Samstag, 31. Juli 2010

Zum Bischofswechsel in der Diözese Eisenstadt

Paul M. Zulehner:

In tiefer Trauer über das Vorgehen in der Diözese Eisenstadt und in dankbarem Respekt vor Bischof Iby.
Er war ein pastoraler Bischof. Nah bei den Leuten. Besuchte immer wieder Gemeinden und ihre Priester. Auch mutig war er in seiner langen Amtszeit. Als der Dialog für Österreich abgewürgt wurde, setzte er ihn als Dialog fürs Burgenland fort: Bischof Dr. Paul Iby.

75jährig geworden, reichte er seinen Rücktritt ein. Seinen Wunsch, noch das Diözesanfest am 11.11.2010 mit der Diözese feiern zu dürfen, hat er dem Nuntius vorgetragen. Dieser versprach, sich in Rom dafür zu verwenden.

Die Suche nach dem Nachfolger setzte rasch ein. Der Sekretär der Bischofskonferenz Ägidius Zsifkovics galt früh als Favorit. Kroatischer Burgenländer: allein das sprach für ihn. In der Diözese regte sich Widerstand. Eine Abordnung ging zum Nuntius. Auch zu mir kamen einzelne und Gruppen und baten mich, mich an geeigneter Stelle zu verwenden. Was ich auch tat.

Nun ist Ägidius Zsifkovics Bischof von Eisenstadt. Ihm ist nur das Beste zu wünschen, der Geist der Kraft und der Besonnenheit. Die Kirche auch in Burgenland hat es ja nicht leicht. Ob es ihm beispielsweise gelingt, die Ausdünnung der Eucharistiefeiern zu stoppen: ein Anliegen, das Bischof Paul sehr am Herzen lag und weshalb er auch nicht scheute, über den Zölibat öffentlich zu diskutieren. Ihm ist die Feier der Eucharistiefeier ein höheres Gut als das Gut der ehelosen Lebensform der römisch-katholischen Priester (bei den griecisch-katholischen ist das ja nicht der Fall).

Es ist kein Detail am Rand: So wie einst Kardinal König von der Ernennung von Groer unterwegs in Amerika aus der Presse erfahren hat, erfuhr Bischof Iby von der Ernennung seines Nachfolgers über die Kronenzeitung. Erst später rief ihn der Apostolische Nuntius an. Aus informierten Kreisen ist zu hören, dass dies aber nicht am Nuntius lag, sondern an einer Indiskretion aus der Regierung, wo jemand der Kronenzeitung die Nachricht verfrüht mitteilte. Es soll auch bereits eine Entschuldigung der Regierung beim Apostolischen Nuntius gegeben haben.

Dass es jetzt bei der Emeritierung von Bischof Paul Iby so rasch ging, hat mit seinen Äußerungen in den letzten Wochen zu tun. Er hat damit nicht nur bei seinen bischöflichen Mitbrüdern, sondern auch in der Bischofskongregation Unmut ausgelöst, was zur Ablösung vor dem Diözesanjubiläum am Martinsfest führte. Zudem hatte Bischof Paul ja auch in der Diözese Eisenstadt nicht nur Freunde.

Die Österreichische Kirche steckt in einer schweren Vertrauenskrise, die tief ins Kirchenvolk hineinreicht. Dabei zeigt die jüngste Pfarrerstudie, dass sehr viele im Kirchenvolk (die Pfarrer meinen drei Viertel!) der Kirchenleitung mißtrauen, nicht der Kirche und noch weniger dem Evangelium. Die Leute sind nicht so glaubenslos, wie manche sie gern hätten. Aber die Kirche macht ihnen derzeit das Glauben und noch mehr das Leben mit der Kirche nicht leicht. Die Ernennung neuer Bischöfe könnte ein Signal sein, dass Vertrauen wieder gewonnen werden will. Wurde in Eisenstadt die Chance wirklich genützt? Man wird sehen.

Freitag, 23. Juli 2010

Bischof Iby betroffen über Vorgehensweise bei Bischofsernennung

ORF Religion, 22.7.2010
Iby kritisiert Vorgehensweise zur Ernennung eines neuen Bischofs
Der scheidender Diözesanbischof Paul Iby erklärte in einem Interview: "Überall sonst bekommt ein Mensch, der in den Ruhestand gehen möchte, den Zeitpunkt seiner Pensionierung im Voraus gesagt".

Der scheidende Diözesanbischof von Eisenstadt, Paul Iby, hat sich in einem Interview mit der Kirchenzeitung "Martinus" zu seiner Ablöse und der Ernennung des neuen Bischofs Ägidius Zsifkovics geäußert. Er wolle zwar keine Kritik üben, "aber überall sonst bekommt ein Mensch, der in den Ruhestand gehen möchte, den Zeitpunkt seiner Pensionierung im Voraus gesagt", so Iby. Es sei "nicht menschlich", weil man sich nicht auf seine Pensionierung einstellen könne. Iby betonte erneut, dass er noch in den Morgenstunden des 8. Juli - einen Tag vor der offiziellen Präsentation von Zsifkovics als neuen Diözesanbischof - nicht offiziell von dessen Ernennung gewusst habe.

Talent als Brückenbauer
"Vielleicht hätte ich in manchem schärfer durchgreifen müssen, aber mein Weg war das Gespräch", resümierte Iby seine Jahre als Diözesanbischof. Seinem Nachfolger Ägidius Zsifkovics, der "besondere Talente" mitbringe, wünsche Iby, "dass er seine Linie leben kann und zeigen, dass er ein Bischof für das Volk und die Diözese ist". Zsifkovics habe vor allem das Talent zum Brückenbauer. Er sei nicht nur Burgenlandkroate und spreche mehrere Sprachen, sondern habe sich als Sekretär der Bischofskonferenz bereits Kontakte zu Nachbardiözesen und höheren Stellen in Rom aufgebaut.

Fruchtbringender Dialog
Zur Bestellung seines Nachfolgers meinte Iby, dass die Regelung zur Ernennung eines neuen Bischofs "eine alte Tradition unserer Kirche" sei, die er aber "nicht so ganz verstehen kann". Seine Jahre im Amt bezeichnete der scheidende Diözesanbischof als eine "Zeit intensiver Arbeit". Jene, die am meisten Früchte gebracht habe, "war wirklich der Dialog, den wir in unserer Diözese weitergeführt haben", so Iby. "Wo wir die Wege zu den Politikern gesucht haben, zu den weltlichen Interessensvertretern - das ist positiv aufgenommen worden." Daher auch der Wunsch an seinen Nachfolger, diesen Weg weiterzuführen, so Iby.
Zsifkovics' Weihe

Ägidius Zsifkovics' Weihe zum Bischof wird am 25. September im Eisenstädter St. Martins Dom stattfinden. Bis dahin wird die Diözese von Iby weitergeleitet. Bis zu seiner Pensionierung übt er nun die Funktion des Diözesanadministrators aus.


Die Presse, 23.7.2010
Burgenland: Bischof Iby kritisiert seine Ablöse
Der scheidende burgenländische Bischof Paul habe nicht im Voraus von seiner Pensionierung erfahren. Das sei "nicht menschlich". Die Regelung der Bestellung seines Nachfolgers Zsifkovics könne er "nicht ganz verstehen".

Montag, 12. Juli 2010

Heftige Diskussionen um neuen Bischof

Nach der Messe im Eisenstädter Dom wurde teils heftig diskutiert über die Ernennung von Pfarrer Ägidius Zsifkovics zum neuen Bischof.

"Eine Sauerei sondergleichen", schimpfte ein Mann unmittelbar nach der Messe im Eisenstädter Dom. Er will seinen Namen nicht nennen, will auch nicht ins Detail gehen, "aber eines können Sie mir glauben: Mit dieser Entscheidung bin nicht nur ich alles andere als glücklich".

Vor allem die Art und Weise, wie Paul Iby "abgeschossen wurde, war nicht die feine englische Art", sagte etwa der 82-jährige Anton Rupp nach der Messe im Dom. Man hätte Iby das Jubiläumsjahr (50 Jahre Diözese Eisenstadt, Anm.) zu Ende feiern lassen sollen.
Zum KURIER-Artikel>>


Kathnet vom 20. Juli 2010:
Diese furchtbaren Typen haben Tausende vertrieben

Josef Herowitsch, der Pfarrer von Lockenhaus beschimpft Bischöfe als "furchtbare Typen" und meint über den Bischof von Burgenland: Jetzt haben wir auch so ein Geschenk bekommen

Freitag, 9. Juli 2010

Ägidius Zsifkovics wird neuer Bischof von Eisenstadt

ORF Religion, 9.7.2010
Ägidius Zsifkovics neuer Eisenstädter Bischof
Ägidius Zsifkovics (47) ist neuer Bischof der Diözese Eisenstadt. Das wurde am Freitag zeitgleich im päpstlichen Bulletin sowie bei einer Pressekonferenz im Burgenland bekanntgegeben. Der derzeitige Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz und Pfarrer von Wulkaprodersdorf folgt in dieser Funktion Paul Iby, der seinen Rücktritt aus Altersgründen eingereicht hatte.

Mit dem katholischen Grußwort "Gelobt sei Jesus Christus" in vier Sprachen begrüßte der neue Bischof laut "Kathpress" alle Menschen bei seiner Vorstellung am Freitag in Eisenstadt. Allen voran dankte Zsifkovics seinem Vorgänger, Bischof Paul Iby, "für deine unkomplizierte, offenen und sympathische Art, mit der Du deinen Hirtendienst ausgeübt hast und die Freiheit, die du uns, deinen Mitarbeitern, immer gegeben hast". Zsifkovics dankte auch allen Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Pastoralassistenten, Religionslehrern und den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Diözesen, den Dekanaten und Pfarreien sowie allen Gläubigen für den treuen Dienst "in dieser für Glaube und Kirche so herausfordernden Zeit". Als langjähriger Pfarrer wisse er "von meiner 'täglichen Arbeit an der Basis', wie unentbehrlich diese Dienste für den Aufbau von Kirche sind und welch kostbares Geschenk uns das Zweite Vatikanische Konzil damit gegeben hat." Er freue sich auf die "Zusammenarbeit mit allen auf Augenhöhe und im Geist der Communio, erbitte mir ihre Mitarbeit, einen Vertrauensvorschuss und ihr Gebet", erklärte der neue Bischof. Seine besondere Aufmerksamkeit und Wegbegleitung gelte seinen ersten Mitarbeitern, den Mitbrüdern im priesterlichen Dienst sowie der Sorge um neue geistliche Berufe. Vertreter der Politik, Kunst, Kultur und Medien rief Zsifkovics auf, "dem Gemeinwohl zu dienen und immer das Gute und Verbindende über alle parteipolitischen und ideologischen Grenzen hinweg stets zu fördern".
"Zusammenleben der Volksgruppen ist Modellcharakter"

Einen Gruß "von Herzen" schickte Zsifkovics auch an die "Schwestern und Brüdern im Glauben" - die evangelischen Christen AB und HB - sowie alle Mitglieder anderer Konfessionen und Religionsgemeinschaften, hier vor allem der jüdischen. Er freue sich "auf eine gute Zusammenarbeit in bewährter pannonischer Art, wo das Gemeinsame vor das Trennende gestellt wird, zum Wohl der uns anvertrauten Menschen". Schließlich schickte Zsifkovics noch Grüße in der jeweiligen Sprache an die kroatische und die ungarische Volksgruppe sowie die Volksgruppe der Roma: "Das Zusammenleben der Volksgruppen in unserem Land ist Modellcharakter für andere in unserer Heimat. Bewahren wir diesen kostbaren Schatz und bauen wir ihn zum Wohle aller aus", appellierte der neue Bischof. Mit seiner Ernennung gebe das kroatische Volk bereits den zweiten Diözesanbischof, erklärte Zsifkovics in seiner Muttersprache an die kroatische Volksgruppe gewandt. Das sei auch Zeichen dafür, "dass der Glaube in unserem Volk lebendig ist, und das unser Volk unsere Ortskirche bedeutend bereichert. Das ist nicht nur eine große Freude und Auszeichnung für unser Volk, sondern auch Verpflichtung und Herausforderung."

Iby: Weg des Dialogs fortsetzen
Bischof Paul Iby hat in einer ersten Stellungnahme Zsifkovics zu seiner Ernennung gratuliert. Es sei für diesen "der Beginn einer neuen, nicht leichten, Aufgabe". Es solle Bischof Zsifkovics "volle Freiheit für sein Wirken zugebilligt werden". Sein Wunsch sei es immer gewesen, so Iby, "dass auch durch meinen Nachfolger der Weg des Dialogs fortgesetzt werden möge. Unser Diözesanjubiläum steht ja unter dem Thema Begegnung und Dialog. Das Wohl der Kirche und der Menschen in unserer Heimat möge die Umsetzung dieses Zieles bestimmen." Die Ernennung des neuen Diözesanbischofs erfolgte nach den in unserer Kirche geltenden Regeln, wobei es für die Diözese Eisenstadt keine Sonderbestimmungen gibt, hielt Iby fest. Seinem Wunsch, die Diözese bis zum Abschluss des Jubiläumsjahres, am 11. November, zu leiten, sei mit der Begründung nicht entsprochen worden, dass es besser wäre, die Änderung mit Beginn des neuen Arbeitsjahres, im September, durchzuführen, so Iby: "Das habe ich zur Kenntnis genommen."

Seit 1999 Generalsekretär der Bischofskonferenz
Ägidius Johann Zsifkovics wurde am 16. April 1963 in Güssing geboren und entstammt einer Arbeiter- und Bauernfamilie. Die Priesterweihe empfing er am 29. Juni in Eisenstadt, von 1987 bis 1988 war er Sekretär des damaligen Bischofs Stefan László, bei dem er bereits das kirchenpolitische Handwerk lernte. Von 1992 bis 1999 war er Ordinariatskanzler. Seit 1996 leitet er zudem das Referat für die pastoralen Belange der kroatischen Volksgruppe und ist Schriftleiter der kroatischen Kirchenzeitung "Glasnik". Trotz all dieser Funktionen ist Zsifkovics seit 1994 auch noch Pfarrer in Wulkaprodersdorf, wo er als äußerst beliebt gilt. Zum Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz wurde Zsifkovics 1999 bestellt. Auch dort kam ihm seine politische Erfahrenheit zugute. Zu seinen Aufgabenbereichen zählen dort die Kanzlerkonferenz, die Themen Kirche und Gesellschaft sowie Kirche und Staat. Dazu zählt die Erarbeitung von Stellungnahmen zu jenen Gesetzesentwürfen, bei denen die Bischofskonferenz im Rahmen des Begutachtungsverfahrens eingebunden ist. Zsifkovics pflegt unter anderem hervorragenden Kontakt zum Bundeskanzleramt.

Schönborn: "Ein slawischer Bischof"
Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, hat die Ernennung von Ägidius Zsifkovics zum neuen Diözesanbischof von Eisenstadt am Freitag in einer von der Erzdiözese Wien veröffentlichten Erklärung begrüßt. Mit Zsifkovics habe Österreich wieder einen "slawischen Bischof", betonte Schönborn. Das sei ein "schöner Bezug auf die österreichische Tradition und zugleich auf die Zukunft im größeren Europa". Er habe, so Schönborn, "in den letzten Jahren - insbesondere in der Vorbereitung und Durchführung des Mitteleuropäischen Katholikentags, aber auch danach - die Begabung von Ägidius Zsifkovics kennen und schätzen gelernt, Brücken zu bauen". Das sei eine wichtige Voraussetzung für das Bischofsamt. Er sei sich sicher, so Schönborn, dass Zsifkovics "nicht nur Brücken über die Grenzen zwischen Nationen, Kulturen, Sprachen schlagen kann, sondern auch zwischen unterschiedlichen Mentalitäten, Auffassungen und Lebensstilen im kirchlichen Bereich".

Ein "gestandener Pfarrer"
Er freue sich besonders, so Schönborn, dass mit Zsifkovics ein "gestandener Pfarrer" zum Bischof ernannt worden ist.
Er sei auch als Generalsekretär der Bischofskonferenz immer Pfarrer von Wulkaprodersdorf geblieben: "Das haben nicht alle gleich verstanden. Aber es ist schon klar, dass er immer Seelsorger bleiben wollte, um 'bei den Leuten' zu sein." Wenn ein Priester vor allem Pfarrer sein wolle, dann sei das ein Hinweis, dass er nicht in erster Linie an "Karriere" denke.

Schönborn weist "völlig unqualifizierte Angriffe" zurück
Ausdrücklich betont Schönborn, dass im Fall des neuen Eisenstädter Bischofs "die bewährte Vorgangsweise bei der Vorbereitung einer Bischofsernennung eingehalten worden" sei. Es habe in den letzten Tagen "auch kritische Stimmen gegeben", so Schönborn in seiner Erklärung. Dabei seien "harte Worte" gefallen, die meisten davon hätten "keinerlei Fundament in der Realität". Mit Entschiedenheit weise er "völlig unqualifizierte Angriffe zurück, wie sie leider auch von Prof. Paul Zulehner und Msgr. Helmut Schüller formuliert worden sind". Solche "'Ferndiagnosen' können das kirchliche Leben nur vergiften", betont Schönborn. Ausdrücklich appelliert der Vorsitzende der Bischofskonferenz an alle, "das elementare Wohlwollen, das wir in der Kirche einander schulden, auch einem neuernannten Bischof zuteil werden zu lassen".

katholisch.at-Dossier
Msgr. Ägidius Zsifkovics wird neuer Bischof der Diözese Eisenstadt
Msgr. Ägidius Zsifkovics (Jahrgang 1963) stammt aus der Diözese Eisenstadt und ist Pfarrer in Wulkaprodersdorf sowie Generalsekretär der Bischofskonferenz. Der Nachfolger von Paul Iby freue sich auf die "Zusammenarbeit mit allen auf Augenhöhe und im Geist der Communio". Kardinal Schönborn: Er ist ein "Mann der Mitte"

Die Presse, 9.7.2010
Zsifkovics, der slawische Bischof
Burgenland: Am Freitag wurde Ägidius Zsifkovics zum Nachfolger von Bischof Paul Iby ernannt. Zsifkovics wird künftig Hirte von mehr als 207.000 Katholiken im Burgenland. Die Diözese umfasst zwölf Dekanate und 171 Pfarren.

Donnerstag, 8. Juli 2010

Ägidius Zsifkovics wird der neue Bischof des Burgenlands

Ägidius Zsifkovics
Paul Iby, noch amtierender Bischof im Burgenland, musste den Namen seines Nachfolgers aus den Medien erfahren. Zsifkovics gilt als Vertrauter Kardinal Schönborns.

Kaum wurde der Name des designierten Bischofs von Eisenstadt genannt, da gingen - wie man dies bei derartigen kirchlichen Anlässen schon gewohnt ist - die Wogen der Entrüstung hoch. Zu Recht, zu unrecht.
Mit heftiger Kritik wurde der Apostolische Nuntius Peter Stephan Zurbriggen bedacht, der vor Tagen dem Außenministerium die Entscheidung Roms mitgeteilt hatte. Der es aber unterlassen hat - war dies ein Zufall oder ist es das gespannte Verhältnis zu Kardinal Schönborn? - die Bischofskonferenz davon in Kenntnis zu setzen. Paul Iby, noch amtierender Bischof im Burgenland, musste den Namen seines Nachfolgers aus den Medien erfahren.
Gefallen hat der Nuntius der ohnehin gebeutelten Kirche Österreichs damit keinen getan und auch nicht Ägidius Zsifkovics, an dessen Person ebenfalls bald Kritik laut wurde. Er sei doch nur ein "ideenloser Vollzieher der Wünsche Roms", hieß es, und er werde seiner Diözese "30 Jahre Winter" bescheren.

Enger Vertrauter Schönborns

Kritiker nehmen dabei auf die Bilderbuchkarriere des 47-Jährigen Bezug: Theologiestudium in Wien und Rom, bischöflicher Sekretär, Ordinariatskanzler, Sekretär der Bischofskonferenz. Dass er in dieser Position ein enger Vertrauter von Kardinal Schönborn ist, versteht sich von selbst. Und dass sich dieser in der Bischofskonferenz mit gleich gesinnten Bischöfen zu umgeben versucht, auch.
Das Studium in Rom, die Tätigkeit in der Bischofskonferenz - das ist die weltkirchliche Erfahrung von Zsifkovics. Er verfügt aber auch - stärker als jeder andere Bischof - über eine zutiefst pastorale Seite. Die hat er sich seit 1997 als Pfarrer von Wulkaprodersdorf angeeignet. Zudem bringt er eine weitere Qualifikation für das Amt mit. Als Burgenland-Kroate ist Zsifkovics zweisprachig, dazu kommen noch Kenntnisse des Ungarischen.
In den brennenden Fragen der Kirche wird Zsifkovics kaum in der Öffentlichkeit vorpreschen. Aber er wird seine Sicht der Dinge deutlich in die Bischofskonferenz einfließen lassen. Denn Kenner bescheinigen ihm einen "starken Realitätssinn, fern von jeder frömmelnden Schwärmerei".

Beitrag in der Kleinen Zeitung >>

Rom hat es plötzlich eilig

Dieses Tempo hat man im Vatikan selten gesehen. Jedenfalls nicht bei Reaktionen auf Missbrauchsfälle. Im Eilzugsverfahren hat BenediktXVI. nun einen Bischof für das Burgenland ernannt: Ägidius Zsifkovics, Sekretär der von Kardinal Schönborn geführten Bischofskonferenz

Iby-Nachfolge: Unmut über Bestellvorgang

Theologe Zulehner spricht von "vertaner Chance" - "Wir sind Kirche" befürchtet Austrittswelle - Für Schüller "katastrophal"


Scharfe Kritik hat der Bestellvorgang von Ägidius Johann Zsifkovics zum voraussichtlichen Nachfolger des Eisenstädter Diözesanbischofs Paul Iby am Donnerstag hervorgerufen. Einerseits vermissen Kritiker bei der Bestellung neuer Bischöfe generell Transparenz, andererseits verweisen sie auf Zsifkovics Rom-Treue. Ein Signal für Reformen sei dies nicht, stellten sie fest.

Pressekonferenz zur Bischofsernennung von Ägidius Zsifkovics

Ansprache von Bischof Paul Iby:

Dr. Ägidius Johann Zsifkovics dritter Diözesanbischof von Eisenstadt

Im Zusammenhang mit der Vollendung meines 75. Lebensjahres habe ich gemäß den Vorschriften des Kirchlichen Gesetzbuches meine Resignation als Diözesanbischof von Eisenstadt dem Hl. Vater angeboten. Meine Resignation wurde mit der Formel "nunc pro tunc" angenommen, wobei das "tunc" zum Zeitpunkt der Ernennung eines neuen Diözesanbischofs eintreten sollte.
Am heutigen Tag, dem 9. Juli 2010, um 12 Uhr wurde die Ernennung meines Nachfolgers, Dr. Ägidius Zsifkovics, von Rom publiziert.

Gleichzeitig mit meiner Emeritierung zu diesem Zeitpunkt wurde ich von der Bischofskongregation in Rom zum Apostolischen Administrator der Diözese Eisenstadt ernannt. Diese Aufgabe erlischt mit der Weihe des neuen Diözesanbischofs und der Besitzergreifung der Diözese.
Als Helfer bei der zu erledigenden Agenden in der Verwaltung der Diözese habe ich heute Prälat Dr. Johannes Kohl zu meinem ständigen Vertreter im Amt des Apostolischen Administrators ernannt, da mit der Ernennung des neuen Diözesanbischofs die Aufgabe des Generalvikars erlischt.

Die wichtigsten Daten des neuen Herrn Diözesanbischofs:
- Geboren am 16. April 1963 in Güssing, wohnhaft in Hackerberg, Pfarre Stinatz.
- 29. Juni 1987 Priesterweihe in Eisenstadt.
- 1988 bis 1992 Studium des Kirchenrechts an der Gregoriana in Rom.
- Ab 1994 Pfarrmoderator bzw. Pfarrer in Wulkaprodersdorf.
- Seit 1997 Leiter der kroatischen Sektion im Pastoralamt.
- Seit 1. Feber 1999 Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz.

Die Ernennung des neuen Diözesanbischofs erfolgte nach den in unserer Kirche geltenden Regeln, wobei es für unsere Diözese keine Sonderbestimmungen gibt. Meinem Wunsch, die Diözese bis zum Abschluss des Jubiläumsjahres zu leiten, wurde mit der Begründung nicht entsprochen, dass es besser wäre, die Änderung mit Beginn des neuen Arbeitsjahres durchzuführen. Das habe ich zur Kenntnis genommen.

Da durch Indiskretion die Ernennung des neuen Bischofs in die Medien gelangte, bevor der Weg der Befragung der Österreichischen Bundesregierung abgeschlossen war, kam es dazu, dass ich als Diözesanbischof erst nach den Pressemeldungen vom Apostolischen Nuntius informiert worden bin. Das war so nicht vorgesehen und vom Apostolischen Nuntius auch nicht gewollt.
Ich darf Ihnen nunmehr den neuen Diözesanbischof vorstellen. Ich gratuliere Bischof Dr. Ägidius Zsifkovics zu seiner Ernennung und wünsche ihm den Segen Gottes. Es ist für Dr. Zsifkovics der Beginn einer neuen, nicht leichten, Aufgabe. Es soll ihm volle Freiheit für sein Wirken zugebilligt werden. Mein Wunsch war es immer, dass auch durch meinen Nachfolger der Weg des Dialogs fortgesetzt werden möge. Unser Diözesanjubiläum steht ja unter dem Thema Begegnung und Dialog. Das Wohl der Kirche und der Menschen in unserer Heimat möge die Umsetzung dieses Zieles bestimmen.

Bischof Paul Iby
Apostolischer Administrator der Diözese Eisenstadt

Quelle: martinus.at


YouTube-Video von katholisch.at
Präsentation des neuen Eisenstädter Bischofs, Ägidius Zsifkovics


Das Grußwort des neuen Bischofs
Gelobt sei Jesus Christus!
Hvaljen budi Jezuš Kristuš!
Dicsértessék a Jézus Krisztus!
Patjardo te ol o Jesus Christus!

Mit diesem alten katholischen Gruß in den Sprachen unseres Landes, entbiete ich als neu ernannter Bischof von Eisenstadt allen Bewohnern unseres schönen Burgenlandes, besonders den katholischen Christen der Diözese Eisenstadt, ein herzliches, pannonisches "Grüß Gott" und wünsche in Anlehnung an die Worte des Apostels Paulus an die Römer: "Allen in der Diözese Eisenstadt, die von Gott geliebt sind, die berufenen Heiligen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!" (vgl. Röm 1,7)

In diesem brüderlichen Geist grüße ich zuerst Dich, lieber Bischof Paul, und danke Dir für Deinen langjährigen bischöflichen Dienst. Ich durfte schon unter Bischof Laszlo und dann auch an Deiner Seite in den verschiedensten Verantwortungen in unserer Diözese mit Dir zusammenarbeiten. Ich danke Dir für Deine unkomplizierte, offene und symathische Art mit der Du Deinen Hirtendienst ausgeübt hast und die Freiheit, die Du uns, Deinen Mitarbeitern, immer gegeben hast. Es war für uns alle wohltuend - Vergelt´s Gott dafür!
In diesem Geist Jesu Christi grüße ich das ganze Volk Gottes unserer Diözese: die Kinder und Jugendlichen, die Berufstätigen und jene, die derzeit ohne Arbeit sind, die Alten und Kranken, die Armen und Notleidenden, die den Glauben Praktizierenden, die Suchenden, aber auch die von der Kirche Enttäuschten.

Mein besonderer Gruß gilt den Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Pastoral-AssistentenInnen, ReligionslehrernInnen, allen haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiternInnen in der Diözese, den Dekanaten und Pfarreien sowie allen Gläubigen. Vergelt´s Gott für Euren treuen und unermüdlichen Dienst in dieser für Glaube und Kirche so herausfordernden Zeit! Als langjähriger Pfarrer von Wulkaprodersdorf weiß ich von meiner "täglichen Arbeit an der Basis", wie unentbehrlich diese Dienste für den Aufbau von Kirche sind und welch kostbares Geschenk uns das Zweite Vatikanische Konzil damit gegeben hat. Als 1963 geborenes "Kind des Konzils" freue ich mich umso mehr auf die Zusammenarbeit mit allen auf Augenhöhe und im Geist der Communio, erbitte mir ihre Mitarbeit, einen Vertrauensvorschuss und ihr Gebet! Meinen ersten Mitarbeitern, den Mitbrüdern im priesterlichen Dienst, gilt meine besondere Aufmerksamkeit und Wegbegleitung sowie der Sorge um neue geistl. Berufe!
Ich grüße alle, die in unserem Land politische Verantwortung tragen, die Vertreter der Medien, von Kunst und Kultur und lade sie ein, dem Gemeinwohl zu dienen und immer das Gute und Verbindende über alle parteipolitischen und ideologischen Grenzen hinweg stets zu fördern!
Unsere Schwestern und Brüder im Glauben, die evangelischen Christen AB und HB sowie alle Mitglieder anderer Konfessionen und Religionsgemeinschaften in unserem Land - besonders die jüdische Gemeinschaft, die Teil unserer Geschichte ist - grüße ich von Herzen und freue mich auf eine gute Zusammenarbeit in bewährter pannonischer Art, wo das Gemeinsame vor das Trennende gestellt wird, zum Wohl der uns anvertrauten Menschen.
Schließlich sei mir noch ein Gruß an die Volksgruppen in unserem Land gestattet: als Burgenländischer Kroate zuerst an die kroatische Volksgruppe in meiner Muttersprache, dann die ungarische Volkgruppe sowie die Volksgruppe der Roma. Das Zusammenleben der Volksgruppen in unserem Land ist Modellcharakter für andere in unserer Heimat. Bewahren wir diesen kostbaren Schatz und bauen wir ihn zum Wohle aller aus!

Dragi hrvatski vjerniki naše biškupije, moji dragi sunarodnjaki!
Mojim imenovanjem tretim biškupom Željezanske biškupije naš mali hrvatski narod u Gradišću daje jur drugoga natpastira našoj biškupiji. Ovo je i dokaz, da je vjera u našem narodu živa i da naš narod znatno obogaćuje našu mjesnu Crikvu. Ovo nije samo velika radost i čast za naš narod, nego i obaveza i izazov! Zato živimo nadalje našu vjeru u naši fara i obitelji ter predajmo našoj dici i mladini uz vjeru i našu lipu materinsku rič i bogatu hrvatsku kulturu, da bi kot narod na ovom prostoru i nadalje opstali i se razvijali. Pokidob je nek u slogi moć, budmo kot narod složni ali kot kršćani uvijek prema drugim otvoreni polag gesla: “Vlašće ljubiti a drugo cijeniti!”
Hvalimo skupa Crikvi i papi Benediktu XVI. za ovo moje imenovanje, ko pomaže našemu malomu narodu u njegovoj borbi za opstanak i ostanimo vjerni Petrovomu nasljedniku!
Dragi moji hrvatski sunarodnjaki: svećeniki, redovniki, redovnice, dijakoni i vjerniki – u mojem pastirskom služenju našoj biškupiji imate Vi posebno mjesto u mojem srcu, računam na Vaš potpor i prosim Vas i za Vašu molitvu!

Nagy örömmel köszöntöm a magyarokat, azon a nyelven ami számomra nehéz de nagyon szimpatikus.
Istennek hála, hogy magyarokkal is gazdagítja a tartományt és az egyházmegyét, mely két magyar egyházmegyeböl jött létre, Györ és Szombathely.
Ne felejtsétek el soha a gyökereket!
Éljétek meg a hitet és így gazdagítsátok az Egyházat és a társadalmat!
Ápoljátok az anyanyelvet, a magyar kultúrát és adjátok tovább a fiataloknak.
Kedves magyar hívek elöre örülök a találkozásnak!

Die Übersetzungen
Aus dem Kroatischen
"Liebe kroatische Gläubige unserer Diözese, meine lieben Landsleute!
Mit meiner Ernennung zum dritten Bischof der Diözese Eisenstadt gibt unser kleines kroatisches Volk im Burgenland bereits den zweiten Oberhirten unserer Diözese. Das ist auch Zeichen dafür, dass der Glaube in unserem Volk lebendig ist, und das unser Volk unsere Ortskirche bedeutend bereichert. Das ist nicht nur eine große Freude und Auszeichnung für unser Volk, sondern auch Verpflichtung und Herausforderung. Deshalb leben wir weiter unseren Glauben in unseren Pfarren und Familien und geben wir unseren Kindern und Jugendlichen neben dem Glauben auch unsere schöne Muttersprache und reiche kroatische Kultur weiter, damit wir als Volk in diesem Raum weiter bestehen und uns weiterentwickeln. Da nur in der Einheit Stärke liegt, seien wir als Volk einig aber als Christen immer den Anderen gegenüber offen nach dem Motto: "Das Eigene lieben und das andere schätzen." Danken wir gemeinsam der Kirche und Papst Benedikt XVI. für diese meine Ernennung, die unserem kleinen Volk im Bestreben um Weiterbestand hilft und bleiben wir dem Nachfolger Petri treu! Meine lieben kroatischen Landsleute: Priester, Ordensleute, Diakone und Gläubige - in meinem Hirtendienst unserer Diözese habt Ihr einen besonderen Platz in meinem Herzen, ich zähle auf Eure Unterstützung und bitte auch um Euer Gebet!"

Aus dem Ungarischen
"Gelobt sei Jesus Christus!
Mit großer Freude grüße ich alle Menschen unseres Landes und unserer Diözese mit ungarischer Muttersprache in ihrer schönen, für mich etwas schweren, aber so sympathischen Sprache. Ich bin Gott dankbar, dass er unser Land und unsere Diözese, die aus den zwei ungarischen Mutterdiözesen Györ und Szombathely hervorgegangen ist, auch durch die ungarische Volksgruppe reich beschenkt hat. Vergessen Sie nie ihre Wurzeln! Leben Sie Ihren Glauben und bereichern Sie so die Kirche und Gesellschaft! Pflegen Sie Ihre schöne Muttersprache und reiche Kultur und geben Sie diese an die junge Generation (Kinder und Jugendliche) weiter. Ich freue mich schon jetzt auf die Begegnung mit den ungarischen Gläubigen unserer Diözese."

Quelle: martinus.at

Enttäuschung über Bestellvorgang von Bischof Zsifkovics

ORF Religion, 8.7.2010
Iby-Nachfolge: Unmut über Bestellvorgang in kirchenkritischen Kreisen
Scharfe Kritik hat der Bestellvorgang von Ägidius Johann Zsifkovics zum voraussichtlichen Nachfolger des Eisenstädter Diözesanbischofs Paul Iby am Donnerstag hervorgerufen.

Einerseits vermissen Kritiker bei der Bestellung neuer Bischöfe generell Transparenz, andererseits verweisen sie auf Zsifkovics Rom-Treue. Ein Signal für Reformen sei dies nicht, stellten sie fest.

Zulehner: "Breite Enttäuschung"
"Das Vorgehen gegenüber Iby war nicht feinfühlig. Denn er äußerte bereits beim Nuntius, dass er bis zum Diözesanjubiläum am 11. November bleiben will. Die offizielle Bestellung von Zsifkovics dürfte schon am kommenden Samstag erfolgen. Das ist jetzt eine brüskierende Missachtung. Außerdem ist es ungewöhnlich, dass der Bischof von seinem Nachfolger aus der Presse erfährt", stellte der Theologe Paul Zulehner gegenüber der APA fest. Er ortet eine "breite Enttäuschung" in der Diözese Eisenstadt, denn der voraussichtlich neue Bischof werde nur von einer Minderheit akzeptiert. "Er ist sehr jung (47, Anm.). Die Diözese hat jetzt 30 Jahre Winter", meinte Zulehner. "In der jetzigen Situation der österreichischen Kirche ist das eine vertane Chance. Man hätte auf Erneuerung setzen können und sollen. Ich bin 'disappointed'", so der Theologe.

Wir sind Kirche: "Völlig inakzeptabel"
Auch für die Plattform "Wir sind Kirche" besitzt Zsifkovics nicht die Akzeptanz im Kirchenvolk. Mit der Entscheidung für ihn als Nachfolger seien "eine Reihe besser geeigneter Kandidaten übergangen worden", hieß es in einer Aussendung. "Die Menschen werden sich stärker als bisher von der Kirchenleitung abwenden und die Kirchenspaltung sowie die Austrittswelle werden noch größer werden", erklärte der Vorsitzende, Hans Peter Hurka. Er verwies darauf, dass Zsifkovics als "ideenloser Vollzieher" römischer Entscheidungen eingeschätzt wird und sich als Karrierist einen Namen gemacht habe. "Wir sind Kirche" kritisierte generell den Bestellvorgang von Bischöfen als "völlig inakzeptabel" und bezeichnete das Verfahren als "Geheim- und Personalpolitik, die in Diktaturen üblich ist". Die Plattform ersucht deshalb die Bundesregierung, gegen die Ernennung von Zsifkovics Einwände zu erheben.
Schüller: "Katastrophaler Bestellvorgang"

Auch Helmut Schüller von der Pfarrerinitiative spricht gegenüber der APA von einem "katastrophalen" Bestellvorgang: "Gerade jetzt hätte man die Gelegenheit gehabt - wenn man das will - andere Schritte zu setzen. Das ist wie eine 'Morgen-Diät' bei den Reformen und ein ziemlich mieses Signal. Es verstärkt den Eindruck, dass sich die Führungsetage in konservativen Löchern verkriecht." Der Umgang mit Diözesanbischof Iby sei unter jeder Kritik gewesen: "Nicht einmal die primitivsten Anstandsregeln wurden beachtet." Zsifkovics kenne er zwar nicht persönlich, "was ich höre, ist aber nicht ermutigend und deutet nicht in Richtung Reformsignal".
Laieninitiative: "Rücksichtlose Machtdemonstration

Die Laieninitiative erkennt in dem Vorgehen eine "neuerliche rücksichtlose Machtdemonstration des Vatikans, die nicht hingenommen werden kann" und vermisst Transparenz und eine "ernsthafte" Konsenssuche. "Der deutliche Eindruck entsteht, dass Iby indirekt für seine mutigen Äußerungen zu notwendigen Reformen 'bestraft' und demonstrativ ein als 'papsttreu' geltender Priester eingesetzt werden soll", erklärte Vorstandsmitglied Eduard Posch in einer Aussendung. Die Laieninitiative verwies weiters auf eine Studientagung im November, die sich grundsätzlich mit dem Thema Bischofsernennungen auseinandersetzen wird. Dabei soll diskutiert werden, ob Rom zu "solchen autoritären" Entscheidungen überhaupt legitimiert ist.

Öffentliche Demütigung von Bischof Paul Iby durch die Kirchenleitung

Burgenländische Reformbewegungen in der katholischen Kirche protestieren auf das Schärfste gegen die Vorgangsweise bei der Bischofsernennung.

"Wir sind schockiert über die Art und Weise, wie die Kirchenleitung die Nachfolge von Bischof Paul Iby geregelt hat. Dass Paul aus der Zeitung erfahren muss wer sein Nachfolger wird, ist ein Affront gegen unseren hochverdienten und geschätzten Bischof aber auch gegen die ganze Diözese Eisenstadt," erklären die Sprecher der burgenländischen Reformbewegungen Georg Stockinger von der Plattform "Wir sind Kirche" und Eduard Posch von der "Laieninitiative".

Bischof Iby stand für Dialog und sprach sich deutlich für notwendige Reformen in der katholischen Kirche aus. "Iby wird jetzt für seine Dialog- und Reformbereitschaft von der vatikanischen Hierarchie und deren österreichischen Handlangern abgestraft. Die Anliegen der Ortskirche wurden wieder einmal nicht gehört," betonen Stockinger und Posch. Sämtliche erst in den letzten Wochen erfolgten Befragungen dienten scheinbar nur zur Ablenkung, die Entscheidung war längst gefallen. Die Hoffnungszeichen der letzten Wochen mit den mutigen Worten von Bischof Iby sind Vergangenheit - ob sein designierter Nachfolger das niedergetrampelte Pflänzchen Hoffnung und Aufbruch wieder zum Blühen bringen kann bleibt abzuwarten und ist mehr als fraglich.

Jedenfalls zeigt die Vorgangsweise rund um die Bischofsnachfolge einmal mehr das wahre Gesicht der vatikanischen Hierarchie mit ihrem totalen Machtanspruch und Allmachtsfantasien. "Die Ereignisse bestätigen die Notwendigkeit tiefgreifender Reformen sowie einer neuen Kirchenverfassung in der katholischen Kirche in der Mitsprache und Mitwirkung der Gläubigen gewährleistet sind."

Presseinformation von Laieninitiative - Burgenland und Plattform "Wir sind Kirche" - Burgenland vom 08.07.2010

Mittwoch, 7. Juli 2010

Zsifkovics soll Iby nachfolgen


Ägidius Zsifkovics dürfte am Samstag als Nachfolger des Eisenstädter Diözesanbischofs Paul Iby offiziell präsentiert werden. Die Entscheidung ist bereits gefallen, eine offizieller Kommentar vom Vatikan steht jedoch noch aus.

Samstag Mittag werde aller Voraussicht nach die Neubesetzung im päpstlichen Bulletin verkündet, hieß es am Mittwoch aus mit dem Procedere vertrauten Kreisen gegenüber der APA. Derzeit prüft die österreichische Bundesregierung noch, ob es Einsprüche gegen den neuen Bischof gibt, was als unwahrscheinlich gilt. In der Erzdiözese rechnet man offiziell mit der Präsentation des Iby-Nachfolgers "in den kommenden Tagen".
Ägidius Johann Zsifkovics, der voraussichtlich Nachfolger des Eisenstädter Diözesanbischofs Paul Iby wird, ist dem Rom-treuen Flügel der katholischen Kirche in Österreich zuzurechnen. Er ist derzeit Generalsekretär der Bischofskonferenz und Pfarrer im burgenländischen Wulkaprodersdorf. Das Bischofsamt soll er schon seit seiner Priesterweihe angestrebt haben, heißt es im persönlichen Umfeld des 47-Jährigen.
Zsifkovics wurde am 16. April 1963 in Güssing geboren. Die Priesterweihe empfing er am 29. Juni in Eisenstadt. Von 1987 bis 1988 war er Bischöflicher Sekretär, von 1992 bis 1999 Ordinariatskanzler. Pfarrer in Wulkaprodersdorf ist Zsifkovics seit 1994, seit 1996 leitet er das Referat für die pastoralen Belange der kroatischen Volksgruppe. Er ist auch Schriftleiter der kroatischen Kirchenzeitung "Glasnik".
Zum Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz wurde Zsifkovics 1999 bestellt. Zu seinen Aufgabenbereichen zählen dort die Kanzlerkonferenz, Kirche und Gesellschaft sowie Kirche und Staat.
Beitrag in der Kleinen Zeitung >>