Dienstag, 18. Mai 2010

Lasst den Worten endlich Taten folgen

„Wir sind Kirche“ unterstützt die Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte in ihren Reformforderungen, wie sie beim Pfarrgemeinderätekongress vom 13. bis 15. Mai 2010 in Mariazell ausgesprochen wurden. Die gewählten Vertreterinnen und Vertreter der Gläubigen haben gemeinsam mit der Jugend mehr Mitbestimmung, die Weihe von Frauen, die Freigabe des Zölibats und einen wertschätzenden Umgang mit Sexualität von der Kirchenleitung verlangt.

Damit stehen sie in einer guten Tradition. Diese Forderungen werden seit rund 80 Jahren in Österreich von Synoden aller Diözesen erhoben, wurden im Kirchenvolks-Begehren vor 15 Jahren gefordert und im „Dialog für Österreich“ mit überwiegender Mehrheit beschlossen. Was fehlt, ist die Umsetzung!

Umso erfreulicher ist es, dass verschiedene Bischöfe einen Hoffnungsschimmer aufkeimen lassen, mit Umsetzungen sei zu rechnen. „Wir sind Kirche“ begrüßt dies und weist darauf hin, dass es höchste Zeit ist, den Worten endlich Taten folgen zu lassen. „Natürlich muss die Umsetzung gut vorbereitet werden. Kein Verständnis haben aber die Leute, wenn Kommissionen ohne Ergebnis endlos tagen und Bischöfe gnädig die Prüfung der Forderungen ankündigen. Dies ist von der Wissenschaft seit Jahrzehnten bereits erfolgt und liegt in solider Form vor“, erklärt der Vorsitzende der Plattform „Wir sind Kirche“, Hans Peter Hurka.
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Montag, 17. Mai 2010

"Dialog muss weitergehen und strukturell abgesichert werden"

Der in Mariazell beim Pfarrgemeinderatskongress in Gang gekommene Dialog in der Kirche sollte von den Bischöfen auch strukturell abgesichert werden. Diese erste Bilanz zogen der Vorsitzende der Pastoralkommission Österreichs und Salzbruger Seelsorgeamtsleiter Balthasar Sieberer und der Pastoralamtsleiter der Diözese Gurk, Josef Marketz.
Laut Marketz sei auch deutlich geworden, dass die Pfarrgemeinderäte heute "deutlich ihren Platz einfordern, weil es auch Tendenzen der Reklerikalisierung gibt."
Sieberer bekräftigte, dass die Pfarrgemeinderäte heute ein stärkeres Selbstbewusstsein hätten als früher, weil sie inzwischen zu Stützen der Seelsorge geworden sind.
(KAP)

Samstag, 15. Mai 2010

Pfarrgemeinderäte zwischen Frustration und Aufbruch

Mariazell, 15.05.2010 (KAP) Die österreichischen Pfarrgemeinderäte scheinen zwischen Frustration und Aufbruch hin und her gerissen zu sein. Dies ist nicht nur ein Ergebnis der großen Pfarrgemeinderats-Studie, sondern zugleich auch jener Eindruck, der nach den ersten beiden Tagen des Kongresses der österreichischen Pfarrgemeinderäte gemeinsam mit dem österreichischen Episkopat in Mariazell bleibt. Mehr noch: er findet sich in dieser Form auf jenen großflächigen Zettelwänden dokumentiert, auf die die rund 550 Delegierten der österreichischen Pfarrgemeinderäte ihre Wünsche, Ängste, Sorgen, auch ihren Zorn über ausbleibende Reformen niederschreiben durften.
Weiterlesen auf der Kathpress-Doku des Kongresses auf Seite 14

Freitag, 14. Mai 2010

Redebeitrag am PGR-Kongress

Eduard Posch, Redebeitrag zum PGR-Kongress, Mariazell am 14.05.2010
Redemanuskript - es gilt das gesprochene Wort


Geschätzte Delegierte!
Sehr geehrte Herren Bischöfe und Mitglieder der Bischofskonferenz!

• Programmpunkt jetzt lt. offiziellem Programm: Das ist meine Situation – persönliche Erfahrungsberichte
• Meine persönliche Situation und Betroffenheit ist unter anderem auch die: Als Christ und ehrenamtlicher Mitarbeiter in unserer Kirche ist es nicht leicht, den Kopf für sie, meine Herren Bischöfe hinzuhalten. Auf dem Sportplatz, im Wirtshaus und an den verschiedenen „Areopagen der heutigen Zeit“.
Ich muss auch meinen Kopf hinhalten für einen Kardinal der vatikanischen Religionsbürokratie, der den Skandal um die Kindesmisshandlungen als Geschwätz abtut.

Jetzt ist die Zeit und der Ort Anliegen anzusprechen, die uns Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte bewegen. Jetzt muss Klartext gesprochen werden. Ich spreche jetzt sie, sehr geehrte Herren Bischöfe, ganz gezielt an, die Sie als österreichische Bischofskonferenz eine kollektive Leitungsverantwortung für unsere Kirche in Österreich haben.

Es gibt nichts schönzureden, unsere Kirche steckt in einer tiefen Krise. Es steht außer Zweifel:
Angesichts der dramatischen Entwicklung ist eine tiefgreifende Reform der Kirche unumgänglich. Eine Reform, in der alle Gläubigen einbezogen werden müssen und in der sie auch mitbestimmen können. Eine Reform, bei der vor allem auch die Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte mitzureden und mit zu entscheiden haben.

„Ich wehre mich gegen eine Diktatur einer erstarrten Tradition,“ sagt der renommierte Theologe Prof. Walter Kirchschläger.
Und weiter: „Nicht alles, was einmal an hoher oder höchster Stelle gesagt und danach immer wieder zitiert und wiederholt wurde, ist deshalb schon unverzichtbares Marschgepäck des Volkes Gottes.“

Selbst die aller engsten Mitarbeiter – nämlich die Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte - versagen der katholischen Kirchenleitung – also auch Ihnen, geschätzte Mitglieder der Bischofskonferenz - in wichtigen Bereichen die Gefolgschaft.

So lehnt z. B. eine absolute Mehrheit der Pfarrgemeinderäte den Pflichtzölibat ab. Das sagen nicht irgendwelche Menschen - das sind gleichsam die treuesten der treuen Laien, ohne die Priester auf verlorenem Posten stünden.

Prof. Paul Zulehner fasst die Ergebnisse der Umfrage unter den Pfarrgemeinderäten so zusammen: „Wir verlieren die besten Leute. Unter den Engagierten existiert eine beträchtliche Kirchendepression. Man hat den Eindruck, dass sich die Pfarrgemeinden von der Kirchenleitung im Stich gelassen fühlen.“ Der Studienautor ruft dazu auf, die Verantwortung der Laien zu stärken, statt sie zu bremsen. Man dürfe den Engagierten nicht die Lust, die Freude an der Kirche nehmen.

Die Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte sind hoch motiviert mitzuarbeiten – aber nicht um jeden Preis. Wertschätzung muss gegeben sein – diese darf sich nicht nur in schönen Worten manifestieren, sondern muss sich auch im Kirchenbild im Sinne des II. Vat. Konzils und vor allem auch im Kirchenrecht abbilden. Das bestätigt eindrucksvoll die Umfrage wenn 61 % der Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte sich wünschen, dass die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils entschlossener durchgeführt werden. Es gibt die Sorge, dass es viele Kräfte gibt, die die Kirche - von Rom ausgehend – in die Zeit vor dem II. Vat. Konzil zurückführen wollen.

Das Kirchenrecht gehört grundlegend erneuert – die geltende Kirchenverfassung ist unhaltbar:
• es widerspricht vielfach sowohl den biblischen Vorgaben und den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils
• als auch den heute allgemein anerkannten Grund- und Menschenrechten.
Es ist notwendig, eine grundlegende Erneuerung der Kirchenverfassung in die Wege zu leiten.
Das bedeutet vor allem:
• eine Abkehr vom römischen Zentralismus zugunsten einer Subsidiarität, wie sie die katholische Soziallehre einmahnt, um den Bedürfnissen der Ortskirchen zu entsprechen
• die Aufwertung beratender kollegialer und synodaler Gremien zu Instanzen mit Entscheidungsrecht, damit autoritärer Klerikalismus von geschwisterlicher Einmütigkeit abgelöst werden kann
• die Anerkennung der vollen Gleichberechtigung von Frauen und Männern und der freien Wahl ihrer Lebensform. Ehe und Priesteramt schließen einander nicht aus.

Die Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte verlangen nach echter Mitbestimmung und Mitentscheidung. Nur die Möglichkeit der Beratung ist zuwenig. Die Verantwortung der Laien gehört gestärkt, nicht gebremst. 66 % sagen, Pfarren haben Zukunft, wenn der Pfarrgemeinderat Leitungsaufgaben übernimmt und mehr Kompetenzen erhält. Prof. Zulehner meint: „Es braucht eine tiefe Reform und keinen Neoklerikalismus, der da durch manche nachkommende Priester wiederkommt, die relativ wenig Gespür für synodale Vorgänge in der Kirche haben.“

Die Kirche ist von je her sowohl hierarchisch als auch synodal strukturiert. Es gibt heute den berechtigten und massiven Druck, synodale Prinzip zu stärken – und zwar im Sinne einer echten Teilhabe und Mitent-scheidung auf allen Ebenen der Kirche.

Ich will Klartext reden – wie gestern Kardinal Schönborn verlangt hat: Echte Teilhabe, Mitwirkung und Mitentscheidung muss sich auch auf die Ernennung von Bischöfen beziehen. Ich richte den eindringlichen Appell an sie, meine sehr geehrten Herrn Bischöfe: Das burgenländische Kirchenvolk erwartet vom neuen Bischof, dass er den Weg des Dialogs, der Offenheit und der pastoralen Ausrichtung Ibys weiterführt. Uns Burgenländerinnen und Burgenländern ist keinesfalls ein Bischof zumutbar, der für einen rückwärts gewandten Kirchenkurs steht.

Im Klartext: es gibt kein Zurück hinter die Positionen von unserem Bischof Iby! Liebe Bischöfe! Bitte handeln Sie!

Dienstag, 11. Mai 2010

Bischof Iby stellt Pflichtzölibat infrage

Bischof Paul Iby stellt den Pflichtzölibat infrage. In einem Interview mit der Tageszeitung "Die Presse" sagt er: "Es wäre für die Weltpriester sicher eine Erleichterung, wenn der Pflichtzölibat aufgehoben würde."