Dienstag, 30. September 2014

Wirbel in Großwarasdorf: Bischof Zsifkovics im Pfarrhof eingesperrt

Bischof Ägidius Zsifkovics und andere Geistliche wurden im Großwarasdorfer Pfarrhof eingesperrt. Die Polizei musste helfen. 

Im Pfarrhof von Großwarasdorf kam es am vergangenen Freitag – wie die BVZ exklusiv erfuhr – zu einem ungewöhnlichen Polizeieinsatz: Bischof Ägidius Zsifkovics und andere Geistliche wurden regelrecht eingesperrt. Dies bestätigte am Montag die Diözese Eisenstadt auf Anfrage der BVZ.

Von außen gezielt angebrachte Sperrvorrichtung
Bischof Ägidius Zsifkovics habe zunächst in Kleinwarasdorf mit Bischofsvikar Stefan Vukits und anderen Geistlichen die Seelenmesse für den kürzlich verstorbenen Diözesanpriester Stipe Mlikotic zelebriert. Im Anschluss fuhr man gemeinsam nach Großwarasdorf, um im dortigen Pfarrhof eine Agape zu halten. „Dort kam es zu einem äußerst bedenklichen Zwischenfall“, heißt es von der Diözese.

Nach der Agape fanden Bischof Zsifkovics, die anderen Teilnehmer und die geistlichen Schwestern das große Tor des Pfarrhofes mit einer zwischenzeitlich von außen gezielt angebrachten Sperrvorrichtung verschlossen vor, sodass niemand den Pfarrhof verlassen konnte und polizeiliche Hilfe in Anspruch genommen werden musste.

Staatsanwaltschaft wird jetzt eingeschaltet
Die Polizei hat nach der Öffnung des Tores die Aussagen aller Betroffenen aufgenommen und sofort mit der Spurensuche begonnen.

„Auch wurden Aussagen Dritter zum möglichen Täter bzw. Täterkreis zu Protokoll genommen, zumal verdächtige Personen im zeitlichen und räumlichen Umfeld der Tat gesichtet wurden. Da es bereits in der jüngsten Vergangenheit in Großwarasdorf zu ähnlich gelagerten nötigungsähnlichen Handlungen gegen kirchliche Personen gekommen ist, verfolgt die Polizei sehr konkrete Spuren und hat mitgeteilt, die Staatsanwaltschaft wegen des Delikts der Nötigung einzuschalten“, so die Diözese.
Quelle: bvz.at


Bischof in Pfarrhof eingesperrt
Zu einem ungewöhnlichen Einsatz ist die Polizei am Freitag in Großwarasdorf gerufen worden. Sie kam dem Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics zu Hilfe, nachdem Unbekannte ihn und andere Geistliche im Pfarrhof eingesperrt hatten, berichtete die „BVZ“.
Die Diözese Eisenstadt bestätigte den Vorfall am Dienstag. Man sprach von einem „äußerst bedenklichen Zwischenfall“. Der Bischof habe zuvor im benachbarten Kleinwarasdorf mit Bischofsvikar Stefan Vukits und anderen Geistlichen die Seelenmesse für einen kürzlich verstorbenen Priester der Diözese gefeiert. Danach sei man nach Großwarasdorf gefahren, um im Pfarrhof eine Agape zu halten.

Nach Agape im Pfarrhof eingesperrt
Nach der Agape hätten Bischof Zsifkovics, die anderen Teilnehmer und die geistlichen Schwestern das große Tor des Pfarrhofs mit einem Kettenschloss versperrt vorgefunden, so der Sprecher der Diözese Eisenstadt, Dominik Orieschnig. Niemand aus der Trauergemeinde habe den Pfarrhof verlassen können, polizeiliche Hilfe musste in Anspruch genommen werden, um das Tor zu öffnen.

Unruhe nach Absetzung des Pfarrers
In der Pfarre Großwarasdorf gärt es seit Monaten wegen der Abberufung des früheren Pfarrers gegen den Willen der Gläubigen - mehr dazu in Großwarasdorf: Pfarrer des Amtes enthoben, Causa Jelic: Gläubige blockieren Pfarrhof, Pfarrer-Streit: Wieder Demo gegen Absetzung. Der Vorfall von vergangenem Freitag sei nicht der erste nötigungsähnliche Zwischenfall gewesen, sagte Orieschnig. Es habe in diesem Zusammenhang ganz gezielte Handlungen gegeben, leitende Mitglieder der Diözese Eisenstadt vom Betreten des Pfarrhofes abzuhalten, auch durch den Einsatz physischer Mittel.
Die Polizei ermittelt und will die Staatsanwaltschaft wegen des Delikts der Nötigung einschalten. Jedenfalls wurden verdächtige Personen rund um den Pfarrhof beobachtet, es gebe „sehr konkrete Spuren“, hieß es am Dienstag.
Quelle: burgenland.orf.at 


Blog-Archiv zur "Causa Großwarasdorf" >> 

Es geht um dieses Gartentor, durch das der Phaeton zwar hinein, aber nicht mehr heraus kam.
 

Trotz Verbots: "Wortgottesdienst am Rand“ in St. Margarethen

Gottesdienst: Pfarrer umging Kapellari-Verbot
In St. Margarethen/Raab hat am Sonntag ein Wortgottesdienst für „Menschen am Rand“ stattgefunden. Pfarrer Bernhard Preiß lud Homosexuelle und geschiedene Wiederverheiratete ein, obwohl Bischof Egon Kapellari die Messe verboten hatte.
Schon Ende Juni hatte es in St. Margarethen an der Raab im Bezirk Weiz einen eigenen Gottesdienst für Homosexuelle, Wiederverheiratete und Alleinerzieherinnen gegeben; die Neuauflage am Sonntag wurde von Bischof Egon Kapellari ausdrücklich untersagt
Steiermark.orf.at >>

Solidaritätserklärung:
Pfarrer-Initiative unterstützt zweite „Messe am Rand“ trotz bischöflicher Untersagung

Pressemeldung der Pfarrer-Initiative >>

Montag, 29. September 2014

Liebe Bischöfe, sind Euch Eure Autos nicht irgendwie megapeinlich?

Bürgerliche Religion: Bischöfe und peinliche Angeber-Dienstwagen 
Ein paar Gedanken zum stahlgewordenen Klerikalismus
 
Die Automobile der deutschen Bischöfe stellen eine recht heikle Angelegenheit dar. Und deshalb sei diese Causa auch hier mit der gebotenen Vorsicht dargestellt - und das nicht erst seit Margot Käßmann und ihrem VW-Phaeton-Desaster. Aber lassen wir den heftigen Sturz des mythologisch Pate stehenden Phaethon mit dem von Helios ausgeliehenen Sonnenwagen einmal beiseite. Diesen semantischen Unfall haben wohl weder Volkswagen noch zahlreiche Redakteure oder manche Endverbraucher verstanden. 

Es stellt sich indes die Frage: Muss es denn sein, dass ein satt staatsalimentierter Funktionär in Christo, der auf den mehr als verwaschenen Spuren eines Wanderpredigers (Name: Jesus von Nazareth) zu wandeln sich bemüht, in einem demonstrativ hochwertig wirkenden Kraftfahrzeug der Premiumklasse anreist, um Gottesdienste mit seinen Schwestern und Brüdern zu feiern? 
Weiterlesen auf Musik und Theologie >>

Und wie ist das bei uns in Österreich?

Aus dem Blog-Archiv >>

Sonntag, 28. September 2014

Sich entscheiden

Man kann sich nicht ein Leben lang
die Türen alle offen halten,
um keine Chance zu verpassen:
Einmal muss Ja sein und einmal Nein.

Man kann nicht ein Leben lang
durch keine Türen gehen,
sonst fallen alle zu, eine nach der anderen.
Einmal muss Ja sein und einmal Nein.

Man kann nicht ein Leben lang
nur durch eine Türe gehen,
sonst weiß man nicht,
was einem auch zugedacht ist:
Einmal muss Ja sein und einmal Nein.

Jedes JA ist ein Wagnis,
das Nein ist es auch.
An uns liegt es,
ob wir uns öffnen, oder uns verschließen.
Einmal muss Ja sein und einmal Nein.

Roland Breitenbach, Liturgie-Letter Nr. 40-41/05
der Gemeinde St. Michael, Schweinfurt.

Freitag, 26. September 2014

Eucharistie in Zeiten ihrer Verknappung


Deutsche Bischöfe debattieren theologische Grundsatzfragen
Die Eucharistie in Zeiten ihrer Verknappung
domradio.de
oder
Was macht einen Priester aus?
Nach langer Zeit haben sich die deutschen katholischen Bischöfe bei ihrer diesjährigen Herbstvollversammlung in Fulda mit einem zutiefst theologischen Thema befasst. "Gemeinsam Kirche sein. Das Zueinander der Dienste und Charismen im priesterlichen Gottesvolk" lautete das Thema eines Studientages am Mittwoch, aufbereitet in Vorträgen und Arbeitsgruppen.

Eigentlich war das Ganze schon für den Herbst 2013 geplant, doch damals mussten die Oberhirten Wege zur Rettung des angeschlagenen Weltbild -Konzerns suchen. Statt Pastoraltheologie standen vor einem Jahr Lektionen in Insolvenzrecht auf der Tagesordnung.

Heikle Grundsatzfrage

Hinter der Formel des "priesterlichen Gottesvolks", mit der sich die Bischöfe diesmal in Fulda beschäftigten, verbirgt sich eine der heiklen Grundsatzfragen, die das Zweite Vatikanische Konzil vor 50 Jahren der katholischen Kirche hinterlassen hat. Seit das Reformkonzil beschloss, das schon von Martin Luther eingeforderte "allgemeine Priestertum aller Gläubigen" zu betonen, ist die Frage, was denn dann noch das besondere Priestertum der Kleriker ausmacht und wie es mit von Verhältnis von Macht und Dienst in der Kirche bestellt ist.

In theologischen und kirchenpolitischen Debatten bricht diese Konfliktlinie seither immer wieder auf. Ob in der strittigen Frage des Frauenpriestertums, der Abendmahlgemeinschaft mit anderen christlichen Konfessionen, dem Problem der Laienpredigt oder bei Fragen der Gemeindeleitung - immer wieder geht es auch darum, was denn "Priestertum" und "Laienchristentum" letztlich bedeutet.

Priesterlose Gottesdienste mit Kommunionausteilung?

Virulent wird das Problem vor allem dort, wo aufgrund sinkender Priesterzahlen die "Versorgung" mit klassischen Sonntagsmessen in den gewohnten Pfarreien nicht mehr funktioniert. Seit Jahren versuchen Bischöfe, durch Pfarreien-Zusammenlegungen das Problem wenigstens zu entschärfen. Ein Experiment dieser Art hat zuletzt der damalige Berliner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki , eingeläutet, indem er in seinem Erzbistum die Fusion von etwa 100 Pfarreien zu rund 30 Großpfarreien und Pfarrverbänden in Auftrag gab. Die Eucharistiefeier mit den wenigen verbliebenen Priestern müsse aber stets der sakramentale Mittelpunkt bleiben, so seine Vorgabe.

Nicht überall stößt das Konzept auf Begeisterung. Vor allem in Gemeinden, die sich in der Großstadt als Ort der Beheimatung und Geborgenheit verstehen, wächst der Wunsch, kleinteilige, vertraute Strukturen zu erhalten und in Ermangelung von Klerikern gerne auch mal priesterlose Gottesdienste mit Kommunionausteilung zu feiern. Zur Begründung erinnert man in diesem Kontext an die Basisgemeinden in Lateinamerika, die das ja ähnlich praktizierten.

Bei solchen Ideen läuten in der Bischofskonferenz die Alarmglocken. Man laufe Gefahr, das Verständnis dessen zu verlieren, was Eucharistiefeier und Priestertum nach katholischer Lehre bedeute, lautet eines der Bedenken nicht nur konservativer Bischöfe.

Ein außerordentliches und großartiges Geheimnis

In Fulda jedenfalls wurden eher grundsätzliche Überlegungen vorgetragen. Vielleicht könnte ja die Verknappung des Eucharistieangebotes sogar dazu führen, dass im Kirchenvolk und im Klerus das Bewusstsein dafür wieder geschärft werde, welches außerordentliche und großartige Geheimnis da gefeiert wird, hieß es dem Vernehmen nach in einem der Vorträge beim Studientag. Die Forderung nach einer "flächendeckenden Versorgung" mit Eucharistiefeiern führe in die Irre. Entscheidend sei, wie die Eucharistie so gefeiert werden könne, dass ihr Wesen als Quelle des christlichen Lebens wieder in der Kirche erfahrbar werde.

Einen anderen Akzent hatte der Mainzer Kardinal Karl Lehmann - gewissermaßen der "Altmeister" der Konferenz in theologischen Fragen - bereits vor dem Auftakt des Studientages in einer Predigt im Fuldaer Dom gesetzt. Er betonte, dass die Bereitschaft zu dienen und die Kirche mitaufzubauen die entscheidenden Kriterien bei der Bewertung kirchlicher Ämter seien. Zugleich warnte er eindringlich vor einer Verführung kirchlicher Amtsinhaber durch die Verlockungen der Macht.
Katholisch.de >>



Predigt von Kardinal Karl Lehmann in der Eucharistiefeier in Fulda zur Herbst-Vollversammlung 2014 der Deutschen Bischofskonferenz

Auch wenn das Modell der Charismen in den paulinischen Hauptbriefen (1 Kor 12,8–10.28–30; Röm 12,3–13) schon oft für unsere Frage in Anspruch genommen worden ist, so erhebt sich dennoch ein Zweifel, ob diese Rückgriffmöglichkeit genügend ausgeschöpft worden ist. Der Ansatz ist schon vielversprechend: Paulus zählt alle Ämter und Dienste in ihrer Verschiedenheit unter die Geistesgaben an die Kirche. Dabei kommt es Paulus offenkundig nicht sonderlich darauf an, in diese Aufzählung eine strenge Ordnung zu bringen. Ganz verschiedene Fähigkeiten kommen zur Darstellung: Formen der Lehre und Deutung; Aspekte praktischer Hilfe: Unterstützung, bereitwilliges Geben, Ausüben von Barmherzigkeit; Gemeindeleitungsfunktionen stehen neben Prophetie und Glossolalie (Zungenreden); Sachaufgaben stehen neben Personenbezeichnungen; manchmal erscheint ein spezifischer Trägerkreis für die Dienste. Diese Aufzählung ist nicht schlechthin zufällig und ungeordnet, sie will aber bewusst die Liste offen lassen für weitere Dienstleistungen. Immer handelt es sich jedenfalls um ganz bestimmte Gaben und begrenzte Aufgaben. Man kann dies unter dem Leitwort Charismen zusammenfassen. In der Bibel ist Charisma ein untechnisches Wort, das zwar eine bestimmte Prägnanz hat, aber für viele Anwendungsbereiche offen ist: von Gottes Geist zugeteilte Gaben, welche eine bestimmte Aufgabe zum Nutzen der Gemeinde übernehmen. Die geschenkte Gabe ist zugleich ein verpflichtender Auftrag. Ich möchte die Kriterien herausstellen, die für das Zusammenwirken der vielen Dienste, Ämter und Charismen für Paulus wichtig sind.
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Gebet für die Familiensynode

Papst Franziskus ruft alle Gläubigen zum Gebet für die Bischofssynode auf, die von 5. bis 19. Oktober zum Thema „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung" stattfinden wird.
Gebet an die Heilige Familie (von Papst Franziskus)

Jesus, Maria und Josef,
in euch betrachten wir
den Glanz der wahren Liebe,
an euch wenden wir uns voll Vertrauen.

Heilige Familie von Nazareth,
mache auch unsere Familien
zu Orten der Gemeinschaft und Räumen des Gebetes,
zu echten Schulen des Evangeliums
und kleinen Hauskirchen.

Heilige Familie von Nazareth,
nie mehr gebe es in unseren Familien
Gewalt, Verschlossenheit und Spaltung:
Wer Verletzung erfahren oder Anstoß nehmen musste,
finde bald Trost und Heilung.

Heilige Familie von Nazareth,
möge die kommende Bischofssynode
in allen wieder das Bewusstsein erwecken
für die Heiligkeit und Unantastbarkeit der Familie,
für ihre Schönheit im Plan Gottes.

Jesus, Maria und Josef,
hört und erhört unser Flehen!


Aktualisierung:
NOVENE FÜR DIE SYNODE in der Stadtpfarre Jennersdorf >>


Vorbereitungsdokument zur Bischofssynode:
DIE PASTORALEN HERAUSFORDERUNGEN DER FAMILIE IM KONTEXT DER EVANGELISIERUNG


Material auf Kath. Kirche Vorarlberg >>

Erzdiözese Wien >>

Diözese Graz-Seckau >>

Donnerstag, 25. September 2014

Ex-Erzbischof Wesolowski im Vatikan verhaftet

Papst Franziskus macht Ernst
Wegen Missbrauchsvorwürfen wird ein ehemaliger Nuntius im Vatikan verhaftet. Der Fall zeigt, dass es Papst Franziskus ernst meint mit seiner Ankündigung, gegen Geistliche, die Kinder missbrauchen, mit „Null Toleranz“ vorzugehen – auch gegen hochrangige Kirchenvertreter.


Erstmals in der Geschichte ist im Vatikan ein hoher Würdenträger der katholischen Kirche wegen Missbrauchsvorwürfen verhaftet worden. Der ehemalige Erzbischof und päpstliche Nuntius der Dominikanischen Republik, der Pole Jozef Wesolowski, wurde am Mittwochnachmittag von der vatikanischen Gendarmerie in Gewahrsam genommen. Er ist angeklagt, in der Dominikanischen Republik minderjährige Jungen für Sex bezahlt zu haben. Im Kirchenstaat soll ein Strafprozess gegen ihn geführt werden.

Weil der 66 Jahre alte Wesolowski gesundheitlich angeschlagen ist, muss er zunächst nicht in eine Zelle, sondern steht in den Räumen des vatikanischen Justizpalastes unter Hausarrest.

Die Verhaftung zeigt, dass es Papst Franziskus ernst meint mit seiner Ankündigung, gegen Geistliche, die Kinder missbrauchen, mit „Null Toleranz“ vorzugehen – auch gegen hochrangige Kirchenvertreter. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi erklärte, die Festnahme sei auf Anordnung des Papstes erfolgt, „damit ein so schwerer Fall ohne Verzögerungen behandelt wird, mit der nötigen Strenge“.

Wesolowski war vom polnischen Papst Johannes Paul II. zum Priester geweiht und zum Vatikan-Diplomaten berufen worden. Nach mehreren Auslandsstationen kam er 2008 als päpstlicher Botschafter nach Santo Domingo. 2013 sagte ein ehemaliger Mitarbeiter, ein Diakon, aus, dass er dem Bischof Minderjährige für sexuelle Handlungen zugeführt habe. Wesolowski wurde in den Vatikan zurückbeordert, bevor die dominikanischen Behörden von den Vorwürfen erfuhren.

Weitere Geistliche involviert

Es fanden sich vier weitere Zeugen, dominikanische Jungen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren, einige von ihnen Schuhputzer, die der Geistliche am Strand von Santo Domingo angesprochen hatte und denen er Geld für Sexspiele zahlte. Nach ihren Aussagen war der Bischof als „Josie“ oder „Der Italiener“ bekannt. Weitere Geistliche aus der Botschaft sind ebenfalls des Kindesmissbrauchs beschuldigt.
Die Behörden in der Dominikanischen Republik ermitteln seit vergangenem Jahr gegen Jozef Wesolowski und haben viel belastendes Material gesammelt. Foto: rtr

Ende Juni war Wesolowski vom Gericht der vatikanischen Glaubenskongregation zunächst nach kirchlichem Recht verurteilt und in den Laienstand versetzt worden, er verlor sein Priesteramt und seine diplomatische Immunität. Dagegen hat er Berufung eingelegt.

Kürzlich war er bei Spaziergängen außerhalb der vatikanischen Mauern gesehen worden, internationale Medien wie die „New York Times“ kritisierten das. Die Verhaftung soll nun wohl auch eine Flucht vor einem Strafprozess verhindern.

Die Enthüllungen über den Kindesmissbrauch hatten in der Dominikanischen Republik große Empörung ausgelöst. Die dortigen Behörden ermitteln seit vergangenem Jahr gegen Wesolowski und haben viel belastendes Material, auch Fotos, gesammelt. Sie fordern, ihm müsse im Karibikstaat der Prozess gemacht werden. Polen drängt ebenfalls auf eine Auslieferung. Da der Ex-Bischof aber auch die vatikanische Staatsbürgerschaft hat und es kein Auslieferungsabkommen gibt, lehnt Rom das bisher ab.

Historisch einmalig

Das Kinderschutzkomitee der Vereinten Nationen hatte den Kirchenstaat mehrfach aufgefordert, schnelle und unparteiische Ermittlungen im Fall Wesolowski zu garantieren. Sollte er im Vatikan verurteilt werden, drohen ihm nach dortigem Recht bis zu zwölf Jahre Haft.

Der italienische Bischof Domenico Mogavero, der sich mehrfach gegen falsches Mitleid in der Kirche für pädophile Priester ausgesprochen hatte, bezeichnete die Verhaftung in der Zeitung „La Repubblica“ als sensationelle Geste des Papstes. „In früheren Zeiten pflegte die Kirche solche Fälle anders zu behandeln.“

Frankfurter Rundschau >>

Vatikan verhaftet Ex-Nuntius
Nach schweren Missbrauchsvorwürfen hat der Vatikan den früheren päpstlichen Nuntius in der Dominikanischen Republik, Erzbischof Josef Wesolowski, unter Hausarrest gestellt. Er soll sieben Buben sexuell missbraucht haben.
Religion.orf.at >>


Aktualisierung:

Zehntausende Kinderpornos bei Ex-Bischof gefunden
Der Skandal um den früheren polnischen Geistlichen Józef Wesolowski weitet sich aus. Er steht im Vatikan unter Hausarrest. Jetzt fand die Polizei auf seinem Computer 86.000 Kinderpornobilder.
Die Welt >>

Missbrauch: Neues zum Fall Wesolowski
Dem früheren Päpstlichen Nuntius in der Dominikanischen Republik, Erzbischof Jozef Wesolowski, werden sexueller Missbrauch von Kindern und auch der Besitz von kinderpornografischem Material vorgeworfen. Das präzisierte Vatikansprecher Federico Lombardi am Mittwochabend in einem Pressestatement. Wesolowski, der nach einem Verfahren der vatikanischen Glaubenskongregation aus dem Priesterstand entlassen worden ist, steht, wie am Dienstagabend bekannt wurde, im Vatikan unter Hausarrest. Er wird sich sich „wegen schweren Missbrauchs von Minderjährigen“ in erster Instanz vor dem Tribunal des Vatikanstaats verantworten müssen.
Radio Vatikan >>

Mittwoch, 24. September 2014

Offener Brief: Gemeinden vor Ort lebendig erhalten


In einem offenen Brief an alle Verantwortlichen in der Kirche berichten Erhard Heimburger und Franz Meister, zwei pensionierte Pfarrer aus dem deutschen Bistum Limburg, über ihre Erfahrungen in den neu gebildeten Großpfarreien. Sie setzen sich für Nähe und Gemeinschaft ein, als zentrale Voraussetzung für eine zukunftsfähige Kirche.
Bitte, gebt den Brief weiter, sprecht darüber und vernetzt Euch!
Danke!

Offener Brief an alle Verantwortlichen in der Kirche

Gemeinden am Ort lebendig erhalten

In vielen Bezirken des Bistums Limburg wurden durch die Gründung von XXL-Pfarreien vollendete Tatsachen geschaffen. In Wiesbaden gibt es nur noch drei Pfarreien, Mitte, West und Ost, aus bisher 20 Pfarrgemeinden. Als Pensionäre erleben wir die Schwierigkeiten und Nöte, die sich für viele Gläubigen daraus ergeben. Wie kann Kirche vor Ort lebendig bleiben oder noch lebendiger werden und der Glaube mit Freude gelebt werden? Diese Frage treibt uns um. Darum schreiben wir diesen Brief.


1. Die Situation ist gekennzeichnet durch fehlende Nähe; viele sagen „Ich fühle mich wie verloren“, „Ich bin heimatlos geworden.“ Wenn Generalvikar Wolfgang Rösch beim Gründungsgottesdienst einer Großpfarrei mit 13.000 Katholiken aus bisher 11 selbständigen Pfarreien, den Gläubigen in der Predigt zuruft „Ihr seid jetzt eine Großfamilie“, wird der vom Bischof verordneten Zusammenlegung ein freundlicher Anstrich verpasst, der aber nicht der Realität entspricht. Vielmehr geht der Kontakt zwischen den Menschen verloren.
Die hauptamtlichen pastoralen Mitarbeiter/innen sind nur noch zu einem geringen Anteil ihres Dienstumfangs als Bezugsperson für einen so genannten „Kirchort“ eingesetzt, zum wesentlich größeren Teil aber für kategoriale (übergemeindliche) Aufgaben in der Großpfarrei. Die Kommunikation untereinander und mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern/innen in den Gremien und Gruppen verschlingt mehr Zeit als bisher. Immer wieder geschehen zur Zeit Pannen bei der Absprache, z.B. für einen Gottesdienst erscheinen einmal 2 Priester, einmal keiner. Pfarrbeauftragten, die bisher in und für eine Gemeinde voll verantwortlich arbeiteten, bekamen diesen Dienstauftrag entzogen. Dafür hat der eine Pfarrer der Großpfarrei alle Leitungsgewalt erhalten, anstatt den Dienst der Leitung auf mehrere Schultern zu legen und an Laien Leitungsaufgaben zu delegieren. Die Priester werden zu Dauer-reisenden mit immer weniger Augenmerk für die Menschen mit ihren Anliegen und Sorgen. Für den Kern der priesterlichen Aufgabe, die Seelsorge, bleibt kaum mehr Zeit.
Verhängnisvoll ist die in der Regel unnötigesonntägliche Rotation der Priester von „Kirchort“ zu „Kirchort“. Der Priester kann so nicht auf die konkrete Situation vor Ort eingehen, eine eingehende Absprache mit Organisten, Lektoren und Gemeindevertretern ist oft nicht möglich, der Gottesdienst erscheint nicht mehr auf die Gemeinde bezogen, nicht mehr aus einem Guss. Immer mehr Gemeindemitglieder verlassen enttäuscht ihre frühere Gemeinde, weil sie sich nicht mehr angesprochen fühlen. Für die Priester selbst ist das alles eine Zerreißprobe, die sie auf Dauer krank macht. Für die Laien, die pastoralen Mitarbeiter/innen und die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen, ist die Situation unbefriedigend, weil sie in ihren Möglichkeiten gedeckelt werden.


2. Hinter der Zusammenlegung und Auflösung von gewachsenen Pfarreien, die oft eine 1000-jährige Geschichte aufweisen können und für die oft viele Generationen ihre ganze Kraft eingesetzt haben, verbirgt sich ein überholtes klerikales Kirchenbild, das vom 2. Vatikanischen Konzil überwunden und durch ein biblisch geprägtes Kirchenbild auf seine Ursprünge zurückgeführt worden ist. Kirche ist Volk Gottes und Gemeinschaft (2.Vatikanisches Konzil, Kirchenkonstitution, Art.7/9/10). Jeder und jede, die an Jesus Christus glauben und getauft worden sind, haben aufgrund ihrer Taufe Anteil an der Sendung Jesu, an seinem priesterlichen, prophetischen und königlichem Amt (1 Petr 2,9-10). Es gilt eine fundamentale Gleichheit aller Getauften, Männer und Frauen, aller sozialen Schichten, aller Völker und Stämme (Gal 3,26-28). Bei der Taufe eines kleinen Mädchens in St. Mauritius Wiesbaden hat kürzlich ein Priester dies sehr schön bei der Salbung mit Chrisam zum Ausdruck gebracht: „Ich salbe dich zur Priesterin, Prophetin und Königin.“ Diakone, Priester, Bischöfe, wie auch der Papst haben besondere Dienstämter in der Kirche, aber als Getaufte sind sie gleich mit allen Getauften.
Die Menschen haben Hunger nach dem „Brot des Lebens“, auch wenn dieser Hunger oft verdrängt wird. Die Gläubigen sehnen sich nach Spiritualität und gemeinsamem christlichem Leben. Hat eine Großpfarrei noch eine Gemeinschaft stiftende Kraft über den engen Kreis der Getreuesten hinaus, in der Nachbarschaft, im Wohnviertel, im Ortsteil? Schließen wir uns mit unseren christlichen Nachbargemeinden in der Ökumene für diese Aufgabe zusammen? Oder verbrauchen wir unsere ganz Kraft mit der Aufrechterhaltung unserer innerkirchlichen Strukturen? Schließlich sind die Kirche, die Pfarrei, die Ortsgemeinde nicht für sich selbst da sondern haben einen Dienstauftrag für die Menschen am Ort.


3. Konkrete Forderungen:

· Das unselige sonntägliche Rotationsprinzip für die Priester, von „Kirchort“ zu „Kirchort“ zu eilen, aufgeben.

· An allen „Kirchorten“ feste und stabile Gottesdienstzeiten das ganze Jahr hindurch durchhalten; wenn kein Priester zur Verfügung steht, soll ein von Laien (hauptamtlich oder ehrenamtlich) geleiteter Wortgottesdienst mit Kommunionausteilungstattfinden. Es ist von zentraler Bedeutung, dass die Gemeinde am Ort sich Sonntag für Sonntag zum Gottesdienst versammelt und ihre Gemeinschaft im Glauben feiert.

· Einer festen hauptamtlichen Bezugsperson für die Gemeinde am Ort genügend Dienstzeit einräumen und Vollmachten für diesen Auftrag übertragen, als erste Anlaufstelle für alle seelsorgerischen Anliegen der Menschen am Ort. Darauf hinarbeiten, dass auch Ehrenamtliche diesen Dienst wahrnehmen können, wenn nicht mehr genügend pastorale Mitarbeiter/innen zur Verfügung stehen.

· Das Statut des/der Pfarrbeauftragten für die Gemeinden am Ort im Bistum wieder einrichten. Auch jetzt schon kann der Pfarrer mehr Vollmachten an geeignete Laien abgeben.

· Wesentlich mehr Bürozeiten an den „Kirchorten“ zur Verfügung stellen und entsprechend am Zentralort reduzieren.

· Die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen in den Gremien, Ausschüssen und Gruppen der aufgelösten Pfarreien, die ihr Mandat bzw. ihre Aufgabe verloren haben, für die Gemeindearbeit in den „Kirchorten“ gewinnen und ihnen die entsprechenden Vollmachten übertragen.

· Die Ortsausschüsse durch Wahl von allen Wahlberechtigten am „Kirchort“ legitimieren; den Ortsausschüssen Kompetenzen für den „Kirchort“ übertragen und klar definieren, damit alles, was auf dieser Ebene entschieden und geleistet werden kann, auch dort verantwortlich durchgeführt wird (Subsidiaritätsprinzip). Die Namen und Kontaktdaten der Mitglieder der Ortsausschüsse, des zentralen Pfarrgemeinderates und des Verwaltungsrates veröffentlichen, damit sie auch für Gemeindemitglieder erreichbar sind.

· Die Entscheidungen des gewählten Ortausschusses, wie des zentralen Pfarrgemeinderates und des Verwaltungsrates sind zuveröffentlichen. Bei allen wichtigen pastoralen Entscheidungen wie z.B. einem neuen Pastoralkonzept oder dem Umbau von Kirchen und Gemeindehäusern oder deren Umwidmung oder der Schließung einer Kindertagesstätte u. ä., ist vorweg in einem Gesprächsprozess die Gemeinde am Ort einzubeziehen. Es geht nicht an, diese nach geheim gehaltener Sitzung nachträglich nur zu informieren. Die Protokolle des Pfarrgemeinderates und der Ortsausschüsse sind zu veröffentlichen.

· Gemeinde am Ort hat auch einen sozialen Auftrag für die Menschen, z. B. in der offenen Jugendarbeit oder mit der Einrichtung einer Kindertagesstätte u.ä.; ihr Ziel ist es nicht, neue Gemeindemitglieder zu rekrutieren sondern denen zu helfen, die Hilfe brauchen. Hierzu ist die Zusammenarbeit mit den evangelischen oder anderen christlichen Nachbargemeinden, den Ortsbeiräten und Vereinsringen erforderlich.

· Dorthin gehen und präsent sein, wo die Menschen sich treffen, wo sie arbeiten, Sport treiben, jubeln, demonstrieren und wo sie feiern; das ist in der Regel nur von einer Gemeinde am Ort aus möglich.

· Das hier für die Gemeinden am Ort, den so genannten „Kirchorten“ Geforderte, sollte sinngemäß auch für den Leitungsstil der Bistumsleitung maßgebend sein.


4. Wir plädieren nicht dafür, die erfolgten Zusammenlegungen unter allen Umständen rückgängig zu machen, obwohl wir davon überzeugt sind, dass es andere zukunftsfähigere Lösungen gibt. Wir halten allerdings dort, wo noch keine Zusammenlegung erfolgt ist, ein Moratorium angezeigt, bis ein neuer Bischof im Amt ist und mit ihm über die Zukunft dieser Pfarreien gesprochen werden kann und eventuell ein Alternativmodell entwickelt wird.

Unser Anliegen ist es, die Ortsgemeinden zu stärken, damit sie ihrem kirchlichen Grundauftrag, den Glauben zu feiern, zu bezeugen und in konkreter Nächstenliebe zu leben, verwirklichen können. Die Gemeinschaft der Gläubigen am Ort muss erfahrbar bleiben. Dann wird die gefühlte Nähe zur Kirche nicht verloren gehen.

Sicher ist, dass die allein von der Hierarchie und den Klerikern geprägte Kirche keine Zukunft hat. Alle Getauften tragen Verantwortung für den Aufbau der Kirche und ihrem Auftrag an den Menschen. Wie aber die Zukunft der Kirche aussehen wird ist offen. Vertrauen wir uns der Führung des Heiligen Geistes an, den uns der Herr zugesagt hat und der mit uns vielleicht noch unbekannte Wege gehen möchte.

Wiesbaden, am Fest Kreuzerhöhung, 14. September 2014
Erhard Heimburger und Franz Meister, Pfr. i. R.

Viele der Aussagen in diesem Brief von zwei Pfarrern von Wiesbaden (Bistum Limburg) treffen wohl auch auf unsere Diözese zu.

Hintergrund:


Pfarrer Erhard Heimburger: Goldenes Priesterjubiläum
Pfarrei St. Peter und Paul >>

Homepage von Erhard Heimburger >>


Dienstag, 23. September 2014

Papst: Reformen in der Kirche gelingen nur mit guten Bischöfen

Franziskus fordert neugeweihte Bischöfe dazu auf, die Kirche "aufzuwecken" und "Beschützer der Freude am Evangelium" zu sein
18.09.2014

Die Erneuerung der katholischen Kirche hängt aus Sicht von Papst Franziskus von der Beziehung zwischen den Ortsbischöfen und den Gläubigen ab. "Jede authentische Reform der Kirche beginnt mit der Präsenz, jener Christi, die niemals fehlt, aber auch jener des Hirten, der im Namen Christi regiert", sagte er am Donnerstag im Vatikan vor den im vergangenen Jahr neugeweihten Bischöfen. Sie müssten in der Lage sein, ihre Kirchen "aufzuwecken", und ein glaubwürdiges Zeugnis als Nachfolger Jesu zu geben. Dazu dürfen sie nach Franziskus' Worten niemals das Staunen über Gottes Werke und die Nähe zu seinem Volk verlieren.

Er wisse, wie sehr der Glaube in der heutigen Welt zerstört werde. Aber, so Franziskus: "Eure Berufung ist es nicht, Wächter über eine gescheiterte Masse zu sein, sondern Beschützer der Freude am Evangelium. Deshalb dürft ihr euch nicht den einzigartigen Reichtum rauben lassen, den wir schenken können und den sich die Welt nicht selber geben kann: die Freude über Gottes Liebe." Es gebe nichts Wichtigeres, als die Menschen zu Gott zu führen, vor allem in dramatischen Zeiten, wie sie die Welt gerade durchlebe.

Franziskus warnte die Bischöfe davor, ihre innere Freiheit aufs Spiel zu setzen, indem sie sich mit einem Hofstaat umgeben. Bischöfe bräuchten keinen Chor von Ja-Sagern, sondern Überzeugungskraft, Ausdauer, Konstanz und Geduld. Der Papst legte ihnen besonders die Sorge um die Jugendlichen und die Alten ans Herz. Denn die einen seien die "Flügel", die anderen die "Wurzeln" der Gesellschaft. Daneben müsse ein Bischof stets den Priestern seiner Diözese nahe sein. Es müsse immer Raum da sein, um sie zu empfangen und ihnen zuzuhören.

Franziskus sprach vor 120 neugeweihten Bischöfen. Sie hatten in den vergangenen zwei Wochen an einem Lehrgang im Vatikan, den die Bischofs- und die Ostkirchenkongregation jedes Jahr für die neuen Träger der dritten katholischen Weihestufe durchführen. Unter ihnen war in diesem Jahr auch der neue Passauer Bischof Stefan Oster.
Quelle: Kathpress


Papst an Seelsorger: Werdet nie wie die Pharisäer
Franziskus bei Pastoraltagung zu seinem Lehrschreiben "Evangelii gaudium": Wer nur auf Regeln und Instruktionen schaut, ähnele Pharisäern
19.09.2014

Vatikanstadt, 19.09.2014 (KAP) Seelsorger dürfen sich nach den Worten von Papst Franziskus nicht vor den vielfältigen pastoralen Herausforderungen der Gegenwart hinter Glaubensregeln verstecken. Sie sollten nicht aus Angst und Verteidigungsdenken heraus in einen "Klerikalismus" verfallen, sagte Franziskus am Freitag bei einem Treffen mit Teilnehmern einer Tagung zu seinem ersten Lehrschreiben "Evangelii gaudium" im Vatikan. Wer sich nur auf Regeln und Instruktionen konzentriere, ähnele den Pharisäern und Schriftgelehrten des Neuen Testaments, also den Widersachern Jesu, mahnte Franziskus die Gäste in der großen Audienzhalle.
Quelle: Kathpress


Papst: "Bischöfe müssen die Armut lieben"
Von bischöflicher Lebensführung müsse ein "authentischer missionarischer Impuls" ausgehen, sagte Franziskus in einer Ansprache vor Bischöfen aus Afrika und Asien
20.09.2014

Vatikanstadt, 20.09.2014 (KAP) Papst Franziskus hat die katholischen Bischöfe erneut zu einem bescheidenen Lebensstil aufgerufen. Sie müssten die Armut lieben, sagte er am Samstag in einer Ansprache vor Bischöfen aus Afrika und Asien im Vatikan. Armut bedeute frei zu sein für Gott und "einfach und sparsam zu leben". Zugleich forderte er die Bischöfe auf, Diener der ihnen anvertrauten Gläubigen zu sein. Die Kirche brauche Bischöfe, "die wissen sich vor anderen niederzuknien, um ihnen die Füße zu waschen".

Bischöfe müssten "Hirten, milde Väter und Brüder" sein, die "nahe bei den Leuten sind", so Franziskus weiter. Von ihrer Lebensführung und ihre Amtsausübung müsse ein "authentischer missionarischer Impuls" ausgehen, der neue Mitglieder für die Kirche werbe.

Der Papst ermahnte die Bischöfe zudem, stets dafür zu sorgen, dass ihre Gläubigen einig sind und treu zur Botschaft Jesu und zur Kirche stehen. Franziskus sprach vor den Teilnehmern eines vatikanischen Seminars für neuernannte Bischöfe aus Afrika und Asien, das von der Missionskongregation organisiert wurde.
Quelle: Kathpress

Montag, 22. September 2014

Sonntags-Touristen mit Eucharistie-Navi?

Die Herbstkonferenz der Katholischen Männerbewegung (KMB) der Diözese St. Pölten befasste sich im Bildungshaus Stift Zwettl mit Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft in Österreich. Thematisiert wurden die Sonntaggestaltung, die Einführung einer anonymisierten Statistik der Schwangerschaftsabbrüche, biblische Initiativen für die kommenden Jahre sowie das persönliche Einbringen der Männer bei einem Caritas-Projekt in Oradea in Rumänien. Hauptreferent war Ernest Theussl, pensionierter Religionspädagoge aus Deutschlandsberg, zum Thema „Der Sonntag, meine Pfarre und ich“. Der Obmann der KMB Steiermark meinte am Beginn seines Referates provokant: „Aufgrund innerkirchlicher Entwicklungen müssen wir uns fragen: Werden wir zu Sonntags-Touristen, die mit dem Eucharistie-Navi die nähere und weitere Umgebung erkunden, oder werden wir weiterhin aus unserer alltäglichen Lebenswelt verbundene Ortsgemeinde unseren Glauben dort feiern können, wo wir zu Hause sind?“ Er verwies auf den Innsbrucker Pastoraltheologe Christian Bauer, der beim Kongress der Pfarrgemeinderäte in Mariazell drei Vorgaben formulierte, die eine zeitgemäße Kirche ausmachen würden. Seiner Meinung müsse die Kirche jesuanischer, urchristlicher und konzilskonformer werden. In einer arbeitsteilig strukturierten Gesellschaft, die vielfach von säkularen Riten durchwirkt sei, hätte der traditionelle christliche Sonntag einen schweren Stand. „Wir müssen ihn auf seine anthropologischen, dem Menschen dienenden, und theologischen, aus dem Glauben kommenden, Grundlagen zurückführen und so in unsere Zeit inkulturieren“, so Ernest Theussl. Voraussetzung dafür sei, dass ausreichend Raum und Zeit dafür zur Verfügung stehe. In der Pfarrgemeinde vor Ort sei das noch am ehesten zu erreichen. Wer die Pfarrgemeinden auflöse, zerstöre Identifikation und Heimatgefühl der dort lebenden Menschen.

„Kommunion kann man sich nicht irgendwo holen, sondern muss man dort erleben, wo man zu Hause ist. Daher ist es ein Gebot der Stunde, alles zu unternehmen, dass die Menschen am Sonntag nicht fortfahren müssen, um zu einer 'communio' zu kommen“, so der Religionspädagoge vor Teilnehmern aus vielen Dekanaten der Diözese St. Pölten, der selber in einem Pfarrverband mit fünf Pfarren lebt. Wortgottesdienste müssten zu einer selbstverständlichen Form der Sonntagsheiligung werden. Dort, wo ein dringender Wunsch der Gemeinde besteht, sei auch die Hl. Kommunion als Zeichen der Einheit zu reichen. Die einmal angedachte Idee, bewährte Männer - und auch Frauen - für die gemeindliche Feier der Eucharistie einzusetzen, sei beharrlich zu verfolgen und alle gegenteiligen Tendenzen seien hintanzustellen.

KMB-Herbstkonferenz

Sonntag, 21. September 2014

Feiere dein Leben

Feiere bisweilen dein Leben.
Feiere, dass du gesund bist,
dass dir das Leben
mit Herausforderungen begegnet.

Feiere das Geschenk von Freundschaften
und deine Fähigkeit zu lieben.

Feiere deine kleinen alltäglichen Erfolge
und die Entscheidungen,
die dich einen Schritt dir selbst
nähergebracht haben.

Feiere,
dass einer –
egal ob am Morgen
oder zur dritten, zur sechsten, zur neunten
oder zur elften Stunde -
JA zu dir sagt.

Christa Spilling-Nöker, in: Werkmappe Jugendgottesdienste,
Innsbruck 21997, Zum Nachdenken, 108f.

Freitag, 19. September 2014

S`Rosakreuzgschäftle

Hoi Frida, hockscht do? Wi gohts`dr?
As tuts scho, as tuts.
Jo was tuscht da gauza Namittag do ufm Bänkle? So henn i di no nia gseha.
Jo was tu i. A bitzle etz allad.
Jo muscht et mitheua?
Na, nümma, i sei z` aut. Ma bruch mi nümma. Alls Mascheana. Und mugga tät hüt koi Mänsch meh, höads se gseit.
Jo do heascht ja des Sterbbildle vom Fridl! Wieso dänas?
Jo will i für eahn beat. Scho fünf Rosakreiz.
Fünf Rosakreiz, sovl! Globscht brucht`r däs, sovl Rosakreiz?
Des woiß i it, abr d`Anna heat gseit, i söll`s tu. Fünf Roskreiz.
A d` Anna, wiso tuts se des it sealb?
Di heat doch koa Zit, für nix Zit. Die schaffat doch wia a Närrsche. Allad schaffa.
Do, warum heascht dänn i des Sterbildle gauz dunda Löchle iegmachat?Die klenna Löchle do?
Jo, für jeda Krauz ois. Des hean i mit`dr Anna usmachat. Als Bewis.
Zowas bruchscht du an Bewis? So etz hean i no nie ghörat.
Jo woischt, darscht däs abr niamauda seiga, i komm für fümf Rosakrüz an Kaffe übr. Im Cafe. Dänas höamr usgmachat.
Waas? An Kaffee im Cafehus für fümpf Rosakreiz? Jo, vrkaufscht Du itz ou scho s`Beata?
Vrkoufa tu i gär nünz. Des ischt freiwillig und d` Anna heat gseit, i söll des für se tu. Und baschta. Dr Pfarar konnt jo ou etz übr für a Meass. Scho me als i. E hean en scho gfrogat, ich sei auf Ministrantenniveau mit meinen Gebetspreisen, heatar gseit. I söll abr koi Werbung macha, er täts`mr jo vargunna, abr des müaß untr üs bliba. Ein Meßstipendium sei etwas anderes als dieses Beten.
Jo, seig amaol, tuscht du des für meh? Net bloß für da Fridl?
Eigentle it, bloß no für zwoi. Döt wod`Wibr und Kindr ou koi Zit höad. Abr ou für an Kaffeee. Im Cafe. Däne dött wunderat si ou scho. Will i fascht jeda Tag mit am Fümfr kumm. Woischt jo, ufrunda. I rund jo ou vialmol uf, a Gegrüscht seist Du meh.

Petrus, nach wie vor zuständig für Informationen aus der Welt von heute, berichtete dem lieben Gott beim Jour fixe über diese Praxis. Gott schüttelte den Kopf und lächelte. „So raffinierte Wibr“, muss es in ihrer Sprache wohl heißen, ging es durch seinen göttlichen Kopf.
„Petrus, das ist O.K.! Du schickst diese Kaffeetanten sofort zu mir, wenn sie ankommen. Die sind viel unterhaltsamer als diese Oberliturgen und Theologen.
Aber – nur die, die ihre Leistung persönlich erbracht haben, nur die“.
Petrus nickt. Das hatte er ja erwartet.

Donnerstag, 18. September 2014

Atheisten treffen sich zu Sunday Assemblies

Großbritannien: "Kirche" für Atheisten
Sie singen beseelt im Chor - wie bei einem Gottesdienst. Sie halten stille Andacht - wie in der christlichen Messe. Sie haben sogar eine Kollekte wie in der Kirche. Was sie nicht haben – ist Gott.
ARD-Video >>


Gottlose Gemeinde – jetzt auch in Deutschland
In Berlin versammeln sich Ende September zum ersten Mal Atheisten zu einer Versammlung, die einem Gottesdienst ähnelt. Die sogenannte „Sunday Assembly“ hat im vergangenen Jahr in London Premiere gefeiert.

Am letzten Septemberwochenende sollen rund 200 Menschen im Berliner Veranstaltungsraum „Orange Lab“ nahe dem Ernst-Reuter-Platz singen, eine Lesung und einen Vortrag hören, und sich damit beschäftigen, wie sie ihrer Umwelt etwas Gutes tun können. Das ist nicht alles. Ein Kinderprogramm soll dafür sorgen, dass auch Familien sich wohlfühlen. Die Liedtexte einer Liveband werden an die Wand projiziert, damit sich alle beteiligen können, und am Ende rufen die Veranstalter zur Mitarbeit beim nächsten Zusammenkommen am Sonntag in einem Monat auf. Einen heißen Kaffee bekommen die Besucher zum Schluss auch noch.
pro Christliches Medienmagazin >>


Jubeln ohne Gott
Gemeinschaft erleben, Spaß haben, Gutes tun: Warum sich in England Atheisten zur Sonntagsmesse treffen.

Der Anfang muss knallen, das hat sich Sanderson Jones vorgenommen, und deswegen klatscht er jetzt, so laut er kann, in seine Hände. Mit einem Fuß stampft er auf den Boden und nimmt den Takt der Band auf, die hinter ihm den Refrain anstimmt: "Celebrate good times, come on!" Der Disco-Hit aus den achtziger Jahren hat auch die Besucher von ihren Stühlen gerissen. Jetzt singen sie fast alle mit und eröffnen gemeinsam mit Jones diesen Gottesdienst für Atheisten.

"Sunday Assembly" heißt die Veranstaltung, wie sie Jones zusammen mit seiner Kollegin Pippa Evans seit Anfang des Jahres in London organisiert. Und offenbar haben die beiden damit einen Nerv getroffen: Schon an den ersten Sonntagen kamen Hunderte Menschen. Übers Internet wanderte die Begeisterung in andere Städte, in denen sich eigene Sunday Assemblies gründeten. "Im Januar hatten wir eine einzige Kirchengemeinde, Ende des Jahres werden es schon 30 sein", verkündete Jones kürzlich und fügte mit der ihm eigenen Mischung aus Sendungsbewusstsein und Ironie hinzu: "Wir wachsen um 3.000 Prozent und damit schneller als jede Kirche der Welt."
DIE ZEIT vom 20. Oktober 2013 >>


In Amerika boomen die "Megakirchen" für Atheisten
Kirchen für Glaubenslose, das klingt paradox. Dennoch gibt es sie, in den USA und Australien etwa. Die Organisatoren und Anhänger wollen spirituelle Erfahrungen wie in einer Kirche – aber ohne Gott.
DIE WELT vom 12.11.2013 >>

Mittwoch, 17. September 2014

Wiederverheiratete Geschiedene: Kommunionverbot aufheben

Innsbrucks Diözesanbischof Manfred Scheuer hofft auf die Überwindung des prinzipiellen Verbots der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene. So deutlich hat sich bislang noch kein hochrangiger kirchlicher Würdenträger zur Aufhebung des Kommunion-Verbots für wiederverheiratete Geschiedene geäußert. 

Im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung und der Austria Presse Agentur plädierte Innsbrucks Diözesanbischof Manfred Scheuer am Mittwoch für eine Überwindung des Verbots. Allerdings setzt dies für Scheuer Verzeihung und Versöhnung der Betroffenen voraus. Von einer Generalabsolution hält Innsbrucks Oberhirte nichts.

Im Zusammenhang mit der dritten außerordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode vom 5. bis 19. Oktober in Rom, die unter dem Motto „Die pastoralen Herausforderungen im Hinblick auf die Familie im Kontext der Evangelisierung“ steht, erwartet sich Scheuer weniger konkrete Ergebnisse, aber vielmehr Impulse. Die eigentliche Synode findet dann 2015 statt. Es geht Scheuer vor allem um den Wert von Familie und Ehe unter weltweit geänderten Bedingungen und um ein Signal an jene Menschen, „deren Beziehungen zerbrochen sind“. Auch sie sollten die Möglichkeit eines Neuanfangs und einer neuen Heimat in der Kirche erhalten. Ein viel diskutiertes Thema ist dabei die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene. Geschiedene sind von diesem Sakrament derzeit ausgeschlossen. Eine „undifferenzierte Absolution“ dürfe es jedoch nicht geben, schließlich benötigt es Verzeihung und Versöhnung, betont der Bischof. Aber er hofft dennoch, dass die „Synode das prinzipielle Verbot der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene“ überwindet. Die Eucharistie sei keine Belohnung, aber es bestehe auch kein Recht darauf.
Die Eucharistie bezeichnet der Bischof als „sakramentale Gemeinschaft“, aus diesem Grund könne es keine undifferenzierte Zulassung zur Kommunion geben. Verletzungen würden dem entgegenstehen, „deshalb ist ein Mittun der Betroffenen notwendig“, sagt Scheuer. Im Vorfeld der Bischofssynode hat der Vatikan bekanntlich den Fragebogen zu Ehe, Familie und Homosexualität verschickt.



Aktualisierung:


Streit um wiederverheiratete Geschiedene bestimmt Debatte
"Theologen-Krieg" oder nüchterne Synodenberatung?
Kurienkardinal Kasper zeigt sich "überrascht" über das Vorgehen von fünf Kollegen. Sie wenden sich gegen Zugeständnisse an wiederverheiratet Geschiedene. Medien sagen für die Bischofssynode einen "Theologen-Krieg" voraus.
domradio.de >>
 


Geschiedene: Hardliner-Protest gegen Papst-Kurs
Fünf Kardinäle protestieren in einem Buch gegen den neuen Kurs von Papst Franziskus, der mehr Offenheit gegenüber geschiedenen Katholiken zeigt. Es ist die erste öffentliche Stellungnahme gegen den Kurs des Papstes.
Religion.orf.at >>

Geschiedene: Palast-Revolte gegen den Papst
Der Chef der Glaubenskongregation Kardinal Müller setzt sich öffentlich an die Spitze einer Bewegung gegen die Zulassung Geschiedener zu den Sakramenten. Papst Franziskus lässt die Bischöfe der Welt genau darüber beraten.
Es ist ein Affront der besonderen Art und erinnert Geschichtsbewusste frappant an die Vorgänge vor und zu Beginn der Beratungen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Vor 50 Jahren versuchte die vatikanische Kurien-Spitze von Papst Johannes XXIII. erwünschte Reformen zu hintertreiben. Heute führt niemand geringerer als der Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Gerhard Ludwig Müller öffentlich eine Front von fünf Kardinälen gegen die Zulassung von Geschiedenen zu den Sakramenten an, die zivilrechtlich wieder geheiratet haben.
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Dienstag, 16. September 2014

Deutsche Bischöfe im Dialog mit Kardinal Müller über Reformen

Auf dem Weg zur "Barmherzigkeit"
Die deutschen Bischöfe haben ihre Reformvorschläge für den Umgang der Kirche mit wiederverheiratet Geschiedenen mit Kardinal Müller in Rom diskutiert. Dies wurde am Rande der Gesprächsrunde zum Dialog in der katholischen Kirche in Magdeburg bekannt.


Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte, das Gespräch mit Müller habe "in der Sommerpause in Rom" stattgefunden. Es sei in guter Atmosphäre verlaufen, Ergebnisse habe man nicht festgehalten. Die Delegation sei unter Führung des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode nach Rom gereist. Es habe sich um die von der Bischofskonferenz eingesetzte Arbeitsgruppe zu diesem Thema gehandelt.

Müller ist als Präfekt der Römischen Glaubenskongregation für die Bewahrung und Fortentwicklung der katholischen Lehre zuständig. In den vergangenen Monaten hatte er sich mehrere Male strikt dagegen ausgesprochen, die kirchliche Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe durch neue Lösungen für wiederverheiratete Geschiedene infrage zu stellen.

Marx kündigte in Magdeburg ferner an, er selbst werde einen mehrheitlich abgestimmten Text der deutschen Bischöfe zu den Themen Ehe und Familie in die Weltbischofssynode in Rom einbringen, die im kommenden Monat in Rom zusammentritt. Der Text gehe in der Frage der Geschiedenen "in die Richtung", die Kardinal Walter Kasper beim letzten Kardinalskonsistorium umrissen habe. Kasper hatte für einen Weg der "Barmherzigkeit" gegenüber Menschen geworben, die nach einer gescheiterten Ehe eine zweite Zivilehe eingehen.

Marx betonte, das Thema werde inzwischen nicht nur in Deutschland diskutiert, sondern in fast allen Bischofskonferenzen in Europa. Marx ist als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz einer der rund 200 stimmberechtigten Teilnehmer der Weltbischofssynode.
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Wer sind die Teilnehmer der Bischofssynode zur Familie?
(Vatikan) 253 Teilnehmer wird die III. Außerordentliche Versammlung der Bischofssynode zählen. Unter ihnen werden 14 Ehepaare sein, die als Experten oder als Auditoren teilnehmen. Dies gab das Generalsekretariat der Bischofssynode bekannt, das am Dienstag die Teilnehmerliste veröffentlichte. Vom 5.-19. Oktober werden sie im Vatikan über das Thema „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung“ sprechen.
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Montag, 15. September 2014

Papstpredigt: „Fürchtet euch nicht vor den Neuerungen in der Kirche“

Die Frohe Botschaft „ist Neuheit“, Jesus bittet uns darum, „hinfällige Strukturen“ aufzugeben. Das sagte Papst Franziskus an diesem Freitag (5.9.) bei der Morgenmesse in der Kapelle seiner Residenz Santa Marta. Der Christ soll kein „Sklave vieler kleiner Gesetze“ sein, sondern sein Herz dem neuen Gebot der Liebe öffnen, so Franziskus. Im Tagesevangelium indignieren sich die Schriftgelehrten vor Jesus, warum seine Jünger essen und trinken, während ihre eigenen Jünger und die des Johannes fasten. Jesus antwortet mit der Neuheit, führt Franziskus aus:

„Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen. Was bringt uns das Evangelium? Freude und Neuheit. Jene Rechtsgelehrten waren versponnen in ihre Gebote und Vorschriften. Der Heilige Paulus sagt uns mit Blick auf sie, dass wir alle, bevor der Glaube und das heißt Jesus kam, wie beschützte Gefangene unter dem Gesetz waren. Die Gesetze jener Leute waren nicht schlecht: Die Menschen waren beschützt, wenn auch gefangen, in Erwartung des Glaubens. Jenes Glaubens, der sich in Jesus Christus selbst offenbaren sollte.“

Das Volk habe unter dem Gesetz Mose gelebt, das Gelehrte dann mit allerlei „Gewohnheiten und kleinen Gesetzen“ angereichert hätten, erklärte Franziskus. Freilich kennten auch die Christen Gesetze.

„Jesus hat gesagt: Ich komme nicht, um das Gesetz aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Und die Fülle des Gesetzes sind zum Beispiel die Seligpreisungen, das Gesetz der Liebe, der umfassenden Liebe, so wie er – Jesus – uns geliebt hat. Und als Jesus diesen Schriftgelehrten Vorwürfe macht, wirft er ihnen vor, das Volk mit dem Gesetz nicht behütet, sondern versklavt zu haben mit so vielen kleinen Dingen, die sie befolgen mussten.“

Das Evangelium sei Fest, Freude, Freiheit, betonte Franziskus. Deshalb habe das Volk es als die ersehnte Befreiung wahrgenommen. Jesus wolle uns sagen, fuhr der Papst fort:

„Neuer Wein braucht neue Schläuche. Und habt keine Angst, die Dinge nach dem Gesetz des Evangeliums zu ändern. … Das Gesetz einhalten – das Gesetz, das Jesus zur Erfüllung gebracht hat – im Gebot der Liebe, in den Geboten, die aus den Seligpreisungen kommen. Gott gebe uns die Gnade, keine Gefangenen zu bleiben. Er gebe uns die Gnade der Freude und der Freiheit, die uns die Neuheit des Evangeliums bringt.“

Quelle: Radio Vatikan

Sonntag, 14. September 2014

Krankhafte Sparsamkeit

Gott, wir sparen mit Worten und Werken
der Liebe und Zuversicht.

Wir sparen mit Worten und Werken
der Zärtlichkeit.

Wir sparen am Evangelium,
an guten Nachrichten
und am Mitmenschen.

Herr, guter Gott,
erbarme dich über unsere
oft krankhafte Sparsamkeit.

Zeige uns durch Jesus,
wie menschlich wir sein können
und wie viel Zärtlichkeit und Wärme
wir für andere bereithalten.

Verfasser unbekannt, in: Jugendgottesdienste,
Innsbruck 21997, Schuldbekenntnis 5.

Donnerstag, 11. September 2014

Schweizer Bischofskonferenz empfing Huonder-kritische Allianz "Es reicht!"

Kundgebung am 9. März in St. Gallen
Bistum Chur fühlt sich brüskiert
Tiefer Riss bei den Bischöfen
Die Spitze der Bischofskonferenz findet lobende Worte für die Huonder-kritische Allianz «Es reicht!» – und provoziert damit eine saftige Replik aus Chur.

Der Churer Bischof Vitus Huonder ist erbost und lässt dies die anderen Bischöfe in einem deutlichen Communiqué wissen – was wiederum im Kollegium für Ärger sorgt. Er wolle künftig nicht Gegenstand von Gesprächen sein, so Huonder, sondern einer der Teilnehmer. Stein des Anstosses ist die Kommunikation über ein Gespräch des Präsidiums der Bischofskonferenz (SBK) mit «Es reicht!», einer Allianz progressiver Katholiken. Diese fordert die Absetzung von Huonder. Beim Gespräch am Montag war dieser – wie vorgesehen – nicht dabei. Übergangen fühlt er sich aus einem anderen Grund: «Das SBK-Präsidium hat mit Dritten über Bischof Vitus gesprochen und dann ohne seine Beteiligung kommuniziert», sagt dessen Sprecher Giuseppe Gracia. Besonders irritierend sei dieses Vorgehen, weil die Bischöfe die letzten drei Tage zusammen verbracht hätten, aber niemand das Communiqué mit Huonder besprochen habe. Vonseiten der SBK heisst es, Huonder sei über das geplante Communiqué sehr wohl informiert gewesen, habe aber keinen Anspruch erhoben, bei der Redaktion des Wortlauts mitzuarbeiten.
Weiterlesen auf Neue Zürcher Zeitung >>

Der isolierte Huonder
Bischof Vitus Huonder rüffelt die Schweizerische Bischofskonferenz (SBK), sie habe ein Communiqué ohne seine Beteiligung verfasst. Obwohl dieses Vorgehen laut dem SBK-Sprecher mit ihm abgesprochen war.

Rund 2000 Menschen demonstrieren am 9. März diesen Jahres in St. Gallen gegen den Churer Bischof Vitus Huonder. Sie werfen ihm Ausgrenzung und Diskriminierung von Katholiken vor, die nicht seiner konservativen Linie entsprechen. Am letzten Montag nun trafen sich Delegationen der Schweizerischen Bischofskonferenz (SBK) und der Allianz «Es reicht!», welche zur Demo aufrief, zu einem Gespräch. In der SBK-Delegation war Bischof Huonder nicht vertreten. Auf das nach dem Gespräch an die Medien verschickte Communiqué reagierte das Bistum Chur beleidigt: Der Bischof von Chur wünsche eine «Beteiligung» bei einem Communiqué, das ihn betreffe, heisst es darin.
Weiterlesen auf Thurgauer Zeitung >>


9. März-Demo «Es reicht!» auf Facebook >>

Medienmitteilung zur «Es reicht!- Kundgebung am 9. März in St. Gallen (Forderungen und Ansprachen) >>




Neben der Kritik an Bischof Huonder fordert die Allianz "Es reicht!" die Eucharistische Gastfreundschaft:


Offener Brief der Allianz «Es reicht!» an die Mitglieder der Schweizerischen Bischofskonferenz
Sehr geehrte Bischöfe
Die Allianz «Es reicht!» bittet die Bischofskonferenz von der Veröffentlichung des geplanten Grundsatzpapiers «Normen zum Empfang der Eucharistie» abzusehen.
Weiterlesen auf Portal katholische Kirche Schweiz >>

Kirche soll gastfreundlich bleiben
Die Allianz «Es reicht!» hat einen offenen Brief an die Bischofskonferenz verfasst. Diese soll das bereits erstellte Grundsatzpapier «Normen zum Empfang der Eucharistie» nicht veröffentlichen. Die Theologin Regula Grünenfelder nennt den Grund.
Tagblatt Online >>

Mittwoch, 10. September 2014

Scheidung mit Gottes Segen

Der reformierte Pfarrer Andrea Bianca
Reformierte und Katholiken nehmen sich der Geschiedenen an – damit nicht noch mehr Mitglieder austreten.

Mit leiser Stimme spricht Andrea Bianca (53) ein Gebet am Altar. Dann segnet der reformierte Pfarrer das Paar vor ihm. Auf einen Kuss warten die Gäste vergeblich.Was der Pfarrer aus Küsnacht ZH hier mit einem Gottesdienst feiert, ist keine Hochzeit – sondern eine Scheidung.

«Die Kirche muss nicht nur den Anfang, sondern auch das Ende einer Ehe rituell begleiten», sagt Bianca. Wenn ein Paar auseinandergehe, solle es dies respektvoll tun. Vor allem, wenn es Kinder habe und sich das Sorgerecht teilen soll, wie es seit dem 1. Juli gesetzlich vorgegeben ist.

Der reformierte Pfarrer – er ist selber geschieden – will die Scheidung in der Kirche schweizweit salonfähig machen. «Die reformierten Kirchen können dabei eine Vorreiterrolle einnehmen.» Bianca hat gerade erst an der Universität Bern seine Dissertation zum Thema Scheidungsrituale abgeschlossen.
Fast die Hälfte aller Ehen in der Schweiz wird geschieden. «Die Kirchen können die Augen vor dieser Realität nicht verschliessen», sagt Bianca. «Sie müssen da sein, wo Schmerz ist.»

Deshalb fordert er das Angebot von Scheidungsritualen in allen Kirchen: «Diese Arbeit sprengt die Konfessionsgrenzen. Es gibt heute so viele Mischehen, da kann sich eine Seite nicht verschliessen.»
Tatsächlich: Auch die katholische Kirche will sich künftig verstärkt um Geschiedene kümmern. Die Bischofssynode im Oktober befasst sich im Vatikan mit dem Thema «Ehe und Familie». Im Zentrum steht auch der Umgang mit gescheiterten Ehen: «Ich hoffe, dass es dabei Ermutigendes gibt für die Arbeit mit Geschiedenen», sagt Christoph Casetti, Domherr im konservativen Bistum Chur.

Geschiedene als Aussätzige
Die katholische Kirche tut sich seit Jahrhunderten schwer mit diesem Thema: Schliesslich gilt die Ehe vor Gott für sie als unauflösbar. Wer geschieden ist und neu heiratet, bleibt nach offizieller Lesart des Vatikans von den Sakramenten ausgeschlossen.

«Geschiedene werden heute noch immer zu oft als Aussätzige behandelt», sagt Bischofsvikar Christoph Casetti. Neu sensibilisiert er Priester im Umgang mit dem Thema und hilft Geschiedenen in Seminaren, ihren Platz in der Kirche zu finden.

Weil sich freikirchliche und neureligiöse Gruppierungen zunehmend der Geschiedenen annehmen, fühlen sich die etablierten Kirchen gefordert. Pfarrer Bianca: «Wir müssen jetzt handeln. Sonst verlieren wir die Menschen an andere, weniger seriöse Anbieter.»

Mit seinen Scheidungsritualen machte er überraschende Erfahrungen: «Ich hatte ein Paar, das danach feststellte: Jetzt haben wir unsere Schwierigkeiten verarbeitet: Wir bleiben zusammen!»
Quelle: blick.ch


Homepage von Dr. Andrea Marco Bianca >>


Scheiden vor dem Altar
Bei der Trauung ist die Kirche dabei, bei der Trennung oft abwesend: Ein Scheidungsgottesdienst kann jedoch den Betroffenen enorm über die schmerzliche Zeit hinweg helfen, wie der Berner Theologe Andrea Marco Bianca in seiner Studie herausgefunden hat.
Online-Magazin der Universität Bern vom 11.9.2007 >>


Positionspapier mit praktischen Arbeitshilfen, erarbeitet von der Fachgruppe Kirche des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes SKF und vom Zentralvorstand am 7. Mai 2003 verabschiedet.
Geschieden und wiederverheiratet –
„Du aber stärke deine Schwester!“ (vgl. Lk 22,32)

Aus dem Inhalt:
Scheidungsliturgie für ein Paar in Trennung (Seite 13)
Scheidungsliturgie für eine Frau in Trennung (Seite 15)
Segensfeier für Geschiedene und standesamtlich Wiederverheiratete (Seite 17)
Dieses Positionspapier mit praktischen Arbeitshilfen wurde von der Fachgruppe Kirche des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes SKF erarbeitet und vom Zentralvorstand am 7. Mai 2003 verabschiedet.
als PDF >>

Dienstag, 9. September 2014

Katholische Kirche: Der Kampf um Rom hat erst begonnen

Wie Papst Franziskus und einige Gleichgesinnte die Irrwege der kirchlichen Lehre von Ehe und Familie nach dem II. Vatikanischen Konzil korrigieren wollen. 

Es war im Frühjahr 1999, als Walter Kasper aus seiner Erfahrung als Bischof von Rottenburg-Stuttgart kein Hehl machte und öffentlich sein Leid über die „theologische Restauration des römischen Zentralismus“ klagte. Die Tinte unter dem Text war noch nicht trocken (dieser aber noch nicht veröffentlicht), als Papst Johannes Paul II. den renommierten Theologen nach Rom berief und ihn zu seinem Ökumene-Minister machte. Dort dauerte es nicht lange, und Joseph Kardinal Ratzinger trat auf den Plan. Vor allen Kardinälen bezichtigte der Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Glaubenslehre den Novizen im Vatikan implizit und nicht zum ersten Mal der Irrlehre.

Fünfzehn Jahre später heißt es in einem im Vatikan verfassten Text: „Eine übertriebene Zentralisierung kompliziert das Leben der Kirche und ihre missionarische Dynamik, anstatt ihr zu helfen.“ Dieser Ansicht ist indes nicht allein nur Kurienkardinal Walter Kasper, der seinen Ruhestand lesend und schreibend in Sichtweite des Petersdoms verbringt. Niedergelegt hat das Zitat ein Argentinier namens Jorge Mario Bergoglio, der seit dem 13. März 2013 als Papst Franziskus in der Kirche und weit darüber hinaus für Wirbel sorgt.
 
Franziskus wusste nicht nur, was er tat, als er dieses und so manch anderen theologischen und kirchenpolitischen Sprengstoff im vergangenen Jahr in eine schön zu lesende Verpackung namens „Die Freude des Evangeliums“ (Evangelii gaudium) packte. Der erste Jesuitenpapst der Geschichte wusste auch, was er tat, als er die unter seinen Vorgängern weitgehend bedeutungslose Beratungsinstanz namens Bischofssynode gegen die allmächtige vatikanische Kurie in Stellung brachte und sie für den Oktober dieses und des kommenden Jahres zusammenrief, um über das dornigste Thema zu beraten, das sich der Kirche von Nord bis Süd und von Ost bis West stellt: die schier unüberwindlich erscheinende Kluft zwischen den Weisungen des Lehramtes auf dem Feld von Ehe und Familie und dem Leben der meisten Gläubigen. Und als wäre das alles noch nicht genug, ließ Franziskus in diesem Februar zum ersten Mal in der Kirchengeschichte das Kardinalskollegium über dieses Thema diskutieren - nach Maßgabe eines Vortrages über „Das Evangelium von der Familie“ von niemand anderem als Walter Kardinal Kasper.

Indes ist Kaspers theologisch wie praktisch wohlbegründete Saat ebenso wenig überall aufgegangen wie dass Papst Franziskus im Vatikan leichtes Spiel hätte. Im Gegenteil. Wer die Maßgaben des Papstes nicht offen hintertreibt oder stillschweigend ignoriert, der richtet sich schon jetzt darauf ein, dass es mit dem mittlerweile bald 78 Jahre alten Papst vom Ende der Welt bald ein wie auch immer geartetes Ende nehmen wird - und damit auch ein Ende mit irritierenden Sätzen wie: „Häufig verhalten wir uns wie Kontrolleure der Gnade und nicht wie ihre Förderer. Doch die Kirche ist keine Zollstation, sie ist das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben“ - gleichfalls ein Zitat aus „Evangelii gaudium“.

Doch noch ist der Kampf um Rom nicht richtig entbrannt. Denn so wohlfeil vielen Bischöfen die eindringlichen Sprachbilder und die flammenden Appelle des Papstes sind, so wenig lassen sie sich selbst von dem Geist der Barmherzigkeit anstecken, von dem Franziskus sprach. Warum auch? Nahezu alle wurden von Johannes Paul II. und von Benedikt XVI. ernannt, und damit in einer Zeit voller „Spannungen, Brüche und Konflikte“, in denen jeder gut beraten war, sich dem „strategischen Programm“ nicht zu widersetzen, mit dem das kirchliche Lehramt seit den Tagen von Papst Paul VI. seine „Wahrheit über Ehe und Fortpflanzung“ mit brachialer Gewalt exekutierte. Für viele Theologen ein Drama, für die meisten Gläubigen ein Dilemma, für nicht wenige Bischöfe eine Qual - so zu lesen in einer Denkschrift über die Erwartungen eines Diözesanbischofs an die bevorstehende Bischofssynode über die Familie, die der Form und dem Inhalt nach in der jüngeren Kirchengeschichte ihresgleichen sucht.

Johan Bonny, der mit 59 Jahren vergleichsweise junge Bischof der belgischen Hafenstadt Antwerpen, hat seit seinen römischen Studienjahren genug gesehen und gehört: „Verdächtigungen, Ausschlüsse, verpasste Chancen“ nennt er ebenso beim Namen wie die Erfahrung, „wie anstößig die Sprache der Kirche gegenüber bestimmten Personen und Situationen wirken kann“. Und er weiß als Theologe zu viel, als dass er sich damit abfinden kann, dass das kirchliche Lehramt und die moralischen Weisungen der Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. das letzte Wort zu Familienplanung oder Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten sein können. Zug um Zug dekonstruiert Bonny in seiner umfassenden Denkschrift, die ins Englische, Französische, Deutsche und Italienische übersetzt ist und in den kommenden Tagen auch Papst Franziskus direkt zugänglich gemacht wird, die Begründungsstrategien aus „Humanae vitae“ und „Familiaris consortio“ mit dem Argument, die Kirche nehme ihre eigene Tradition nicht ernst, wenn sie für Gewissensentscheidungen keinen Raum lasse und die Lehre von der Eucharistie als „Mittel der Gnade“ einfach ignoriere.

Dass Bonny mit seiner Denkschrift frontal gegen die Lehre der Päpste seit Paul VI. aufbegehrt, ist ihm bewusst. Dabei waren diese es, die nicht nur inhaltlich mit der Tradition gebrochen haben, sondern auch formal: „Alle Konstitutionen und Dekrete des Zweiten Vatikanums, auch die schwierigsten, wurden schlussendlich annähernd im Konsens verabschiedet. Von dieser Art Kollegialität blieb allerdings drei Jahre später, bei der Veröffentlichung von ,Humanae Vitae‘ nur sehr wenig übrig.“ Nicht, dass Kollegialität ein Allheilmittel sei, gerade angesichts der enormen regionalen Unterschiede zwischen Nord und Süd, Ost und West. Auch das hat Bonny gedacht und damit vor den Synodenberatungen die längst vorbereitete Strategie der Anti-Franziskus-Front demaskiert, die Behandlung einzelner Themen mit dem Argument zu verhindern, bestimmte Fragen seien in anderen Teilen der Welt kein Problem oder stellten gerade ein solches dar. „Eine monolithische Kollegialität hat in der Kirche genauso wenig Zukunft wie ein monolithischer Primat“ - so einfach, so schwierig.

Das heißt? „Mir ist eine verbeulte Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist. Ich will keine Kirche, die darum besorgt ist, der Mittelpunkt zu sein, und schließlich in einer Anhäufung von fixen Ideen und Streitigkeiten verstrickt ist. Wenn uns etwas in heilige Sorge versetzen und unser Gewissen beunruhigen soll, dann ist es die Tatsache, dass so viele unserer Brüder und Schwestern ohne die Kraft, das Licht und den Trost der Freundschaft mit Jesus Christus leben, ohne eine Glaubensgemeinschaft, die sie aufnimmt, ohne einen Horizont von Sinn und Leben.“
Auch diesen Satz von Papst Franziskus macht sich Bonny zu eigen - und nimmt in dessen Konsequenz den vielen furchtsameren Geistern als ihm die (letzte) Illusion, dass es bei den Beratungen und womöglich Beschlüssen der Synode nur um die Anwendung der kirchlichen Lehre gehe, nicht aber um ihren Inhalt.

„Diese Gegenüberstellung von ,Pastoral‘ und ,Lehre‘ scheint mir aber zu kurz gegriffen, sowohl in pastoraler wie theologischer Hinsicht. Sie kann sich nicht auf die Tradition der Kirche berufen. Pastoral hat ganz und gar mit Lehre zu tun, und Lehre ganz und gar mit Pastoral.“ Doch wo ist das Problem, wenn Bonny mit der Internationalen Theologenkommission hinsichtlich der Annahme lehramtlicher Weisungen festhalten kann: „Diese fehlende Rezeption kann Ausdruck eines schwachen oder zu geringen Glaubens auf Seiten des Gottesvolks sein, hervorgerufen durch eine unzureichende kritische Anknüpfung an die Kultur der Gegenwart. In manchen Fällen kann sie aber darauf verweisen, dass bestimmte Entscheidungen von Amtsträgern ohne angemessene Aufmerksamkeit für die Erfahrung und den Glaubenssinn der Gläubigen oder vom Lehramt ohne ausreichende Beratung mit den Gläubigen getroffen wurden.“
Quelle: faz.net 

Denkschrift von Bischof Johan Bonny als PDF >>


Aktualisierung:

"Einer der spannendsten Momente der jüngeren Kirchengeschichte"
Statt römischer Zentralisierung braucht die Kirche mehr Kollegialität von Bischöfen und Papst - diesen Schluss zieht der belgische Bischof Bonny aus den Lehren und Einstellungen der Katholiken zu Ehe und Familie. Daniel Deckers erläutert die Hintergründe.
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Ja „in pectore“ von Papst Franziskus zu wiederverheiratet Geschiedenen?
(Rom) Soviel ist bekannt: Papst Franziskus war es, der den Anstoß zur Diskussion gab, wiederverheiratet Geschiedenen zur Kommunion zuzulassen. Seither sagt er nicht, ob er für oder gegen diese Zulassung ist. Da von ihm der erste Schritt ausging und aufgrund weiterer Gesten, scheint das katholische Kirchenoberhaupt ersterer Position näher zu stehen. Ein australischer Theologe jedenfalls ist überzeugt davon und erklärt warum, wie der Vatikanist Sandro Magister berichtet.

Der aktuell jüngste Vorstoß für einen radikalen Wechsel in Praxis und Lehre der Kirche beim Ehesakrament kam von Johan Jozef Bonny, dem Bischof im belgischen Antwerpen. Er tat es Anfang September mit der Veröffentlichung eines 30 Seiten langen Memorandums in mehreren Sprachen, das er auch Papst Franziskus zuschickte.
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