Dienstag, 29. Dezember 2015

Jahresrückblick mit Papst Franziskus

Familiensynode, Umweltenzyklika, Heiliges Jahr, Reisen in vier Kontinenten: Das Jahr mit Papst Franziskus war dichtgedrängt für den Papst, der vor wenigen Tagen 79 Jahre alt geworden ist. Die vatikanische Bilanz von 2015 mit Gudrun Sailer.
Radio Vatikan >>

Montag, 28. Dezember 2015

Zsifkovics: Das Vatikanum ist auch bei den Geistlichen noch nicht angekommen


"Wer bin ich, dass ich Menschen verurteile?"


Foto: KURIER/Gerhard Deutsch.
Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics ist Burgenländer, EU-Koordinator für Flüchtlinge und spürt, dass die Kirche offen sein muss. Genug Gründe für ein Gespräch.

Weiterlesen im Kurier >>

Freitag, 25. Dezember 2015

Ein Licht durchbricht die Finsternis


Weihnacht

ein Licht erhellt diese besondere Nacht
ein Licht durchbricht die Finsternis
es ist nicht irgendein Licht
es ist mehr als Licht
es ist das wahre Licht

das wahre Licht
das jeden Menschen erleuchtet
dich und mich
es kam in die Welt
und es ist in der Welt
es ist da
auch hier und heute leuchtet es für jeden Menschen

ER ist da
ER ist in die Welt gekommen
Gott ist Mensch geworden

um dein und mein Leben zu erleuchten
um sich für uns anschaubar
spürbar und erfahrbar zu machen
um Licht, Liebe und Freude in unsere Herzen
und in unser Leben zu bringen

Christine Gruber-Reichiger

Quelle: aufatmen - Weihnachten 2015


Ein frohes und gesegnets Weihnachtsfest
allen Leserinnen und Lesern
sowie allen Menschen guten Willens,


Edi Posch

Christmette mit Papst Franziskus zum Nachhören >>

Papst Franziskus predigt gegen die Konsumgesellschaft
Papst Franziskus hat zu Weihnachten die moderne Konsumgesellschaft kritisiert. Bei der Christmette im Petersdom am Heiligen Abend erinnerte er daran, dass Jesus in einem Stall in großer Armut geboren worden sei.
Religion.orf.at >>

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Was treibt Franziskus an?

Der Papst und seine Reformen
Was treibt Franziskus an?
Franziskus macht fast alles anders als seine Vorgänger – auch besser? Manche meinen, der Hype um den neuen Papst sei schon vorüber. Sie irren.
Der Tagesspiegel vom 20.12.2015 >>


Schönborn: „Es war die beste Bischofssynode“
„Es war die beste Synode, die ich bisher erleben durfte“: Zu diesem Urteil kommt Kardinal Christoph Schönborn in dem jetzt bei „Herder“ erschienenen Buch über die vatikanische Familiensynode.
Religion.orf.at >>


Schüller sieht in Papst Franziskus „Ungehorsamen“
Der Gründer der Pfarrer-Initiative, Helmut Schüller, sieht im Kirchenoberhaupt selbst einen Rebellen: „Wir sind in einer Phase, wo der Papst in gewissen Situationen selbst ungehorsam geworden ist“, sagte er gegenüber der APA. Schüller hofft, dass sich mehr Bischöfe der Linie von Franziskus anschließen. Gegen die Diözesanreform kündigte er Widerstand an: „Die Kirche ist nicht die Bank Austria.“
orf.at >>

Dienstag, 22. Dezember 2015

Papst an Kurie: Reform wird mit Entschlossenheit fortgesetzt

Papst an Kurie: Reform wird mit Entschlossenheit fortgesetzt

„Die Barmherzigkeit ist kein flüchtiges Gefühl, sondern sie ist die Synthese der Frohen Botschaft.“ Papst Franziskus ging in seiner diesjährigen Weihnachtsansprache an die römische Kurie an diesem Montag (21.12.) auf das Thema des Heiligen Jahres ein, die Barmherzigkeit. Aber wie es sich bei einem Chef in einer Ansprache an die Mitarbeiter gehört, wurde er praktisch. Einen „Katalog der notwendigen Tugenden“ wollte der Papst der Kurie vorlegen, zur Anwendung und Vertiefung. Es war wie so oft bei Papst Franziskus konkret und spirituell zugleich.

Eingangs bat der Papst darum, im Sitzen sprechen zu dürfen, weil er seit Tagen an einer Grippe laboriere. Inhaltlich bezog er sich zunächst auf seine berühmt gewordene Weihnachtsansprache vor der Kurie im Vorjahr; damals hatte er seinen Mitarbeitern in einer Art Beichtspiegel einen „Katalog der kurialen Krankheiten“ in 15 Punkten vorgelegt, was bei einigen auch für Irritationen gesorgt hatte. „Heute müsste ich also von den kurialen Antibiotika sprechen“, griff der Papst den Faden auf. Einige jener kurialen Krankheiten nämlich seien in diesem Jahr aufgetreten und hätten dabei „nicht wenig Schmerz im ganzen Körper verursacht und viele Seelen verletzt. Auch mit Skandalen.“ Franziskus sagte: „Ich halte es für meine Pflicht zu bekräftigen, dass dies ein Anlass zu aufrichtigen Überlegungen und entscheidenden Maßnahmen war und weiter sein wird. Die Reform wird mit Entschlossenheit, klarem Verstand und Tatkraft fortgeführt werden, denn Ecclesia semper reformanda“, die Kirche sei immer zu reformieren.
Weiterlesen auf Radio Vatikan >>


Papst präsentiert seinen Mitarbeitern in Weihnachtsansprache Tugend-Katalog
"Berufung zu Vorbildlichkeit"
Papst Franziskus hat vor seinen leitenden Mitarbeitern ein Ende der Skandale im Vatikan gefordert. Anders als im vergangenen Jahr, als er "Kurienkrankheiten" anprangerte, lobte Franziskus seine Mitarbeiter diesmal aber auch ausdrücklich.
domradio.de >>

Montag, 21. Dezember 2015

Wunibald Müller: Nicht an Dogmen festklammern

Nicht an Dogmen festklammern

Über 40 Besucher konnte Kreisvorsitzender Roland Metz zur Adventsfeier der Senioren-Union auf der Benediktushöhe in Retzbach begrüßen. Gastredner war Wunibald Müller, promovierter Theologe und Psychotherapeut sowie Leiter des Recollectio-Hauses in Münsterschwarzach.

Bekannt wurde Müllers Brief an den Papst, in dem er sich für eine Änderung des Zölibats und für eine Zulassung von Frauen zum Priesteramt einsetzte. Er sprach zum Thema „Das Feuer der Botschaft des Evangeliums in der Kirche lebendig erhalten“.

Müller sieht laut Pressemitteilung der Veranstalter das Feuer der christlichen Botschaft heruntergebrannt, weil die Kirche selbst es nicht überzeugend vorlebe. Die Strukturen seien klerikal-hierarchisch verkrustet.

Demut ging verloren

Die Demut des Füßewaschens sei über die Jahrhunderte verloren gegangen. Liebe sei die wichtigste Botschaft des Evangeliums. Papst Franziskus, der den derzeitigen Zustand der katholischen Kirche als „Lazarett nach der Schlacht“ bezeichnet habe, wolle das Feuer der Liebe wieder entfachen.

Liebe und Beheimatung müssten sich auch in der Feier der Eucharistie manifestieren, wie dies zum Beispiel in der Augustinerkirche in Würzburg geschehe. Dort würde man nicht mit einer hierarchischen Ordnung zwischen Gottesdienstleitern und Gläubigen konfrontiert. Alle Besucher seien gleichermaßen am Geschehen beteiligt. Die Herzen würden angesprochen; Leib und Seele würden auf ihre Kosten kommen und könnten sich mit Gott verbunden fühlen.

Kräftig blasen

Abschließend gebrauchte Müller das Bild von der Asche, unter der noch Glut vorhanden sei. Es müsste kräftig hineingeblasen werden, um wieder das Feuer zum Lodern zu bringen.

In der anschließenden Diskussion wurde der Referent auf seinen Brief an den Papst angesprochen, den dieser ja inzwischen beantwortet habe. Der Absage des Papstes an eine Änderung des Zölibats und der Frauenordination gewinne er auch Zeichen der Hoffnung ab. In diesem Zusammenhang wurden aus dem Besucherkreis Beispiele für die Beteiligung der Frauen am kirchlichen Geschehen, etwa in den Wortgottesdienstfeiern, genannt.

Nur Betrunkene halten sich fest

Am Ende wurde von der Glaubwürdigkeitskrise der Kirche gesprochen, die eine Folge von überholten, heute nicht mehr vermittelbaren und unnötigen Dogmen sei. Dies beantwortete Müller mit dem Zitat eines Zeitzeugen: „Dogmen sind wie Laternen in der Nacht. Nur Betrunkene halten sich daran fest.“

Mainpost, 20.12.2015 >>

Sonntag, 20. Dezember 2015

Gerechte Gesellschaftsordnung im Alten Testament

Von Weihnachten in einer Gesellschaft ohne Arme

Heilsames Scheitern, freudige Liturgie und gerechte Gesellschaftsordnung als heilsame Anstöße aus dem Alten Testament

Professor Georg Braulik OSB (© Foto: Haab)
Professor Georg Braulik OSB (© Foto: Haab)

Gibt es eine Verbindung zwischen dem Weihnachtsfest und dem Buch Deuteronomium, zu dem Sie im November in Tainach referiert haben?
Braulik: Das Buch Deuteronomium, das sogenannte fünfte Buch Moses, wird in der Weihnachtsliturgie nicht gelesen. Dennoch ist es als die Theologie der Liebe zwischen Gott und seinem Volk mit der Botschaft von Weihnachten verbunden. Das alttestamentliche Israel ist ja Gottes „erstgeborener Sohn“ (Ex 4,22). Nach dem Deuteronomium ist es „das Volk, das ihm persönlich gehört“, das „er ins Herz geschlossen hat“, und weil er es „liebt, aus dem Sklavenhaus freigekauft“ (Dtn 7,6-8), also erlöst, hat. Das alles bekennen wir auch von Jesus, dem geliebten Sohn Gottes, den er aus dem Tod gerettet und erhöht hat. Wenn wir am achten Tag nach Weihnachten, am Neujahrstag, auch der Beschneidung Jesu gedenken, gibt es auch hier eine Verbindung zum Deuteronomium. Denn wenn Israel einmal das Gesetz Gottes übertreten, den Bund vom Sinai gebrochen hat und in die Verbannung ziehen musste, sich dort aber bekehrt, dann – so verheißt das Deuteronomium – wird „der Herr, dein Gott, dein Herz und das Herz deiner Nachkommen beschneiden. Dann wirst du den Herrn, deinen Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele lieben können, damit du Leben hast“ (Dtn 30,6). Das Gebot der Gottesliebe steht zwar schon zu Beginn des Deuteronomium: „Höre Israel! Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben …“ (Dtn 6,4-5). Aber erst jetzt, nach seinem Scheitern, erreicht das Volk Gottes durch die Herzensbeschneidung sein eigentliches Ziel – dass es Gott wirklich liebt. Das geschieht, indem es die Gebote Gottes, seine Sozial- und Gesellschaftsordnung, das Wunschbild Gottes von seinem geliebten Volk, verwirklicht.

Das heißt: Auch durch ein Scheitern hindurch wächst die Liebe Gottes?
Braulik: Ja, Gott bleibt auch dem sündigen Volk treu, er „wird sein Schicksal wenden und sich seiner erbar­men“ (Dtn 30,2). Ein wenig später heißt es vom Volk: „Du wirst umkehren, auf die Stimme des Herrn hören und alle seine Gebote halten“ (Dtn 30,2.8).

Wir verstehen Gebote heute aber eher als Einschränkungen.
Braulik: Nach der Bibel ist das anders. Schon die Einleitung in die Zehn Gebote spricht vor der Verpflich­tung auf die Gebote zunächst von der Befreiung, der Erlösung: „Ich, der Herr, bin dein Gott, der dich aus Ägypten, herausgeführt hat, aus dem Sklavenhaus“ (Dtn 5,6). Die Zehn Gebote, die an dieses „Vor-Wort“ anschließen, sind nichts anderes als die dankbare Antwort auf die Rettung aus der Sklaverei und die Voraussetzung, um die gewonnene Freiheit auf allen Gebieten des Lebens bewahren zu können.

Hat das etwas mit unserem „Weihnachtsfrieden“ zu tun?
Braulik: Wenn Sie Frieden im umfassenden Sinne von Heil, Schalom, verstehen, kann man das durchaus sagen.

Unter Ihren Impulsen in Tainach hieß einer: „Lust auf Gott. Das Volk Gottes, das aus dem Fest heraus geboren wird.“ Das klingt viel lustvoller, als Kirche normalerweise erfahren wird.
Braulik: Nach dem Deuteronomium erlebt das Gottesvolk den Höhepunkt seiner Freude an den jährlichen Wallfahrtsfesten im Heiligtum von Jerusalem. Da heißt es zum Beispiel vom herbstlichen Erntefest: „Das Laub­hüttenfest sollst du sieben Tage lang feiern, nachdem du das Korn von der Tenne und den Wein aus der Kelter eingelagert hast. Du sollst an deinem Fest fröhlich sein, du, dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd, die Leviten und die Fremden, Waisen und Witwen“ (Dtn 16,13-14). Oder wenn im Jerusalemer Tempel ein Opfer dargebracht wird: „Dort sollt ihr vor dem Herrn, eurem Gott, Mahl halten. Ihr sollt fröhlich sein aus Freude über alles, was eure Hände geschafft haben“ (Dtn 12,7). Die Freude wurzelt also in der Liturgie. Dort ist sie in das gemeinsame Mahl hineingezogen. Dabei es geht allerdings nicht um ein profanes Mahl, sondern darum, „sich vor dem Herrn zu freuen“. Dieses „vor Gott“ rührt an die Mystik der Gottesbeziehung. Das Neue Testament würde statt „vor Gott“ sagen „in Christus“. Das Entscheidende geschieht also nicht beim Opfer am Altar, sondern im gemeinsamen freudigen Mahl. Dabei sind alle Klassenbarrieren beseitigt, soziale Unterschiede gelten hier nicht mehr, alle nehmen teil, ob sie nun etwas dazu beitragen konnten oder nicht. Man ist nur noch voll Freude, dabei aber ist man vor Gott, lebt ganz in dieser mystischen Einheit. Das ist das Ziel der Liturgie. Zugleich ist es eine Vorwegnahme dessen, was das Deuteronomium an anderer Stelle als geschwisterli­che Gesellschaft entwirft, in der es keine Fremden und Bedürftigen mehr zu geben braucht.

Die weihnachtliche Herbergssuche erhält heuer durch die Flüchtlingsproblematik ganz neue Aktualität. Was gibt uns das Deuteronomium dazu an die Hand?
Braulik: Es hat dazu einen wunderbaren Text: „Gott liebt die Fremden und gibt ihnen Nahrung und Kleidung – auch ihr sollt die Fremden lieben“ (Dtn 10,18-19). Fremdenliebe ist also Nachahmung Gottes. Auch zum Flüchtling findet sich im Deuteronomium eine Regelung: Wenn ein fremder Sklave aus welchen Gründen auch immer seinem Herrn entflieht – und „Sklave“ reicht vom Minister bis zum Knecht –, dann muss er in Israel aufgenommen werden. Er hat ein einzigartiges Privileg: Er kann sich selbst den Ort aussuchen, wo er künftig wohnen will. Außerdem darf er nicht ausgebeutet werden (Dtn 23,16-17). Das alles ist einmalig im Alten Orient. Der Fremde und Flüchtling soll in Israel, im Volk Gottes, als gleichberechtigter Bruder behandelt werden.

Fremdenangst findet sich dort also nicht?
Braulik: Der Fremde gehört im Alten Orient mit den Witwen und Waisen zu den sozialen Randgruppen. Sie haben keinen Bodenbesitz, somit fehlt ihnen in einer agrarischen Gesellschaft die Existenzgrundlage. Die Sozialordnung des Deuteronomium holt sie nun aus dieser Armenrolle. Zum Beispiel verlangt es, dass der Zehnte, der normalerweise an den Tempel abgeliefert wurde, in jedem dritten Jahr im Wohnort verbleibt und der Ernährung der Fremden, Witwen und Waisen dient. Das ist kein Almosen, sondern ein Rechtsanspruch auf Lebensunterhalt. Durch diese und andere Maßnahmen konstruiert das Deuteronomium eine Gesellschaft ohne Arme. Nicht zuletzt haben Fremde, Witwen und Waisen teil an den Höhepunkten des Lebens, den gemeinsamen Festen im Jerusalemer Heiligtum (Dtn 16,11.14). Und erst in ihrer Gemeinschaft kommt es – ich sagte es schon – zur „Freude vor Gott“.

Interview: Georg Haab

 

Zur Person:

Georg Braulik OSB, geb. am 20. Juni 1941 in Wien, trat nach dem Besuch des Schottengymnasiums 1959 in die Schottenabtei der Benediktiner ein. 1965 zum Priester geweiht. 1966 promovierte er in Wien in neuer Kirchengeschichte, 1973 in Bibelwissenschaft. Bis 2004 war Braulik Universitätsprofessor für Alttestamentliche Bibeltheologie; sein Wirken wurde mit mehreren internationalen Auszeichnungen gewürdigt.

Georg Braulik leitete den Studientag zum Alten Testament in Tainach Anfang November.

Montag, 14. Dezember 2015

Weihnachtsgeschichte: Neuer Sekretär gesucht

Paulo Coelho, Weihachtsgeschichte 2008
(Nach einer indischen Erzählung)
Quelle: Diogenes


Der alte Mann, die glatzköpfige Frau und der traurige Junge


Wie jedes Jahr hatte der König seinen Premierminister an Heiligabend zu einem Spaziergang eingeladen. Er genoss es, durch die geschmückten Straßen zu gehen. Doch um unerkannt zu bleiben, verkleideten sich beide immer als Händler aus fernen Landen.

Sie schlenderten durch das Stadtzentrum, betrachteten die Girlanden, die brennenden Kerzen auf den Treppenstufen vor den Häusern, die Verkaufstände, die Männer, Frauen und Kinder, die zu ihren Verwandten eilten, um an diesem Abend um einen reich gedeckten Tisch zu feiern.

Der Rückweg führte sie durch ein Armenviertel. Dort sah es ganz anders aus. Keine Lichter, Kerzen, kein Duft leckerer Speisen. Und es war auch kaum jemand auf der Straße zu sehen. Wie jedes Jahr wies der König seinen Premierminister an, sich künftig besser um die Armen im Reich zu kümmern. Der Minister nickte, wusste aber genau, dass die Angelegenheit im Mahlstrom der Bürokratie, wegen der Verteilung der Staatsfinanzen und der anstehenden Gespräche mit ausländischen Würdenträgern schon bald in Vergessenheit geraten würde.

Plötzlich hörten sie Musik. Sie schien aus einer morschen Bretterhütte zu kommen. Durch eine Ritze konnten sie in die Hütte hineinsehen. Es bot sich ihnen ein seltsamer Anblick: Ein alter Mann saß in einem Rollstuhl und schien zu weinen, während ein kahlgeschorenes junges Mädchen tanzte und ein traurig dreinblickender Junge eine Volksweise sang und dazu auf einem Tamburin den Takt schlug.

»Merkwürdig! Lass uns herausfinden, was da los ist«, sagte der König zum Premierminister.
Er klopfte an die Tür. Der junge Mann hörte auf zu singen, öffnete und bat sie herein.

»Wir sind Händler auf der Durchreise und suchen einen Schlafplatz. Da haben wir die Musik gehört und gesehen, dass Sie noch wach sind. Können wir bei Ihnen übernachten?«

»Sie werden bestimmt in einer der Herbergen der Stadt unterkommen. Wir können Sie leider nicht aufnehmen. Die Musik mag darüber hinwegtäuschen, aber in unserem Haus herrschen Trauer und Leid.«

»Und dürfen wir erfahren weshalb?«

»Meinetwegen«, sagte der Alte. »Ich habe meinem Sohn eine gute Ausbildung ermöglicht, damit er eines Tages Sekretär im königlichen Palast werden kann. Aber die Jahre vergingen, und es wurde nie eine neue Stelle ausgeschrieben. Letzte Nacht nun hatte ich einen merkwürdigen Traum: Ein Engel erschien mir und bat mich, einen silbernen Becher zu kaufen, weil der König mich besuchen würde. Er würde etwas trinken und anschließend meinem Sohn eine Anstellung geben.
Der Engel war so überzeugend, dass ich beschloss zu tun, was er gesagt hatte. Da wir kein Geld haben, ist meine Schwiegertochter heute auf den Markt gegangen und hat ihr Haar verkauft, und wir haben mit dem Erlös den Becher gekauft, der dort steht. Jetzt versuchen die beiden mich aufzuheitern, sie singen und tanzen, weil Weihnachten ist, aber es hilft nichts ...«

Der König sah den silbernen Becher, bat, man möge ihm darin etwas Wasser bringen, weil er durstig sei. Bevor er wieder ging, sagte er zu den Dreien:
»Was für ein Zufall! Heute waren wir beim Premierminister, und der hat uns gesagt, nächste Woche würde die Stellung wieder ausgeschrieben.«

Der Alte nickte gutmütig, glaubte aber nicht recht, was er da hörte, und verabschiedete sich von den Fremden. Doch am nächsten Tag wurde eine Proklamation des Königs auf allen Straßen der Stadt verlesen. Ein neuer Sekretär wurde gesucht. Zu einer festgesetzten Stunde war der Audienzsaal voller Leute, die sich alle um den begehrten Posten bewerben wollten. Der Premierminister trat ein und bat alle Anwesenden, Papier und Stift bereit zu halten.
»Hier ist das Thema des Aufsatzes: Warum weint ein alter Mann, tanzt eine kahlrasierte Frau und singt ein trauriger Junge?«

Ein entsetztes Raunen ging durch den Saal: Niemand wusste, wie er daraus eine Geschichte machen sollte. Nur ein ärmlich gekleideter junger Mann in einer Ecke des Raumes lächelte und begann zu schreiben.

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Papstkritischer Bischof hält Exerzitien für Klerus und Laien in Pinkafeld

Bereits Ende August 2012 war Exz. Athanasius Schneider, Weihbischof von Astana (Kasachstan), von Bischof Ägidius Zsifkovics zu Exerzitien für Kleriker und Laien nach Pinkafeld eingeladen worden.
Msgr. Schneider hat sich in der Zwischenzeit zu einem der schärfsten Kritiker von Papst Franziskus entwickelt. In einem Interview forderte er 2013 eine Korrektur der Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils, die – so Schneider – zu Fehlentwicklungen beigetragen haben. Im Mai 2015 veröffentlichte er mit zwei weiteren Bischöfen ein Buch, in dem gegen die Familiensynode und für die Beibehaltung des Kommunionverbotes für Wiederverheiratete zum Kampf aufgerufen worden war. Am Ende der Bischofssynode über die Familie fiel er durch eine extreme Stellungnahme des Abschlussdokuments auf - er bezeichnete es als "Schande" (siehe weiter unten).

Und dieser Mann kommt laut evangelisierung.com Anfang des neuen Jahres wieder nach Pinkafeld:

Se. Exzellenz Dr. Athanasius SCHNEIDER
7. / 8. Jän. Tage der Glaubensvertiefung für
Priester, Diakone u. Seminaristen

Download der Einladung
9. / 10. Jän. Tage der Glaubensvertiefung für Laien
In der Einladung für die Laien werden aus jener Stellungnahme von Schneider Passagen zitiert, in denen das Dokument der Familiensynode als Wiederspiegelung des "korrupten" und "neuheidnischen Zeitgeistes" und als "Schande" bezeichnet wird:

Da die ewige Wahrheit auch heute viele anzieht, ja fasziniert, ist Msgr. Athanasius SCHNEIDER weltweit viel unterwegs zu Exerzitien, Vorträgen und Kongressen.
Ein knapper Ausschnitt aus seiner Stellungnahme zur Familiensynode 2014 in Rom:
„Ein Dokument einer offiziellen Versammlung kath. Bischöfe, welches den korrupten und heidnischen Mainstream unserer Gesellschaft wiederspiegelt... Ein solches, wenn auch nur vorläufiges Synodendokument ist eine wirkliche Schande und ein Hinweis auf das Ausmaß, in dem der Geist der antichristlichen Welt in so wichtige Ebenen des Lebens der Kirche eingedrungen ist...
Kardinäle, Bischöfe, Priester, kath. Familien, kath. Jugendliche müssen klar sagen:
Ich weigere mich, mich den neuheidnischen Geist dieser Welt anzupassen, auch wenn dieser Geist von einigen Bischöfen und Kardinälen verbreitet wird. Ich werde deren trügerische und abwegige Instrumentalisierung der heiligen Barmherzigkeit Gottes und deren Behauptung eines „neuen Pfingsten“ nicht akzepieren. Ich weigere mich, die Statue des Götzen der Gender-Ideologie, der Zweitehe und des Konkubinats zu beweihräuchern. Auch wenn mein Bischof das machen würde, ich werde es nicht tun. Mit der Gnade Gottes werde ich lieber leiden als die ganze Wahrheit Christi über die menschliche Sexualität und die Ehe zu verraten.“


Ohne das Einverständnis von Bischof Zsifkovics sind solche Exerzitien mit einem fremden Bischof nicht möglich. Wenn nun ein Bischof mit diesen Einstellungen in der Diözese Einkehrtage für den Klerus (!) halten darf, entsteht der Eindruck, dass in der Diözese Eisenstadt der Weg von Papst Franziskus "als Schande" angesehen wird. Das Auftreten von Msgr. Schneider in der Diözese stellt den Pastoralen Weg der Diözese in ein Zwielicht. Bischof Zsifkovics schuldet uns ein klares Wort dazu - oder die Absage dieser Exerzitien.


Ergänzung:
Wie zu erwarten war, kritisierte Weihbischof Schneider auch „Amoris laetitia“

Bischof Athanasius Schneider zu „Amoris laetitia“:
Klärungsbedarf zur Vermeidung einer allgemeinen Verwirrung
Katholisches.info, 26.4.2016

Mittwoch, 9. Dezember 2015

Papst Franziskus eröffnet Jahr der Barmherzigkeit

Durch die Heilige Pforte ins Heilige Jahr
Papst Franziskus ist das Thema Barmherzigkeit so wichtig, dass er ein außerordentliches Heiliges Jahr ausgerufen hat. Es hat heute im Petersdom begonnen, indem der Papst die Heilige Pforte öffnete, die sonst zugemauert ist.
Tagesschau.de >>


Papstpredigt zur Eröffnung der Hl. Pforte:
Die zuvorkommende Liebe Gottes
Radio Vatikan >>

Heilige Pforte:
Barmherzigkeit dem Gericht voranstellen
Radio Vatikan >>

Papst eröffnet Heilige Pforte
Fotogalerie auf nachrichten.at >>

Was bedeutet Barmherzigkeit? „Nicht lange überlegen, einfach handeln“
Papst Franziskus hat das jetzt begonnene Heilige Jahr der Barmherzigkeit gewidmet. Wir sprachen mit dem Theologen Wunibald Müller über die Bedeutung dieses Begriffs in der heutigen Zeit.
HNA >>

Eröffnung des Heiligen Jahres
Zwischen Tür und Engel
Feierliche Zeremonie vor zehntausenden Gläubigen im Vatikan: Der Papst hat die Heilige Pforte des Petersdoms geöffnet. Es ist der Auftakt des Jahres der Barmherzigkeit, das Franziskus ausgerufen hat.
FAZ >>

Donnerstag, 26. November 2015

Diözese beendet Zusammenarbeit mit Kroatischem Kulturverein


Aktualisierung am 2.12.:

„Beleidigungs-Brief“ schlägt Wellen
Zahlreiche empörte Reaktionen gingen in der BVZ nach dem vorwöchigen Artikel zum Konflikt zwischen dem Kroatischen Kulturverein (HKD) und der Diözese ein.

Wie berichtet (den BVZ.at-Artikel dazu siehe hier bzw. weiter unten), hatte HKD-Vorsitzender Stanko Horvath, zugleich Vorsitzender des Volksgruppen-Beirates für Burgenlandkroaten im Bundeskanzleramt, Bischof Ägidius Zsifkovics in einem Schreiben persönlich wegen dessen Sehbeeinträchtigung beleidigt.

„Rufe Bischof wiederholt zum Dialog auf“
Gegenüber der BVZ meint Horvath jetzt: „Ich rufe den Bischof wiederholt zum Dialog auf, so wie auch Papst Franziskus den Dialog mit der Welt forciert.“ Die Beleidigung in seinem Schreiben will Horvath nicht weiter kommentieren.

In einer Stellungnahme der Diözese heißt es dazu: „Wer Beleidigung, Diskriminierung, mobbendes Verhalten und Rangeleien vor einem Gotteshaus als Voraussetzung für einen ‚Dialog‘ erachtet, ist im öffentlichen Diskurs zwischen Kirche und Gesellschaft beim besten Willen nicht als salonfähig zu erachten. Inwieweit jemand, der einem Menschen aufgrund von dessen Sehbeeinträchtigung die Führungskompetenz abspricht, überhaupt geeignet ist, in der Republik Österreich eine ganze Volksgruppe in ihren Minderheitenrechten öffentlich zu vertreten, muss an anderer Stelle überlegt werden.“
Quelle: BVZ


Verspottung von Bischof: Empörung über Skandal-Brief
Übles Schreiben mit persönlicher Beleidigung: Diözese beendet Zusammenarbeit mit Kroatischem Kulturverein.

Aufgrund wiederholter öffentlicher Angriffe des Vorsitzenden des Kroatischen Kulturvereins, Stanko Horvath, gegen Bischof Ägidius J. Zsifkovics sieht die Diözese nach 86 Jahren von einer weiteren Zusammenarbeit mit dem ursprünglich kirchlichen Werten verbundenen Verein ab.

Trauriger Höhepunkt ist ein Brief Stanko Horvaths, in dem er zum fünfjährigen Amtsjubiläum des Bischofs und dessen Beschreibung als „Wegweiser“ Stellung nimmt.

„,Wegweiser‘ mit solchen ,Rex‘-Augengläsern“
Horvath beendet sein Schreiben mit einer diskriminierenden Verspottung des Bischofs, der aufgrund seiner Sehbehinderung seit frühester Kindheit eine starke Brille tragen muss: „Bezweifle, dass man mit solchen ,Rex‘-Augengläsern (Originalzitat Dr. Werner J. Gruber) überhaupt etwas sieht, geschweige denn ,Wegweiser‘ sein kann.“

Bischof Zsifkovics will auf die Untergriffe nicht weiter reagieren und meint nur: „Diese Aussagen, noch dazu eines Arztes, disqualifizieren sich selbst – sie sind eine Verspottung aller sehbeeinträchtigten Menschen.“

Zu den persönlichen Beleidigungen gegen den Bischof möchte Horvath auf BVZ-Anfrage keine Stellung nehmen: „Ich habe das per Mail kommentiert, aber es hat keinen offenen Brief gegeben. Ich sage dazu nichts mehr.“ Auslöser der Trennung zwischen Diözese und Kroatischem Kulturverein war nun die einstimmige Wiederwahl Horvaths zum Vorsitzenden des Vereins.

Bischofsvikar: „Schaden für die Volksgruppe“
Bereits im Vorfeld der Wiederwahl hatte der Bischofsvikar für die kroatische Volksgruppe, Stefan Vukits, einen offenen Brief an die Mitglieder des Kroatischen Kulturvereins gerichtet, der auch auf der Volksgruppen-Seite des ORF veröffentlicht wurde. Darin heißt es seitens der Diözese: „Wir sind überzeugt, dass das persönliche Auftreten Dr. Horvaths in der ,Causa Großwarasdorf’ sowohl der kroatischen Volksgruppe im Burgenland als auch ihrem Bischof und ihrer Kirche geschadet hat und weiterhin schadet.“

Horvath dazu: „Es muss ja keine Zusammenarbeit geben, aber wir suchen weiter den Dialog mit der Diözese. Dazu ist aber auch eine Mindestbereitschaft auf der anderen Seite nötig.“

In der „Causa Großwarasdorf“ hatte der Lockenhauser Zahnarzt Horvath für negative Schlagzeilen gesorgt: Wie berichtet, folgten auf die Amtsenthebung von Pfarrer Ivan Jélic im Mittelburgenland heftige Proteste. Es kam auch zu Rangeleien, an denen Horvath als einer der Hauptakteure der Unruhen beteiligt war. Sogar der Verfassungsschutz war im Einsatz.

Stanko Horvath gilt nicht nur in Kirchenkreisen als „Wiederholungstäter“. Aktenkundig ist auch ein früherer körperlicher Angriff gegen einen Vereinsfunktionär. Den Bischof hatte er zuletzt im Rahmen der Agape nach der Messe beim Vorbeigehen beschimpft. Horvath hingegen will davon nichts wissen; allerdings gibt es zu dem Vorfall einen Entschuldigungsbrief, der der BVZ vorliegt.
Quelle: BVZ

Mittwoch, 25. November 2015

Schreiben der Reformbewegungen an die Bischöfe Österreichs

Sehr geehrter Herr Bischof!

Die Reformbewegungen in unserer Kirche haben die Ergebnisse der stattgefundenen Bischofssynode eingehend beraten und sind zur Auffassung gelangt, dass sich über den unmittelbaren Beratungsgegenstand weit hinausreichende Folgerungen ergeben. Sie haben daher beschlossen, an die Diözesanbischöfe Österreichs den im Folgenden wiedergegeben Appell in Form eines offenen Briefes zu richten.

Liebe Bischöfe – nun liegt es ganz an Euch!
Ein freimütiger Zuruf und Aufruf

Vielleicht ist uns allen noch nicht ganz bewusst, wie sehr Papst Franziskus die Kirche bereits verändert hat. So gut wie alles davon betrifft die Bischöfe – angestoßen durch einen von ihnen, den von Rom. Das Entscheidende ist eindeutig: Die Zeit der Entmündigung ist vorbei. Das hat nach der Überzeugung der kirchlichen Reformbewegungen Konsequenzen, die den Bischöfen in aller Freimut zugerufen werden sollen:

Liebe Bischöfe, bewältigt mutig und unverzüglich das Umdenken zu einem neuen Verständnis Eueres Amtes! Dieses war bisher auf die Rolle von Außenstellenleitern des Vatikans reduziert, gebunden durch geschworenen und bedingungslosen Gehorsam. Bringt diese entwürdigende Situation rasch hinter euch und unternehmt alles, um nun die eigentlichen Verantwortungsträger der Kirche zu sein!

Diese neu gewonnene Verantwortung besteht gegenüber Jesus, dem wahren Oberhaupt der Kirche. Sie besteht aber auch gegenüber dem Kirchenvolk. Die Getauften und Gefirmten sind niemandes Untergebene, so wie auch Ihr Bischöfe nicht solche seid, sondern wie wir alle zur schöpferischen Kraft des Glaubens berufen.

Das Amt der Bischöfe braucht Autorität, wenn es Respekt und Anerkennung finden soll. Autorität kann in unserer Zeit weder durch Berufung auf Gesetze noch auf Tradition gewonnen werden, sondern nur durch die Gaben des Geistes. Der Papst hat gegenüber der Synode erklärt, dass die evangelische Demut des Bischofsamtes erfordere, „die Gläubigen an der Hand zu nehmen und ihnen aufzuhelfen, ohne sich ihnen jemals überlegen zu fühlen“.

Den Reformbewegungen ist diese Hand bisher verweigert worden, ebenso das Gehör und das Gespräch. Wir haben immer an dieses „Aufhelfen“ gedacht, das auch die Kirche in ihrer heute so schwierigen Lage braucht und das ihr nun von einem inspirierten Papst zuteil wird.

Die Reformkräfte stehen in der Kirche nicht abseits, sondern wollen ihren Beitrag zu jener Erneuerung leisten, um die sie stets gerungen haben und die nun in Gang gesetzt wurde, aber noch keineswegs abgeschlossen ist. Sie erwarten, endlich Partner fruchtbaren Gedankenaustauschs in einer neuen und hoffnungsvollen Ära der Kirchenentwicklung sein zu können.

Mit der Bitte um Kenntnisnahme und besten Empfehlungen

Für die Plattform Wir sind Kirche:  Dr. Martha Heizer
Für die Pfarrerinitiative:                  Mag. Helmut Schüller
Für die Priester ohne Amt:             Herbert Bartl
Für die Laieninitiative:                    Dr. Herbert Kohlmaier

Samstag, 21. November 2015

Bischof Paul Iby erinnert sich an das Raiding seiner Kindheit

Bischof Paul Iby: „Mit Leib und Seele“
Die BVZ präsentiert die Autorinnen und Autoren des Buches „Mein Burgenland“. Diese Woche: Der emeritierte Bischof Paul Iby erinnert sich an das Raiding seiner Kindheit.
bvz am 20. November 2015
Einige Zeit vor meiner Ernennung zum Bischof von Eisenstadt wurde ich vom Apostolischen Nuntius in Wien, Donato Squicciarini, zu einem Gespräch eingeladen.

Im Laufe des Gesprächs stellte er mir die Frage: „Wären Sie bereit, in einer anderen Diözese das Amt eines Weihbischofs zu übernehmen, wenn Sie vom dortigen Bischof gefragt würden?“

Ich antwortete, dass ich grundsätzlich dazu bereit wäre, mit Ausnahme von Wien. „Warum nicht Wien?“, fragte der Nuntius. Ich antwortete: „Für uns Burgenländer ist das Parkett von Wien zu glatt, da kann man leicht ausrutschen.“

„Eigentlich will ich gar nicht anderswo hin“
Als ich dann zu Hause über das Gespräch nachdachte, überlegte ich noch einmal meine Antwort. Ich sagte mir: „Eigentlich will ich gar nicht anderswo hin. Ich möchte im Burgenland, in meiner Heimat, bleiben.“
Ich bin mit Leib und Seele Burgenländer. 1935 wurde ich in Raiding geboren und ich bin dort auch aufgewachsen.

Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, dass in unserem Dorf Franz Liszt geboren wurde und dass ich in der gleichen Kirche wie Liszt getauft worden bin, nämlich in Unterfrauenhaid, unserer Pfarrkirche. Raiding war damals noch keine Pfarre, sondern eine Filialgemeinde von Unterfrauenhaid.

Wenn ich zurückschaue, stelle ich mit Freude fest, dass ich eine schöne Kindheit hatte. Als Kinder kannten wir jedes Haus und alle Spielplätze für uns Kinder. Wir wussten, in welchem Garten es Marillen gab, oder wo die ersten Äpfel, wir nannten sie „Süßäpfel“, reif wurden.

Spielplätze für uns Kinder waren die Strohtristen, die Stadel und Scheunen unserer Häuser. Das Herunterspringen von einem hohen Balken im Stadel war umso schöner, je höher der Balken angebracht war.

An die Jahre in der Volksschule kann ich mich kaum mehr erinnern. Im Gedächtnis geblieben ist mir aber der Gründonnerstag 1945, als die Russen nach Raiding kamen. Ebenso erinnere ich mich noch an die erste Klasse in der Hauptschule in Lackenbach, weil 1945 der Besuch des Gymnasiums in Mattersburg schwierig war.

Die Jahre im Gymnasium und im Knabenseminar in Mattersburg wie auch das Studium im Priesterseminar in Wien sind ohne besondere Ereignisse verlaufen. Heimweh habe ich eigentlich nie gehabt.

Heimweh nach dem Burgenland und nach den Bräuchen zu Hause hatte ich erst, als ich in den Jahren 1963 bis 1966 zum Studium des Kirchenrechts in Rom war. Besonders gespürt habe ich das in der Adventszeit, weil es in Rom keine Adventkränze und auch kein Tannenreisig gab.

Es wäre langweilig, wenn ich meine ganze Lebenszeit hier beschreiben wollte. Alle Jahre meines Lebens war ich gerne Burgenländer und Raidinger, auch wenn man uns so manche boshafte Burgenlandwitze und „Raidinger-Stückl“ nachgesagt hat.

In den Jahren, als ich Bischof von Eisenstadt war, habe ich mein Heimatland vom Norden bis in den Süden gründlich kennengelernt. Es gibt wenige Orte, in denen ich nicht gewesen bin.

Mit Freude bin ich immer wieder durch das Land gefahren, habe unsere Gemeinden mit ihrem Blumenschmuck und meine Landsleute mit ihrer Gastfreundschaft und Geselligkeit kennen, schätzen und lieben gelernt. Das ist „mein Burgenland“, wo ich gerne zu Hause bin.

P.S.: Die gescheite und narrische Seite von Raiding: Durch den Bach geteilt gibt es in Raiding zwei Seiten, die gescheite und die narrische Seite. Die narrische Seite ist dort, wo die Schule steht. Denn die Bewohner der gescheiten Seite sagten: Wir brauchen keine Schule, denn wir sind ohnehin gescheit.

Zur Person: Paul Iby, emeritierter Bischof

Wurde 1935 in Raiding geboren. Nach der Volksschule in Raiding besuchte er ein Jahr die Hauptschule in Lackenbach und wechselte dann von 1946 bis 1954 in das Bischöfliche Seminar und Gymnasium in Mattersburg. Nach der Matura lebte und lernte er im Bischöflichen Priesterseminar in Wien und studierte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Danach studierte er von 1963 bis 1966 Kirchenrecht an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. m 1959 wurde Paul Iby zum Priester geweiht, 1967 promovierte er zum Doktor jur.can. Nach verschiedenen Aufgaben und Tätigkeiten in der Diözese Eisenstadt war er von 1984 bis 1992 Generalvikar und wurde am 28. Dezember 1992 zum Bischof ernannt.

Kurz vor seinem Rücktritt sprach sich Iby für eine Aufhebung des Pflichtzölibats aus, die seiner Ansicht nach die Seelsorge erleichtern würde. Eine Berufung von Frauen in das Priesteramt wollte er ebenso nicht grundsätzlich ausschließen. Am 9. Juli 2010 wurde seine Resignation angenommen.

Heute lebt Paul Iby als emeritierter Bischof in Eisenstadt.

Mittwoch, 18. November 2015

50. Jahrestag des Dekrets über das Wirken von Laien in der Kirche

Die Laieninitiative, 18. November 2015

Laien in der Kirche – nach fünfzig Jahren wurde alles anders!

Am 18. November 1965 wurde vom II. Vatikanum das Dekret APOSTOLICAM ACTUOSITATEM über das Laienapostolat veröffentlicht. Die Rolle der Kirchenmitglieder, die nicht dem geistlichen Stand angehören, wurde neu beschrieben. Sie sollten Mitwirkende und Mitverantwortliche am Sendungsauftrag der Kirche sein. Was weiterhin blieb, waren Unterordnung, Gehorsamspflicht und das Angewiesensein auf die den Geweihten vorbehaltenen Befugnisse.

Das „Volk Gottes“ ist also zur „Mitwirkung“ am Apostolat berufen, aber nicht dort, wo die Kir-che Entscheidungen trifft (Ausnahme ist die bescheidene Mitsprache in den Pfarrgemeinderäten). Von welcher Gesinnung das nach dem Konzil erlassene Kirchenrecht geleitet ist, wird etwa darin sichtbar, dass man annahm, den Gläubigen die Erlaubnis geben zu müssen, Meinungen und Wünsche zu äußern (Can. 212) oder tiefere Kenntnisse der Theologie zu erwerben (Can. 229)!

Die entscheidende Ungleichheit zwischen Priestern und Laien besteht aber darin, dass nur Pries-ter „in persona Christi“ handeln können; auch nicht Diakone, was Benedikt XVI. ausdrücklich betonte. Es handelt sich dabei um eine spezifisch katholische Glaubenskonstruktion als Merkmal der Kirche. Sie ist historisch entstanden und findet in den Evangelien keinerlei Stütze.

Korrekturen, welche die Zeit bewirkt

Die nach dem Konzil bis zum Amtsantritt von Papst Franziskus verstrichenen Jahre haben keinen Fortschritt betreffend die den Laien zugewiesene Rolle gebracht – eher wirkten auch in dieser Frage restaurative Tendenzen des Vatikans. Aber in genau dieser Zeit ist sichtbar geworden, dass eine Kirche zweier voneinander strikt getrennter Stände in unserer Zeit und heutigen Gesellschaft zur bloßen Theorie wird. Die Entwicklung hat sich von der kirchlichen Autorität gelöst und neue Fakten geschaffen, welche die heutige Realität bestimmen:

• Die Lehre der Kirche ist im „Gottesvolk“ kaum mehr und allenfalls nur bruchstückhaft bekannt. Soweit dies der Fall ist, wird keine Verbindlichkeit empfunden, sondern jeder glaubt, was ihm plausibel erscheint.
• Das Gleiche gilt für die Vorschriften, welche die Kirche erlassen hat; sie haben praktisch keine Wirksamkeit mehr.
• Der traditionelle Priesterstand schrumpft auf eine immer kleinere Zahl überalteter Männer. Der dürftige Nachwuchs für einen unattraktiv gewordenen Beruf rekrutiert sich oft aus Kreisen, die noch dem überholten Bild des hierarchischen Kultpriesters verhaftet und für die Seelsorge in einer Gemeinde mündiger Christen untauglich sind. Eine einigermaßen flächendeckende und von Person zu Person wirkende Seelsorge für die Glaubensangehörigen ist nur mehr eine Illusion.
• Wo es wirklich noch lebendige Gemeinden gibt, hängt dies weitgehend vom Engagement der Laien ab, wobei die Frauen eine besonders wichtige Rolle spielen.

Die Zukunft der Kirche liegt in der Hand der Laien

Was die Kirchenleitung tut, ist also in Wahrheit bedeutungslos geworden, soweit es um Regeln, Gebote und Vorschriften geht. Wichtig hingegen ist alles, was Gesinnung, Gewissen und Glaube im wohlverstandenen Sinn betrifft. Franziskus hat das erkannt. Es bedeutet aber auch, dass die Chancen der Kirche in einer neuen Gemeinsamkeit liegen, die an der Basis wirken muss, aber nicht von einer Zentrale und deren Bevollmächtigten hergestellt werden kann.

Die Entwicklung zu einer Kirche ohne künstlich geschaffene Standesunterschiede ist nicht auf- zuhalten. Es kommt nicht mehr darauf an, dass jemand vorgibt, „in persona Christi“ zu handeln, sondern nur auf die Bereitschaft, im Geiste Christi zu wirken. Nur wenn das sehr viele „Laien“ in ihrer Verantwortung tun werden, kann es auch in Zukunft noch eine Kirche geben.

Das Dekret über das Apostolat der Laien hätte ein Meilenstein in der Kirchengeschichte werden können, wenn man das, was noch zögerlich angedacht war, mutig weiterentwickelt hätte. So aber ist das wenige Brauchbare beim „Rückbau“ nach dem Konzil durch Johannes Paul II. und Benedikt XVI. verschüttet worden. Sollte es jetzt im Zuge der Entrümpelung der Kirche wieder her- vorgeholt werden, genügt kein oberflächliches Entstauben. Vielmehr müsste das Verhältnis von Priestern und Laien geradezu vom Kopf auf die Füße gestellt und anerkannt werden, dass im Verhältnis zu Gott und unseren Herrn Jesus der Unterschied zwischen Priestern und Laien marginal ist und nicht ins Gewicht fällt.

Zum Thema:

50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil
"Noch viel zu entdecken"
Ob Ökumene, Laien in der Kirche, Dialog mit anderen Religionen oder Fragen des Glaubenslebens: kein Bereich, der nicht durch die Beschlüsse des Konzils berührt wurde. Vor 50 Jahren ging das Zweite Vatikanische Konzil zu Ende. Eine Bilanz mit dem Dogmatiker Jan-Heiner Türk.
Deutschlandfunk >>

Samstag, 14. November 2015

Papst unterstreicht Rolle von Laien in der Kirche

Papst unterstreicht Rolle von Laien in der Kirche

Papst Franziskus hat die Rolle der Laien in der Kirche hervorgehoben. Die Verkündigung des Evangeliums sei nicht nur Aufgabe von „Missionsprofis“ mit Weihe, sondern aller Getauften, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Botschaft an den Päpstlichen Laienrat. Anlass des Schreibens ist ein Kongress zum 50. Jahrestag des Dekrets „Apostolicam actuositatem“ über das Wirken von Laien in der Kirche; es wurde vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) verabschiedet und durch Papst Paul VI. am 18. November 1965 in Kraft gesetzt.

Das Konzil habe die Laien nicht als Kirchenmitglieder zweiter Ordnung und Befehlsempfänger verstanden, so Franziskus. Sie sollten vielmehr das Licht und die Hoffnung weitergeben, die Christus allen Menschen gebracht habe. „Niemand kann besser als sie die essenzielle Aufgabe erfüllen, das göttliche Gesetz ins Leben der irdischen Welt einzuschreiben“, schreibt der Papst. „Als Jünger Christi und kraft ihrer Taufe“ seien die Laien dazu berufen, „jedes Umfeld, jede Aktivität, jede menschliche Beziehung mit dem Geist des Evangeliums zu erfüllen.“

Quelle: Radio Vatikan >>

Freitag, 13. November 2015

Innehalten ist notwendig - der Blog legt eine Pause ein!

Liebe Leser_innen meines Blogs!

Im Kanzelwort zum Martinsfest 2015 ist von einem "synodalen Prozess" zu lesen:

Zum diesjährigen Martinsfest wird der neue pastorale Weg verabschiedet – als Ergebnis eines synodalen Prozesses, zu dem von der Diözesan- über die Dekanats- bis hin zur Pfarrebene alle eingeladen waren, und der mit einem offiziellen Beschluss der diözesanen Gremien am Diözesantag des 15. Oktober 2015 seinen feierlichen Höhepunkt fand.

Das Papier ist mittlerweile verabschiedet und verteilt, und ich frage mich:
Wo gab es bei uns einen "synodalen Prozess"?
Wo wurden Konzepte zeitgemäßer Seelsorge so offen und breit diskutiert, wie wir es vor einigen Wochen bei der Synode in Rom zum Thema Familie erlebt haben?
Wo blieben bei uns die "Kasper- und die Pell/Müller-Positionen"?

Vielmehr habe ich in den letzten Jahren in unserer Diözese diese Erfahrungen gemacht:
Wenn sich  Mitarbeiter_innen kritisch äußerten, wurden sie einvernehmlich (oder auch nicht)  verabschiedet oder sehr unfreundlich behandelt.
Wenn Priester ihre Sorgen kundtaten und nicht gehorchen wollten, wurden sie auf Konsequenzen hingewiesen.
Wenn Reformbewegte um den Dialog baten, wurden sie ignoriert.

Dominik Orieschnig beschreibt im SchauTV vom 6.11. die Gläubigen in 20 Jahren als solche, die kritisch reflektieren, Gewohnheiten und Traditionen ablegen und Eigenverantwortung übernehmen werden. Leider übersieht er, dass es diese bereits jetzt zur Genüge gibt, dass sie aber in unserer Kirche nicht wahrgenommen und schon gar nicht gehört werden.

Ich konstatiere ein anonymes Nebeneinander, manchmal sogar von Angst bestimmt. Auf diese Weise werden dem Geist des Konzils nicht die Türen geöffnet. Wenn Dialog und Begegnung und somit der synodale Prozess fehlen, wird weiterhin vielen die Luft ausgehen - da helfen auch Gebete für sie bei Jubiläumsveranstaltungen wenig.

Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, vorerst nur mehr in besonderen Fällen Beiträge auf dem Blog zu veröffentlichen. Seit 2010 habe ich hier über 1.800 Beiträge veröffentlicht.

Für Gastbeiträge zum Thema Kirche und besonders zu Ereignissen in unserer Diözese Eisenstadt bin ich jederzeit offen und stelle meinen Blog zur Verfügung. Beiträge bitte an: eduard.posch@gmail.com


Den Leser_innen meines Blogs wird aufgefallen sein, dass ich in letzter Zeit viele Beiträge aus Radio Vatikan übernommen habe, besonders die Audienzen und Predigten von Papst Franziskus. Ich empfehle sie zur regelmäßigen Lektüre.

Schließen möchte ich mit Worten von Papst Franziskus beim Angelus vom letzten Sonntag:
„Jesus wirft den Schriftgelehrten und Pharisäern drei Fehler vor, die in ihrem Lebensstil offenbar werden: Hochmut, Habgier und Heuchelei. Unter einem feierlichen und falschen Schein verbergen sie Falschheit und Ungerechtigkeit, doch das Urteil wird hart sein, das sie erwartet“, so der Papst zum ersten Teil über die Christus-Nachfolge.

... und bei der Messe in Florenz am Dienstag:
„Die Kirche Jesu müsse stets in „gesundem Kontakt“ bleiben mit der Realität, wie sie die Menschen erlebten, „mit ihren Tränen und Freuden“, so Franziskus. Anders werde es ihr nicht gelingen, die Herzen der Menschen zu erreichen. Diener der Kirche dürften daher nicht der Versuchung verfallen, sich in ihren Ansichten vom Kirchenvolk abzukoppeln, als ginge es sie nichts an und sei ihnen nicht wichtig.

In der Hoffnung auf eine Wiederbelebung von Dialog und Begegnung und dankbar für über 910.000 Seitenaufrufe verbleibe ich

Euer
Edi Posch

Dienstag, 10. November 2015

SchauTV: Burgenlands Katholiken werden in Zukunft flexibler sein müssen

Kirche im Burgenland:
Ein Pfarrer für mehrere Gemeinden



SchauTV aktuell vom 6.11.2015
Der Beitrag aus dem Burgenland mit markanten Aussagen von Dr. Dominik Orieschnig beginnt bei Minute 5:40. 

SchauTV: Priestermangel - das bedeutet auch im Burgenland neue Wege einer Seelsorge. Die Zeiten, wo ein Pfarrer ständig in seiner Gemeinde anzutreffen war, sind vorbei. Als "eilige Pater" versorgen sie immer gleich mehrere Gemeinden. Die Diözese wünscht sich aber auch von den Gläubigen mehr Engagement. Groß war die Aufregung im mittelburgenländischen Großwarasdorf, als voriges Jahr der Pfarrer abberufen worden ist. Willkür und Freunderlwirtschaft haben Gläubige der Diözese vorgeworfen. Die Katholiken im Burgenland werden sich allerdings daran gewöhnen müssen, dass sie sich ihre Seelsorger nicht aussuchen können.

Dominik Orieschnig: "Es ist verständlich, dass Pfarren einen Lieblingspfarrer haben, aber man muss ganz klar sagen: ein Pfarrer gehört nicht seiner Pfarre!"

Man soll zwar die Kirche im Dorf lassen, aber das ist leichter gesagt als getan, wenn es immer weniger Priester und letztlich immer weniger Gläubige gibt.   

"Es ist die Chance wegzukommen von einem alten Versorgungsdenken und - entschuldigen Sie das offene Wort - von einer Art Wohlstandskatholizismus, so quasi: da muss ich jetzt unbedingt meine Messe haben, gleich nebenan."

Dass ein Priester für mehrere Gemeinden zuständig ist, ist nicht neu.  

"Ich glaube, die Menschen sind im Burgenland so, dass sie grundsätzlich eine Zeit brauchen, um mit Neuem umzugehen. Aber ich glaube, dass es da keine Rolle spielt, ob der neue Priester aus Afrika kommt oder aus Indien, oder ob das ein Priester wäre, der aus einer anderen burgenländischen Gemeinde kommt."

Die katholischen Christen im Burgenland werden in Zukunft flexibler sein müssen, nicht nur in Bezug auf ihre Pfarrer. Auch eine Garantie auf die H. Messe zur gewohnten Uhrzeit in ihrer gewohnten Kirche wird es nicht mehr geben.

"Wenn es jemand wichtig ist, einen Gottesdienst zu besuchen, die Hl. Messe zu feiern, zur Eucharistie zu gehen, gibt es im Burgenland sicherlich keine Überforderungen. Vielleicht jetzt nicht in der eigenen Ortskirche das haben zu können, sondern vielleicht auch in die Nachbarkirche einmal zu gehen."

Der Anfang vom Ende mancher Pfarren oder Gotteshäuser soll damit aber nicht gemacht sein.  

"Es werden Pfarren weder als Einheiten zusammengelegt zu einer Einheit, und es wird schon gar keine Kirche verkauft, wie es in anderen Diözesen der Fall ist, vor allem in Deutschland."

Dafür will die Diözese Burgenland auch die Gläubigen selbst in die Pflicht nehmen.

 "Jeder getaufte und gefirmte Katholik ist ein Seelsorger und trägt wirklich eine aktive Verantwortung zur Gestaltung der kirchlichen Gemeinschaft."

Que vadis? Wie wird die katholische Kirche im Burgenland 2035 aussehen?

"Das wird eine Kirche sein, in der es viel mehr Menschen gibt, die Eigenverantwortung übernehmen, und die diese Eigenverantwortung deshalb übernehmen können, weil sie sich von einem Traditionschristentum, von einem Gewohnheitschristentum, das ihre Eltern und Großeltern noch vertreten haben, verabschiedet haben, und wirklich kritisch, vielleicht auch aus einer ursprünglich kritischen Distanz heraus, ihr Christentum hinterfragt haben, und dann aber zu Antworten kommen werden, die sie wirklich im Leben tragen können."

Wer in der Bibel ganz genau liest wird merken, dass das eigentlich von Anfang an so gedacht war. Die von oben herab predigenden Priester haben zwar eine lange Zeit für sich gehabt. Diese Zeit geht nun aber zu Ende.

Montag, 9. November 2015

Papstinterview im „Straatnieuws“: Pflicht des Papstes, Missstände aufzuzeigen

Papstinterview: Pflicht des Papstes, Missstände aufzuzeigen

Einmal mehr überrascht Papst Franziskus mit einem persönlichen Interview. Diesmal nahm sich das Kirchenoberhaupt Zeit für ein niederländisches Straßenblatt, das von Obdachlosen gestaltet und verkauft wird. Im Interview der Zeitung „Straatnieuws“, das am 27. Oktober in der Casa Santa Marta geführt wurde, erzählt Franziskus persönliche Details aus seiner Kindheit, über seine „verlorene“ Freiheit als Papst bis hin zum Kampf gegen die Korruption, und er erklärt, warum die Kunstwerke des Vatikans nicht verkauft werden können, um damit Bedürftigen zu helfen.

Schlechter Fußballspieler mit großem Herz

Anfangs erzählt Papst Franziskus von seiner Kindheit in Buenos Aires. Er erinnere sich noch an die Namen der Menschen aus seinem Viertel. Er wuchs umgeben von seiner Familie auf und spielte gerne Fußball, nach der Schule, auch wenn sie ihn „pata dura“ nannten, was so viel heiße wie „einer mit zwei linken Füßen“. Deswegen übernahm er oft den Part des Tormannes.

Sein Einsatz für die Armen begann bereits sehr früh, erzählt der Papst weiter. Die italienische Frau, die bei den Bergoglios in Buenos Aires seiner Mutter zuhause beim Wäschewaschen half, war sehr arm, und diese Armut habe ihn berührte und tief getroffen, bekannte der Papst. Der Frau habe es am nötigsten gefehlt. Seine Mutter habe diese Frau sehr unterstützt und ihr viel gegeben. Diese Frau begleitete Franziskus bis zur letzten Stunde. Die Medaille des „Heiligen Herz Jesu“, die sie ihm einmal schenkte, trägt er jeden Tag mit sich; der Papst zog sie hervor und zeigte sie den Journalisten. Ihnen verriet er auch, was er früher einmal werden wollte: Sein eigentlicher Wunschberuf sei Fleischer gewesen.

Das Recht auf Arbeit, Dach und Land

Auf die Frage, was die christliche Nächstenliebe für die Obdachlosen bedeute, antwortete der Papst mit den „drei T“. Im Spanischen sage man, jeder habe das Recht auf die „drei T“ – trabajo (Arbeit), techo (Dach) und tierra (Land). Die Kirche betet für jeden, dass er diese drei T’s habe. Franziskus betonte, auch Jesus sei obdachlos gewesen und habe sich arm gemacht – die Kirche wolle alle umarmen und sagen, dass es jedermanns Recht sei, ein Dach über dem Kopf zu haben.

Die Pflicht des Papstes, Missstände aufzuzeigen

Franziskus bezeichnete es als Pflicht des Papstes, auf die Missstände der Welt aufmerksam zu machen, auch wenn die Überpräsenz der Themen wie Flüchtlinge und Armut in den Massenmedien und in der Gesellschaft zu einer gewissen „Müdigkeit und Gleichgültigkeit” führe. Er antwortete den Journalisten, dass er es merke, dass die Menschen von den schlechten Nachrichten erschöpft seien. Dennoch wiederholte er: „Ich muss über die Wahrheit reden und die Sachen ansprechen, wie sie sind.“

Politische Ausbeutung der Kirche vermeiden, aber wie?

Einige Wege könnten zu dieser Problematik führen, betonte der Papst. Die Kirche müsse daher die reine Wahrheit sprechen und Zeugin der Armut sein. „Wenn ein Gläubiger von Armut oder von Obdachlosen spricht, und dann aber selbst ein Leben wie ein Pharao führt“, dann sei dies eine Versuchung, die auf Abwege führe, so der Papst. Die zweite Versuchung ssei die Korruption – Absprachen mit den Machthabern. Wer in der Öffentlichkeit stehe – sei es politisch oder religiös – sei immer der Versuchung der Korruption ausgesetzt. Man könne durchaus Abmachungen treffen, betonte Franziskus, diese müssten aber transparent und kontrolliert sein.

Der Vatikan, der goldene Käfig

Obdachlose haben einerseits finanzielle Probleme, aber seien auf eine Art und Weise frei. Auf die Frage hin, ob der Papst sich wie ein „Gefangener im goldenen Käfig“ sehe, antwortete er, die Entscheidung in Santa Marta zu wohnen, alle zu grüßen und mit den Mitarbeitern essen zu können, mache den goldenen Käfig weniger zu einem „Käfig“. Aber ihm fehle die Straße, bekannte Franziskus. Eine Pizza essen sei für ihn immer noch ein großer Anreiz, doch sein letzter Ausflug ins Zentrum von Rom, als er sich neue Brillengläser kaufte, habe ihm gezeigt, dass dies nicht mehr möglich sei. Den menschlichen Kontakt bekomme er aber durchaus jeden Mittwoch bei der Generalaudienz, und diese menschliche Nähe genieße er sehr.

Könnten die Reichtümer der Kirche die Welt retten?

Die Reichtümer der Kirche seien Reichtümer der Menschheit , antwortete der Papst. Deswegen könne er auch die „Pietà“ von Michelangelo nicht einfach so verkaufen. Aber er verkaufe Geschenke, die er erhalte und führe sie einer Lotterie zu. Dieser Gelder würden von seinem Almosenmeister verwaltet und sinnvoll eingesetzt, so der Papst. Auch die Immobilien der Kirche gäbe es und sie seien viele, aber die Erlöse und Gelder würden für die Finanzierung von humanitären Einrichtungen wie Spitäler oder Schulen oder für neue humanitäre Projekte investiert werden. Franziskus sagte, er habe eben erst 50.000 Euro in den Kongo geschickt, um dort den Bau dreier Schulen zu ermöglichen.

Es gibt keine Welt ohne Arme

Eine Welt ohne Arme – die werde es wohl nie geben, beklagte der Papst. Denn es gebe auch keine sündenlose Welt. Habgier, fehlende Solidarität und Egoismus führt zur Existenz der Armut und der Ungerechtigkeit. Es erscheine ihm schwierig, sich eine Welt ohne Armen vorzustellen, denn die Welt sei voll von Ausbeutung – Kinder werden für Arbeit versklavt, missbraucht oder für Organhandel getötet. Das sei reine Habgier, deswegen könne er sich nur schwer vorstellen, dass es eine Welt ohne Armut geben könnte.

Das Interview führte ein 51 Jahre alter Niederländer namens Marc, der in Utrecht Straßenzeitungen verkauft. „Straatnieuws“ gehört zu einem Verband von Obdachlosenzeitungen namens INSP (International Network of Street Papers), der zugleich eine Fürsorgeeinrichtung ist. INSP vereint rund 113 Straßenzeitungen, die in 35 Ländern der Welt verbreitet werden. Zehntausende Obdachlosen verkaufen die Blätter und sichern sich damit einen Lebensunterhalt. 
Quelle: Radio Vatikan


Kommentare:

Papst-Philippika gegen Emporkömmlinge in der Kirche
Papst Franziskus appellierte angesichts des jüngsten Skandals im Vatikan, auf Luxus und Bequemlichkeit zu verzichten.
Die Presse >>


Franziskus in Straßenzeitungs-Interview: "War ein schlechter Fußballer"
Vatikanstadt, 06.11.2015 (KAP) Papst Franziskus hat der niederländischen Obdachlosen-Zeitung "Straatnieuws" in Interview gegeben. In dem am Freitag von Radio Vatikan veröffentlichten Gespräch mit dem Straßenzeitungsverkäufer Marc im Vatikan berichtet der Papst etwa, dass er als Kind wegen seiner schlechten Fußballkünste "harte Pfote" genannt wurde und früher einmal Fleischhauer werden wollte. Außerdem erklärt Franziskus gegenüber der aus Utrecht stammenden Zeitung, warum er die "Schätze der Kirche" nicht verkaufen wolle.
Kathpress >>


Ähnlich bei der Morgenmesse am Freitag

Papst Franziskus prangert die Geldgier im Vatikan an
Papst Franziskus übt harte Kritik an Geschäftsmacherei und Geldgier im Vatikan. Auslöser waren zwei Enthüllungsbücher über die katholische Kirche.

"Auch in der Kirche gibt es solche Menschen, die sich an der Kirche bedienen, statt an die anderen zu denken: Emporkömmlinge, die am Geld hängen", sagte der Papst laut Radio Vatikan bei seiner Morgenmesse am Freitag im Gästehaus Santa Marta. "Wie viele Priester und Bischöfe dieser Art haben wir schon gesehen? Das ist traurig, nicht?"

Das Oberhaupt der katholische Kirche forderte deshalb, Priester und Bischöfe dürften kein Doppelleben führen. Sie würden sich wie Diener zeigen, während sie sich aber in Wirklichkeit bei anderen bedienen, kritisierte Papst Franziskus.
Weiterlesen auf Salzburger Nachrichten >>


Papst über Geldsucht:
Christen sollen dienen, nicht sich bereichern
Die Kirche ruft zum Dienen auf und nicht zum Sich-Bereichern. Daran erinnert Papst Franziskus kurz nach der Veröffentlichung zweier Skandalbücher, die anhand gestohlener Dokumente und Mitschnitte geheimer Unterredungen einen fragwürdigen Umgang mit Geld im Vatikan aufzeigen. Bischöfe und Priester müssen der Versuchung zu einem Doppelleben widerstehen, predigte der Papst bei seiner Morgenmesse am Freitag in Santa Marta. Denn neben den Dienern gebe es ein zweites Gesicht der Kirche: das der Emporkömmlinge, die am Geld hängen, so Franziskus.
Weiterlesen auf Radio Vatikan >>

Freitag, 6. November 2015

50 Jahre „Katakombenpakt“

Domitilla-Katakombe
Vom »Konstantinischen Pakt« zum Katakombenpakt
Fünfzig Jahre nach jenem denkwürdigen Ereignis am 16. November 1965, als rund vierzig Konzilsväter den „Katakombenpakt“ schlossen, wage ich es, die These zu behaupten und zu begründen: Im Katakombenpakt erklären die Unterzeichner ihren Willen, in ihrem persönlichen Leben, in ihrer kirchlichen Amtsführung, im politisch-gesellschaftlichen Kontext des jeweiligen Landes und auf globaler Ebene die konstantinische Ära zu beenden. Papst Franziskus scheint vom gleichen Willen beseelt.
Ausführlicher Beitrag in Stimmen der Zeit von Norbert Arntz >>


Versammlung 11.-17. November 2015 in Rom (Programm):
Katakombenpakt erinnern und erneuern!
Das „geheime“ Vermächtnis des II. Vatikanischen Konzils
Der fünfzigste Jahrestag des sogenannten Katakombenpaktes steht bevor: Gegen Ende des II. Vatikanischen Konzils, am 16. November 1965, unterzeichneten zunächst vierzig – später fünfhundert – Konzils-Bischöfe den Pakt. Sie verpflichteten sich darin auf eine Kirche, die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Armen und Bedrängten“ teilt (GS 1), und griffen damit das Thema auf, das im Konzil zwar genannt, aber nur sehr marginal verhandelt wurde. So trugen sie das Ihre dazu bei, dass die römisch-katholische Kirche wenigstens in Teilen „immer leuchtender das Gesicht einer wirklich armen, missionarischen und österlichen Kirche [zeigte], losgelöst von aller zeitlichen Macht und mutig engagiert in der Befreiung des ganzen Menschen und aller Menschen“ (Medellín 5.15).
Fünfzig Jahre später hat der Katakombenpakt nichts an Aktualität verloren. Im Gegenteil: Die Ver-Wüstung unserer Welt nimmt zu… Aber es gibt auch wieder Zeichen der Hoffnung. Gegen die Ver­letzung der Menschenrechte und den Raubbau an der Natur flammen immer wieder Aufstände und Proteste auf. Papst Franziskus fordert die Umkehr zur samaritanischen Kirche. Der Zeit­punkt ist günstig: Jetzt liegt es an uns, das Vermächtnis des II. Vatikanums und des Katakombenpaktes aufzunehmen und fortzuschreiben.
Pro-Konzil.de >>


Pressemeldung zum 50. Jubiläum des Katakombenpaktes
Institut für theologie und Politik (ITPOL) >>



Archiv:

»Für eine dienende und arme Kirche«

Der Katakombenpakt als geheimes Vermächtnis des II. Vaticanums

Der so genannte Katakombenpakt, bis heute vielen Christen unbekannt, ist eine Selbstverpflichtung von Konzilsteilnehmern, der Gruppe »Kirche der Armen«. Woher der Katakombenpakt stammt, welche Motive zur Bildung der Gruppe von Konzilsbischöfen geführt haben, die sich »Kirche der Armen« nennt, welchen Einfluss die Gruppe auf den Gang des Konzils nehmen konnte und welche Wirkungen im Lauf der nachkonziliaren Kirchengeschichte sich mit dem Katakombenpakt in Verbindung bringen lassen – diesen Fragen will ich in den folgenden Zeilen nachgehen. Aus verständlichen Gründen gestatten der begrenzte Umfang eines kurzen Artikels sowie die noch ausstehenden Forschungen nur eine grobe Antwortskizze.
Formun Weltkirche vom 30.10.2012 / Ausgabe 11/2012 >>

Donnerstag, 5. November 2015

Deutscher Theologe Christoph Theobald: Dieses Pontifikat ist "unüberholbar"

Ein „unüberholbares“ Pontifikat?

Das von Papst Franziskus forcierte synodale Prinzip der katholischen Kirche ist nach Überzeugung des in Paris lehrenden deutschen Theologen Christoph Theobald „nicht mehr rückgängig zu machen“. Die breitere Streuung der Verantwortung zeige sich in oft nur kleinen Gesten des Papstes, die allerdings „Fakten schaffen“: Theobald nannte im Interview mit der katholischen österreichischen Nachrichtenagentur Kathpress als Beispiel die Tatsache, dass Franziskus das Annulierungsrecht in Eheprozessen, das das Papsttum im 13. Jahrhundert an sich gezogen habe, jüngst „einfach wieder an die Bischöfe zurückgab“. Oder: Texte kontinentaler bzw. nationaler Bischofskonferenzen zitiere der Papst in eigenen Enzykliken als lehrmäßige Äußerungen. Dies war 1998 von Johannes Paul II. in seinem Motu proprio „Apostolos suos“ praktisch ausgeschlossen worden.

Eine erfolgreiche Konsequenz der Weltbischofssynode wäre für den Jesuiten, der Fundamentaltheologie und Dogmatik am Centre Sèvres in Paris lehrt, die Verpflichtung der Bischöfe, in ihren Zuständigkeitsbereichen selbst synodale Prozesse anzustoßen. Dies wäre, so Theobald, ein weiterer Schritt in Richtung Aufwertung der Ortskirchen bzw. zur Etablierung von Patriarchaten in der Weltkirche. Eine Kurienreform, derentwegen Jorge Mario Bergoglio letztlich gewählt worden sei, hält Theobald für wenig zielführend, sollte nicht auch das Papsttum selbst reformiert werden. Rom solle nicht Schauplatz der Gesamtadministration der Kirche sein, sondern als eine Art „Appellhof“ fungieren, der im Konfliktfall interveniert. Diese Sichtweise des ersten Jahrtausends würde auch ökumenisch neue Perspektiven eröffnen, sagte der Jesuit.

Christoph Theobald war Festvortragender eines internationalen Kongresses, der vor kurzem an der Universität Wien stattfand. Führende Theologen aus aller Welt - darunter auch aus Afrika, Asien, Nord- und Südamerika - beleuchteten die Enzyklika „Evangelii gaudium“ und die Impulse des Papstes für Kirche und Theologie neuen Stils. Kongressorganisator Kurt Appel und die Sozialethikerin Ingeborg Gabriel, beide Lehrende an der Wiener Theologischen Fakultät und Vortragende bei der Tagung, äußerten sich im Interview mit "Kathpress" gemeinsam mit Theobald zu den Ergebnissen.

„Sprengt Grenzen progressiv-konservativ“

Nach den Worten Theobalds sprengt Franziskus die Grenzen „progressiv-konservativ“, er umgebe sich nicht mit bestellten Beifallklatschern oder bilde Seilschaften: Er sei vielmehr ein Papst, „der den anderen sucht und - ich glaube auch den Gegner - ganz ernst nimmt“. Zugrunde liege dieser Haltung eine Franziskus eigene „Mystik der Geschwisterlichkeit“ und eine geistlich fundierte neue Zuwendung zur Welt nach dem Motto „Alle müssen gehört werden“. Das gebe den Anstoß zu einem neuen gesellschaftlichen Engagement der Kirche. Die ganze Erde und besonders die Armen würden „als Partner“ gesehen, erläuterte Theobald, der letztes Jahr den Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen erhalten hat.

Die Voraussetzung für diesen neuen sozialen Dialog sei es, „glaubwürdig im eigenen Haus mit dem Besen zu kehren“. Das habe der Papst etwa beim Weihnachtsempfang 2014 gegenüber der römischen Kurie getan, als er zu einem unprätentiösen und uneitlen Dienst aufrief und u.a. vor „glaubensmäßiger Alzheimer-Krankheit“ und „blindem Aktionismus“ warnte.

Franziskus stehe für eine Haltung, bei der die kirchliche Lehre „pastoral ausbuchstabiert“ werden müsse, sagte Theobald. „Denn eine Lehre, die nicht pastoral ausgerichtet ist, ist Ideologie“ und „Jesus ist ja kein Schriftgelehrter“. Die „Pastoralität“ der Lehre mag aber unterschiedlich in Europa, Lateinamerika oder Afrika sein, wie Theobald anmerkte. Hier stelle sich wieder die Frage der Ortskirchenrelevanz.

Er orte zwischen Kirche und Gesellschaft bereits eine „klimatische Veränderung“, so der Jesuit. Er sehe das deutlich im traditionell laizistischen Frankreich, wie es sich auswirke, wenn die Kirche „keine Selbstverteidigungspolitik“ treibe und der Wahrheitsdiskurs nicht so im Vordergrund stehe wie noch bei Papst Benedikt XVI. Theobald sieht die Kirche unter Franziskus wie eine „Rutengängerin“ agieren, die hilft, Ressourcen zur Bewältigung gegenwärtiger Krisen auch außerhalb des Christentums aufzuspüren und zusammenzuführen.

Schon Konzil betonte Synodalität

Nach den Worten der Wiener Sozialethikerin und Vizepräsidentin der internationalen Justitia-et-Pax-Kommissionen, Ingeborg Gabriel, war die Aufwertung der Ortskirchen durch Papst Franziskus schon von Anfang seines Pontifikats an da, als er sich als „Bischof von Rom“ vorstellte. Das sei eigentlich schon im Zweiten Vatikanischen Konzil und unter Paul VI. dagewesen und werde jetzt von Franziskus - nach langjähriger „Blockade“, wie Gabriel sagte - aufgegriffen und realisiert vor dem Hintergrund von Bergoglios lateinamerikanischer Herkunft.

Dass der Papst die Synodalstruktur der Orthodoxen in „Evangelii gaudium“ als vorbildlich darstelle, ergänze er durch bemerkenswerte „Symbolpolitik“, wenn er etwa den „grünen Patriarchen“ Bartholomäus I. in „Laudato si’“ wie einen katholischen Lehramtsträger zitiere und bei der jetzigen Vatikan-Synode die orthodoxen Kirchen miteinbeziehe.

An der „Öko-Enzyklika“ bewundere sie, dass Franziskus darin die sich verschärfenden „Krisen anspricht, ohne in Katastrophenstimmung oder Alarmismus zu verfallen“, so Gabriel weiter. Er halte die Balance zwischen Hoffnung und Benennung von Missständen. Freilich gelte es, überzogene Erwartungen an einen Einzelnen zu relativieren. Der Papst könne „nicht mehr tun als Zeichen der Hoffnung zu geben“ und dabei an ethische Grundlagen zu erinnern, die Gläubige mit Nichtgläubigen gemeinsam haben. Laut der Sozialethikerin ist gerade die Ethik eine Brücke zu einer postchristlichen, wenn auch in wesentlichen Teilen vom Christentum gespeiste Gesellschaft.

Pontifikat nicht „nur pastoral relevant“

Die Tagung zeigte nach den Worten des Wiener Fundamentaltheologen und Kongress-Planers Kurt Appel auf, dass das jetzige Pontifikat nicht „nur pastoral relevant“ ist, sondern auf einer „äußerst innovativen, tief durchdachten“ Theologie fußt. Es sei ein „Franziskus-Effekt“ zu beobachten: Mittlerweile würden sich viele Katholiken, die im Dialog mit der Welt stehen, „wieder freuen, Katholik zu sein“. Davor hätten Depression bzw. sogar Scham vorgeherrscht. Dieser Effekt sei in anderen Weltteilen vielleicht stärker als in Österreich, meinte Appel, weil hierzulande noch Ressentiments gegenüber der Kirche meinungsbildend seien.

Als positiv bewertete es der Wiener Theologe, dass unter Papst Franziskus kanonische Richtlinien bei Bischofsernennungen wieder stärker beachtet würden. Bei wichtigen Nachbesetzungen wie in Madrid oder Chicago habe es wie zuletzt auch in Österreich „gute Lösungen“ gegeben. Appel erinnerte daran, dass es beim Konzil viele ausgezeichnete Bischöfe gab, da Pius XII. - wie oft übersehen werde - viele fähige Theologen und Seelsorger zu Bischöfen ernannt habe.
Quelle: Radio Vatikan


Gerüchte vom nahenden Rücktritt des Papstes sind stark übertrieben

Franziskus sieht sich mit VatiLeaks II konfrontiert. Vorgänger Benedikt hat nicht zuletzt wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente resigniert.
Die Presse >>


Vatileaks II: „Das Motiv ist schwer zu verstehen“
„Die Tatsache an sich ist sehr schwerwiegend, aber nichts kann den Weg vermauern, den der Heilige Vater eingeschlagen hat.“ So reagiert der Bischof von Albano, Marcello Semeraro, auf „Vatileaks II“, also den neuerlichen Dokumentendiebstahl im Vatikan. Der Sekretär des „K-9“-Kardinalsrates, der Franziskus bei der Kurienreform berät, glaubt, dass der Diebstahl letztlich gegen die vom Papst eingeleiteten Neuerungen im Vatikan gerichtet ist. „Aber das war vorhersehbar“, so Semeraro gegenüber der Tageszeitung „Corriere della Sera“, „jede Veränderung ruft Widerstand hervor.“
Radio Vatikan >>

Mittwoch, 4. November 2015

„Vatileaks 2“: Zwei Festnahmen nach Dokumentendiebstahl


Vatileaks II: Neuer Dokumentendiebstahl
Das Vatikan-Tribunal hat zwei Mitarbeiter festgenommen, die im Verdacht stehen, vertrauliche Dokumente gestohlen zu haben. Das hat der vatikanische Pressesaal an diesem Montag bestätigt. Am Samstag und Sonntag seien die beiden vernommen und danach verhaftet worden, hießt es in einer Mitteilung. Es handelt sich um den spanischen Priester Lucio Angel Vallejo Balda und die italienisch-marokkanische PR-Fachfrau Francesca Chaouqui. Beide wirkten früher in einer inzwischen aufgelösten Kommission (COSEA) für die Reform der wirtschaftlich-administrativen Strukturen des Heiligen Stuhles. Vallejo ist amtierender Sekretär der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhles und gehört der Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz an, die mit dem Opus Dei verbunden ist. Chaouqui ist der Vatikan-Mitteilung zufolge inzwischen wieder auf freiem Fuß, weil sich keine Notwendigkeit zu weiterem Arrest ergeben hatte und sie sich bei den Vernehmungen zur Zusammenarbeit bereit zeigte.

Die Mitteilung erinnert daran, dass die Verbreitung vertraulicher Nachrichten und Dokumente ein Vergehen nach den vatikanischen Gesetzen ist. Italienische Medien hatten am Allerheiligen-Wochenende berichtet, ein Priester habe interne Dokumente für zwei Bücher über die vatikanischen Finanzen weitergegeben, die in den nächsten Tagen in Italien erscheinen. Ein solcher Vorgang sei „Frucht eines schwerwiegenden Verrats des Vertrauens“, das der Papst gewährt habe, heißt es dazu aus dem Vatikan. Mit Blick auf die beiden Bücher behalte sich die vatikanische Justiz weitere Ermittlungen auch außerhalb des Vatikanstaates vor, hieß es. Solche Publikationen trügen auf keinen Fall dazu bei, Klarheit und Wahrheit zu schaffen.

Italienische Medien vergleichen den Fall mit der Vatileaks-Affäre gegen Ende des Pontifikates von Benedikt XVI. Dabei ging es um den Diebstahl von Dokumenten vom Schreibtisch des Papstes, die ein italienischer Journalist namens Gianluigi Nuzzi in einem Buch publizierte. Nuzzi ist der Autor eines der beiden Skandalbücher, die in wenigen Tagen die neu gestohlenen Papstdokumente veröffentlichen sollen. Für „Vatileaks I" war der Kammerdiener des Papstes Paolo Gabriele zu 18 Monaten Haft verurteilt worden. Benedikt XVI. begnadigte ihn bei der ersten Gelegenheit. Ein Prozess gegen Nuzzi fand nicht statt.
Radio Vatikan >>


Vatikan nimmt ranghohen Geistlichen und Italienerin fest
Vertrauensbrüche
Der Vatikan hat einen ranghohen Geistlichen und eine Italienerin wegen Weitergabe vertraulicher Dokumente festgenommen. Beide stehen im Verdacht, Informationen über Finanzmissstände im Vatikan weitergegeben zu haben.
Domradio.de >>


Neuer „Vatileaks“-Skandal: Papst „sehr verbittert“
Papst Franziskus soll wegen des neuen Skandals in Zusammenhang mit der Veruntreuung von Dokumenten zur Finanzlage im Vatikan „sehr verbittert“ sein. Das berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA.
Religion.orf.at >>


Vatikanjournalist: Finanzverrat wird Papst nicht schaden
Römische Affären
Der neue Vatileaks-Skandal wird nach Einschätzung des Vatikankenners Ludwig Ring-Eifel noch größere Kreise ziehen. Im domradio.de-Interview blickt der Journalist auf die Verdächtigen und mögliche Motive.
Domradio.de >>


Hintergrund:
„Informantin“ aus Leidenschaft und starker Mann vom Opus Dei
Katholisches.info vom 26.8.2013

Blog-Archiv vom 19.8.2013:
Papst Franziskus in Bedrängnis


Dienstag, 3. November 2015

Bischof Zsifkovics: „Seht, ich mache etwas Neues!“

Immerhin gab es bei der Verabschiedung des Statuts für den neuen Weg eine Stimmenthaltung.


„Seht, ich mache etwas Neues!“ – Diözese Eisenstadt geht in der Seelsorge mutig neue Wege
Bischof Zsifkovics hebt auf Diözesantag mit Dechanten, Pfarrern und Laienmitarbeitern einen neuen „Pastoralen Weg“ aus der Taufe – Neue Seelsorgeräume als künftiger Boden von Teamgeist, sozialem Mehrwert und partizipativer Pastoral abseits überholten Versorgungsdenkens – Zsifkovics: „Zeichen der Zeit erkennen, gesellschaftlichem Paradigmenwechsel Rechnung tragen und mutig andocken an die Lebensräume der Menschen!“
martinus.at >>


Diözese „fit machen“ für die Zukunft
Die Diözese Eisenstadt plant eine groß angelegte Reform. In den kommenden zehn Jahren sollen 40 sogenannte Seelsorgeräume entstehen, in denen jeweils zwei bis fünf Pfarren zusammenarbeiten sollen.
Burgenland.orf.at >>


Theologe: Neuer Pastoraler Weg erkennt die "Zeichen der Zeit"
Renommierter Pastoraltheologe, -psychologe und -soziologe Christoph Jacobs (Paderborn) gab im Rahmen der Festakademie zum Martinsfest "Orientierungspunkte" für den Neuen Pastoralen Weg der Diözese Eisenstadt – Pastoral der Zukunft geschieht "auf Augenhöhe" und mit dem "Charisma der Zeitgenossenschaft"
martinus.at >>