern ausgelösten politischen Vorgänge in St. Andrä sehr kritisch: „Landeshauptmann Hans Niessl und der Gemeinderat haben sich klar für das Projekt ausgesprochen. Da verwundert es dann doch, dass eine Bürgerbefragung zum geplanten Kloster stattfinden wird“, hieß es wörtlich. Es sei schade, „dass im Vorfeld von einigen eine derart negative Stimmung erzeugt wurde“.
Quelle: Religion.orf.at >>



Metropolit Arsenios Kardamakis
Bürgerbefragung soll orthodoxes Kloster im Seewinkel retten
Papstsegen und Patriarchenbesuch halfen bisher nicht, Bauland-Umwidmung umzusetzen - Erstes orthodoxes Kloster Österreichs harrt weiter der Realisierung - Wasserweihe am 6. Februar

Eisenstadt, 26.01.2016 (KAP) Eine Bürgerbefragung in St. Andrä am Zicksee im burgenländischen Seewinkel soll das dort geplante erste orthodoxe Kloster Österreichs retten. Von 29. Januar bis 1. Februar befinden die Bewohner über die Umwidmung des dafür vorgesehenen Grundstückes, das die Diözese Eisenstadt der griechisch-orthodoxen Metropolis von Austria zur Errichtung des Klosters zur Verfügung stellte. Eine Umwidmung zu Bauland blieb bisher von der politischen Gemeinde allerdings aus, wie aus einer Presseaussendung der "Freunde des Klosters Maria Schutz" vom Dienstag hervorgeht.

Nachdem seitens der Projektbetreiber bereits Überlegungen bekannt wurden, das Kloster in einer anderen Gemeinde entstehen zu lassen, entschied der Gemeinderat von St. Andrä am Zicksee, eine Bürgerbefragung über die Umwidmung des Grundstückes durchzuführen.

Ein Termin für den tatsächlichen Baubeginn ist somit noch nicht absehbar, obwohl die ersten künftigen Bewohner des Klosters "Maria Schutz" bereits vor Ort sind. Die vier orthodoxen Mönche leben noch im Pfarrhof in Weiden am See, wo sie unter anderem in der Seelsorge für orthodoxe Flüchtlinge tätig sind, teilte die Diözese Eisenstadt im September mit.

Inzwischen haben auch engagierte Bewohner von St. Andrä am Zicksee die Bedeutung dieses Projekts erkannt und eine Vereinigung der "Freunde des Klosters Maria Schutz" gegründet, die sich für die Realisierung des Projekts stark macht. In Eigeninitiative wurden Postwurfsendungen verteilt, sogar eine eigene Homepage wurde ins Leben gerufen, auf der sich Befürworter des neuen Klosters eintragen und explizit zu Wort melden können (www.pfarre-standrae.at/kloster).

"Große Wasserweihe" mit Metropolit Arsenios
Orthodoxe Feiern gibt es am Zicksee dennoch bereits: Erstmals im Burgenland wird heuer am 6. Februar um 11 Uhr in St. Andrä eine "Große Wasserweihe" stattfinden. Mit Metropolit Arsenios Kardamakis zelebrieren die Patres des Klosters Maria Schutz, zudem wird unter den Gästen u.a. auch der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics erwartet.

Quelle: Kathpress


St. Andrä am Zicksee

Kloster als „Turbo“
Bürger werden zu geplantem Kloster befragt, Landeshauptmann und Gemeinde stehen voll hinter dem Projekt.
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Bürger werden zu Plänen für ein orthodoxes Kloster befragt
Auf diesem Grundstück soll das Kloster gebaut werden
Die Gemeinde hat sich entschlossen, die Bevölkerung in die Entscheidung miteinzubeziehen.
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Blog-Archiv zum geplanten orthodoxen Kloster in St. Andrä am Zicksee 

Dienstag, 26. Januar 2016

Panorthodoxes Konzil von 19. bis 20. Juni nach Kreta verlegt

Panorthodoxes Konzil nach Kreta verlegt
Die Oberhäupter der orthodoxen Kirchen haben den Tagungsort für ihr in Istanbul geplantes Konzil nach Kreta verlegt. Patriarch Kyrill I. wollte wegen der Spannungen zwischen Russland und der Türkei nicht dorthin reisen.

Die Versammlung (Synaxis) der Patriarchen oder deren Vertreter der 14 Kirchen der griechisch-orthodoxen Kirchenfamilie bestimmte am Sonntag in Chambesy bei Genf die griechische Insel Kreta als neuen Tagungsort. Sie gehört kirchlich zum Patriarchat Konstantinopel.

Die „Heilige und Große Synode der Orthodoxie“ war vor zwei Jahren vom Ökumenische Patriarchen von Konstantinopel und Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, Bartholomaios I., nach Istanbul einberufen worden. Bereits die jetzt in Chambesy tagende Versammlung zur Vorbereitung des Konzils hatte ursprünglich am Sitz des Patriarchats stattfinden sollen, war aber auf Drängen der russisch-orthodoxen Kirche verlegt worden.

Mehrere Punkte ausschlaggebend für Verlegung
Die Frage des Konzilsortes wurde am Sonntag vom Moskauer Patriarchen Kyrill I. aufgeworfen. Er erklärte, angesichts der Spannungen zwischen Russland und der Türkei nicht nach Istanbul reisen zu können. Bartholomaios I. widersprach dem nicht. Wie er selbst schon früher andeutete, steht noch immer die Genehmigung der türkischen Staatsorgane zur Abhaltung der Synode in der alten Istanbuler Irenenkirche aus, die sich heute in Staatsbesitz befindet. In der Hagia Irene hatte 381 das Zweite Ökumenische Konzil getagt.

Während die russische Delegation daraufhin für ein Konzil in Moskau plädierte, schlug das Ökumenische Patriarchat zunächst die griechische Insel Rhodos vor. Dort hatten die gesamtorthodoxen Synodenvorbereitungen schon 1961 begonnen.

Angesichts der Finanzkrise des griechischen Staates, für den die dort nötige Mitfinanzierung des Konzils unmöglich geworden ist, setzte sich dann das Angebot des Metropoliten von Frankreich, Emmanuel Adamakis, durch, die Große Synode in seiner Heimat Kreta abzuhalten. Adamakis gilt als „Finanzminister“ von Bartholomaios I. Die unter Konstantinopel „halbautonome“ Kirche von Kreta wird als wohlhabend genug eingeschätzt, um sich das Konzil leisten zu können.

Erstes Konzil seit Jahr 787
Das für Juni geplante Panorthodoxe Konzil wäre nach orthodoxer Zählung das erste Konzil seit dem Jahr 787. Die 1. Panorthodoxe Konferenz zur Vorbereitung des Konzils hatte bereits 1961 auf Rhodos stattgefunden. Damals hatte man auf Vorarbeiten für ein Panorthodoxes Konzil aufgebaut, die an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert im Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel - damals eine der bestorganisierten Ortskirchen Europas mit kapillarer Präsenz in Anatolien und Thrakien - in die Wege geleitet worden waren.

Weltweit gibt es zwischen 300 und 400 Millionen orthodoxe Christen. Genaue Angaben fehlen. Die Orthodoxie zählt 14 allgemein anerkannte autokephale orthodoxe Kirchen (Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Jerusalem, Russland, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Georgien, Zypern, Griechenland, Polen, Albanien, Tschechien und Slowakei) sowie fünf autonome orthodoxe Kirche (Finnland, Estland, Japan, Amerika, Sinai). Dazu kommen zahlreiche weitere Kirchen, deren Status strittig bzw. nicht von allen Kirchen anerkannt ist.
Quelle: religion.orf.at >>


Panorthodoxes Konzil
Kirchenvolk bleibt außen vor
In der Theorie sehen sich die orthodoxen Kirchen der Welt als eine einheitliche Kirche. In der Praxis aber ist die Orthodoxie ein kompliziertes Geflecht vieler Einzelkirchen. Im Juni soll nun ein panorthodoxes Konzil stattfinden – das erste seit Jahrhunderten. Offene Fragen gibt es reichlich. Experten bezweifeln, ob das Konzil ein Erfolg werden kann.
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Ökumene-Experte: Kircheneinheit in weiter Ferne
Mit einer pointierten Kritik zum gegenwärtigen Stand in der Ökumene hat sich der Salzburger Ökumene-Experte und Kirchenhistoriker Dietmar W. Winkler zu Wort gemeldet: „Wir leben in einer ökumenisch bewegten Zeit – und doch geht nicht viel weiter“.
Radio Vatikan >>


Aktualisiert am 29.1.:

Orthodoxes Konzil von Kreta fast gescheitert
Das lange vorbereitete Konzil der orthodoxen Kirchen soll vom 16. bis 27. Juni auf Kreta stattfinden. Dabei wäre das Treffen beinahe im letzten Moment an unterschiedlichen Auffassungen zum Konzilsthema Ehe gescheitert.
Religion.orf.at >>

Mittwoch, 13. Januar 2016

Buch von Papst Franziskus: "Der Name Gottes ist Barmherzigkeit"

Papst Franziskus und das Buch der Barmherzigkeit

Papst Franziskus selbst hat die erste Ausgabe am Montagnachmittag in der Casa Santa Marta persönlich überreicht bekommen, und am Dienstag wurde es der Öffentlichkeit vorgestellt: das Interview-Buch von und mit Papst Franziskus mit dem Titel „Der Name Gottes ist Barmherzigkeit“. Die 40 Fragen gestellt und die Antworten aufgezeichnet hat der italienische Vatikanjournalist Andrea Tornielli, der bei der Tageszeitung "La Stampa" arbeitet und die Website „Vatican Insider“ koordiniert. Auf dem Umschlag ist der Titel des Buches handgeschrieben vom Papst selber zu sehen.

Interview vergangenen Juli aufgenommen

Im Juli 2015 wurde das Interview in dem Gästehaus und auch Wohnort des Papstes aufgenommen. Er war gerade erst von seiner Reise nach Ecuador, Bolivien und Paraguay zurückgekommen. Mit drei Aufnahmegeräten war der Vatikan-Journalist ausgestattet. Hauptthema des Gesprächs war die „Barmherzigkeit“ mit Blick auf das „Jahr der Barmherzigkeit“, das fünf Monate später eröffnet wurde.

Kapitel 1: Es ist Zeit der Barmherzigkeit

Gebete, Reflexionen des vorhergehenden Pontifikats und das Bild der Kirche als ein „Feldlazarett, welches die Herzen der Menschen mit Nächstenliebe erwärmt.“ Das seien auch die Gründe dafür gewesen, ein Jahr der Barmherzigkeit auszurufen, betonte der Papst. Es sei jetzt die „richtige“ Zeit dafür, betonte er, denn wir würden ein doppeltes Drama erleben: der Sinn für die Sünde sei verloren gegangen, daher sei die Menschheit verletzt. Geschwächt von den vielen „sozialen Krankheiten“ wie Armut, Ausgrenzung, Menschenhandel, Gleichgültigkeit.

Die Gnade der Scham

Ein zentraler Punkt des ersten Kapitels ist die päpstliche Reflexion zum Thema der „Scham“. Dass das Sich-Schämen als Gnade zu verstehen sei, denn die Scham rufe dem Sünder die Sünde erst ins Bewusstsein. Hier betonte der Papst die Notwendigkeit des „Zuhörens“, das „Apostolat des Ohres“. Denn die Menschen hätten heute das große Bedürfnis, dass ihnen jemand Zeit schenke und ihnen wirklich zuhören. Aus diesem Grund würden viele einen Wahrsager aufsuchen. Außerdem betonte der Papst, jeder Beichtende bekomme eine Segnung, selbst wenn er das Sakrament der Beichte und der Absolution nicht empfangen könne.

Die Verantwortung des Beichtvaters

„Seid liebevoll zu diesen Personen“ – richtet der Papst sein Wort an die Geistlichen- „und schickt sie nicht weg.“ Denn die Menschen leiden, betonte der Papst und die Verantwortung des Beichtvaters sei genau aus diesem Grund nicht zu unterschätzen. Er erzählte hier die Geschichte einer seiner Nichten, die standesamtlich mit einem äußerst religiösen Mann verheiratet war, der jedoch noch keine kirchliche Ehe-Annullierung hinter sich hatte. Er bat bei der Beichte daher nicht um Absolution, sondern um einen Segen.

Kapitel 2: Die Beichte ist keine Wäscherei, keine Qual – zuhören statt befragen

Man gehe nicht zur Beichte um „verurteilt zu werden“, sondern um etwas Größeres als eine Verurteilung zu erleben, nämlich um die Barmherzigkeit Gottes zu treffen.

Daher sei die Beichte, so der Papst, weder ein Waschgang, „wo die Sünde wie ein Fleck nach einer Trockenwäsche einfach weg" sei – noch eine Folterkammer, wo manche Beichtvater in einem „etwas krankhaften Exzess von Neugier“ das Gespräch in eine Befragung verwandle.

Kapitel 3: Sich als Sündiger anerkennen


Um die Barmherzigkeit Gottes empfangen zu können, sei es notwendig, sich auch als Sünder zu „erkennen“, betonte der Papst. Denn das „Herz in Stücken“ sei die größte Gabe für Gott, sagte Franziskus. Damit meine er, dass wir unsere Sünde erkennen, die Schuld selbst sehen, das sei bereits der große Schritt in die richtige Richtung. Die Barmherzigkeit sei unendlich groß, betonte er, viel größer als jede Sünde.

Kapitel 4: Auch der Papst benötige die Barmherzigkeit Gottes

Papst Franziskus selbst definiere sich als „Mann, der die Barmherzigkeit Gottes brauche“. Er rate den Beichtenden „nicht hochmütig sondern ehrlich seine Sünden zu betrachten“ und den Beichtvätern „die Sünden mit Zärtlichkeit zu betrachten und auch die eigenen Sünden nicht zu vergessen.“

Kapitel 5: Kirche verurteilt Sünde, aber umarmt Sünder

Auch wenn die Kirche die Sünde verurteile, so hätte sie immer offene Arme für den Sünder, betonte der Papst in dem Interviewgespräch mit Tornielli. In einem Verhältnis von „70 mal 7“ - also immer müsse man vergeben, so der Papst. Keine Sünde, so schlimm sie auch sei, könne nicht vergeben werden. Die Kirche sei also nicht auf dieser Welt, um zu „verurteilen, sondern um ein Treffen von inniger Liebe und der Barmherzigkeit Gottes zu ermöglichen.“

Die Kirche als „Feldlazarett“

Die Aufgabe der Kirche sei es „die bedürftigen Menschen aus ihrer Not“ abzuholen, dies jedoch mit Achtung ihrer Menschenwürde. Zuhören, Verständnis, Vergebung und Liebe seien die Stichwörter. In Zeiten als Erzbischof von Buenos Aires in Argentinien erinnerte er sich an eine Frau, die ihren Körper verkaufen musste, um ihre Kinder durchzubringen – sie bedankte sich bei dem zukünftigen Papst dafür, dass er sie immer mit „Frau“ ansprach.

Kapitel 6: Nicht die Verletzungen der Sünde „lecken lassen“, aber in Richtung Gott bewegen

Auch in diesem Kapitel betont Franziskus, dass es nichts nütze, nur nach einer Vergebung zu lechzen. Dies sei eine „narzisstische Krankheit, die nur zu einer Bitterkeit“ führe. Es sei die Bewegung Richtung Gott und die Anerkennung der Sünden die wichtige Aktion und die einzige Medizin gegen diese Volkskrankheit.

Keine Ausgrenzung für Homosexuelle

Auf die Frage über den Umgang mit Homosexuellen antwortete Franziskus wie bereits bei seiner Rückreise von Rio de Janeiro 2013: „Wenn eine Person homosexuell ist, den Herren sucht und guten Willen zeigt, wer bin ich, um zu urteilen?“

Er bevorzugt die Ausdrucksweise „homosexuelle Personen“ denn so würde die Person in ihrer gesamten Würde und Menschheit vorangestellt (Anm.: Im italienischen steht die Person vor dem Wort ‚homosexuell‘ [persone omosessuali] ). Er bevorzuge auch, dass sie in der „Nähe des Herren“ bleiben, so der Papst.

Barmherzigkeit als Glaubenslehre

Franziskus betonte in dem Interview, dass für ihn die Barmherzigkeit „wahr sei“, denn es sei die „erste Eigenschaft Gottes“. Man könne auch weitere Überlegungen über die Glaubenslehre anstellen, aber man dürfe nicht vergessen, dass die Barmherzigkeit Glaubenslehre sei, so der Papst. Die „Doktoren des Rechtes“ waren gegen Gott. Die Logik von Jesus sei die, das Böse in Gutes zu verwandeln, die weit entfernten erreichen und sie retten, alle Menschen zu retten, aber vor allem die Ausgegrenzten integrieren.

Türen öffnen, nicht schließen

Menschen mit einer kranken Seele brauchen offene Türen, so der Papst. Keine Verurteilung, keine verschlossenen Türen, keine Ausgrenzung. Die Christen dürften nicht das ausmachen, was der Heilige Geist im Herzen des Sünders anmache, so der Papst. Er bezog sich in diesem Zusammenhang auf Gesetze, zu strenge, die den Menschen nur die Türen vor den Augen zuwerfen würden und auch auf Kleriker, die sich allzu starr an der Glaubenslehre festkrampften. Er nannte hierfür auch Beispiele – wie zum Beispiel eine Frau, die 500.000 Dollar für einen Ehe-Annullierungsprozess hätte zahlen sollen, oder die Verweigerung einer Beerdigung eines Kindes, weil es nicht getauft war.

Kapitel 7: Die systematische Sünde der Korruption

Eine sehr ausführliche Antwort hatte Franziskus auf die Frage nach der Korruption. Sie sei „die fortgeschrittene systematische Sünde, die zu einer Lebensart werde“. Der Korrupte sündigt ohne zu bereuen, fingiert sein christliches Dasein und mit seinem Doppelleben von einem Skandal zum Nächsten, er denke, er müsse nicht mehr um Vergebung bitten. Mit seinem „Engelsgesicht“ hinterzieht er Steuern, kündigt Angestellte, beutet Schwarzarbeiter aus und gibt dann mit seiner „Schlauheit“ an – vielleicht sogar in der Messe am Sonntag. Sünder seien also zum Heiligen Jahr eingeladen, Korrupte nicht!

Kapitel 8: Mitleidenschaft gewinnt über Globalisierung und Gleichgültigkeit

Gottes Liebe sei unendlich, daran erinnert der Papst in diesem Kapitel. Er liebe mit Mitleid und Barmherzigkeit. Er sieht nicht auf Äußerlichkeiten, als würde er ein Foto machen, sondern er lasse sich „hineinziehen“. Genau dieses Mit-Leiden würde man heute benötigen, so der Papst, man brauche es, um die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ zu bekämpfen.

Kapitel 9: Werke der Barmherzigkeit sind Teil der christlichen Glaubwürdigkeit

Im letzten Kapitel des Interviewbuches konzentriert sich der Papst auf die Werke der Barmherzigkeit - körperlich und spirituell: „Sie sind immer aktuell und immer gültig, bleiben an der Basis der Gewissenserforschung und helfen, sich vor Gott zu öffnen“, so der Papst im Interview. Es ist die Auserwählung, Gott zu dienen – und ihn finde man in jedem Menschen der ausgegrenzt wird - im Ausgehungerten, Verdursteten, Nackten, Eingesperrten, Erkrankten, Arbeitslosen, Verfolgten - und auch im Flüchtling. In dem Willkommenheißen des Ausgegrenzten und des in der Seele Verletzten spielt man eben die „christliche Glaubwürdigkeit“, so der Papst. Denn wie es auch der Heilige Johannes am Kreuz sagte, „am Lebensabend werden wir an unserer Liebe gemessen.“

Quelle: Radio Vatikan >>

Das neue Buch von Papst Franziskus ist in deutscher Übersetzung im Münchner Kösel-Verlag erschienen.




Kommentar:

Mit watteweichen Gedanken anecken
Das erste Interviewbuch von Papst Franziskus liegt vor: "Der Name Gottes ist Barmherzigkeit". Der Vatikan-Experte Andrea Tornielli hatte die Gelegenheit, mit Franziskus über das Thema Barmherzigkeit zu sprechen. Herausgekommen ist eine Art geistliche Übung für hart gesottene Barmherzigkeitsverweigerer.
Deutschlandfunk >>


"Der Name Gottes ist Barmherzigkeit"
Interviewbuch von Papst Franziskus über die Barmherzigkeit vorgestellt
Katholisch.de >>

Montag, 11. Januar 2016

Was bringt die vierte Amtszeit von Papst Franziskus?

Er könnte ...
In seinem vierten Amtsjahr könnte Papst Franziskus 2016 nach Deutschland reisen, er könnte wiederverheirateten Geschiedenen den Kommunionempfang ermöglichen und er könnte erstmals eine Frau an die Spitze einer vatikanischen Behörde berufen. Bislang sind das allerdings nur Spekulationen. Sicher ist nur, dass Franziskus nach Mexiko reist, wohl in der ersten Jahreshälfte sein verbindliches Abschlussdokument zur Bischofssynode über Ehe und Familie veröffentlicht und eine neue zentrale vatikanische Behörde für die Belange von Familien und Laien einrichtet.

Erster Höhepunkt dürfte im Februar die Mexiko-Reise werden. Über weitere Reisen des Papstes in den nächsten zwölf Monaten ist derzeit noch nichts bekannt. Rätselraten herrscht über einen möglichen Deutschlandbesuch von Franziskus im Jahr 2016. Das Kirchenoberhaupt selbst befeuerte die Spekulationen darüber, als er im Juli den Eindruck erweckte, dass sich die Überlegungen bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befänden.

Damals gab es Pläne für eine Reise nach Leipzig und Danzig zum Gedenken an die friedliche Wende in Osteuropa. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich stellte Anfang November nach einer Privataudienz bei Franziskus einen Besuch des Papstes für 2016 in Aussicht. Zuletzt sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, er wisse nicht, ob der Papst 2016 nach Deutschland komme.

Gewiss ist hingegen, dass Franziskus auch in seinem vierten Amtsjahr keinen Heimatboden unter den Füßen haben wird: Der zunächst für dieses Jahr vorgesehene Besuch in Argentinien wurde ins Jahr 2017 verschoben. Allzu viel vereisen dürfte der Papst wegen des Heiligen Jahrs ohnehin nicht. Innerhalb Italiens wird Franziskus deswegen sogar komplett auf Reisen verzichten.

2016 soll nach dem Willen des Papstes vor allem ein Heiliges Jahr sein. In den Mittelpunkt der zahlreichen Veranstaltungen hat er ein Kernanliegen seines Pontifikats gestellt: die Barmherzigkeit. Da steht noch die Heiligsprechung von Mutter Teresa an. Ihr genauer Termin steht allerdings noch nicht fest. Angekündigt sind zudem besondere bislang nicht nähere bezeichnete Gesten des Papstes: möglicherweise Besuche im Gefängnis, im Krankenhaus oder in der Armenküche. Außerdem stehen bis zum Ende des Heiligen Jahres am 20. November etliche Sonderaudienzen auf dem päpstlichen Programm: etwa für Kranke, für Behinderte, für Priester, für Diakone und für soziale Engagierte.

Viele offene Baustellen

Im Vatikan selbst dürfte auch das neue Jahr im Zeichen der Kurienreform stehen, also der Neuorganisation der vatikanischen Behörden. Hier gibt es auch nach drei Jahren noch viele offene Baustellen. So hat die vom Papst im Oktober angekündigte neue zentrale Behörde für Familie, Laien und Lebensschutz noch nicht Gestalt angenommen. Franziskus hatte gesagt, dass er sich eine Frau oder ein Ehepaar an der Spitze von Behörden für diesen Bereich vorstellen könne. Er hatte jedoch zugleich darauf verwiesen, dass dies nicht möglich sei, wenn die Behörde jurisdiktionelle Vollmachten habe. Weitergehen dürften auch die Bemühungen um eine größere Transparenz der vatikanischen Finanzen, die zwar bereits einige Erfolge erzielt haben, aber offenbar noch nicht alle Missstände abstellen konnten.

Nach seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ im zurückliegenden Jahr und dem Schreiben „Evangelii Gaudium“, dem 2013 veröffentlichten Programm seines Pontifikats, erscheint 2016 nun das dritte große Dokument von Papst Franziskus: das Abschlusspapier zur Bischofssynode über Ehe und Familie im Oktober. Darin dürfte sich der Papst auch zu strittigen Fragen wie dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen verbindlich äußern. Reformer hoffen, dass Franziskus die Entscheidung im Einzelfall dem Seelsorger überlässt. Diese seelsorgerische Perspektive hatte sich im Grundsatz bei der Bischofssynode durchgesetzt. Was das im konkreten Einzelfall heißt, wurde jedoch offen gelassen. Bei aller Ungewissheit darüber, was das Jahr mit Franziskus bringen wird, steht nach Ansicht von Kardinal Marx eines fest: „Er macht, was er für richtig hält.“
Quelle: Luxemburger Wort

Montag, 4. Januar 2016

Heiliges Jahr 1650: Barock statt Barmherzigkeit

Heiliges Jahr
Barock statt Barmherzigkeit
Das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr der Barmherzigkeit hat eine lange Tradition in der römisch-katholischen Kirche. Bonifatius der VIII. rief 1300 erstmals ein solches Jahr aus. Nicht immer dienten sie dem Schulden- und Sündenerlass oder der Fürsorge für Arme und Kranke. Manchmal standen Prunk und Pomp im Vordergrund - so auch 1650.
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Samstag, 2. Januar 2016

Papstbotschaft: Gott ist nicht gleichgültig!

„Überwinde die Gleichgültigkeit und erringe den Frieden“: Botschaft von Papst Franziskus zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2016
Radio Vatikan >>