Dienstag, 31. Januar 2012

Ökumene: Wenn ein Papst vergeblich auf den lieben Gott wartet

Die seit 1908 jeweils im Jänner abgehaltene Weltgebetswoche für die Einheit der Christen war wenigsten einmal schon für eine weltbewegende Überraschung gut. 1959 nutzte sie Johannes XXIII. für die Ankündigung des bisher letzten Konzils und setzte damit auch gleich ein Signal, welche Marschrichtung ihm vorschwebte.
Die Marschrichtung des Jahres 2012 ist eher ein Zickzack-Kurs.
Nehmen wir zuerst Zick:
• Die fehlende Einheit gefährde die Glaubwürdigkeit der Christen, meinte heuer der amtierende Papst.
• Jeder einzelne Christ sei für die Ökumene verantwortlich. Sie benötige eine "immerwährende Bekehrung".
• Der Papst wünscht Geduld und keine Resignation bei der Ökumene.
Dann kommt Zack!
Ein Schlag ins Gesicht langjähriger Bemühungen: In einer Ansprache vor Mitgliedern der Glaubenskongregation warnte er vor einer Überbewertung ökumenischer Arbeitspapiere. Es handle sich dabei nur um vorläufige Beiträge, die abschließende Bewertung obliege allein den zuständigen kirchlichen Autoritäten.
Mehr >>

Montag, 30. Januar 2012

Caritas-Betriebsrat besorgt über Personalabgang

Caritas-Direktorin Mag. Edith Pinter sorgt für Unmut
Mitarbeiter sollen mit schlechteren Jobkonditionen aus dem Unternehmen gedrängt worden sein. Caritas-Leitung dementiert.
Sucht man auf der Homepage der Caritas Burgenland nach freien Stellen, erfährt man, dass es derer zur Zeit zwei gibt. Doch das sind nicht die einzigen Posten, die in der römisch-katholischen Hilfsorganisation neu besetzt werden sollen. Seit Edith Pinter vor mehr als einem Jahr (Ende 2010) die Funktion der Caritas-Leitung von Markus Glatz-Schmallegger übernommen hat, sollen dem Vernehmen nach knapp 20 Personen – oft in leitenden Positionen – mehr oder weniger freiwillig aus der Organisation ausgeschieden sein.
Es sei zwar offiziell keiner gekündigt worden. Aber einigen Mitarbeitern seien so unattraktive Angebote mit schlechteren Konditionen angeboten worden, die diese schließlich ablehnten, erfuhr der KURIER von Caritas-Mitarbeitern, die aus Angst um ihren Job anonym bleiben möchten. Diesen Kollegen „wurde die einvernehmliche Lösung in den Mund gelegt“, heißt es.
Mehr im Kurier >>

Freitag, 27. Januar 2012

Säumige Diözesanleitung - keine Beratung, kein Dialog

Unter dieser Überschrift habe ich vor einem Jahr (17. Jänner 2011) darüber geschrieben, dass es seit dem Bischofswechsel im September 2010 in der Diözese Eisenstadt keinen Pastoralrat und Laienrat gibt. >>

Daran hat sich auch bis heute nichts geändert.


Ich möchte die Frage von vor einem Jahr wiederholen:
Warum gibt es diese Beratungsgremien noch immer nicht?
Werden diese Gremien gar aufgrund der Doktorarbeit von Moderator Ivandic ersatzlos gestrichen?


Donnerstag, 26. Januar 2012

Salzburgs Seelsorgeamtsleiter gegen deutsches Großpfarrenkonzept


Deutsches Großpfarrenkonzept nicht übertragbar
Seelsorgeamtsleiter Sieberer kritisch zu Modellen aus dem Nachbarland

Gegen die Übertragung von in Deutschland realisierten Großpfarren-Konzepten auf Österreich hat sich der Leiter des Seelsorgeamts der Erzdiözese Salzburg, Prälat Balthasar Sieberer, bei einer Diskussion in Rom ausgesprochen. Sieberer reagierte auf einen Bericht des Leiters der deutschsprachigen Abteilung im päpstlichen Neuevangelisierungsrat, Nicolaus Buhlmann.
Homepage der Erzdiözese Salzburg >>

Salzburgs Seelsorgeamtsleiter gegen deutsches Großpfarrenkonzept
Beitrag auf Religion.ORF.at >>


Hintergrund:
Zukunftskonzept für das Bistum Essen
Besonders interessant: Fragenkatalog zur Zukunftsprojekt als PDF >>

Mittwoch, 25. Januar 2012

TV-Report: Kirchenkampf im Internet


Der Kampf um die Zukunft der katholischen Kirche wird auch im Internet geführt. Reaktionäre Kreise gewinnen dabei an Terrain. In privaten Nachrichtenagenturen und Web-TV verbreiten sie nicht nur ihre erzkonservative Weltanschauung, sondern betreiben handfeste Kirchenpolitik: gegen liberale Bischöfe, gegen kirchliche Reformgruppen, oftmals untergriffig, fern von journalistischen Grundregeln, manchmal antisemitisch. Die Öffentlichkeit nimmt sie oft fälschlich als offizielle kirchliche Medien wahr. Die Diözesen bemühen sich um Distanz, nehmen sie aber dennoch ernst, denn in Rom sind sie bestens vernetzt.

Ein Bericht von Eva Maria Kaiser zum Nachsehen auf TV-Thek.ORF >>

Dienstag, 24. Januar 2012

Pfarrerinitiative will weltweit aktiv werden

Die Pfarrerinitiative, die zum „Ungehorsam“ gegenüber der Kirchenleitung aufgerufen hat, will nun weltweit aktiv werden. „Noch in diesem Jahr“ werde man eine internationale Organisation gründen, so der Obmann der Initiative, Helmut Schüller.
Mehr auf ORF.at >>


Pfarrer-Initiative soll internationalisiert werden
Die Pfarrer-Initiative will ihre Kirchenreform-Bestrebungen "globalisieren".
Beitrag auf Religion.ORF.at >>

Montag, 23. Januar 2012

St. Christophorushaus vor dem Aus - Bischofshof wächst


Das St. Christophorus-Haus in Oberschützen bekommt nun auch die neue Gangart der Diözese zu spüren. Sie will die jahrzehntelang praktizierte Mitverantwortung für das Haus beenden und aus dem bestehenden Vertrag mit der Pfarre Bad Tatzmannsdorf einfach aussteigen, ohne mit dieser zu verhandeln. Das stößt bei den Gläubigen vor Ort auf Unverständnis.

Diese Gangart, dass einfach vor vollendete Tatsachen gestellt wird, ist bezeichnend für die Diözese unter dem neuen Bischof. Neben der Personalpolitik im vergangenen Jahr sorgt vor allem der Bau des neuen Bischofspalast in Millionenhöhe für Kopfschütteln.

Über die fehlende Transparenz habe ich bereits im Vorjahr berichtet. Und noch immer herrscht Funkstille über die Kosten. Offensichtlich will man die enormen Summen dem Kirchenbeitragszahler vorenthalten. Die Kosten für den ersten Teil des Projektes, der auch die privaten Räumlichkeiten des Bischofs einschließt, sollen laut neuesten Gerüchten drei (!) Millionen Euro weit überschreiten. 

Die Vergabe der Arbeiten an bestimmte Firmen mit einem besonderen Naheverhältnis zum Bischof sorgen für jede Menge Gesprächstoff in Eisenstadt. Auch in diesem Bereich gibt es so wie bei den Kosten keine Transparenz und Offenheit, so dass Spekulationen Tür und Tor geöffnet sind.

Samstag, 21. Januar 2012

Quelle für "Jahr des Glaubens" ist Katechismus und nicht die Bibel

Em. Univ. Prof. Dr. Hans J. Stetter, Wien

Das Motu proprio "Porta fidei",
mit dem von Papst Benedikt XVI. am 11.10.2011 ein Jahr des Glaubens ausgerufen wird.

Als Anlass für das am 11.10.2012 beginnende Jahr dienen zwar der 50. Jahrestag des Beginns des 2. Vatikanischen Konzils und der 20. Jahrestag der Veröffentlichung des Katechismus des Katholischen Kirche (KKK); jedoch werden die Bedeutung und der allgemeine Nutzen eines solchen Ereignisses für die Gläubigen und für die gesamte Kirche breit dargestellt und auf die einberufene Vollversammlung der Bischofssynode für den Oktober 2012 zum Thema "Die Neuevangelisierung zur Weitergabe des christlichen Glaubens" hingewiesen. Das Wort "Glauben" bezieht sich dabei zunächst vornehmlich auf den Glaubensakt ("fides qua creditur"); es wird dann auf die hierfür notwendige Kenntnis des Glaubensinhalts übergeleitet, weil "eine tiefe Einheit zwischen dem Glaubensakt und den Inhalten, denen wir zustimmen" besteht. Andrerseits wird nach Lukas betont, "dass die Kenntnis der zu glaubenden Inhalte nicht genügt, wenn ... das Herz nicht durch die Gnade geöffnet wird".

Als Zugang zu einer systematischen Kenntnis der Glaubensgeheimnisse wird dann der KKK herausgestellt, in dem "der Reichtum der Lehre aufleuchtet, die die Kirche in den zweitausend Jahren ihrer Geschichte empfangen, gehütet und dargeboten hat". Die Kongregation für die Glaubenslehre ist beauftragt worden, "eine Note zu erstellen, mit der der Kirche und den Gläubigen einige Hinweise gegeben werden, um dieses Jahr des Glaubens auf höchst wirksame und geeignete Weise im Dienst des Glaubens und der Evangelisierung zu leben".

Nach einer nochmaligen ausführlichen Darstellung der Bedeutung des Glaubens vom Beginn der Kirche bis heute folgt in Nr. 14 noch ein Hinweis auf die gleichzeitige Bedeutung der Werke mit dem Jacobus-Zitat "... ist der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat". Es wird auch nirgends auf die Bedeutung der Heiligen Schrift für den Erwerb und die Pflege des Glaubens hingewiesen. Offenbar ist an eine gemeinsame Feier des Jahres des Glaubens mit den Kirchen der Reformation, die eigentlich ja naheliegend wäre, nicht gedacht!

Note mit pastoralen Hinweisen zum Jahr des Glaubens der Kongregation für die Glaubenslehre (6.1.2012)

In einer ausführlichen Einführung, in der zunächst an die Ausführungen des Papstes in "Porta fidei" angeschlossen, aber auch auf die Bedeutung des 2. Vatikanischen Konzils für die unverfälschte und vollständige Weitergabe der katholischen Lehre (bei Verwendung der richtigen Hermeneutik) hingewiesen wird, wird dann die Bedeutung des KKK als "sichere Norm für die Lehre des Glaubens" und ein "gültiges und legitimes Werkzeug im Dienst der kirchlichen Gemeinschaft" herausgestellt. Tatsächlich ist der eigentliche Inhalt der Note ("Hinweise") fast ausschließlich dem Einsatz des KKK im Rahmen des Jahres des Glaubens sowohl für die Gläubigen wie für die Neuevangelisierung gewidmet; das Stichwort KKK kommt in dem Schreiben 22-mal vor! Dabei wird der Zusammenhang zwischen dem "Glauben als persönlichem Vertrauen auf den Herrn (fides qua) und dem Glauben, den wir im Credo bekennen (fides quae)," als untrennbar bezeichnet, da sie sich gegenseitig bedingen und erfordern. Begründet wird diese Feststellung mit dem Verweis auf einen Satz im KKK, der selber nicht ausreichend begründet ist!

Die nachfolgenden konkreten "Hinweise" sind für alle Teile der Kirche bestimmt:
Nacheinander werden behandelt
die weltkirchliche Ebene
die Ebene der Bischofskonferenzen
die Ebene der Diözesen
die Ebene der Pfarreien / Gemeinschaften / Vereinigungen / Bewegungen

Dabei fallen u. a. die folgenden Eigenheiten auf1:
1 Die durchaus zahlreichen naheliegenden und sinnvollen Vorschläge sind hier nicht aufgelistet.
- Weltkirche: Die Kenntnis der Inhalte der katholischen Lehre soll durch Symposien etc., auch auf internationaler Ebene, gefördert werden. Einige Zusammenkünfte sollen vor allem der Wiederentdeckung (!) der Lehren des 2. Vatikanums dienen.

- Weltkirche: Besonders für Priesteramtskandidaten soll die Kenntnis der wichtigsten Dokumente des 2. Vatikanums und das Studium des KKK vertieft werden.

- Bischofskonferenzen: Lokale Katechismen sollen auf ihre volle Übereinstimmung mit dem KKK überprüft werden; im Fall von Lücken oder bei nicht vollem Einklang soll die Arbeit an neuen Texten begonnen werden.

- Bischofskonferenzen: Es sollen apologetische Hilfsmittel vorbereitet werden zur besseren Beantwortung von ... "Fragen, die aus einer veränderten Mentalität herrühren, die ... den Bereich der Gewissheiten auf den der wissenschaftlichen und technologischen Errungenschaften reduziert".

- Diözesen: In einen kreativen Dialog zwischen Glaube und Vernunft soll die Welt der Wissenschaft und der Kultur neu(!) mit einbezogen werden. Dabei ist zu zeigen, "dass zwischen Glauben und authentischer(!) Wissenschaft kein Konflikt bestehen kann, da beide - wenn auch auf verschiedenen Wegen ... nach der Wahrheit streben".

- Pfarren: Lesen des KKK in Gruppen von Gläubigen.

Auf keiner Ebene wird die Heilige Schrift als Quelle für den Glaubensinhalt empfohlen. Die teilweise schon 1992 antiquierte und auf vorkonziliare Auffassungen zurückgehende Denk- und Sprechweise des KKK wird nirgends als ergänzungsoder gar revisionsbedürftig angemerkt. So kommt ja etwa im KKK nicht einmal das Wort "Evolution" vor, die Entstehung des menschlichen Lebens wird als durch die Genesis beschrieben angenommen!

Durch die rigorose Bindung lokaler Katechismusversionen an den KKK wird einer auch nur ansatzweisen Inkulturation des Glaubensinhalts von vorneherein eine Absage erteilt! Ebenso verbietet dies eine Adaption an die Bedürfnisse bestimmter Bevölkerungsgruppen - (Jugend, Gebildete, etc.).

Ein ökumenisches Vorgehen wird nur am Rande erwähnt: Auf weltkirchlicher Ebene soll ein(!) feierlicher Ökumenischer Gottesdienst stattfinden, und das Verhältnis von Glaube und Kunst soll gegebenenfalls ökumenisch bearbeitet werden.

Auf Grund all dieser Bemerkungen ist nicht zu erwarten, dass die vom Vatikan ausgehenden Impulse eine Breitenwirkung in Bezug auf die Evangelisierungsbemühungen vor Ort haben werden. Zudem erwecken die Vermeidung expliziter Hinweise auf die Lektüre der Heiligen Schrift in beiden Dokumenten sowie die Betonung der "Werke" zusätzlich zum Glauben in "Porta dei" Erinnerungen an Perioden der Kirchengeschichte, die man eigentlich als endgültig überwunden annimmt.

Quellen:
Apostolisches Schreiben "Porta fidei" >>

Note der Glaubenskongregation >>



Pressemeldungen:

Vatikan ruft Bischofskonferenzen zur Überprüfung der Katechismen auf
Der Vatikan hat die Bischofskonferenzen zu einer Überprüfung der von ihnen herausgegebenen Katechismen aufgerufen. Ziel ist, etwaige Abweichungen von der offiziellen katholischen Glaubenslehre zu korrigieren. Hintergrund ist das „Jahr des Glaubens“.
Weiter auf domradio >>

Vatikan: Konzilsjubiläum ist auch Weltkatechismusjubiläum
Der Weltkatechismus, das von Benedikt XVI. promulgierte "Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche" und der von Kardinal Schönborn mitinitiierte "YouCat" sollen drei zentrale Pfeiler für das kommende "Jahr des Glaubens" sein
Weiter auf Kathweb >>

Freitag, 20. Januar 2012

Zum Thema Bischof Ägidius in Köln....

„Wenn ein kleiner Bischof seiner Karriere in der römischen Kirche nachhelfen will, zieht er es selbstverständlich vor, Anhängsel des hochrangigen Kirchenadels beim Dreikönigsschrein in Köln zu sein, statt einem Besuch im Dreikönigskirchlein von Großmutschen in der eigenen Diözese.
Die meisten gönnen  dem Diözesanbischof eine steile Karriere, vor allem eine Berufung nach Rom.
Ich jedenfalls von ganzem Herzen."
von  Robert Szinovatz

Donnerstag, 19. Januar 2012

"Wir sind Kirche" fordert Mitentscheidung bei Verteilung des Kirchenbeitrags

Kirchenbeitrag besser „bottom up“ statt „top down“ verteilen
17.01.2012, Hans Peter Hurka
Image Die Zusammenlegung von Pfarren und Management-Vorgaben von oben sind für eine Kirchenreform die diesen Namen verdient zu wenig. „Wir sind Kirche“ fordert, dass die Gläubigen am Ort stärker als bisher direkt in die Entscheidungen einzubinden sind.

In der Pressekonferenz am 16.1. stellte die Managementspitze der Erzdiözese Wien jene Kriterien vor, wonach das Dekanat 10, Favoriten, als Pilotprojekt neu organisiert werden soll. Jede Pfarre „müsse künftig über mindestens 4.000 Katholiken verfügen, fünf Prozent des Pfarrbudgets müssen für neue Initiativen und Projekte gewidmet sein, die Kosten für den Pfarrhof und das Pfarrheim dürfen nicht mehr als 20 Prozent der erwirtschafteten Einnahmen ausmachen und die Instandhaltungskosten der Sakralbauten müssen ohne diözesane Zuschüsse auskommen können“, berichtet kathpress.

„Wir sind Kirche“ schlägt vor, dass die Haushaltspläne der Pfarren und der Diözese von „unten“ von der Basis her entstehen sollten. Die Kirchenbeiträge sollten weiterhin zentral erfasst aber „unten“ eingespeist werden. In demokratischen Entscheidungsprozessen auf pfarrlicher Ebene soll das Pfarrbudget erstellt und im Dekanat sowie auf diözesaner Ebene abgestimmt werden. Die Pfarrgemeinderäte, in einem synodalen Prozess, sollten zu entscheiden haben, wie viel Geld solidarisch umgeschichtet wird und/oder die Zentrale bekommt. Diese hat ja – wie auch immer wieder von ihr betont wird – eine Dienstfunktion für die Basis. Daher soll auch die Basis entscheiden, in welchem Ausmaß. Einen darüber hinausgehenden Finanzbedarf könnte der Bischof aus den Einnahmen der Mensalgüter abdecken, auf die sonst niemand Einfluss hat.

Die Pfarrgemeinderäte sind dafür auch die passenden Organe, um bis hinauf zum diözesanen Vermögensverwaltungsrat mit Hilfe eines Entsendungsprinzips fachlich gute Vertreter zu entsenden.

Immerhin sind ja auch die Kirchenbeitragszahler „unten“. Logisch schlüssig wäre es daher, dass der demokratisch gewählte Pfarrgemeinderat über das gesamte – eigentlich der Pfarre gehörende Vermögen – zu entscheiden hätte und nicht der Bischof allein Kirchen verschenken könne. Seit vielen Generationen werden Spenden und kostenlose Arbeitsleistungen von der Kirche regelmäßig in Empfang genommen.

„Wir sind Kirche“ tritt für Eigenverantwortung und Selbständigkeit mündiger Katholikinnen und Katholiken ein. Auch jetzt in finanziell schwieriger werdenden Zeiten sollte daher die Basis nicht nur zum Zahlen aufgerufen sein sondern auch das Krisenmanagement am Ort eigenverantwortlich und entscheidungsbefugt vornehmen, einschließlich der Finanzen. Hilfe von „oben“ – soweit gewünscht – ist dabei sicher gern gesehen. Mehr aber nicht.

Eine solche Struktur entspricht auch dem in der kirchlichen Soziallehre wichtigen Grundsatz der Subsidiarität.

Für den Vorstand der Plattform „Wir sind Kirche“: Hans Peter Hurka sowie die  Stellvertreter in Wien Dr. Paul Weitzer und für Österreich Dr. Martha Heizer


Hintergrund:
Erzdiözese Wien reagiert mit Apostel 2.1 auf „Zeitwende“
Weiter auf religion.ORF.at >>

Mittwoch, 18. Januar 2012

Pfarrzusammenlegung ist keine Vorwärtsstrategie sondern nur eine Notlösung


Leserbrief zu dem obigen Beitrag in den Oberösterreichischen Nachrichten:

In Stein gemeißelt scheint hingegen die unselige unbedingte Verpflichtung zur Ehelosigkeit für röm. kath. Priester zu sein – der Hauptgrund für den dramatischen Priestermangel. Niemand würde über Pfarrzusammenlegungen auch nur nachdenken, wenn es durch die Zulassung auch von verheirateten Männern und Frauen zum Amt genügend Priester gäbe. Der Theologe Peter Trummer aus Graz bringt es auf den Punkt: „Pfarrzusammenlegungen sind ein ökologischer, spiritueller und sozialer Wahnsinn: Kein Priester kann mehrmals am Tag dieselben Mysterien mit Menschen feiern, die er immer weniger kennt oder seelsorgerlich betreuen kann“. Wir brauchen daher nicht weniger Gemeinden, sondern mehr, mit jeweils einen eigenen Priester vor Ort.
Es wird immer deutlicher: Die hier vorgeschlagenen Strukturveränderungen berühren die Kirche an ihrem Lebensnerv. Sie gehen zu Lasten des vertrauten und Vertrauen erweckenden pastoralen Nahbereichs. Es verstärkt sich immer mehr der Eindruck, dass nicht die pastorale Vision, von der Kardinal Schönborn immer wieder spricht, sondern der personelle Ressourcenmangel Schrittmacher dieser Entwicklungen ist. Wer aber noch immer glaubt, mit Pfarrzusammenlegungen, Seelsorgeräumen, und vielleicht ausländischen Priestern den bestehenden Seelsorgenotstand beseitigen zu können, handelt verantwortungslos.

Mag. Ludwig Puchinger


Link:
Puchinger's Blog

Dienstag, 17. Januar 2012

Newsletter 12 der Pfarrer-Initiative: Erneuerung unserer Kirche im Geist Jesu und in den Perspektiven des II. Vaticanums

Die Pfarrer-Initiative hat ihre Homepage neu gestaltet - ein Blick hinein lohnt sich!
Am 13. Jänner gab es den Newsletter Nr 12:


Liebe Mitglieder, Unterstützerinnen und Unterstützer !

Die große Einmütigkeit bei unserer Generalversammlung vergangenen November in Linz war ein wichtiger Impuls für unsere weitere Arbeit an einer Erneuerung unserer Kirche im Geist Jesu und mit den Menschen heute. Keine Rede mehr seitens der Bischöfe davon, dass wir außerhalb der Gemeinschaft der Kirche stehen würden. Auch ist es ist nicht gelungen, uns zu spalten. Im Gegenteil: wir wachsen weiterhin kontinuierlich an Mitgliedern. Die Zustimmung aus dem Kirchenvolk zu unseren Bemühungen ist sehr breit. Und weiterhin nehmen gleichgesinnte Kollegen in anderen Ländern Kontakt mit uns auf. Weshalb auch niemand mehr behauptet, wir würden nur ein paar österreichische Pfarrer sein, - mit Anliegen, die niemanden in der Weltkirche interessieren. Das alles ist jetzt mit Augenmaß und großer Zähigkeit umzusetzen in mehr Nachdruck für eine Kirchenreform in den Perspektiven des II. Vatikanischen Konzils. Es sind das vor allem die Perspektiven der ‚communio', einer ‚Pastoral der Nähe' und der Berufung der Getauften (In diesem Sinn habe ich auch in meinem Beitrag für ein Buch im Verlag Herder geschrieben, das demnächst veröffentlicht werden wird, - unter dem Titel: Jan Heiner Tück (Hrsg), Risse im Fundament? Die Pfarrer-Initiative und die Debatte um die Kirchenreform (HERDER - Reihe ‚Theologie kontrovers). Für eine solche Kirchenreform braucht es aber nach meiner Einschätzung einerseits eine angemessene Teilhabe des Kirchenvolkes an den Entscheidungen über den Zukunftsweg der Kirche und andererseits, dass der Diözesanbischöfe ihre Aufgabe als Mitglieder der Weltkirchenleitung wahrnehmen und sich nicht nur als Statthalter des Papstes in ihrer Ortskirche sehen. Deshalb müssen wir weiterhin die Bischöfe an ihre weltkirchliche Verantwortung im Sinn ihrer Ortskirchen erinnern und die Pfarrgemeinden ermuntern und darin unterstützen, sich in das Gespräch über die Zukunft unserer Kirche mit ihren Charismen einzubringen.
Weiter auf der Homepage der Pfarrer-Initiative >>

Newsletter 12 als PDF  >>

Montag, 16. Januar 2012

Was heißt "Erneuerung der Kirche" heute?

Prof. Roman Siebenrock zu seinem Vortrag Was heißt "Erneuerung der Kirche" heute?

Erneuerung der Kirche? Selbstverständlich sagt die verpflichtende Lehre der Kirche: Die Kirche ist immer eine zu erneuernde - "ecclesia semper renovanda"!!! Aber Konkret? Hier liegt der Hase im Pfeffer.
Ausgehend vom Prozess des Zweiten Vatikanischen Konzils möchte der Vortrag Perspektiven der Glaubenserneuerung heute konkret vorschlagen. Dabei geht der Referent von folgenden Grundüberzeugungen aus:

1. Wir müssen heute beginnen zu leben, was vielleicht erst morgen oder übermorgen allgemeine Anerkennung oder Zustimmung erfahren wird. Vielleicht sogar werden wir selber nie die Früchte der Erneuerung ernten.
2. Es muss uns in allem erst um das Reich Gottes gehen, um jenen Gott also, dessen Wesen die Liebe ist und der uns sein Zeichen hinterlassen hat: die in seinen Kirchen und Gemeinschaften bewahrte Erinnerung an Jesus von Nazareth als dem Christus.
3. Die Zukunft von Glauben und Kirchen in diesem Land und weltweit wird wesentlich von der freien Zustimmung und dem ungezwungenen Engagement von einzelnen Person und Gruppen abhängen. Die Zeiten kirchlicher, staatsrechtlicher Obrigkeit (die Konstantinische Epoche) sind endgültig zu Ende. Deshalb werden wir alle, jede und jeder Einzelne von uns sich entscheiden müssen, ob ich/wir die Grundstrukturen katholischer Identität (Glaubensbekenntnis, Sakramentenempfang, Diakonie, Treue zu allen anderen konkretisiert als Treue zu Bischof und Papst) frei mittragen oder einen anderen Weg gehen wollen, bzw. uns gezwungen sehen.

Wie solches konkret "gehen" soll, wird Thema des Abends sein; - und der Referent bittet um Ihre Erfahrung, und auch Gegenrede. Die Position des Referenten wird dadurch nicht erleichert, insofern er der festen Überzeugung ist, dass unter dem derzeitigen Pontifikat Strukturveränderungen (Zölibat, etc.) nicht nur nicht erfolgen werden, sondern alle Zeichen darauf hinweisen, die weiterführenden Aspekte des Zweiten Vatikanischen Konzils umzuinterpretieren. Deshalb gilt heute mehr denn je, was Karl Rahner in seiner großen Festrede zum Ende des Konzils in München ausrief: "Es liegt an uns, es liegt an jedem einzelnen von uns, dass eine Kirche, der ein Zweites Vatikanisches Konzil geschenkt worden ist, eine Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils wird."

Dr. Roman Siebenrock lehrt seit 2006 an der Kath. Fakultät der Universität Innsbruck Dogmatik. Er wurde 1957 in Mengen (D) geboren; ist verheiratet und hat vier Kinder.

Samstag, 14. Januar 2012

50 Jahre Konzil: Zerstörte Hoffnung auf ein Pfingsten

Der deutsche Dogmatiker Peter Hünermann plädiert bei einem Symposium an der Universität Wien für das Rückgewinnen katholischer Weite. Die Veranstalter wurden von den Anmeldungen förmlich überschwemmt.
Weiter in Die Presse >>

Hünermann: Zweites Vatikanum ist Maßstab für Zukunft der Kirche
Tübinger Theologe eröffnet Wiener Tagung zum 50-Jahr-Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils - "Reformpotenzial des Konzils noch nicht ausgeschöpft" - Generalsynode der lateinischen Kirche notwendig
Weiter auf Kathweb >>

Wiener Vaticanum-Tagung: „Erinnerung an die Zukunft"
Der Beginn des 2. Vatikanischen Konzils jährt sich heuer zum 50sten Mal. Aus diesem Anlass hat in dieser Woche an der Universität Wien ein Symposium mit dem Titel "Erinnerung an die Zukunft" stattgefunden.
Zusammenfassung auf Religion.ORF.at >>


Wendepunkt im Lernprozess der Kirche?
Die Rede von Bruch und Paradigmenwechsel dominierte die Wiener Konferenz über „50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil“.
Beitrag in der Tagespost >>

Donnerstag, 12. Januar 2012

Weniger Kirchenaustritte, kein Grund zum Jubeln

"Wir sind Kirche" - Presseaussendung vom 11. Jänner 2012

Die Zahl der Kirchenaustritte ist 2011 ist zwar um ein Drittel zurückgegangen, das ist aber trotzdem kein Grund zum Jubeln. Mit 58.603 ist dies nach rund 86.000 Austritten im Vorjahr der zweithöchste Wert seit 1945.

Die Skandalgeschichten über sexuelle Übergriffe und Gewaltexzesse an Kindern durch Vertreter der Kirche haben Gott sei Dank die Schlagzeilen verlassen. Dies ist der guten Arbeit der Opferschutzanwaltschaft zu verdanken. Damit ist aber erst ein Teil, zugegebener Maßen ein wichtiger Teil, bearbeitet. Was noch fehlt ist die Bearbeitung der strukturellen Begünstigungen dieser Verbrechen.

Die weiterhin hohe Zahl der Kirchenaustritte ist eine Abstimmung mit den Füßen durch die Katholikinnen und Katholiken. Grund dafür ist die Unverständlichkeit im Ausdruck und die oftmalige Unbarmherzigkeit mit der die Botschaft Jesu durch die Kirchenleitung vermittelt wird. Die Kluft zwischen Botschaft und Praxis, zwischen Hierarchie und Lebensrealität in den Pfarren verschärft die Problematik. Deutlich wird hier, wer die Fragen des Lebens nicht einleuchtend und hilfreich beantworten kann, verliert Kompetenz und Vertrauen bei den Menschen.

Diese Kluft entsteht, weil sich die Kirchenleitung jedem Dialog verweigert und keine sachbezogene ergebnisoffene Diskussion mit den Menschen und ihren Lebensrealitäten zu führen bereit ist. „Wir sind Kirche“ meint, hier liegt der Schlüssel zur Bewältigung der Krise.

50 Jahre nach dem Konzil brauchen wir dringender denn je eine breite Diskussion zwischen der Basis der Kirche und ihrer Leitung, um auf die Fragen der Menschen des 21. Jahrhunderts eine spürbare, praktisch hilfreiche sowie nachvollziehbare und verständliche Antwort geben zu können. Dazu gehören vor allem die konkrete Beachtung der Menschenwürde – auch in der Kirche – und ein Rechtssystem in der Kirche, welches zumindest den Standards des zivilen Rechts entsprechen müsste.

Die Gleichberechtigung aller Menschen, insbesondere zwischen Frauen und Männern, Laien und Klerikern, verheirateten und unverheirateten, hetero und homosexuell lebenden Menschen sind Eckpfeiler im Reformkanon der katholischen Kirche. Diese Fragen standen hinter den Forderungen des Kirchenvolks-Begehrens vor fast 17 Jahren und stehen heute hinter dem Aufruf der Pfarrer-Initiative. Sie werden so lange das kirchliche und gesellschaftliche Leben und Wirken behindern, bis sie zufriedenstellend gelöst sind, wenn nötig auch ohne Zustimmung der Kirchenleitung.

Für den Vorstand der Plattform „Wir sind Kirche“: Hans Peter Hurka


Diözese Eisenstadt - Kirchenstatistik 20011: Austritte stark rückläufig
Mit Stichtag 1.1.2012 zählte die katholische Kirche im Burgenland 202.645 Katholikinnen und Katholiken. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung (286.038 lt. Statistik Austria 4. Quartal 2010) liegt bei 70,85 %.  Mehr auf martinus >>

In der Erzdiözese Salzburg sank die Zahl der Austritte lediglich um rund 14 Prozent, also deutlich weniger als der Österreich-Schnitt (32 Prozent). Mit 25 Prozent Rückgang ebenfalls nicht ganz so gut wie der Rest schnitt die Diözese Eisenstadt ab. Hier hinterließ der neue Bischof Ägidius Zsifkovics durch personelle Maßnahmen nach seinem Antritt im Jahr 2010 Irritationen im Kirchenvolk.
In St. Pölten darf man sich indes über das beste Ergebnis freuen: Die Zahl der Austritte ging um 36 Prozent zurück. (OÖ-Nachrichten >>)

Presseberichte:
Kirchenaustritte um ein Drittel zurückgegangen - Die Presse
Deutlicher Rückgang bei Kirchenaustritten - KURIER

Mittwoch, 11. Januar 2012

Glaubensfeindlich sind nur die menschenverachtenden Strukturen.....


Nach 40jähriger ehrenamtlicher leitender Tätigkeit im Laienapostolat der Kirche wird es für mich von Tag zu Tag unerträglicher zusehen zu müssen, mit welcher Arroganz und Präpotenz verschiedene Kleriker anderen Menschen wegen Meinungsverschiedenheiten, die noch dazu nicht den Glauben, sondern nur die Art und Weise von dessen Weitergabe betreffen, den wahren Glauben absprechen. So wie dies Pfarrer Wagner in seinem Interview tut, wenn er meint, die 76,5 % der Gläubigen, darunter auch ich und mehr als 400 seiner Berufskollegen, die Verständnis für diese verweltlichten und glaubensfeindlichen Forderungen (der Kirchen-Reformer) hätten, wären  keine wirklich (sic) gläubigen Christen“.
Unerträglich ist mir auch die Anmaßung, wenn sie ihre Argumentation auch gleich mit dem Killerargument „Jesus hat es so gewollt“ untermauern. Unverschämt ist daher der Rückschluss von Pfarrer Wagner wenn er meint, „Jesus hat nicht gesagt, dass Frauen nicht Priester werden dürfen, aber er hat sie auch nicht eingesetzt, daher hätten sie keinen Anspruch darauf“. Mit welchem Recht spricht der Herr Pfarrer Frauen das Recht ab, ihrer Berufung folgen zu können? Und mit welchem Recht verweigert er dies damit sogar Nonnen, die wie er Theologie studiert und sogar den Zölibat freiwillig auf sich genommen haben? Mit welchem Recht verwehrt er es theologisch gebildeten Laien, Frauen wie Männern, anderen Gläubigen ihre Sicht vom Evangelium mitzuteilen? Ist es nur die Angst, sie könnten es besser machen? Mit welchem Recht verwehren der Herr Pfarrer und dessen Vorgesetzte wiederverheiratet Geschiedenen den Empfang der Heiligen Kommunion? Jesu‘ Aussagen können sie wohl schwerlich als Vorwand dafür nehmen. Denn Jesus, unser Bruder, liebt ALLE Menschen in gleicher Weise, ganz besonders liebt er die Kranken, die Ausgestoßenen, die Gescheiterten - und auch die Irrenden! ER weist niemanden zurück.
Keine einzige Forderung der Kirchen-Reformer hat etwas mit dem Glauben an sich zu tun. Alle Punkte betreffen ausschließlich die Forderung nach einer größeren Vielfalt der Möglichkeiten der Weitergabe dieses Glaubens. Sie sind daher weder verweltlichend noch glaubensfeindlich. Glaubensfeindlich sind nur die menschenverachtenden Strukturen, die den Menschen den ungehinderten Zugang zu diesem Glauben und damit zur Liebe Jesu, und das Leben nach ihrer Berufung verwehren.
Ich für mich maße mir trotzdem nicht an, Pfarrer Wagner wegen seiner Ansichten seinen wirklichen Glauben abzusprechen. Ich halte es lieber mit der bunten Blumenwiese der Kirche, auf der die wunderschönste Rose genauso blüht wie das Unkraut. Sie alle sind geliebte Geschöpfe Gottes.
Mag. Rolf M. Urrisk-Obertyński

Dienstag, 10. Januar 2012

Pfarrer Wagner: Kein Reformbedarf in Kirche

Der verhinderte Linzer Bischof Gerhard Maria Wagner attackiert die Pfarrer-Initiative. Er spricht von Exkommunikation.
Interview im KURIER >>

PFARR-Initiative wirbt für eine Kirche mit Zukunft


Aktive Christen der Pfarre Donaucity-Kirche, die ihren Glauben mit Freude in ihrer Pfarrgemeinde leben, starten eine Pfarrinitiative und schlagen einige Verbesserungen im kirchlichen Gemeinschaftsleben vor:

I. Stärkere Einbeziehung der nicht-geweihten Gläubigen für:
  • Wortgottesdienste
  • Laienpredigt
  • Leitung von unbesetzten Pfarreien
  • Keine geschlechtsspezifische Unterscheidung zwischen den Gläubigen

II. Gleichwertige und volle Einbindung von geschiedenen Wiederverheirateten in Gottesdiensten, wenn sie aktiv am Gemeindeleben teilnehmen wollen

III. Unterstützung einer Regelung zur Wahlfreiheit unserer Priester zwischen Zölibat und Ehe

IV. Ernennung von Diözesanbischöfen durch die römische Kirchenleitung nur nach Zustimmung der jeweiligen diözesanen Priester- und Laienorganisationen

Weitere Informationen, ein Kontaktblatt zur Pfarrvernetzung sowie eine interessante Umfrage finden Sie auf der Homepage der Pfarre Donaucity/Kirche >>

Montag, 9. Januar 2012

Acht Bischöfe beim Pontifikalamt am Fest der Erscheinung des Herrn in Köln


Kardinal Joachim Meisner begann seine Predigt mit dem Hinweis, dass in Köln eigentlich das ganze Jahr hindurch Erscheinung des Herrn ist, weil im Kölner Dom der Dreikönigenschrein steht und die hohe Domkirche eigentlich nur als Gehäuse für den Dreikönigenschrein erbaut worden ist.
Dann hat er vor dem Glaubensverlust in der Gesellschaft gewarnt. Wer sich Gott verweigere, wähle das Absurde und das Chaos, sagte er im Gottesdienst zum Dreikönigstag, der in der katholischen Kirche auch als Tag der „Erscheinung des Herrn“ (Epiphanie) gefeiert wird.

Beitrag mit Links zum Pontifikalamt-Video sowie zur Predigt auf domradio.de >> 

Rätselraten gab zunächst einigen meiner Blog-Leser der Bischof rechts außen im oberen Bild - er sieht unserem sehr ähnlich. Ein Kommentar wies darauf hin, dass Kardinal Meisner die Konzelebranten bei Minute 7:10 vorstellt: em. Erzbischof Fernand Franck (Erzdiözese Luxemburg); Erzbischof Angelo Massafra (Erzdiözese Scodrensis-Pulatensis, Albanien; Erzbischof Willem Jacobus Eijk (Erzdiözese Utrecht, Niederlande); Bischof Ägidius Zsivkovics (Diözese Eisenstadt, Österreich); Bischof Franjo Komarica (Diözese Banja Luka, Bosnien-Herzogowina)

Siehe Pontifikalamt-Video (man kann "vorspulen").

Samstag, 7. Januar 2012

Bischof Bode: Kirche und Bistum in der Spur des Zweiten Vatikanischen Konzils

Silvesterpredigt 2011 von Bischof Dr. Franz-Josef Bode, Osnabrück

„Ich will euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein“ (vgl. Jer 31,33)
– Kirche und Bistum in der Spur des Zweiten Vatikanischen Konzils –

11. Oktober 1962. Einige hundert Schüler des Gymnasiums Theodorianum in Paderborn sind in der Aula um einen kleinen schwarz-weißen Bildschirm versammelt. Ihnen soll ein kirchen- und weltgeschichtliches Ereignis nicht entgehen, das ein „erneuertes Pfingsten“ genannt wurde: die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils in Rom. – Wir hatten für dieses Ereignis unterrichtsfrei. Ich war gerade zehn Jahre alt.

Unendlich lang erschien uns die Reihe der fast 2500 Bischöfe, die in Sankt Peter einzog. Für uns war das alles schwer verständlich, aber wir hatten das deutliche Gefühl, dass dort etwas Hochbedeutsames geschah. Die warme, bäuerliche Stimme Johannes XXIII., seine Worte und sein Segen waren Höhepunkte. Schon damals spürten wir, dass eine neue Atmosphäre in die Kirche einzog: Allen bloß negativen Verurteilen wurde eine Absage erteilt. Stattdessen solle die „Medizin der Barmherzigkeit“ angewandt werden. Johannes XXIII. unterzeichnete das Glaubensbekenntnis nicht mit seinen vielen Titulaturen, sondern mit „Johannes, Bischof der katholischen Kirche“, dem Amt also, das ihn mit all seinen Brüdern in der Welt verband.
In der Schule legten wir ein Heft an, in das wichtige Bilder und Texte des Konzils eingeklebt wurden. Als Ministranten erlebten wir bald, dass sich Enormes tat in der Liturgie der heiligen Messe. Denn die tägliche, oft in schwarzer Kleidung für die Verstorbenen gefeierte Alltagsliturgie war bis dahin ein heiliges Schauspiel. Wir wirkten daran mit, minutiös eingeübt, sogar in lateinischer Sprache, das Volk weit hinter uns. Nun die befreiende Wende zur Muttersprache, zu einem gemeinsamen Geschehen in der Kirche, an dem nunmehr alle teilnehmen konnten in klarer Struktur und in der Einheit von Wort und Sakrament.
Und dann die Jahre des Konzils selbst mit einem neuen Papst, Paul VI., der sich ganz auf den Geist des Anfangs einließ und sich wie kaum ein Papst vor ihm der Herausforderung der Moderne stellte. Der aber auch darunter litt, wie sehr der Bruch zwischen Kirche und Kultur vorangeschritten war. Seine bis heute prophetische Schrift „Evangelii nuntiandi“ von 1975 (zehn Jahre nach dem Konzil) über die Evangelisierung in der Welt von heute ist immer noch von höchster Aktualität. Auch darum ist es, nebenbei gesagt, völlig unangemessen, Papst Paul VI. nur auf einige Aspekte seiner Enzyklika „Humanae vitae“ von 1968 über die Weitergabe menschlichen Lebens zu reduzieren.
Das Konzil und seine Aussagen wurden in den Folgejahren zum großen Impuls vieler positiver Erneuerungen und Öffnungen der Kirche, freilich auch zum Stein des Anstoßes, zum Ereignis, an dem die Geister sich schieden und zu verschiedenen Interpretationen gelangten. Man denke nur an die reformorientierte Anwendung des Konzils in der Würzburger Synode oder den traditionalistischen Weg, den Bischof Lefebvre und seine Anhänger gingen. Einer, der das Konzil im Alter von gerade mal 35 Jahren als Professor und Berater des Kölner Kardinals Frings mitprägte, war Joseph Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI. Er wird der letzte Papst sein, der das Konzil selbst miterlebt hat.

Der junge Professor war angetan von der ganz neuen Gesprächsatmosphäre. Im Rückblick auf die erste Sitzungsperiode schrieb er 1963: „Das Klima des Konzils war von vornherein durch die grosszügige Haltung Johannes XXIII. geprägt, der sich darin merklich von dem Konzilspapst des Ersten Vaticanums unterschied. Ohne viele Worte drückte die Persönlichkeit des Papstes eine Ermutigung zur Offenheit und zum Freimut aus. Es wird noch eingehend darüber zu reden sein, dass … ein neues Bewusstsein sich ausprägt, wie man in der Kirche in brüderlicher Offenheit, ohne den Gehorsam des Glaubens zu verletzen, miteinander sprechen kann“ (Joseph Ratzinger, Die erste Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ein Rückblick, Köln 1963, S. 19 f.).
Bezeichnend für dieses neue Klima und die neue Offenheit sind die Ausführungen, die Ratzinger in seinem Rückblick zu den zentralen Konzilsthemen Pastoral und Ökumene macht: „,Pastoralʻ – das sollte nicht heißen: verschwommen, substanzlos, bloß erbaulich, wie es da und dort missverstanden wurde. Sondern es sollte heißen: in der positiven Sorge um den heutigen Menschen formuliert, dem mit Verurteilungen nicht geholfen ist, der lange genug gehört hat, was alles falsch ist und was alles er nicht darf, der aber endlich hören will und viel zu wenig gehört hat, was wahr ist, mit welcher positiven Botschaft der Glaube unserer Zeit gegenübertreten kann, was er positiv ihr zu lehren und zu sagen hat. ,Pastoralʻ sollte nicht heißen: verwaschen und unpräzis, sondern es sollte heißen: frei von (theologischem) Schulgezänk, ohne Einmischung in Fragen, die nur die Gelehrten angehen, ohne weitere Beschneidung der Diskussionsmöglichkeit unter ihnen in einem Zeitpunkt, in dem alles voller neuer Aufgaben ist und eine offene Auseinandersetzung von ihnen verlangt. ,Pastoralʻ sollte endlich heißen: ohne die Sprache der (theologischen) Schule …, in der Sprache der Schrift, der (Kirchen-)Väter, des Menschen von heute – einfach in der lebendigen Sprache des allzeit einen Menschen.
Und ,ökumenischʻ sollte nicht heißen: Verschweigen von Wahrheiten, um die anderen nicht zu verstimmen. Was wahr ist, muss offen gesagt werden, ohne Verbergen; die volle Wahrheit ist ein Teil der vollen Liebe. ,Ökumenischʻ sollte vielmehr heißen: dass man aufhört, die anderen bloß als Gegner zu sehen, gegen die man sich verteidigt (nachdem wiederum die Abgrenzung lange und gründlich genug geschehen ist); dass man versucht, sie als Brüder zu erkennen, mit denen man spricht und von denen es auch zu lernen gibt. ,Ökumenischʻ sollte heißen: dass man auf die Wahrheit achtet, die der andere hat, auf die ernsthaften christlichen Anliegen, die er selbst da vertreten kann, wo er von uns getrennt ist oder irrt. Und ,ökumenischʻ sollte heißen: das Ganze einbeziehend; nicht bloß jenen Teilaspekt sagen, der im Augenblick nach einer Verurteilung oder Korrektur ruft, sondern die innere Ganzheit des Glaubens hinstellen und so dem getrennten Bruder bewusst machen, dass alles wahrhaft Christliche im Katholischen eingeborgen ist. Man sollte wieder mehr bedenken, dass die beiden Wörter ,ökumenischʻ und ,katholischʻ von ihrem Ursprung her dasselbe sagen, dass Katholischsein also bedeutet, sich nicht in Sondertraditionen zu verspinnen, sondern der ganzen Fülle des Christlichen offenstehen“ (Joseph Ratzinger, die erste Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ein Rückblick, Köln 1963, S. 45-47).

Soweit der Rückblick des Professors Joseph Ratzinger aus dem Jahr 1963. Die Wahl Angelo Giuseppe Roncallis 1959 zum Papst Johannes XXIII. war schon ein kleines Wunder gewesen. Erst recht die von diesem vermeintlichen „Übergangspapst“ völlig unerwartete Einberufung des Konzils. Die neue Arbeitsweise der Versammlung schließlich war bahnbrechend, weil sie die schon fast fertigen Arbeits- und Beschlussvorlagen vollkommen überholte.
In den vier Jahren des Konzils bis zum 8. Dezember 1965 wurden hoch bedeutsame Aussagen errungen über die Kirche, über ihr grundsätzliches Selbstverständnis, ihr inneres Leben und ihre Sendung nach außen; über den Dialog mit den anderen christlichen Konfessionen, mit den Nichtchristen, mit der „Welt von heute“ und über die Religionsfreiheit, also über die weltanschauliche Pluralität, in der die Kirche lebt und wirkt. Hier nur einige wenige Auszüge:
„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände“ (GS 1).
„Zur Erfüllung … ihres Auftrags obliegt der Kirche allzeit die Pflicht, nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten. So kann sie dann in einer jeweils einer Generation angemessenen Weise auf die bleibenden Fragen der Menschen nach dem Sinn des gegenwärtigen und des zukünftigen Lebens und nach dem Verhältnis beider zueinander Antwort geben. Es gilt also, die Welt, in der wir leben, ihre Erwartungen, Bestrebungen und ihren oft dramatischen Charakter zu erfassen und zu verstehen“ (GS 4).
„Das Volk Gottes bemüht sich, in den Ereignissen, Bedürfnissen und Wünschen, die es zusammen mit den übrigen Menschen unserer Zeit teilt, zu unterscheiden, was darin wahre Zeichen der Gegenwart oder der Absicht Gottes sind. Der Glaube erhellt nämlich alles mit einem neuen Licht …“ (GS 11).
„Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ (LG 1).
„Das aber verlangt von uns, dass wir vor allem in der Kirche selbst, bei Anerkennung aller rechtmäßigen Verschiedenheit, gegenseitige Hochachtung, Ehrfurcht und Eintracht pflegen, um ein immer fruchtbareres Gespräch zwischen allen in Gang zu bringen, die das eine Volk Gottes bilden, Geistliche und Laien. Stärker ist, was die Gläubigen eint als was sie trennt. Es gelte im Notwendigen Einheit, im Zweifel Freiheit, in allem die Liebe“ (GS 92).
Ich muss so breit ausholen, weil das Konzil für die heutige Generation längst Geschichte ist, für die Jugendlichen gefühlt fast so weit entfernt wie die Reformation. Dabei geht es mir nicht darum, wie ein Historiker oder Archäologe nur die Texte wieder zu ergraben – so wichtig und spannend es ist, sie sich vorzunehmen. Nein, es geht darum, in unserer Zeit, in unserer Welt und in unserer hoch krisenhaften Situation die Absichten und Impulse des Konzils neu zu lesen und aus heutiger Erfahrung – 50 Jahre später – in einen Dialog mit ihnen einzutreten. Es geht um einen neuen aggiornamento – diese große Vision Johannes XXIII. für die Kirche –, es geht um ein neues „auf den Tag bringen“. Das wunderbare Wort von Gregor dem Großen aus dem sechsten Jahrhundert über die Bibellektüre „Divina eloquia cum legente crescunt“, Gottes Worte wachsen mit dem Lesenden (in Ezechiel, I, VII, 8: PL 76, 843) gilt auch für die feierlichen Aussagen der Kirche in einem Konzil.

Ich spreche auch deshalb so breit über das damalige Ereignis, weil dieses Konzil ein wirkliches Geschenk an die Kirche war, unerwartet und unberechenbar, wirklich aus der „Improvisation des Geistes“, wie der Theologe Karl Rahner einmal die Kirche genannt hat (Karl Rahner, Angst vor dem Geist, in: Karl Rahner, Chancen des Glaubens, Anm. 22, S. 53f. 57). Von diesem Geschenk leben wir bist heute: in der Ökumene, im Verhältnis zum Judentum, zum Islam und den anderen Religionen, in der Liturgie, in der Auffassung von Kirche, die nie nur sich selbst leben darf, sondern immer für alle in der Welt von heute. Wir leben von all den Diensten und gemeinschaftlichen Strukturen, die sich gebildet haben: die Dienste des Diakons, der Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten, der Lektoren, Kommunionhelfer und Katecheten; die Gremien der Pfarrgemeinderäte, Dekanatsarbeitsgemeinschaften, der diözesanen Räte und gemeinsamen Konferenzen. Diese Dienste und Strukturen können wir uns gar nicht mehr wegdenken, selbst wenn sie nach den Jahrzehnten neu vom Geist des Konzils, ja vom Geist der Hoffnung und des Mutes durchdrungen werden müssen. Der heilige Geist ist ja immer noch wach in der Kirche (vgl. Siegfried Hübner, Aufbruch im Glauben mit Papst Johannes XXIII., Wiesmoor 2010, S. 10).
Die schmerzlichen Abbrüche und die damit verbundenen Veränderungen, die wir bis in die jüngsten Krisen in der Kirche erfahren, sind trotz des großen Aufbruchs in den 60er Jahren im Konzil geschehen und nicht wegen dieses Aufbruchs. Die gesellschaftliche Entwicklung nach den beiden Weltkriegen und der Fortschritt der Welt haben zu einer tiefgreifenden und in vielerlei Hinsicht fragwürdigen Wandlung des gesamten Lebens geführt. Für die Kirche muss die Antwort heute eine noch tiefere und entschlossenere Aneignung der prophetischen Aussagen des Konzils sein, statt Angst vor der eigenen Courage zu bekommen.
Und eine solche neue Aneignung der Prophetie und der Hoffnung des Konzils muss gerade in dem vor uns liegenden Jahr bereitet werden. Im Juli hat in Mannheim der Auftakt des Dialogprozesses unter dem Leitwort „Im Heute glauben“ stattgefunden. Das wichtige Treffen hat uns deutlich gemacht, worauf es in den nächsten Monaten und Jahren ankommt:
• auf die Kommunikation des Lebens und des Glaubens. Dazu gehört unser Katechetischer Prozess, der doch nichts anderes will, als den Glauben für alle Generationen heute und morgen einladend zu machen. Dazu gehört aber auch die mutige Einmischung der Kirche in die Gesellschaft in den Grundfragen des Lebens, der Politik und der Kultur.
• Es kommt an auf eine Kultur der Barmherzigkeit (Compassion), die den Menschen – auch denen, die sich schwertun – frische Luft zum Atmen gibt in der Kirche. Barmherzigkeit der Kirche aus einem „Herzen aus Fleisch“, aus einem „hörenden Herzen“, statt Unerbittlichkeit aus einem „Herzen aus Stein“ (vgl. Ez 11,19; 1 Kön 3,9). Das große Stichwort im Dialogprozess in Deutschland ist in diesem Jahr deshalb diaconia – Dienst am Menschen um Gottes willen, den Menschen zugewandt, weil Gott sich uns zuwendet, auch heute.
• Und es kommt an auf Partizipation, Teilnahme und Teilgabe, das Miteinander der Dienste und Charismen in der Kirche, in den großen pastoralen Räumen bunter und vielfältiger als früher. Die Aussagen des Konzils über das pilgernde Volk Gottes unterwegs in communio, als Leib Christi, und über das gemeinsame Priestertum aller Getauften und Gefirmten müssen jetzt praktisch werden. „Denn durch die Taufe dem mystischen Leib Christi eingegliedert und durch die Firmung mit der Kraft des Heiligen Geistes gestärkt, werden sie (die Laien) … zu einer königlichen Priesterschaft und zu einem heiligen Volk (vgl. 1 Petr 2,4-10) geweiht …“, so das Konzil (AA 3). Wir brauchen nichts nötiger als Getaufte, Gefirmte, Beauftragte, Gesendete und Geweihte, die überzeugt und überzeugend aus ihrer jeweiligen Berufung heraus leben. Und wir brauchen auch bei noch mehr Entscheidungsträgern der Kirche den Mut, neu an die Aufbrüche des Konzils anzuknüpfen und denen deutlich zu widerstehen, die das Rad rückwaÅNrts drehen wollen. Wir müssen „einen neuen Aufbruch wagen“. (Das ist ja auch das Leitwort des Katholikentags in Mannheim im kommenden Jahr.)
Dabei dürfen wir aber – und das ist mir ein großes Anliegen – auf keinen Fall zu binnenkirchlich denken. Wir müssen immer auch die rund 80 Prozent der katholischen Christen im Blick haben, die nicht so eng mit ihrer Kirche verbunden sind über Gottesdienst und Engagement, die in der Distanz bleiben, scheu, gleichgültig oder enttäuscht. Wir sind Kirche nicht nur mit uns und für uns, sondern mit den vielen und für alle. Neuevangelisierung ist das Gebot der Stunde. Der Dialog mit den ,anderenʻ – den Nicht-Katholiken, den Nicht-Christen – und mit allen Menschen gutem Willens, ja auch mit denen, die uns ablehnend gegenüberstehen, ist heute für alle Beteiligten über-lebens-notwendig.
Weiter denke ich bei einem neuen Aufbruch an eine möglichst lebensnahe Katechese für alle Generationen; ich denke an den Umgang der Kirche mit wiederverheiratet Geschiedenen und mit Paaren in konfessionsverschiedenen Ehen; ich denke an ein vertieftes Zusammenwirken von Männern und Frauen in den Diensten des Gottesvolkes; ich denke an den Beitrag der Kirche zu einer positiven Sexualkultur, zu verlässlichen Beziehungen und echter Partnerschaft in der Vorbereitung auf das Ehesakrament; und konkret denke ich für unser Bistum an ein weiteres großes Pastorales Zukunftsgespräch im Jubiläumsjahr 2015, da das Konzil vor 50 Jahren beendet wurde.
2012 wird ein wichtiges Jahr der Zurüstung für unsere Kirche in der Weltweite, in Deutschland, in unserem Bistum. Die Weltbischofssynode, an der ich im Oktober drei Wochen in Rom teilnehmen darf, befasst sich mit der Neuevangelisierung, mit der Kommunikation des Glaubens mit den Menschen von heute. Nicht von ungefähr hat der Papst ein „Jahr des Glaubens“ ausgerufen, das am 50. Jahrestag der Konzilseröffnung, also am 11. Oktober 2012, beginnt. In den Tagen werden wir auch die Erfahrungen unseres Katechetischen Prozesses bündeln in einer Versammlung der diözesanen Räte am 28./29. September 2012.
Das alles dient dem Ziel, das Schwungrad des Zweiten Vatikanischen Konzils wieder in Gang zu setzen in einer global, regional und privat grundlegend veränderten Situation. Ja, wir stehen wieder neu am Anfang, da so vieles abgebrochen und zerbrochen ist. An einem neuen Anfang, der niemals gegen das Konzil gerichtet sein kann, sondern nur mit dem Konzil und seiner innersten prophetischen Wahrheit gelingen wird.
Vier Tage nach Beendigung des Konzils, am 12. Dezember 1965, hielt Karl Rahner – er war neben Joseph Ratzinger und Hans Küng einer der großen deutschen Konzilsberater – einen Vortrag. Daraus möchte ich abschließend eine längere Passage zitieren, weil sie so großartig und ermutigend ist:
„Im ganzen ist (jedenfalls) zu sagen: Es wäre ein furchtbarer Irrtum und eine schreckliche Verblendung der Herzen, ist aber eine reale Gefahr, vor der auch die unzerstörbare Kirche nicht von vornherein sich bewahrt glauben darf, wollte man meinen, man könne im Grunde nach dem Konzil einfach so weitermachen wie bisher, weil das, was in ihm gesagt, beschlossen und gelehrt wurde, entweder schon immer selbstverständlich in Übung gewesen sei oder nur unwichtige Dinge am Rande beträfe oder eben fromme Ideale beinhalte, die man sich zur eigenen Selbstrechtfertigung erbaulicherweise sagt und im übrigen auf dem geduldigen Papier stehenlässt. Natürlich muss die Kirche ihrem Wesen und – richtig verstanden – selbst ihrer Vergangenheit treu bleiben. (…) Aber das alles ändert nichts an der heilig-schrecklichen Verantwortung, die wir alle, die wir die Kirche sind, uns aufgeladen haben durch dieses Konzil: zu tun, was wir gesagt haben, die zu werden, die zu sein wir erkannt und vor aller Welt bekannt haben, aus Worten Taten zu machen, aus Gesetzen Geist, aus liturgischen Formen wahres Gebet, aus Ideen Wirklichkeit. Dafür konnte das Konzil nicht mehr als den Anfang des Anfanges setzen. Das ist unsagbar viel. Es würde aber ein hartes Gericht für Hirten und Herde, für uns alle bedeuten, wenn wir Wort und Tat, Anfang und Vollendung verwechseln wollten. Wir sind auf dem Konzil wie einst Elias durch eine weite Wüste gewandert und dem heiligen Berg Gottes nähergekommen. Wenn wir uns jetzt darum müde, schläfrig und verdrossen unter dem Ginsterbusch eines konziliaren Triumphalismus ausruhen würden, dann wird, dann möge, ja dann muss uns der Engel Gottes durch die schrecklichen Gefahren und Qualen dieser Zeit, durch Verfolgung, Abfall und Schmerzen des Herzens und des Geistes aus unserem Schlaf aufwecken: mach dich auf, ein großer Weg steht dir noch bevor (vgl. 3 Könige 19,7).
(…)
Wenn des Bischofs Regierung Dienst ist, demütig, demütiger als bisher, wenn der Priester lauterer und selbstloser, ob mit oder ohne Erfolg, das Wort Gottes und die Gnade der Sakramente darreicht, wenn der Laie weniger tadelt und eifriger mitarbeitet, wenn alle das Kreuz ihres Daseins in der Nachfolge Christi geduldiger tragen, in den Finsternissen mit helleren Augen des Glaubens das Licht Gottes sehen, jeder sich ehrlicher als Sünder erkennt und doch der Gnade Gottes getrost ist, wenn jeder anfängt, Gott mehr zu lieben, wenn jeder sich täglich mehr bemüht, der egoistischen Härte seines Herzens ein wenig mehr tätige Nächstenliebe abzuringen, wenn es Christen gibt, die nicht auch bei brutalem, brüllendem Geschrei oder bei dem feigen Geflüster nationalistischen oder gruppengesellschaftlichen Egoismus' dabei sind, wenn ein paar christliche Männer und Frauen im öffentlichen Leben deutlicher fragen und klarer das sagen, was recht ist, und nicht, was ihnen nützt, dann hat das Konzil seinen wirklichen Sinn, den letztlich einzigen, erreicht.
(…)
Es liegt aber an uns, an jedem von uns, an jedem in der Alltäglichkeit des Lebens und in der letzten einsamen Entscheidung des Gewissens, diesen Sinn des Konzils aus Gottes Gnade allein in der königlichen Freiheit der Kinder Gottes zu tun. Gott gebe uns dazu seine Gnade.“ (Karl Rahner, Das Konzil – Ein neuer Beginn. Vortrag beim Festakt zum Abschluss des II. Vatikanischen Konzils im Herkulessaal der Residenz in München am 12. Dezember 1965, Freiburg 1966, S. 18-26)

Gott gebe uns seine Gnade, besonders in diesem Jahr 2012, und seinen Segen: Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Quelle: Bistum Osnabrück

Prof. Siebenrock in Jennersdorf

50 Jahre nach der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils (1962-1965) ladet die Pfarre Jennersdorf zu einer Veranstaltungsreihe ein, um über die Auswirkungen des Konzilsgeistes nachzudenken und und den  Weg des Aggiornamento fortzusetzen.

Falls jemand aus dem Raum Pinkafeld daran teilnehmen möchte, kann ich Mitfahrgelegenheit anbieten.


Nähere Infos zur Veranstaltungsreihe >>

Freitag, 6. Januar 2012

Die 3 Könige -- Eine Umkehr

Ich hatte einen Traum, den ich ihnen heute zur Kenntnis bringen möchte …
Es war einmal in einem Land fern von Bethlehem da tat sich die Kunde von der Geburt Jesu.
Drei Männer machten sich auf, um zu erfahren was es auf sich hatte mit dem Glauben, der Frohbotschaft des Herrn.
Als sie dort ankamen, waren sie überwältigt vor Glück und diesem einfachen Jesu, der da in der Krippe lag und beschlossen ihm nachzufolgen. Sie versprachen sich auch, zum Dank jedes Jahr wieder gemeinsam den Weg nach Bethlehem zu gehen.

Das Jahresende kam ins Land und es wurde Zeit sich auf den Weg zu machen.
Unterwegs trafen sie auf einen einfachen Hirten Names Helmut. Dieser erzählte und warnte Sie, dass der Weg, den sie immer nach Bethlehem gingen, an machen Stellen abgerutscht und ins Meer gefallen war. Der Jüngere der drei Könige - sein Name war Egon - sagte: „Ich danke dir Helmut für deinen Hinweis, ich denke da müssen wir andere Wege suchen!“ Aber da er der Jüngere war, frage er zuerst seinen Weggefährten König Christoph. Dieser meinte: „Ich kann es kaum glauben, wir gingen immer diesen Weg und fuhren gut damit. Ich werde das untersuchen lassen. Wenn wir zusammenhelfen, den Weg verstärken und ausbauen, dann wirst du sehen, gibt es keine Grund diesen altbewährten Weg zu verlassen!“ König Christoph wandte sich dem ältesten König zu und fragte: „Was meinst du?“ Der älteste König Benedikt, vulgo Josef, welcher eine große Lebenserfahrung hatte, sagte: „Verlasst nicht leichtfertig einen bewährten Weg! Mit guten Willen und Anstrengung werden wir unseren Weg wieder zu dem machen was er war. Wir werden notwendige Brücken bauen und die abgerutschten Felsklüfte überwinden!“

Der Hirte mischte sich wieder ein und erzählte vom unsäglichen Leid vieler Wanderer, die am kaputten Weg abgestürzt waren. Selbst Brücken halfen wenig, weil der Fels am Rand immer mehr und weiter abbröckelt. Hirte Helmut erzählte auch, dass er nun für seine Schafherde einen neuen Weg, weiter im Landesinneren entdeckt hatte. Dieser Weg sei zwar sehr schmal, aber wenn sich die Könige beteiligen würden, dann könnte man ihn verbreitern, ja sogar breiter machen als den alten Weg. So hätten viel mehr Menschen darauf Platz.

König Egon sagte: „Ich kann das nicht entscheiden und halte mich da an meinen älteren Bruder und König Christoph.“ Auch König Christoph sagte: „Das ist eine schwerwiegende Entscheidung und die will ich unserem ältesten König überlassen.“ König Benedikt schritt mutig weiter entlag des alten Weges und meinte er wolle sich zuerst ein Bild von der Lage machen bevor er entscheidet.
Hirte Helmut war zwar etwas verwundert, sagte aber nichts und ließ sie ziehen.

Da Benedikt schon sehr alt war und sich beim Gehen plagte, dauerte es lange bis er zu den gefährlichen Felsklüften kam. Weil er auch schon etwas schwerhörig war, konnte er nicht das Wimmern der vielen abgestürtzten Wanderer hören und sein Herz blieb unberührt. Doch viel gefährlicher war seine Sehschwäche, er konnte den Abgrund nicht erkennen und drohte abzustürtzen. Im letzten Moment rissen Christoph und Egon König Benedikt vom Abgrund zurück und bewahrten ihn so vor dem sicheren Tod.

König Benedikt schrie: „O Gott ich danke dir, dass du mir meine Brüder Egon und Christoph mit auf den Weg gegeben hast, ohne sie wäre ich jetzt nicht mehr auf dieser wunderbaren Erde.“

Alle drei Könige drehen sich um. Da sahen Egon und Christoph in der Ferne den Hirten Helmut mit seiner Schafherde dahinziehen, ein ungutes Gefühl überkam sie und sie wurden peinlich berührt rot im Gesicht.....

Von Werner Kogler

Donnerstag, 5. Januar 2012

Vortrag "Die liturgischen Reformanliegen der österreichischen Pfarrerinitiative" am 28.1. in Klosterneuburg

Das Katholische Bildungswerk und die Liturgiewissenschaftliche Gesellschaft Klosterneuburg (LWGK), die die bahnbrechende Tätigkeit des Chorherrn Pius Parsch auf dem Gebiet der Liturgie bewahrt und weiterführt, laden ein zu einem öffentlichen Vortrag zum Thema

"Die liturgischen Reformanliegen der österreichischen Pfarrerinitiative"

Donnerstag dem 26. Jänner 2012, um 19.30
im Augustinussaal des Stiftes Klosterneuburg

Statements von Pfarrer Msgr. Helmut Schüller und Univ.-Prof. Dr. Jan-Heiner Tück (Theol. Fakultät Wien)
sowie eine Podiums- und Plenumsdiskussion unter der Moderation von Redakteur Dr. Hans Winkler (Die Presse, Kleine Zeitung) sind vorgesehen.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Weihbischof von Los Angeles wurde seines Amtes enthoben

Gabino Zavala ist nicht mehr Weihbischof von Los Angeles. Der katholische Geistliche hatte zugegeben, Vater zweier Kinder zu sein und deswegen seinen Rücktritt eingereicht. Das Bistum will den Teenagern nun geistliche Unterstützung und finanzielle Hilfe anbieten.

Weil er mit einer Frau zwei Kinder zeugte, ist der Weihbischof von Los Angeles seines Amtes enthoben worden. Papst Benedikt XVI. habe das Rücktrittsgesuch von Bischof Gabino Zavala angenommen, teilte der Vatikan am Mittwoch mit. Der Erzbischof von Los Angeles, José Gomez, erklärte, Zavala habe ihn Anfang Dezember darüber informiert, dass er der Vater zweier inzwischen jugendlicher Kinder sei. Die Mutter lebe mit den Kindern in einem anderen US-Bundestaat.

Weiter im Spiegel Online >>

Interessantes Detail:
Der zur katholischen Kirche übergetretene (und ehemalige anglikanische Bischof) Jeffrey Neil Steenson wurde am 1. Januar 2012 zum Ordinarius des in den USA für übertrittswillige Anglikaner neu geschaffenen Personalordinariats Kathedra Petri ernannt. Steenson ist verheiratet und hat drei Kinder.

Montag, 2. Januar 2012

Bewegte Welt - bewegte Kirche

Die Politik bewegt sich nur, wenn sich die Menschen bewegen. Das ist die zentrale Botschaft von 2011 für das neue Jahr 2012. Und diese Botschaft hat es in sich.
Kommentar von Wolfgang Kessler im Publik-Forum >>

Angesichts des "römischen Bischofsideals" wird sich auch in der Kirche nur dann etwas bewegen, wenn wir uns bewegen... im Geist Gottes, der alles lebendig erhält.

Roms Bischofsideal: Konservativ oder ruhig
Österreichs römisch-katholische Kirche steht vor wichtigen Veränderungen: In drei Diözesen wird in absehbarer Zeit ein neuer Diözesanbischof erwartet (siehe unten). Die bisherige Bilanz zeigt: Der Vatikan hat seine Umpolung der Bischofskonferenz trotz der Fehlgriffe mit Krenn und Groër durchgebracht. Altbischöfe sind liberaler als ihre Nachfolger, wie auch Bert Brandstetter, neuer Präsident der Katholischen Aktion Oberösterreich, gestern in den OÖNachrichten festgestellt hat.

Bischofsernennungen führen stets zu Diskussionen. Denn ein Bischof hat zumindest auf dem Papier umfassende Durchgriffsrechte und prägt die Diözese. Reizthema ist, dass Gläubige und bis auf wenige Ausnahmen auch Priester keinen Einfluss darauf haben, wer Bischof wird. Sie sind dem Papst und dem Vatikan ausgeliefert.

Römische „Bestrafung“
Vielsagend war 2010 Roms Umgang mit Eisenstadts Bischof Paul Iby. Er hatte sich gewünscht, bis zum Diözesanjubiläum im November im Amt bleiben zu dürfen. Trotzdem wurde sein obligatorisches Rücktrittsgesuch zum 75. Geburtstag schon im Juli angenommen und Zsifkovics als Nachfolger präsentiert. Was war geschehen? Iby hatte Themen wie den Priestermangel sowie die Rolle von Frauen in der Kirche aufgegriffen und Reformen angeregt. Nicht nur der Pastoraltheologe Paul M. Zulehner wertete Ibys rasche Abberufung als „Bestrafung“.
Weiter in den OÖ-Nachrichten >>


Bischof Kapellari: Hoffnung an einer Schwelle
„Fürchtet Euch nicht!“ dieses Wort sollte auch den Weg der katholischen Kirche in Österreich begleiten. Es gibt hier einen alarmistischen Umgang mit Problemen und Defiziten, der die Kirche in Österreich von anderen Ländern sehr unterscheidet. Ich rede kein Problem klein, aber ich möchte einmal mehr darauf hinweisen, dass die Kirche hier und anderswo nicht gelähmt ist; dass sie sich bewegt und weiter bewegen wird – freilich nicht in einem Tempo, das alle zufriedenstellt; dass sich die katholische Kirche seit dem jüngsten Konzil wohl mehr bewegt hat als fast alle anderen christlichen Kirchen.
Predigt von Bischof Kapellari bei der Jahresschlussandacht im Grazer Dom >>