Sonntag, 31. Oktober 2010

Bestätigt Bischof Ägidius die diözesanen Räte und Gremien?

In der offiziellen Einladung der Diözese zu den diesjährigen Martinifeierlichkeiten am 11.11.2010 in Eisenstadt steht unter anderem:

Eine besondere Einladung ergeht
an alle Pfarrgemeinderäte/innen der Diözese Eisenstadt
und an die Mitglieder der diözesanen Räte und Gremien:
Diözesaner Wirtschaftsrat, Priesterrat und Dechantenkonferenz,
Domkapitel, Ordinariatskonferenz, Pastoralrat, Laienrat,
Diözesankonferenz der Katholischen Aktion.


Bischof Ägidius hat mir in einem Brief am 14.09.2010 unter anderem folgendes geschrieben:
"Mit Eintreten der Sedisvakanz hören u. a. auch die Beratungsgremien des Bischofs, wie der Priesterrat (vgl. can. 501 § 2) und der Pastoralrat (can. 513 § 2) auf zu bestehen. Diese müssen nach dem Amtsantritt des neuen Bischofs gemäß ihren Satzungen neu gewählt werden. Eine Neuwahl dieser Gremien ist alleine schon aus technischen Gründen in dieser kurzen Zeit nicht möglich. Es handelt sich also keineswegs um einen Vorwand, sondern um eine, der Struktur dieses Beratungsgremiums innewohnende Notwendigkeit."
Also da soll sich noch jemand auskennen. Einerseits sagt der Bischof dass die Beratungsgremien aufgehört haben zu existieren und sie neu gewählt werden müssen, andererseits werden aber diese nicht existierenden Gremien zu den Martinifeierlichkeiten eingeladen.
Ein Widerspruch mehr - bei all der Sorge um die Einhaltung des Kirchenrechts....


Blog-Archiv:
Neuer Kirchlicher Standesausweis ohne Gremien

Alt-Bischof Iby: Viel Lob zum Abschied

Kurier, 31.10.2010:

Die burgenländische Landesregierung bedankt sich mit einem Festakt und einer Reise nach Singapur bei Alt-Bischof Paul Iby.

Landeshauptmann Hans Niessl:
"Ich verbinde mit 17 Jahren Bischof Dr. Paul Iby 17 Jahre enge Zusammenarbeit und Dialogbereitschaft. Dr. Iby steht für mich für eine Kirche des Dialoges und des Miteinanders, dieses Miteinander ist ein wichtiger Bestandteil der burgenländischen Identität! Er hat sich herausragende Verdienste um das Burgenland, gerade in seiner Funktion als Jugendbischof auch für die Republik Österreich erworben. Es gab zwischen dem Land Burgenland und Bischof Paul Iby immer eine sehr gute Zusammenarbeit."

Landeshauptmannstellvertreter Franz Steindl:
"Bischof Paul Iby hat sein Amt in einer für die Kirche schwierigen Zeit übernommen und seinen Wahlspruch ',omnia in caritate - alles in Liebe' konsequent gelebt. Es ist ihm gelungen, Standfestigkeit mit Weltoffenheit zu verbinden. Er hat sein Bischofsamt nicht als Manager geführt, sondern als Seelsorger, der den Menschen zugehört hat und versucht hat, ihnen zeitgemäße Antworten zu geben."

Samstag, 30. Oktober 2010

Bischof Kräutler: "Menschen wollen Bischof, der mit ihnen lebt"


"Ein Bischof gehört unters Volk"

Kathpress
1981 wurde Kräutler Bischof der Prälatur Xingu im Bundesstaat Para. Die Prälatur ist mit rund 365.000 Quadratkilometern und 500.000 Einwohnern die flächenmäßig größte Diözese Brasiliens. Sie zählt 15 Pfarren, wobei jede Pfarre aus 30 bis 100 kleinen Gemeinden besteht. Nur drei bis vier Monate pro Jahr hält sich Kräutler in seinem Bischofssitz in Altamira auf. Den Rest des Jahres ist er unterwegs in den Gemeinden, um Gottesdienste zu feiern, die Sakramente zu spenden und den Leuten in ihrem harten Alltag beizustehen.

Er könne sich auch gar nichts anderes vorstellen, als im engsten Kontakt mit den Menschen zu stehen. Kräutler: "Ein Bischof gehört unters Volk, er soll für das Volk da sein, mit diesen Menschen leiden, glauben, hoffen und lieben." Für die Menschen sei er einer der ihren. Immer wieder würden ihm die Menschen bei Begegnungen bekunden: "Dein Leid ist auch unser Leid, Bischof Erwin, wir lieben Dich." Deshalb könne er auch nicht anders, als auch weiterhin auf der Seite der Schwachen und ausgegrenzten zu stehen. "Alles andere wäre Verrat", so Kräutler.

Der Bischof von Xingu war anlässlich der Veranstaltungsreihe "Himmel und Haydn" in der Bergkirche Eisenstadt zu Gast und las dabei auch aus seinem neuen Buch "Rot wie Blut die Blumen".

O-Töne zu aktuellen Kathpress-Meldungen vom 29.10.2010 bringen Teile des Dialogs mit Dom Erwin Kräutler in der Bergkirche von Eisenstadt als mp3-Download:
z.B.: Nr. 12: Menschen wollen Bischof, der mit ihnen lebt

"Volk steht hinter mir"
Kleine Zeitung
"Wenn ich überlege, was meine Aufgabe ist, meine Sendung ist, ist das der Einsatz für die Menschen, denen es weniger gut geht", sagte der Bischof. "Wegen einer verschwindend kleinen Mafia, die mir nach dem Leben trachtet, kann ich nicht den Leuten, Tausenden von Menschen den Rücken zudrehen. Ich bin absolut überzeugt, dass das Volk, mit dem ich seit 45 Jahren lebe und für das ich da bin, hinter mir steht. Es gibt eine verschwindend kleine Gruppe, die gegen mich ist, weil ich mich auf die Seite der Ausgebeuteten, der Armen, der Benachteiligten stelle."

Trotz seines Einsatzes für die Indios habe sich die Situation in Brasilien zumindest in Bezug auf Politik und Wirtschaft nicht gebessert, sondern eher verschlechtert, meinte Kräutler. "Die Angriffe, die sind nach wie vor sehr groß. Leider Gottes ist die indigene Causa oder die Problematik der indigenen Völker für die Politik in Brasilien kein Thema. Man kehrt das mehr oder weniger unter den Teppich oder man sagt, die indigenen Völker, die sind ein Hemmschuh für den Fortschritt."

Einen Kompromiss zwischen den Ansprüchen der indigenen Völker auf ihren Lebensraum und den Bestrebungen von Konzernen und Großgrundbesitzern gibt es für Kräutler nicht: "Ich würde nie von einem Kompromiss reden. Ich würde nur vom Respekt reden, den diese Menschen verdienen. Das ist ihre Heimat, das ist ihr angestammtes Land, da können sie überleben. Und damit retten wir auch einen Teil von Amazonien. Und das ist weltweit wichtig. Amazonien hat klimaregulierende Funktionen. Dadurch, dass wir die Indianer respektieren, kommt ein Teil des Regenwaldes nicht unter die Räder, wird nicht abgetragen. Wenn man dazu noch einige Naturparks oder Nationalparks schafft, dann ist ein weiterer Teil von Amazonien gerettet."

"Die Zusammenarbeit mit den Pfarren und Gemeinden funktioniert, weil in unserer pastoralen Erfahrung die Laien, Frauen und Männer, Verantwortung übernehmen müssen. Sonst gibt es keine Kirche mehr", erklärt Kräutler. "Das heißt ja nicht, dass wenn kein Priester da ist, am Sonntag kein Gottesdienst stattfindet. Es findet ein Wortgottesdienst statt, keine Eucharistiefeier, leider Gottes. Aber die Leute kommen zusammen und eine Frau oder ein Mann, mehrheitlich die Frauen, leitet diese Wortgottesdienste." Der Priester ist etwa drei- oder viermal im Jahr in der Gemeinde, manchmal auch nur zweimal, ergänzt Kräutler.
Laien integrieren

Für die Kirche in Europa bzw. in Österreich sei das kein Modell, das man kopieren sollte. Die Erfahrungen, die er in Brasilien gemacht habe, sollen aber zumindest Anstöße geben. "Ich bin absolut überzeugt davon, dass Laien - Frauen und Männer - viel mehr im kirchlichen Leben respektiert werden sollen. Dass sie auch Verantwortung und Aufgaben übernehmen können. Viele, viele Dinge müssen nicht vom Priester erledigt werden", so der Bischof. Den Priester durch Laien zu ersetzen, darum gehe es nicht, sagte Kräutler. Aber es werde soweit kommen, dass ein Umdenken notwendig ist, denn "es werden nie so viele (Priester, Anm.) nachkommen, wie wir brauchen würden".

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Des Bischofs neuer Palast?

Bischof Ägidius lässt offensichtlich in größerem Maße seinen Amtssitz umbauen. Was für seine Vorgänger Laszlo und Iby ausreichend war, passt offenbar nicht. Zsifkovics nennt es als einen wichtigen Aufgabenbereich des neu geschaffenen Moderators der Diözesankurie, Peter Ivandic sich um die geplanten Umbauten und Renovierungen des Bischofshofes zu kümmern. Eisenstadt, 22.10.2010 (KAP)
Das ist in mehrerlei Hinsicht beachtenswert und jede/r kann sich selbst ihren/seinen Reim darauf machen, u.a.:
  1. Das es laut Bischof zu den Aufgaben des neuen Moderators gehört sich um die Umbauarbeiten zu kümmern ist wirklich interessant. Es gibt nämlich ein diözesanes Bauamt mit dem Leiter Dir. Dieter Prieler (Bauamt) Da stellt sich die Frage, warum sich nicht die hauseigenen Fachleute um diese Umbauten kümmern, sondern der Kirchenrechtler Peter Ivandic?
  2. Wenn als eine der ersten Initiativen und Bemühungen von Bischof Zsifkovics seinem Amtssitz gelten, sagt das viel über sein Amtsverständnis und seine Prioritäten im bischöflichen Dienst aus.
Zum Vergleich: Gegen Ende des Konzils (am 16. November 1965) unterzeichneten 40 Bischöfe den sog. Katakombenpakt "Für eine dienende und arme Kirche", der im nachhinein von weiteren 500 Bischöfen unterschrieben wurde und 13 Selbstverpflichtungen enthält. U. a.:
  1. Wir werden uns bemühen so zu leben, wie die Menschen um uns her üblicherweise leben, im Hinblick auf Wohnung, Essen, Verkehrsmittel und allem, was sich daraus ergibt (vgl. Mt. 5,3; 6,33-34; 8,20).
  2. Wir verzichten ein für allemal darauf, als Reiche zu erscheinen wie auch wirklich reich zu sein, insbesondere in unserer Amtskleidung (teure Stoffe, auffallende Farben) und in unseren Amtsinsignien, die nicht aus kostbarem Metall - weder Gold noch Silber - gemacht sein dürfen, sondern wahrhaft und wirklich dem Evangelium entsprechen müssen (vgl. Mk 6,9; Mt 10,9; Apg 3,6).
  3. Wir lehnen es ab, mündlich oder schriftlich mit Titeln oder Bezeichnungen angesprochen zu werden, in denen gesellschaftliche Bedeutung oder Macht zum Ausdruck gebracht werden (Eminenz, Exzellen, Monsignore,...). Stattdessen wollen wir als "Padre" angesprochen werden, eine Bezeichnung, die dem Evangelium entspricht. (vgl. Mt 20, 25-28;23,6-11; Joh 13,12-15)
Zitiert nach: Wir sind Kirche, Nr. 67/Oktober 2010, Seite 10

Mittwoch, 27. Oktober 2010

"Im Vergleich zu Zsifkovics war Krenn beinahe ein Softi..."

Leitartikel von P. Udo Fischer in "JA - die neue Kirchenzeitung":

Wird Eisenstadt ein zweites St. Pölten?

Stellen Sie sich vor, ein Pfarrer übernimmt eine neue Gemeinde und wirft binnen weniger Tage die bisherigen wichtigsten Mitarbeiter hinaus: Zuerst den Pfarrgemeinderatsobmann, dann die Kirchenchorleiterin, den Organisten, die Jungscharführerin, den Mesner. Ist das für ihn der Start zu einem langen segensreichen Wirken oder bereits der Anfang vom Ende?

Der neue Bischof von Eisenstadt versucht, analog zu handeln – und brüskiert damit auch Kardinal Schönborn. Wäre bisher unter Iby wirklich alles so desaströs gewesen, hätte der Chef der Wiener Kirchenprovinz seine Aufsichtspflicht sträflichst vernachlässigt.

In allen Diözesen der Wiener Kirchenprovinz außer dem Burgenland sind in den vergangenen Jahren von Rom eingesetzte Bischöfe massiv gescheitert: Hans Groer in Wien, Kurt Krenn in St. Pölten und Gerhard Wagner in Linz. Sind die Burgenländer serviler?

Im Vergleich zu Zsifkovics war Krenn beinahe ein Softi. Er hatte sich bei Personalveränderungen, wenn überhaupt, viele Jahre Zeit gelassen. Aber in St. Pölten ist das Volk Gottes, anders als in Eisenstadt, bereits vor der Amtsübernahme auf die Straße gegangen und hat gezeigt, dass ein Bischof kein „Herr und Gott“ ist.

Prof. Paul Zulehner sprach bei der überstürzten Ernennung Zsifkovics von einem drohenden „Winter“. Sein Ansehen als Prophet ist durch die jüngsten Personalrochaden gesichert worden, die Zukunft eines vertrauensvollen Weges der Kirche rund um den Neusiedler See jedoch nicht.

Wer wird neuer Caritasdirektor - berufliche Kompetenz oder Günstling?

Die Neubesetzung des Caritasdirektors läuft offensichtlich nicht ganz nach Plan. Anders ist es nicht zu erklären, dass der Bischof bis heute noch keine/n NachfolgerIn präsentiert hat.

Ein Caritasdirektor braucht vor allem das Vertrauen der Menschen des Burgenlandes. Die Caritas kann ja nur wirken, wenn viele Menschen mithelfen und ohne Vertrauen wird das nicht funktionieren. Durch das Vorgehen des Bischofs bei der Abberufung des jetzigen Caritasdirektors (und bei den anderen Personalentscheidungen) ist dieses Vertrauen zutiefst erschüttert.

Der Bischof sagt er will einen „neuen“ Kurs für die Caritas obwohl er gleichzeitig sagt, sich noch nicht mit der Caritas beschäftigt zu haben. Was heißt das? Da kommt mir der ‚Wilde’ auf seiner Maschin in den Sinn: „I was zwar net wo i hinwüh, oba dafir bin ich schnöller dort.“

Ein neuer Kurs für die Caritas kann ja ausschließlich nur heißen, noch mehr als bisher für die Menschen die Hilfe und Unterstützung brauchen zu tun. Alles andere wäre Verrat am Evangelium.

Gerade wenn eine Person abgelöst wird, die erfolgreich für die Caritas der Diözese gearbeitet hat sind besonders hohe Anforderungen an einen oder an eine NachfolgerIn zu stellen.

Um eine geeignete Person zu finden braucht es ein klares uns transparentes Auswahlverfahren.
Eine Gruppe (und diese Gruppe sollte auch öffentlich bekannt gegeben werden) bestehend aus unabhängigen Expertinnen und Experten (die etwas von Armut, von den sozialen Problemen im Land, von professioneller Hilfe und vom Management einer Hilfsorganisation verstehen) sollen gemeinsam mit Vertretern der Kirche Vorschläge für die Nachbesetzung erarbeiten. Dass es dabei ein Hearing geben muss, ist eine selbstverständliche Grundbedingung.

Transparent, unabhängig und fair muss das Verfahren sein – andernfalls startet jede Person mit dem Schatten „Günstling des Bischofs“ aber nicht fähig für die Aufgabe zu sein.

Papst Benedikt hat in seiner Enzyklika „Deus Caritas est“ Grundvoraussetzungen für Mitarbeiterinnen der Caritas benannt. Er nennt als erste Voraussetzung für Menschen die ihren Dienst in der Caritas tun: Berufliche Kompetenz (der zweite Punkt ist dann die „Herzensbildung“)

Eine Person die die Leitung der Caritas übernehmen soll braucht:
Berufliche Kompetenz (Professionalität), Liebe zu den Menschen und natürlich auch Liebe zur Kirche.

Anmerkung: Bei der Besetzung des Caritasdirektors mit Glatz-Schmalegger hat es zuvor eine öffentliche Ausschreibung, Vorauswahlgespräche und ein Hearing gegeben. Die Letztentscheidung war beim Bischof.

burgenland.orf.at, 21.10.2010
burgenland.orf.at, 22.10.2010

Schönborn eilt Zsifkovics zur Hilfe

Die willkürlichen personellen Veränderungen in der Diözese Eisenstadt - zuletzt hatte Bischof Zsifkovics völlig überraschend den anerkannten und erfolgreichen Caritasdirektor abgesetzt - und die Aufblähung der diözesanen Kurie sorgen noch immer für Gesprächstoff und für viele Irritationen (um es einmal vornehm auszudrücken).

Staunend und ohnmächtig muss man als Kirchenbeitrag zahlendes Volk Gottes der Diözese Eisenstadt zusehen, wie die neue Diözesanleitung handelt, ohne sich auch nur ansatzweise die Mühe zu machen, alle diese radikalen Maßnahmen inhaltlich zu begründen. Der lapidare Verweis auf das Kirchenrecht reicht den "Kirchenfürsten" (Zsifkovics, Lang, Ivandic und Co.) als Begründung. Von Dialog und auf die Menschen Zugehen gar keine Spur.

Nunmehr scheint aber unseren Kirchenoberen der Wirbel und die mediale Begleitmusik rund um die ganzen Personalentscheidungen doch nicht ganz unberührt zu lassen. Wie sonst ist zu erklären, dass der Kardinal höchstpersönlich herhalten muss, um Bischof Zsifkovics zu verteidigen, wenn er meint, dass er Verständnis für dessen personellen Umbau in der Diözese Eisenstadt hat.

Kardinal Schönborn sagt, dass er die Umbesetzungen durch den neuen Bischof Zsifkovivcs versteht, da der burgenländische Bischof deutlich gemacht habe, was ihn dazu bewogen hat. Da weiß aber der Kardinal wesentlich mehr als das Diözesanvolk im Burgenland. Uns hat nämlich der Bischof noch nicht gesagt, was ihn dazu bewogen hat.

Es wird wieder einmal bestätigt, worum es eigentlich wirklich geht und was ich in diesem Blog schon einmal geschrieben habe: es geht in erster Linie um Macht und den Vollzug der Vorschriften und Anordnungen der vatikanischen Religionsbürokratie. Dass dabei die Botschaft unseres Herrn Jesus Christus, wie sie in den Evangelien niedergeschrieben ist, auf den Kopf gestellt, ja konterkariert wird, scheint den Verantwortlichen nicht besonders zu kümmern. Hauptsache das Machtgefüge passt. Dafür werden auch eine Reihe von "Kollateralschäden" in Kirche und Gesellschaft in Kauf genommen.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Des Bischofs neue Kleider?



Momentan machen sehr viele in der Diözese Eisenstadt jene Erfahrung, die der dänische Schriftsteller Hans Christian Andersen im berühmten Märchen "Des Kaisers neue Kleider" (dänisch „Keiserens nye Klæder“) beschreibt:

Das Märchen handelt von einem Kaiser, der sich von zwei Betrügern für viel Geld neue Gewänder weben lässt. Diese machen ihm weis, die Kleider seien nicht gewöhnlich, sondern könnten nur von Personen gesehen werden, die ihres Amts würdig und nicht dumm seien. Tatsächlich geben die Betrüger nur vor zu weben und dem Kaiser die Kleider zu überreichen. Aus Eitelkeit und innerer Unsicherheit erwähnt dieser nicht, dass er die Kleider selbst auch nicht sehen kann und auch die Menschen, denen er seine neuen Gewänder präsentiert, geben Begeisterung über die scheinbar schönen Stoffe vor.
Der Schwindel fliegt erst auf, als ein Kind ausruft, der Kaiser habe gar keine Kleider an.
(Quelle: Wikipedia)

Unfassbares passiert auch bei uns "hinter verschlossenen Türen". Doch in den Herzen der Menschen gärt die Sehnsucht nach dem unbekümmerten Ausruf des Kindes wie in dem Märchen. Jesu Wort ermuntert uns alle, "wie die Kinder" zu werden:

In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist im Himmelreich der Größte?
Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte. Und wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf. (Mt 18,1-5)

"Was Jesus euch sagt, das tut." (Joh 2,5)

Montag, 25. Oktober 2010

G.G. Abzocker an Bischof Zsifkovics

Gregor Görtler wendet sich in diesem Gastbeitrag mit einem fiktiven Brief an Bischof Ägidius:

Sehr geehrter Herr Bischof Zsifkovits!

Zu Beginn meines Schreibens erlaube ich mir, mich kurz vorzustellen. Mein Name ist G.G. Abzocker und ich bin im Vorstand der Firma Profitmax & Sohn AG tätig. Ehrenamtlich leite ich auch den Verein „Hoch den Neoliberalismus“, welcher Ihnen vielleicht nicht ganz unbekannt ist, und der einige namhafte Mitglieder aufweisen kann.

Vielleicht wird Sie mein Schreiben überraschen, denn bislang sahen wohl weder Sie noch ich besondere Berührungspunkte unserer Organisationen. Speziell unsere Firma und unser Verein sahen die Tätigkeiten Ihrer Organisation eigentlich seit jeher mit sehr gemischten Gefühlen. Ich darf Ihnen sogar verraten, dass wir dachten Ihre Grundsätze seien geradezu diametral entgegengesetzt zu unserer Firmenphilosophie. Wir wussten ja nicht wie sehr wir uns getäuscht hatten!

Ehrwürdigster Herr Bischof, die Ereignisse der letzten Wochen nötigen uns unseren tiefsten Respekt und unsere Bewunderung speziell für Ihre Person ab. Ich möchte Sie innigst bitten uns mitzuteilen, wie man eine solch schlagkräftige Organisation aufbauen kann. Aus der Presse habe ich erfahren, dass Sie einen leitenden Angestellten, den Regens des Priesterseminars, mit einer zweizeiligen Nachricht entlassen haben – was für eine wunderbare Nachricht für uns Neoliberale! Haben Sie eine Vorstellung davon, was wir bei unserer Firma alles in Gang setzen müssen, um einen leitenden Angestellten zu entlassen? Arbeitnehmerschutz, Arbeiterkammer, Abfertigungen und dann noch dazu die Gewerkschaften. Noch dazu haben Sie diesen Herren mit einem weiteren Schreiben dazu aufgefordert, unverzüglich seine Dienstwohnung zu räumen, mit dem Hinweis auf priesterlichen Gehorsam – welch wunderbare Welt! Wenn wir ein paar Mieter rausschmeißen wollen, dann brauchen wir dafür Monate.

Dann noch diese grandiose Inszenierung Ihres Dienstantrittes. Aus der Presse habe ich erfahren, dass mit den Vorbereitungen und der Durchführung 23 Personen betraut waren. Wir müssen in unserer Firma alle Kosten vor unseren Aktionären offenlegen und verantworten, zusätzlich sitzen uns noch die Finanzmarktaufsicht und diverse Kontrollorganisationen im Nacken. Wenn ich mehrere Leute einlade, dann muss ich mich sogar mit dem Anti-Korruptionsgesetz beschäftigen. Zuletzt ist mir noch zu Ohren gekommen, dass Sie drei zusätzliche Stellen geschaffen haben – ohne Kontaktierung des Betriebsrats und das alles noch bei Unkündbarkeit Ihrer Stelle – einfach grandios!

Sehr geehrter Herr Bischof. Sie sind unser Mann! Wir bitten Sie inständigst bei unserem Verein „Hoch dem Neoliberalismus“ ein Referat über den Aufbau und die Möglichkeiten Ihrer Organisation zu halten. Ich bin davon überzeugt, dass es viele Firmen, so auch meine Firma Profitmax & Sohn AG gibt, die danach trachten Ihrem Beispiel zu folgen und die eine Menge von Ihnen lernen können.

In tiefster Verbundenheit
G.G. Abzocker

P.S. Da meine Position leider nicht unkündbar ist und wir zweifellos in vielen Dingen Brüder im Geiste sind, darf ich Sie noch im Vertrauen fragen: Wie wird man Bischof?

25.10.2010

Es fährt ein Zug...

nach Nirgendwo... und keiner stellt von grün auf rot das Licht... - Wer kennt nicht dieses Lied von Christian Anders aus alten Zeiten!
Ein Lied voller Sehnsucht und Flehen um Vergebung!

Auch viele in der Diözese haben Sehnsucht nach vertrauensvollem Dialog und Gemeinschaft! Sie fühlen sich wie in einem Zug dahinrasen, ohne zu wissen, wohin die Reise gehen soll.

Unser neuer Bischof stattete am 15.10. dem Bundespräsidenten einen Besuch ab und berichtete von den "Weichenstellungen". Auch mich würde interessieren, wer eigentlich die Weichen stellt und wohin die Reise geht.

Bischof Zsifkovics trat bei Bundespräsident an
Der neue Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics hat Freitagnachmittag seinen Antrittsbesuch bei Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg absolviert. Das Gespräch dauerte rund eine halbe Stunde.


Weichenstellung und Zusammenarbeit
Fischer habe sich über die Weichenstellungen in der Diözese sowie die Zusammenarbeit mit den staatlichen und den Landesstellen erkundigt, berichtete Zsifkovics nach dem Gespräch.

Sonntag, 24. Oktober 2010

Was Jesus uns am heutigen Sonntag sagt

Aus dem Evangelium vom Sonntag, 24.10.2010 - Lukas 18,14
Jesus spricht:
"Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden."
(Einheitübersetzung)

"Denn wer sich selbst ehrt, wird gedemütigt werden; aber wer sich selbst erniedrigt, wird geehrt werden" (Hoffnung für alle)

Grüße und Zuspruch aus Graz

Sehr geehrter Herr Posch!

Wir haben uns beim PGR-Kongress leider nicht wirklich kennengelernt sondern "nur" erlebt. Jedenfalls ist es mir nach einem halben Jahr immer noch ein Bedürfnis, mich bei Ihnen herzlich für Ihr emotionales Statement bedanken. Wahrscheinlich haben Sie sich ja - wie bei uns Katholen leider sehr weitverbreitet - nicht nur wohlgeformte Kritik sondern auch den einen oder anderen (wohl auch rüppelhaften) Rüffel eingehandelt.

So möchte ich Ihnen auch nach diesem halben Jahr noch schreiben, dass ich sehr ausführlich von dieser Diözesanstatementrunde berichtet habe. Mir war dabei immer wichtig, zu betonen, dass Ihr Statement gerade durch Ihre Emotionen sehr authentisch war und mir sehr aus dem Herzen gesprochen hat.

Zum Glück hat die Angst der Moderatoren auch dazu geführt, dass die Bischöfe nicht unmittelbar reagieren konnten. Ich erzähle auch immer, dass wir als Delegierte nur durch Applaus unsere Zustimmung ausdrücken konnten und dies möglicherweise Sie ganz besonders bestärkt hat (was mich auch heute noch freut).

Gleichzeitig erzähle ich auch, dass die Jugend ganz Ähnliches zum Ausdruck gebracht hat. Für mich war das Wunderbare, dass durch den lustvollen/lustigen/frischen Vortrag der Jugend die Wirkung Ihrer Emotionen abgemildert wurde und gleichzeitig Ihr Beitrag dazu geführt hat, dass wir nicht mehr - wie wir es so gerne tun - der Jugend vorwerfen konnten, dass das überzogen sei, von mangelnder Lebenserfahrung geprägt sein und so ähnlich.

Zusammenfassend also: es hat der Heilige Geist Regie geführt.
Unmittelbar nach diesem Ereignis war für mich klar, dass im Falle eines Abbruches es möglicherweise zur Verabschiedung eines gemeinsamen Dokumentes geführt hätte (auf der Basis der beiden vorgestellten; an dem langen war ich selbst ja ziemlich intensiv beteiligt).

Nun, warum melde ich mich also nach so langer Zeit noch bei Ihnen. Zum einen ist es der Wunsch Ihnen endlich nochmals persönlich für Ihre emotionale Verbundenheit zu danken und gleichzeitig möchte ich fragen, wie es Ihnen (jetzt) geht - bzw. auch, wie es Ihnen ergangen ist. Da wir in der Steiermark auch vor einem Diözesanen Gespräch stehen, würde mich auch interessieren, was Sie meinen, das JETZT in einer Diözese Österreichs gemacht werden sollte.

Ich hoffe sehr, dass ich mit diesem Mail nicht neuerlich Wunden aufreiße und
sende Ihnen herzliche Grüße aus Graz

Stefan Kaltenegger

Anmerkung: Meinen Redebeitrag am PGR-Kongress habe ich auf dem Blog veröffentlicht

Samstag, 23. Oktober 2010

"Kirchlicher Tsunami ist keine Strafe Gottes, sondern das Werk der Eiferer"

Heute, am 23.10.2010 hätte in Oberwart der Diözesantag im Rahmen der 50-Jahr Feiern der Diözese Eisenstadt stattfinden sollen. Wie bekannt, hat der neue Bischof Ägidius kurzerhand diese zwei Jahre lang vorbereitete Dialogveranstaltung abesagt. Die Auseinandersetzungen rund um diese Absage haben unter anderem auch zur Gründung dieses Blogs "Begegnung und Dialog" geführt.

Anstelle dass heute ein Dialog über pastorale Schwerpunkte stattgefunden hätte, ist ein "Kirchlicher Tsunami" in die Diözese Eisenstadt eingefallen, der seinesgleichen sucht.

Die Plattform "Wir sind Kirche" hat in einer Presseaussendung vom 21. Oktober 2010 unter anderem folgendes geschrieben:

STURM ÜBER DEM BURGENLAND - Ägidius Zsifkovics bricht mit der bewährten Art Ibys

Der fast lückenlose Austausch der Führungskader in der Diözese Eisenstadt zeigt, dass der neue Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics einen anderen Kurs als Bischof Iby steuern möchte. Dabei reizt er das Kirchenrecht aus. Folgende Positionen wurden bereits ausgetauscht, um eigene Vertraute an die Schalthebel der Diözese zu bringen: Der Generalvikar, der Leiter von Pastoral- und Schulamt, der Regens des Priesterseminars, nunmehr der Leiter der CARITAS. Die Leitung der Kirchenzeitung und des Verlages wurde neu besetzt, ebenso wie die Bischofsvikare für die ungarische und die kroatische Volksgruppen. Außerdem wird (einzigartig in Österreich) die Stelle eines Moderators der Diözesan-Kurie für Petar Ivandić neu geschaffen. Diese extreme Kurskorrektur ist eine deutliche kirchen-politische Umfärbung.

Das Kirchenrecht lässt solch ein Verhalten zu. So zeigt diese Vorgangsweise mehr als deutlich, dass die Änderung des Kirchenrechts dringend nötig ist. Macht muss kontrollierbar sein. Ein Bischof, der mit Feuereifer alles verändert, was seine Vorgänger mühsam aufgebaut haben, erzeugt Angst.

Ganz offensichtlich war Zsifkovics bisher nicht in der Diözese heimisch. Die Zahl derer, die nicht über seine Ernennung erfreut sind, ist offensichtlich viel größer, als er es anfangs eingestehen wollte. Diese Art der Abberufungen wird Spuren in der Diözese hinterlassen. Naturgemäß schafft sich damit niemand Freunde. Schon jetzt entsteht bei den kirchlich Angestellten ein Klima von Misstrauen und Schrecken, wie es normalerweise in Diktaturen üblich ist. Aber auch Zsifkovics wird noch Freunde brauchen.

Die Plattform „Wir sind Kirche“ sieht ihre immer wieder vorgetragenen Forderungen mehr als bestätigt: wir brauchen in der Kirche dringend eine Verfassung mit Strukturen der Mitbestimmung des Kirchenvolkes in Personalfragen (Bischofsbestellung und andere Personalentscheidungen), die Einforderbarkeit der Menschenrechte innerhalb der Kirche, die Repräsentanz der Entscheidungsgremien, eine Teilung und Begrenzung der Macht, eine Begründungs- und Rechenschaftspflicht aller Amtsträger und Gerichte, die Entscheidungen auf ihre Sachlichkeit und Notwendigkeit überprüfen und aufheben können.

„Weil wir solche Zustände verhindern wollen, fordern wir eine Änderung des Kirchenrechts“, sagt der Vorsitzende der Plattform „Wir sind Kirche“, Hans Peter Hurka.

Gleichzeitig ruft er Zsifkovics auf, endlich Vernunft anzunehmen und einzusehen, er könne nicht gegen die ganze Welt in Eisenstadt die Zeit zurückdrehen. Zsifkovics soll sein brutales Vorgehen hinterfragen. Jesu Botschaft ist die von einem liebenden und menschenfreundlichen Gott. Bloßes Machtgehabe wird die Menschen nicht in der Kirche halten und schon gar nicht einladen.

Freitag, 22. Oktober 2010

HR OStR Msgr. Josef Mikovits bald im "Ruhestand"?


Besorgte Gerüchte kursieren um HR OStR Msgr. Josef Mikovits: hat er sich beim Schwammerlsuchen verirrt oder gar die guten mit den schlechten Pilzköpfe verwechselt?
Er soll von seiner Pfarre St. Martin/W enthoben und in Pension geschickt werden...

Ein weiterer Fall für den "Generationswechsel"?

MMag. Michael Wüger - neuer Direktor des Pastoralamtes


Die Ernennung von MMag. Michael Wüger zum neuen Direktor des Pastoralamtes ist meiner Meinung nach eine wirklich gute und begrüßenswerte Entscheidung von Bischof Zsifkovics, zu der ich ihm recht herzlich gratulieren möchte.

Ich kenne Michael ("Mike") Wüger schon seit vielen Jahren. Seine Offenheit, sein Interesse, seine ehrliche Herzlichkeit und sein Engagement für eine "einladende Kirche" haben mich bis heute stets beeindruckt. Bei ihm hat man wirklich das Gefühl, dass zuerst der Mensch und dann die Vorschriften kommen. So wie bei Jesus, der auch den Menschen vor "dem Gesetz" gesehen hat.

Lieber Mike! Für deine neue Aufgabe wünsche ich dir alles Gute, viel Kraft und Mut sowie Gottes Segen. Verbunden mit der Hoffnung, dass du an der "Last des neuen Amtes" als Mensch nicht Schaden nimmst. Deine neue Aufgabe gleicht oftmals einem Tanz auf einem Minenfeld: einerseits die pastoralen Notwendigkeiten, Herausforderungen, Sorgen und Nöte der Menschen, andererseits das Kirchenrecht, dessen punktgenaue Umsetzung in unserer Diözese Eisenstadt offenbar ganz oben auf der Prioritätenliste steht.

MMag. Michael Wüger - Lebenslauf
5. Feber 1970: Geboren in Eisenstadt, Heimatpfarre Illmitz
1. Oktober 1989 bis 18. Juni 2004: Theologische Studien an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien
1. September 1995 bis 31. August 1997: Pastoralassistent auf dem Posten eines Dekanatsjugendleiters (Schwerpunkt Jungschar) im Dekanat Frauenkirchen
22. April 1996: Magister der Theologie (Komb. Religionspädagogik und Lehramt in Geschichte), Kath.-Theol. Fakultät der Universität Wien
1. September 1996 bis 1. August 1997: Diözesansekretär der Katholischen Jungschar
1. September 1997 bis 10. Dezember 2001: Diözesanjugendleiter
1. September 1997 bis 31. August 2002: Mitglied des Pastoralrates
1. September 1997 bis 31. August 2002: Mitglied des Kuratoriums für das Bildungs- und Tagungszentrum im „Haus St. Stephan“ in Oberpullendorf
5. März 1998 bis 31. August 2002: Mitglied der Diözesankommission für die hl. Liturgie
30. Juni 1998 bis 21. April 2006: Mitglied Arbeitskreis „Christ in Gesellschaft“
25. Jänner 2001 bis 31. August 2002: Mitglied des Kuratoriums für Personalfragen bei Laienmitarbeiterinnen im Pastoraldienst und im Schuldienst
10. Dezember 2001 bis 31. August 2002: Dienststellenleiter der Katholischen Jugend und Jungschar Burgenland
1. September 2002: Aufnahme in das Bischöfliche Priesterseminar der Diözese, Fortsetzung der Studien an der Katholisch- Theologischen Fakultät der Universität Wien
18. Juni 2004: Magister der Theologie (Fachtheologie), Kath.-Theol. Fakultät der Universität Wien
8. Dezember 2004: Von Dr. Paul Iby, Bischof von Eisenstadt, zum Diakon der Diözese Eisenstadt geweiht in der Dom- und Stadtpfarrkirche zum hl. Martin in Eisenstadt
29. Juni 2005: Von Dr. Paul Iby, Bischof von Eisenstadt, zum Priester der Diözese Eisenstadt geweiht in der Dom- und Stadtpfarrkirche zum hl. Martin in Eisenstadt
1. September 2005 bis 31. August 2008: Kaplan in Königsdorf, Heiligenkreuz i. L. und Großmürbisch
1. September 2008: Pfarrmoderator in Mogersdorf, Heligenkreuz i. L.
1. September 2008 bis 31. August 2009: Pfarrprovisor in Großmürbisch
1. Oktober 2008 bis 9. Juli 2010: Mitglied des Gremiums „Priesterrat und Dechantenkonferenz der Diözese Eisenstadt“
1. November 2008 bis 9. Juli 2010: Mitglied der Personalkommission
21. November 2008 bis 9. Juli 2010: ARGE der österreichischen Priesterräte
1. Juni 2009: Dekanatsfrauenseelsorger des Dekanates Jennersdorf
19. November 2009: Diözesanverantwortlicher für den Bereich „Pilgern und Pilgertourismus“
25. September 2010: Direktor des Pastoralamtes
25. September 2010: Generalassistent der Katholischen Aktion

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Das Köpferollen geht also weiter

Kurier
Diözese Eisenstadt: Caritas-Direktor muss gehen
Erst kurz im Amt, trifft Bischof Zsifkovics die nächste Personalentscheidung. In der Wiener Caritas-Zentrale reagiert man verschnupft.
Der seit einem Monat amtierende Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics dreht weiter am Personalkarussell. Jetzt muss auch Caritas-Direktor Markus Glatz-Schmallegger seinen Hut nehmen. "Der Bischof plant einen Wechsel. Er will mit einem neuen Caritas-Direktor seines Vertrauens einen Neubeginn starten", bestätigt Caritas-Sprecherin Ulrike Kempf auf KURIER-Anfrage. Nachsatz: Zsifkovics habe ausdrücklich darauf hingewiesen, das habe nichts mit der Person Glatz-Schmalleggers zu tun. Wann der Wechsel stattfinden soll, ist noch offen, arbeitsrechtlich stünde Glatz-Schmallegger ein Verbleib bis März 2011 zu.

ORF-Religion
Wir sind Kirche: "Brutales Vorgehen"
Die Plattform "Wir sind Kirche" hat in einer Aussendung von einer "Form einer politischen Umfärbung oder einer extremen Kurskorrektur" gesprochen. "Der Austausch des Generalvikars, der Leiter von Pastoral- und Schulamt, des Regens, nunmehr des Leiters der Caritas, die Neubesetzung der Leitung der Kirchenzeitung und des Verlages oder die Neubesetzung der Bischofsvikare für die ungarische und die kroatische Volksgruppen und anderer Positionen sowie die in Österreich einzigartige Neuschaffung eines starken Mannes in der Form des Moderators der Diözesan-Kurie, Petar Ivandić", würden dies zeigen. "Ein Bischof, der mit feurigem Atem alles niederbrennt was seine Vorgänger mühsam und vertrauensvoll aufgebaut haben hinterlässt eine Spur von Angst und Schrecken, wie sie normalerweise in Diktaturen üblich ist", so der Sprecher von "Wir sind Kirche", Hans-Peter Hurka. Gleichzeitig ruft er Zsifkovics auf, endlich Vernunft anzunehmen und einzusehen, er könne nicht gegen die ganze Welt in Eisenstadt die Zeit zurückdrehen. Zsifkovics brutales Vorgehen habe nichts mit der Botschaft Jesu und einem liebenden Gott zu tun, sondern macht den Eindruck eines bloßen Machtgehabes.

Austausch der Amtsträger für Bischof Zsifkovics "nichts Unübliches"
"Nichts Unübliches" und auch "nichts Neues" erblickt der seit knapp einem Monat amtierende Eisenstädter Diözesanbischofs Ägidius Zsifkovics in den seit seiner Bischofsweihe zahlreich erfolgten Personalrochaden.

Bei den zahlreichen Personalrocharden handle es sich um "die Personalentscheidungen, die eigentlich angestanden sind", sagte Zsifkovics im Gespräch mit der APA. Mit Caritas-Direktor Markus Glatz-Schmallegger, dessen vorzeitiger Abgang am Donnerstag bekanntwurde, sei man "zu einer einvernehmlichen Lösung gekommen".

Zsifkovics: "Generationswechsel"
Der Generalvikar "stirbt mit dem Bischof", meinte Zsifkovics in Anspielung auf das Kirchenrecht, das die Amtsgewalt im Fall der Sedisvakanz enden lässt. Deshalb sei es notwendig gewesen, einen neuen Generalvikar zu bestellen. "Auch die anderen Amtsleiter sind teilweise auch vor der Pension gestanden oder bereits auch im Pensionsalter gewesen." Deshalb sei es auch zu einem "Generationswechsel" in der Diözese gekommen.

Arbeit "nicht beurteilen"
"Es gehört einfach dazu, dass wenn der neue Diözesanbischof sein Amt übernimmt, er sich auch sein Team zusammenstellt - also Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit denen er auch die Aufgaben, die gestellt sind, erfüllen kann", so Zsifkovics. Die Arbeit des Caritasdirektor, dem er danke, könne und wolle er nicht beurteilen, "weil ich einfach das auch nicht so mitgesehen habe." Glatz-Schmallegger habe der Lösung zugestimmt und wolle sich neu orientieren.

Mehrere Kandidaten
Bis zum Wechsel an der Spitze der Caritas werde es "sicher noch eine Zeit dauern." Man habe die konkreten Dinge noch nicht vereinbart. "Es gibt mehrere Kandidaten und Kandidatinnen, die ich ins Auge gefasst habe", so der Bischof. Näheres zu sagen, wäre derzeit verfrüht, weil der Prozess laufe.

Neue Wegweisungen
Dass es unüblich sei, beim Bischofswechsel auch den Caritas-Direktor abzulösen, sehe er "eigentlich nicht", meinte Zsifkovics: "Die Caritas gehört auch genauso wie alle anderen Bereiche zur Diözese, zur Kirche, auch wenn sie vielleicht in manchen Diözesen und auch bei uns ein ziemlich eigenständiges Leben hat." Es sei Usus, dass bei einem Wechsel alle Mitarbeiter und Dienstleiter dem Bischof ihr Amt anbieten: "Und dann ist der Bischof frei, hier neue Wegweisungen zu machen."

Kein Feigenblatt
Aufgabe des neu ernannten Moderators der Diözesankurie sei es, die Arbeit der Dienststellenleiter zu koordinieren. Vor allem jene, die als Priester auch eine Pfarre zu betreuen hätten, seien stark ausgelastet. Die Position selbst sei nicht neu, "das ist im Kirchenrecht immer schon vorgesehen gewesen." Der Moderator sei auch "kein Feigenblatt für den Generalvikar". Eine Notwendigkeit ergebe sich außerdem durch den geplanten Umbau und die Erneuerung des Hauses, "weil auch hier im größeren Abstand jetzt von 30, 40 Jahren nicht sehr viel geschehen ist."

Kurswechsel
Auf die Frage nach einem Kurswechsel in der Diözese meinte Bischof Zsifkovics, es gebe für seinen Vorgänger Bischof Paul Iby, für ihn selbst und vielleicht auch einmal für seinen Nachfolger "nur einen Kurs in der Kirche. Und das ist der Kurs des Evangeliums, und dem haben wir zu dienen. Und ich glaube, da sind wir auf dem besten Weg." Er habe "auch keine Aufträge von irgendwo bekommen, hier etwas zu tun, sondern ich möchte einfach meinen Dienst als Bischof so, wie er von der Kirche verstanden wird, auch ausüben. Das ist der einzige Kurswechsel, den ich vorhabe."

Aus der Diskussion - Reaktionen auf Prof. Paul Zulehner

Auf das "Inserat" von Prof. Zulehner Zum Bischofswechsel in der Diözese Eisenstadt
In tiefer Trauer über das Vorgehen in der Diözese Eisenstadt und in dankbarem Respekt vor Bischof Iby.
gab es viele Reaktionen. Hier einige davon - mehr auf der Homepage von Prof. Zulehner

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Ersparen Sie uns bitte in Zukunft Ihre Zurufe. Wir Burgenländer sind nicht so blöd, daß Sie ständig versuchen müssen, uns Ihren Käse vorzukauen. Dr. Hans Trinko (8.7.2010)

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Wir sind froh darüber, dass Bischof Iby endlich geht
Lieber Herr Pfarrer,
was haben Sie mit Burgenland zu tun, dass Sie sich so aufführen. Ihnen geht doch das überhaupt nichts an wer bei uns Bischof ist. Wir sind froh darüber, dass Bischof Iby endlich geht. Wir haben um guten Nachfolger viel gebetet und jetzt haben wir ihn bekommen. Danken dem Herrn. Und Ihnen möchte ich wünschen, dass Sie die katholische Kirche verlassen, und in diese eintreten, wo Sie das alles bekommen was Sie in unserer Kirche nicht erwarten können. Für Sie wird es furchtbar sein, wenn Sie einmal vor dem Richter stehen.
Ich bete für Sie um die Gnade einer Bekehrung. (Klothilde Schreiner, 8.7.2010)

Geschätzte Frau Schreiner,
katholisch heißt für mich allumfassend. Mich geht es also etwas an, was in der Weltkirche passiert. Es betrifft mich, wenn in anderen Ländern, wie in unserer Nachbarschaft über 40 Jahre!, Christinnen und Christen verfolgt werden. Natürlich ist eine Neubesetzung eines Bischofsstuhls in Österreich vergleichsweise zu diesem Glaubensleid eine Kleinigkeit: aber eben auch wichtig. Mir ist nicht zugänglich, warum Sie derart hart über den scheidenden Bischof urteilen. Da sind die Fragen, die ich an den neuernannten Bischof gestellt habe, harmlos dagegen. Jedenfalls kenne ich viele in der wunderbaren Diözese Eisenstadt, die über die Vorgänge betroffen und traurig sind.
Ich danke für Ihr offenes Wort und Ihr Gebet um die Gnade der Bekehrung: Wer hat diese nicht schon nötig!
Ihr Paul M. Zulehner

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Über das Glaubensbekenntnis abstimmen
Sehr geehrter Herr Zulehner,
nachdem ich Ihre Auslassung zur Ernennung des neuen Eisenstädter Bischofs gelesen hatte, konnte ich des Eindrucks nicht erwehren, daß sie die röm. kath. Kirche mit einer politischen Partei oder einen Gartenverein verwechseln. Da kann man munter wählen und wenn es einem deann doch nicht in den Kram paßt, natürlich auch wieder abwählen. Vielleicht könten wir auch einmal über das Glaubensbekenntnis abstimmen? Ist Ihnen in den letzten Jahren noch nicht aufgefallen, daß sich der Wind, den die 68-er angefacht haben, sich langsam zu drehen beginnt? Das begann übrigens schon vor Benedikt XVI. Junge Leute beginnen wieder mit der Mundkommunion, junge Priester kleiden sich wieder so, daß sie als Priester jederzeit zu erkennen sind, vom Interesse an der "alten" Messe zu schweigen. Sie und "Wir sind Kirche" (wir sind das übrigens auch) können ohne "Zustimmung" des Hl. Geistes gar nichts verändern. Wenn es Gottes Wille ist, daß Sie auf dem richtigen Weg sind, dann kommt das auch ohne Sie, wenn nicht, dann können Sie machen was Sie wollen, es wird zu nichts führen.
Klaus Hildebrand (8.7.2010)

Sehr geehrter Herr Hildebrand,
ich habe – ganz gegen meine Gewohnheit – soeben auch einmal Kath.net gelesen und finde in ihrem dankenswerten eMail viele Gedanken von dort wieder. Sie haben auch Recht, dass über die Liebe Gottes zur Schöpfung und zu jedem Menschen, auch zum Atheisten und – was unser aller Chance ist – zu den Sünderinnen und Sündern, nicht abgestimmt werden kann. Da gilt ein großes lobpreisendes Deo gratias, zusammen mit allen, die sich in der Hand Gottes geborgen wissen. Dass dies auch Ihnen so geschenkt ist, erhoffe ich von unserem Gott, von dem Benedikt XVI. auf der Kanzel der Welt schrieb: Deus caritas ist. Ich bin für Ihre eMail dankbar.
Ihr Paul M. Zulehner

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Auch die andere Seite gibt es
sehr geehrter herr professor zulehner,
als praktizierende katholikin bin ich von den vorgängen in der katholischen kirche sehr betroffen und gleichzeitig sehr verärgert.
darum freuen mich immer wieder ihre offenen stellungnahmen, ihre klaren worte und das heutige inserat in "die presse"!
herzliche grüße aus tirol
mona zerlauth-gschnitzer (9.7.2010)

Sehr geschätzte Frau Zerlauth-Gschnitzer !

Danke für Ihre aufmunternde eMail. Ich bin froh, dass sich die Trauer an einem Ort sammeln kann und sichtbar wird. Das war der Hauptgrund des Inserats, Heilung für die traurigen Seelen.

Herzlich Ihr Paul M. Zulehner

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Zum Bischofswechsel in der Diözese Eisenstadt

Von Paul M. Zulehner:

In tiefer Trauer über das Vorgehen in der Diözese Eisenstadt und in dankbarem Respekt vor Bischof Iby.
Er war ein pastoraler Bischof. Nah bei den Leuten. Besuchte immer wieder Gemeinden und ihre Priester. Auch mutig war er in seiner langen Amtszeit. Als der Dialog für Österreich abgewürgt wurde, setzte er ihn als Dialog fürs Burgenland fort: Bischof Dr. Paul Iby.

75jährig geworden, reichte er seinen Rücktritt ein. Seinen Wunsch, noch das Diözesanfest am 11.11.2010 mit der Diözese feiern zu dürfen, hat er dem Nuntius vorgetragen. Dieser versprach, sich in Rom dafür zu verwenden.

Die Suche nach dem Nachfolger setzte rasch ein. Der Sekretär der Bischofskonferenz Ägidius Zsifkovics galt früh als Favorit. Kroatischer Burgenländer: allein das sprach für ihn. In der Diözese regte sich Widerstand. Eine Abordnung ging zum Nuntius. Auch zu mir kamen einzelne und Gruppen und baten mich, mich an geeigneter Stelle zu verwenden. Was ich auch tat.

Nun ist Ägidius Zsifkovics Bischof von Eisenstadt. Ihm ist nur das Beste zu wünschen, der Geist der Kraft und der Besonnenheit. Die Kirche auch in Burgenland hat es ja nicht leicht. Ob es ihm beispielsweise gelingt, die Ausdünnung der Eucharistiefeiern zu stoppen: ein Anliegen, das Bischof Paul sehr am Herzen lag und weshalb er auch nicht scheute, über den Zölibat öffentlich zu diskutieren. Ihm ist die Feier der Eucharistiefeier ein höheres Gut als das Gut der ehelosen Lebensform der römisch-katholischen Priester (bei den griecisch-katholischen ist das ja nicht der Fall).

Es ist kein Detail am Rand: So wie einst Kardinal König von der Ernennung von Groer unterwegs in Amerika aus der Presse erfahren hat, erfuhr Bischof Iby von der Ernennung seines Nachfolgers über die Kronenzeitung. Erst später rief ihn der Apostolische Nuntius an. Aus informierten Kreisen ist zu hören, dass dies aber nicht am Nuntius lag, sondern an einer Indiskretion aus der Regierung, wo jemand der Kronenzeitung die Nachricht verfrüht mitteilte. Es soll auch bereits eine Entschuldigung der Regierung beim Apostolischen Nuntius gegeben haben.

Dass es jetzt bei der Emeritierung von Bischof Paul Iby so rasch ging, hat mit seinen Äußerungen in den letzten Wochen zu tun. Er hat damit nicht nur bei seinen bischöflichen Mitbrüdern, sondern auch in der Bischofskongregation Unmut ausgelöst, was zur Ablösung vor dem Diözesanjubiläum am Martinsfest führte. Zudem hatte Bischof Paul ja auch in der Diözese Eisenstadt nicht nur Freunde.

Die Österreichische Kirche steckt in einer schweren Vertrauenskrise, die tief ins Kirchenvolk hineinreicht. Dabei zeigt die jüngste Pfarrerstudie, dass sehr viele im Kirchenvolk (die Pfarrer meinen drei Viertel!) der Kirchenleitung mißtrauen, nicht der Kirche und noch weniger dem Evangelium. Die Leute sind nicht so glaubenslos, wie manche sie gern hätten. Aber die Kirche macht ihnen derzeit das Glauben und noch mehr das Leben mit der Kirche nicht leicht. Die Ernennung neuer Bischöfe könnte ein Signal sein, dass Vertrauen wieder gewonnen werden will. Wurde in Eisenstadt die Chance wirklich genützt? Man wird sehen.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Geht das Köpferollen weiter?

Heute reißen die unfassbaren Meldungen nicht ab - wer kann das verkraften!?
Sollte diese letzte Nachricht stimmen, wäre es ein Wahnsinn! Welch ein Machtrausch!
Ich bin schon gespannt auf die Begründungen, die dem Mantel des Schweigens zu entlocken sein werden.


Eisenstadt: Muss Caritas-Chef weg?
19.10.2010 (Die Presse)
Der neue Bischof plant einen weiteren Personalwechsel.


[EISENSTADT/d.n.]Das Köpferollen in der Diözese Eisenstadt geht offenbar weiter. Nach dem Wechseln der Chefs aller Ämter und des Priesterseminars überlegt Bischof Ägidius Zsifkovics nun auch die Ablöse des Chefs „seiner“ diözesanen Caritas Markus Glatz-Schmallegger.

Am Bischofssitz selbst war gestern, Dienstag, niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Franz Küberl, Präsident der Caritas Österreich, sagte auf Anfrage der „Presse“ zu den Ablöseplänen: „Ja, auch ich habe davon gehört. Ich würde das nicht verstehen. Aber es ist natürlich zu respektieren, dass der Bischof das Recht der freien Besetzung hat.“ Er lobt Eisenstadts Caritas-Direktor als einen „exzellenten Mitarbeiter“.

Schmallegger war bis zu seiner Ernennung durch den heutigen Altbischof Paul Iby im Jahr 2005 Mitarbeiter der Katholischen Sozialakademie und hat am Sozialwort der christlichen Kirchen mitgeschrieben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2010)

Kirchentüren geschlossen

Kommentar von DIETMAR NEUWIRTH (Die Presse)
Kardinal Schönborn stellt sich dem Dialog. Bischofskollege Zsifkovics verweigert ihn.


Mehr oder weniger aufmerksam beobachtet die Öffentlichkeit Versuche Kardinal Christoph Schönborns, sich der Kirchenrealität zu stellen. In drei Diözesanversammlungen – die vorerst letzte endete am Wochenende – hat er sein Kirchenvolk auf Strukturreformen eingeschworen. Die werden durch den markanten Rückgang der Zahl der Katholiken, Messbesucher und Priester diktiert. Denn dass Schönborn als (zwar wichtiger, aber eben auch „nur“) Kardinal weder den Zölibat abschaffen noch gesellschaftliche Entwicklungen ungeschehen machen kann, muss als bekannt vorausgesetzt werden.

Östlich von Wien dreht ein neuer Bischof zumindest kirchenintern die Zeit zurück. Ägidius Zsifkovics stellt in Eisenstadt Kritiker kalt, sagt lange vorbereitete Treffen mit allerlei, oft von Laien beherrschten Räten oder Gremien ab – und geht Kontakten mit kritisch (nach-)fragenden Journalisten aus dem Weg. Gleichzeitig vergrößert er seine Zentralstelle um drei vorher in der kleinsten Diözese Österreichs nicht gekannte, von Priestern besetzte Posten. Eine zumindest eigenwillige Reaktion auf die oben beschriebenen Phänomene einer schrumpfenden Kirche. Und zum Interviewboykott meint Generalvikar Georg Lang entschuldigend, der Bischof wolle nicht jedes Mal auf dieselben Fragen antworten. Noch Fragen?

Generalvikar Georg Lang antwortete nur schriftlich

Rochaden: Jedes Mal dieselben Fragen
"Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2010
In Eisenstadt war trotz mehrmaliger Versuche niemand zu einem Gespräch über die Personalrochaden verfügbar. Generalvikar Georg Lang antwortete nur schriftlich – auf schriftlich gestellte Fragen.


Die Presse: Mit welcher Begründung wurde der Leiter des Priesterseminars seines Amtes enthoben?
Georg Lang: Es ist üblich, dass ein neuer Chef sich seine engsten Mitarbeiter aussucht.

Weshalb benötigt Eisenstadt als einzige Diözese einen Moderator?
Normalerweise nimmt diese Agenden der Generalvikar wahr. Da ich mit dem Bischof vereinbart habe, dass ich weiterhin als Pfarrer der Passionsspielpfarre St.Margarethen i. B. tätig bin, habe ich ihn gebeten, dass er einen Moderator ernennt, der sich die Arbeit in der Kurie mit mir teilt.

Weshalb zusätzlich zwei Bischofsvikare für eine kleine Diözese?
Besonderes Merkmal unserer Diözese ist, dass mehrere Volksgruppen beheimatet sind. Um diesen den ihnen zustehenden Stellenwert zu geben, hat der Herr Bischof die Bischofsvikare ernannt.

Weshalb gibt der Herr Bischof nicht-kirchlichen Medien keine Interviews?
Ist mir so nicht bekannt. Der Herr Bischof wollte nicht jedes Mal auf dieselben Fragen antworten. Deshalb hat er der „Kirchenzeitung“, APA und Kathpress Antwort gestanden. Daraus konnten alle anderen ihre Informationen beziehen.

Neuer Bischof in Eisenstadt regiert

Neuer Bischof in Eisenstadt regiert mit eiserner Hand

"Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2010

Köpferollen unter dem neuen Bischof Ägidius Zsifkovics: Chefs von Ämtern und Stabsstellen wurden ausgewechselt, neue Zentralstellen geschaffen. Kritiker sprechen von frostigem Klima. Interview-Anfragen bleiben unbeantwortet.

Eisenstadt/Wien. Der Brief beginnt mit „Hochwürdiger Mitbruder!“. Abgesehen von dieser Anrede hält sich der neue Eisenstädter Bischof, Ägidius Zsifkovics, mit Förmlichkeiten nicht weiter auf und kommt sogleich zur Sache: „Da Sie meiner mündlichen Aufforderung zum freiwilligen Amtsverzicht nicht nachgekommen sind, bin ich genötigt, Ihnen mitzuteilen, dass Sie von Ihrem Amt als Regens des Priesterseminars enthoben sind.“

Seither ist Johannes Pratl Ex-Chef der Priesterseminars, Doktoratsstudent und Aushilfspriester. Über die konkreten Gründe des Hinauswurfes schweigt sich der Bischof im Dekret diskret aus. In anderen Punkten wird Zsifkovics hingegen sehr deutlich: „Ich fordere Sie auf, die Regenswohnung unverzüglich für Ihren Nachfolger freizumachen.“ Und zum Abschluss schreibt er: „Ich ersuche Sie eindringlich, diesem Dekret im gelebten priesterlichen Gehorsam nachzukommen.“

Was sich Pratl zuschulden kommen hat lassen? Er ist im Vorfeld der Bischofsernennung bei Kardinal Christoph Schönborn und Nuntius Peter Stephan Zurbriggen vorstellig geworden, um sich gegen eine Ernennung von Zsifkovics zum Nachfolger Paul Ibys zu wenden. Manche hatten gehofft, nach der Weihe werde Zsifkovics seinen Kritikern die Hand reichen.

Beispielloses Personalkarussell

Was der neue Bischof jedenfalls gemacht hat, ist, ein in der Diözese Eisenstadt beispielloses Personalkarussell in Gang zu setzen. Alle wichtigen Positionen wurden neu besetzt: Generalvikar wurde Georg Lang, Michael Wüger ist nun Direktor des Pastoralamts, Erich Seifner Chef des Schulamts. Gleichzeitig wurden drei Posten in Eisenstadt neu geschaffen: Zsifkovics beruft zwei Bischofsvikare (Stefan Vukits für die kroatische, László Pál für die ungarische Volksgruppe) und er kreiert – einmalig in ganz Österreich und eine kirchenrechtliche Rarität – die Stelle des „Moderators der Diözesankurie“: Petar Ivandić. Er scheint laut übereinstimmenden Berichten der verlängerte Arm des Bischofs zu sein, der auch die Befolgung von dessen Anordnungen überwacht. Ivandić ist also nach Zsifkovics der eigentliche starke Mann der Diözese.

Kritiker: Angst geht um

Für Eduard Posch, Vorstandsmitglied der Laieninitiative und Initiator eines kritischen Blogs, herrscht derzeit „ein frostiges Klima“ in der Diözese. „Bei vielen, die vom Bischof beruflich abhängig sind, geht auch die Angst um“, sagt er.

Und was sagt der Bischof? Nichts. Mehrere Interview-Anfragen der „Presse“ und anderer nicht-kirchlicher Medien blieben unbeantwortet. Lediglich in der Kirchenzeitung der Diözese findet sich ein Interview. Das freilich – entgegen allen (selbst bei Kirchenzeitungen sonst geübten) Gepflogenheiten – namentlich nicht gezeichnet ist. Schon macht im Burgenland das böse Gerücht die Runde, der Bischof habe sich die Fragen im „martinus“ selbst gestellt. Barbara Horvath-Piroska, Leiterin des Kommunikationsbüros, dementiert. Sie räumt nur ein, dass das Interview in schriftlicher Form erfolgt sei. Kirchenzeitungs-Chefredakteur Walter Fikisz war für eine Stellungnahme nicht verfügbar. Ähnliches gilt für Generalvikar Georg Lang und Moderator Ivandić. Aus Termingründen seien beide nicht zu sprechen, hieß es mehrmals aus dem Büro des Bischofs. Erst nach Rückrufbitte per E-Mail war Lang bereit, auf schriftliche Fragen schriftlich zu antworten.

Benedikt, Bischof, Diener der Diener Gottes,

an den geliebten Sohn ÄGIDIUS ZSIFKOVICS aus dem Klerus der Diözese Eisenstadt, bislang Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, in der Kurie von Eisenstadt Leiter des Referates für die pastorale Belange des kroatischen Volksteiles und Pfarrer von Wulkaprodersdorf, erwählter Bischof des Bischofssitzes der obengenannten Diözese, Gruß und Apostolischen Segen.

Das überaus verantwortungsvolle Amt des obersten Hirten der ganzen Herde des Herrn, das Wir ausüben, fordert unter anderem von Uns, dass Wir für den Bischofssitz von Eisenstadt, der durch die Annahme des Rücktritts des verehrungswürdigen Bruders Paul Iby vakant geworden ist, entsprechend Vorsorge treffen.

Da Du, geliebter Sohn, mit offenkundigen Talenten begabt und mit den Bedürfnissen der Ortskirche vertraut, als geeignet erscheinst, diese zu leiten, ernennen Wir Dich auf Vorschlag der Kongregation für die Bischöfe kraft Unserer Apostolischen Vollmacht zum Bischof von Eisenstadt mit allen Rechten und Pflichten. Wir erlauben, dass Du die Weihe von jedem beliebigen katholischen Bischof außerhalb der Stadt Rom unter Beachtung der liturgischen Vorschriften und nach vorheriger Ablegung des katholischen Glaubensbekenntnisses so wie des Treueides Uns und Unseren Nachfolgern gegenüber gemäß den heiligen Canones empfängst. Wir verfügen darüber hinaus, dass Du dieses Schreiben Deinem Klerus und Volk zur Kenntnis bringen lässt; diese fordern wir auf, dass sie Dich gerne annehmen und mit Dir verbunden bleiben.

Dir schließlich, lieber Sohn, erbitten Wir die Gabe des heiligen Geistes, mit deren Hilfe Du die Dir anvertrauten Gläubigen so weiden mögest, dass sie im Glauben, in der Hoffnung und vor allem in der gegenseitigen Liebe täglich wachsen, eingedenk der Worte des göttlichen Meisters: "Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe." (Joh 15,12). Sein Friede sei auf die Fürbitte der Seligen Jungfrau Maria immer mit Dir und mit der kirchlichen Gemeinschaft von Eisenstadt, die Uns sehr teuer ist.

Gegeben zu Rom bei Sankt Peter, am 9. Juli des Jahres des Herrn 2010, im 6. Jahr Unseres Pontifikates.
Benedikt XVI., Papst

Montag, 18. Oktober 2010

Nur gemeinsam geht es weiter

Ein neuer Bischof weckt grundsätzlich Hoffnung - weil jeder Mensch einzigartig ist und an Aufgaben auf besondere Weise heran geht.

Eine neue Leitung, ein neuer Hirte! Viele Erwartungen sind damit verbunden, die Herausforderungen sind enorm. Denn frisches Gras auf den Weiden und quellfrisches Wasser in den Bächen werden immer rarer. Die Herden bekommen Hunger und Durst zu spüren. Was tun? Einfach in ein anderes Gebiet weiter ziehen wie früher?

Viele hielten Bischof Zsifkovics nicht als den geeignetsten Hirten für diese Zeichen der Zeit. Kardinal Schönborn war sein "Eifer für das Haus Gottes" offenbar nicht unbekannt. In der Predigt bei der Bischofsweihe sprach er zunächst von der Hochzeit zu Kanaa und anschließend zum neuen Bischof von der Tempelreinigung: "Die Tempelreinigung, ja, das wird auch deine Aufgabe sein: zuerst den eigenen Tempel; der, der Du bist. Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist? sagt der Apostel."

Die ersten Veränderungen in der Diözese und vor allem die Art und Weise, wie sie Bischof Zsifkovics eifrig und im Alleingang vollzog, verunsicherten viele Gläubige. Hunger und Durst bleiben zu spüren.

Dieser Blog will die Ängste und Sorgen zur Sprache bringen und dadurch Mut machen zur Begegnung. Manchmal ist es nicht leicht, den richtigen Ton zu finden. Vor allem wenn der Blog "Begegnung und Dialog" heißt - im Spannungsfeld einer klaren Sprache und offenen Benennung von Vorkommnissen und Entwicklungen in unserer Kirche einerseits und des gewünschten Beitrags zu Begegnung und Versöhnung andererseits.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Jesus Christus ist unser Bruder...

...und hat mit uns Menschen alles geteilt:
die Freude, den Dank, das Lachen, das Hunger- und das Dursthaben,
das Weinen und das Traurigsein, sogar das Sterben.
Deshalb dürfen wir gewiss sein, dass er sich für alles interessiert,
was wir sind, was uns betrifft, ja mehr noch:
er möchte mit dir und mir zusammenseinn,
uns helfen, sich mitfreuen, uns verstehen.
Wenn wir beten, dann lassen wir Jesus Christus unseren Bruder sein.

Autor/Autorin unbekannt
martinus, 17. Oktober 2010

Samstag, 16. Oktober 2010

„... dann wird man sie nicht von der Kommunionbank weisen“

Bischof Franz-Josef Bode zur Zukunft der Kirche.

Die katholischen Bischöfe (Anmerkung: in Deutschland) lassen frischen Wind in die Kirche. Sie suchen den Dialog und deuten Reformen an. Motor des Aufbruchs ist der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Im Liborius Magazin spricht er über den Vertrauensverlust der Kirche, den Dialogprozess und die Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene: "Wenn bei einer betroffenen Person der berechtigte Wunsch nach dem Kommunionempfang vorhanden ist", sagt Bischof Bode, "dann wird man sie nicht von der Kommunionbank weisen."

Ermutigende Worte, die auch bei uns Gültigkeit haben.

Anmerkung zur Sprache - der Unterschied bei der Anrede:
"Herr Bischof," im Interview von Franz Josef Bode im Kirchenmagazin Liborius
"Hochwürdigster Herr Diözesanbischof", im Interview von Ägidius Zsifkovics in der Kirchenzeitung martinus vom 10. Oktober 2010

Freitag, 15. Oktober 2010

Begegnung von Bischof und Dechanten

Gestern (14.10.2010) waren die Kreisdechanten und Dechanten der Diözese nach Eisenstadt zu einer Begegnung mit Bischof Zsifkovics geladen. Am 13.10.2010 hatte ich sie in einer Email gebeten, bei gewissen Entwicklungen in unserer Diözese, die bei vielen Gläubigen Verunsicherung erzeugen, nicht tatenlos zuzusehen.
Vom Ergebnis dieser Begegnung werde ich ein anderes Mal berichten.

Hier meine Email vom 13.10.2010 im Wortlaut:

Meine sehr geehrten Herren Dechanten und Kreisdechanten!

Morgen (14.10) haben Sie die erste „große“ Zusammenkunft mit unserem neuen Bischof Ägidius.
Seit der Bischofsweihe (aber auch schon vorher) hat es viele Ereignisse und Entscheidungen unseres neuen Bischofs gegeben, die unter dem diözesanen Gottesvolk für Unverständnis und Mitunter auch Ärger verursacht habe.

Exemplarisch möchte ich einige Punkte nennen:
  1. Absage des Diözesantages am 23. Oktober 2010
  2. Absage des Seelsorgertages am 16. September 2010
  3. Verschiebung des geplanten Treffens der Ratsvikare vom 30. Oktober 2010 auf unbestimmte Zeit
  4. Verschiebung des ökumenischen Seelsorgertages auf unbestimmte Zeit
  5. Errichtung zusätzlicher Leitungsfunktionen in der Diözesankurie, die es bisher nicht gegeben hat und die zusätzliche Hierarchiestufen und Kosten verursachen:
    Moderator der Diözesankurie, zwei Bischofsvikare
  6. Enthebung von Johannes Pratl von seiner Aufgabe als Regens des Burgenländischen Priesterseminars
    Anmerkung: Was wohl der Anfang vom Ende der eigenständigen Priesterausbildung in der Diözese Eisenstadt sein dürfte. Eine Zusammenlegung mit dem Wiener Priesterseminar wird immer wahrscheinlicher. Bischof Paul Iby und Johannes Pratl durften die jahrelang geplanten Umbauarbeiten im Priesterseminar nicht mehr beginnen. Wer da wohl seine Hände mit im Spiel gehabt hat?
  7. Äußerst umstrittene Besetzung des neuen Direktors des Schulamtes mit dem „bekannten“ Stadtpfarrer von Oberwart, Erich Seifner
  8. Eigenartige Signale und Auftritte bei der Tagung der ReligionslehrerInnen – bei vielen geht seit dem die Angst um. Feiert das Spitzelwesen fröhliche Urständ?
  9. Großspurige und unangebrachte Inszenierung der Bischofsweihe die bei weitem nicht die gewünschte Beteiligung des Diözesanvolkes brachte. Von den erhofften rd. 5.000 TeilnehmerInnen waren es wahrscheinlich gerade einmal ca. 2.000. Davon jede Menge Musiker und Gäste mit Fahnen anderer Staaten.
  10. Der absolut unangebrachte Vergleich mit dem „aufgewärmten Gulasch“ unseres Bischofs im Zusammenhang mit den Sorgen und Nöten Wiederverheirateter und Geschiedener, des Pflichtzölibats und der Stellung der Frau in der katholischen Kirche.
  11. Die Betonung des Bischofs, dass es ihm um einen „echten Dialog“ geht, der in einem „Dialog mit Gott“ gegründet sein muss – so als ob der von Bischof Paul initiierte und geführte „Dialog mit Gott und den Menschen – Dialog für Burgenland“ kein echter Dialog gewesen wäre.
Ich möchte Ihnen/Euch diese Gedanken mit auf den Weg zur morgigen Dechantenkonferenz geben verbunden mit einem Satz von Antoine de Saint-Exupéry: „Man soll nie zuschauen, man soll Zeuge sein und mittun und Verantwortung tragen. Der Mensch ohne mittuende Verantwortung zählt nicht.“

Mit den besten Grüßen

Edi Posch


PS.: Mein Blog www.begegnung-und-dialog.at hat bis jetzt 5.106 Seitenaufrufe und ich erhalte wirklich viele Rückmeldungen – persönlich, telefonisch oder per Email: Ca. 75 % Zustimmung und Ermutigung für diese Initiative und ca. 25 % Ablehnung – oft genug verbunden mit der Aufforderung, ich soll endlich aus der katholischen Kirche austreten – was wohl auch bedeutet, dass die 75 % Unterstützer gehen sollen.


Die Kreisdechanten und Dechanten der Diözese Eisenstadt:
Kreisdechanten: Josef Prikoszovits - Eisenstadt, Ernst Zonschits - Deutschkreutz, Alois Luisser- Jennersdorf
Dechanten: Gabriel Kozuch - Andau, Branko Kornfeind - Parndorf, Zeljko Obobasic - Zagersdorf, Valentin Zsifkovits - Hornstein, Norbert Filipitsch - Neudörfl, Janusz Jamtoz - Unterfrauenhaid, Josip Sabolek - Unterpullendorf, Nikolas Abazie - Draßmarkt, Alfons Jestl - Mariasdorf, Fabian Mmagu - Großpetersdorf, Bernhard Pacher - Tobaj, Friedrich Schobesberger - Königsdorf

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Se. Exzellenz, der hochwst. Herr Diözesanbischof hat...

... das Bischöfliche Domkapitel kräftig umgekrempelt und neue Mitglieder ernannt:



Überraschend ist sicher die Ernennung des 71jährigen Dr. Hans Trinko zum Kanoniker. Hans Trinko ist sogar Vorsitzender (Domprobst) des Kapitels.

Auch Schulamtsdirektor Erich Seifner ist vom Bischof in das Domkapitel berufen worden. Das macht Viele betroffen. Offensichtlich entspricht er in der Sichtweise des Bischofs besonders den Anforderungen, die das Kirchenrecht im Can. 509 § 2 für Kanoniker festlegt: "Der Diözesanbischof darf Kanonikate nur Priestern übertragen, die sich durch Rechtgläubigkeit und einen unbescholtenen Lebenswandel auszeichnen und ihren Dienst in lobenswerter Weise ausgeübt haben."

Das Domkapitel besteht aus sieben Mitgliedern. Neben den vier neu Ernannten, gehören Mag. Martin Korpitsch, Mag. Josef Prikoszovits und Thomas Krojer dem Kapitel an.

Anmerkung zur Sprache:
Eine längst überwunden geglaubte Sprache scheint wieder Einzug gehalten zu haben. Überschwenglichste und überhöhte Ehrenbezeugungen sowie Reden in der dritten Person gehören wieder zum diözesanen Alltag:
- Se. Exzellenz, der hochwürdigste Herr Diözesanbischof
- hochwürdigste Herren
- hochwürdige Herren

Es geht auch anders - zum Beispiel Bischof Erwin Kräutler:
In einem Interview mit der Tageszeitung KURIER am 02.10.2010 sagt der weltweit bekannte und mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnete Amazonas-Bischof:

KURIER: Soll ich Sie mit Exzellenz ansprechen?
Erwin Kräutler: Um Himmels willen. Bitte nur Dom Erwin. In Brasilien sagt kein Mensch Exzellenz zu mir. Manchmal werde ich mit “oi Bispo” – “Hallo Bischof” angeredet. Auch im Evangelium oder der Bibel steht nichts von “Exzellenz”.

Sehr geehrter Herr Bischof Zsifkovics! Nehmen Sie sich ein Beispiel an Bischof Kräutler und stellen Sie bitte diese absolut unbiblischen und unerträglichen Ehrenbezeugungen ab.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Enquete "Zentralistische Bischofsernennungen - theologisch unhaltbare Willkür?"


Die Reformbewegungen in der katholischen Kirche Österreichs Plattform Wir sind Kirche, Priester ohne Amt, Pfarrerinitiative und Laieninitiative laden recht herzlich zu dieser Enquete ein.

Referenten:

  • Eduard Posch (zur jüngsten Ernennung in Eisenstadt)

  • Walter Kirchschläger (biblische Sicht)

  • Gerhard Hartmann (historische Anmerkungen zu einer Fehlentwicklung)

  • Heribert F. Köch (staatliche Interessen an der Ernennung)

  • Hans Peter Hurka und Martha Heizer (Vorschlag eines Diözesankonklaves)

  • Herbert Kohlmaier (zur Untragbarkeit eines autoritären Systems)


Zeit und Ort:

Samstag, 27.11.2010, "Otto-Mauer-Zentrum", Währinger Straße 2-4, 1090 Wien


Wichtiger Hinweis:

Es wird um freundliches Verständnis dafür gebeten, dass infolge des beschränkten Platzangebotes die Zusage der Teilnahme nach Maßgabe und Reihenfolge der einlangenden Anmeldungen vorbehalten bleiben muss.

Wie "demokratisch" soll Kirche sein?

Referent: em. Univ. Prof. Dr. Valentin Zsifkovits

Vorstellung des Referenten durch Dr. Herbert Kohlmaier:
Der emeritierte Ordinarius für Christliche Sozialwissenschaften an der Uni Graz Valentin Zsifkovits hat sich mit diesem Thema wiederholt und engagiert-kritisch befasst, insbesondere 1997 mit dem Buch „Die Kirche, eine Demokratie eigener Art?“, welches Helmut Krätzl als „starken Anstoß zur weiteren Diskussion im Sinne der Erneuerung“ bezeichnete.

Priesterweihe 1958, Doktor der Theologie und der Staatswissenschaften. Zahlreiche Publikationen, auch nach der Emeritierung., u. a. „Politik ohne Moral?“, „Wirtschaft ohne Moral?“, „Demokratie braucht Werte“ und zuletzt „Was wir brauchen - Ethik im Alltag“.
Bemerkenswert ist sein Brief an Bischof Kapellari, der veröffentlicht wurde und in dem der Referent den Titel „Monsignore“ zurückgegeben hat, da er nicht „Ehrenkaplan einer Amtskirche sein will, in welcher eitles Karrierestreben eine schädliche Rolle spielt“.

Wenn ihm vorgehalten worden sei, dass er häretische Aussagen treffe, müsse er darauf verweisen, dass „Bischöfe keine Kapläne bzw. Delegaten des Papstes sind“. Würden diese Basisinteressen nicht ehrlich und verantwortungsvoll vertreten, laufe der Papst Gefahr, ein „Schreibtischtäter“ zu werden.

Aus dem Referat:
In der Demokratie geht das Recht vom Volk aus und in der Kirche - so wird gesagt - von Gott. Allerdings berief sich Professor Ratzinger 1970 auf Zyprian, der sagte, dass nichts ohne den Bischof geschehen sollte - aber ebenso nichts ohne Rat und Konsens - auch des Volkes! Tatsächlich bildet die Gemeinde die innere Struktur kirchlicher Demokratie. Diese bedeutet ja, dass die Mitglieder eines Gemeinwesens in größtmöglicher und sinnvoller Weise am Bilden des Gemeinschaftswillens mitwirken sollen. Nicht „Volksdemokratie“ soll bestehen, sondern ein freiheitliche, soziale und rechtsstaatliche.

Es gibt keine Gesellschaft ohne Macht, aber Popper weist zu Recht daraufhin, dass in der Demokratie nicht Diktatoren umgebracht werden müssen, sondern abgewählt werden können. Wesentlich wäre, dass Gottes Wille im Volk verwirklicht werden kann. Pius XII. erklärte gegenüber dem Kardinalskollegium, auch in der Kirche wäre das Subsidiaritätsprinzip anzuwenden - die Hierarchie bilde da kein Hindernis, was auch Nell-Breuning so sah.

Das bedeutet: Was der Einzelne leisten kann, darf ihm nicht entzogen und von der übergeordneten Instanz nicht in Anspruch genommen werden. Nicht zu Unrecht wurde daher der Kirche vorgeworfen, dieses von ihrer Soziallehre verkündete Prinzip nicht in den eigenen Reihen vorbildhaft anzuwenden.

Der Heilsdienst würde dies aber erfordern. Doch warum geschieht das nicht? Wer Macht hat, will nicht, dass sie beschränkt wird. Aischylos sagt, dass viel Leiden daher kommt, dass zu spät geschieht, was früher hätte geschehen können. Das gilt auch für die Spaltungen in der Kirche. Man muss bedenken, dass der Papst eine Macht hat, die er - außer er wäre eine göttliche Person - gar nicht ethisch verantwortungsvoll ausüben kann. Macht bedarf der Teilung, immer der ausreichenden Information und des Lernens anhand von Fehlern. Einseitige Information kann viel schaden, wie die jüngsten Fehler gezeigt haben - leider gibt es ja auch die Intrige.

Es geht um die Entziehung der Willkür, Selbstbestimmung ist der wesentliche Faktor der Freiheit. Beteiligung des Volkes heißt nicht Druck von der Straße! Die Verantwortung für alle muss natürlich von qualifizierten Personen ausgeübt werden. Wenn gesagt wird, die Kirche sei keine Demokratie, muss hinzugefügt werden, dass sie auch keine Diktatur im Namen Gottes sein darf. Die positiven Erfolge der Demokratie können in jeder Gemeinschaft verwirklicht werden. Das muss Schritt für Schritt in einem fairen Kampf erarbeitet werden, denn Mitbestimmung wurde nie geschenkt. Zählen müssen die Argumente, und zwar mutige!

Aus den Antworten in der Diskussion:
* Es gibt eine Kirchenenttäuschung, die vielen zu schaffen macht - hier liegt die tiefe Wurzel der Religionskrise. Es bedürfte der „unsichtbaren Wirkung der sakramentalen Gnade“, nicht aber fraglicher Heilmittel (wie Medjugorje ...)

* Auch in der Kirche ist der „Produktionsfaktor“ Personal entscheidend, doch derzeit finden wir überall ein schwaches Führungspersonal, was auch den Nachwuchs betrifft - es besteht also Handlungsbedarf!

* Sehr viel liegt am Rekrutierungssystem. Was den Zölibat als Hindernis betrifft, wäre es eigentlich logisch, zuerst auf bereits ehelos lebende Frauen zurückzugreifen! Zulehner sagte bekanntlich, dass der Zölibat (neben der Einehe) zu den „Hochrisikolebensformen“ zähle.

* Schon in der Bibel wird Widerstand gegen Könige geleistet, weil Gott als der alleinige Herrscher angesehen wurde. Priester waren aber als „Gralshüter“ des Willens Gottes auch Herrscher.

* Es gibt zu allen Zeiten viel Wandel, der auch die Symbole und die verwendete Sprache betrifft. Uniformen kommen eigentlich „aus der Hölle“! Überholte Strukturen haben niemals Bestand, wenn sich das Bewusstsein ändert.

* Das Wichtigste in einer positiven Entwicklung ist immer das gute Beispiel. Paulus verlangt bekanntlich, dass ein Bischof ein guter Familienvater sein soll.

* Leider gibt es „therapieresistente“ Menschen. Würde jeder in seinem Verantwortungsbereich richtig handeln, wäre alles gewonnen - trotz allen Elends der Welt! Es hat auch Jahrhunderte gedauert, bis sich die Menschenrechte durchsetzten und die Sklaverei überwunden wurde.

* Bei jedem langwierigen Prozess ist im Kleinen anzufangen, wir brauchen die Tugend der aktiven Geduld. Es gibt auch einen Wandel des Rechts durch Nichtbeachtung, also „zivilen Ungehorsam“. Bischof Lobinger hat berichtete, wie man sich in Südafrika beim Priestermangel geholfen habe - man habe auf den Vatikan einfach nicht gewartet.

* Was die Wahl der Bischöfe betrifft, habe ich konkrete Vorschläge für anzuwendende Modelle - es sollten von der Diözesankirche Vorschläge kommen - 3 gereihte Personen -, wobei auch die Nationalkirche befasst werden sollte. Um der Überforderung des Papstes zu begegnen, sollten im Sinn des Subsidiaritätsprinzips Patriarchate der Kulturkreise gebildet werden.

* Die Kirche darf nicht mit dem Reich Gottes gleichgesetzt werden, dieses darf nicht hinaus geschoben werden.

* Es bedarf der heute fehlenden praktischen Begabung, nicht der konservativen Gruppen, damit etwas weitergeht in Rom - es gibt eine Wahrheit der Resultate und der Fakten.
Schmidtmayr versucht ein Resümee: Wir müssen in unserem Lebensraum Kirche so leben, wie sie sein sollte. Wir müssen uns immer zu Wort melden, auch kritisch - es bedarf jedenfalls des „langen Atems“...

Zur Beachtung: Das Buch des Herrn Vortragenden „Die Kirche, eine Demokratie eigener Art?“ ist nach wie vor im Buchhandel erhältlich - LIT - Verlag 1997, ISBN 3-8258-3422-0.

Tagung des "Lainzer Kreises" am 15. März 2009. Für das Protokoll: Herbert Kohlmaier

Dienstag, 12. Oktober 2010

"...Das Volk Gottes verhält sich also völlig anders als die Bischofskongregation in Rom..."

Leserbrief von Pfarrer Gerhard Hackl, Waldegg, N.Ö. im Nachrichtenmagazin "Kirche In" (10/2010):

"Für Bischof Dr. Paul Iby gab es bei der Verabschiedung tosenden Applaus und stehende Ovationen. Bischof Iby war überaus beliebt, weit über die Grenzen seiner Diözese Eisenstadt hinaus.

Das Volk Gottes verhält sich also völlig anders als die Bischofskongregation in Rom. Sie ließ die primitivsten Formen des Anstandes vermissen. Bischof Dr. Paul Iby musste den Namen seines Nachfolgers zuerst aus den Medien erfahren und sein Wunsch, das 50-jährige Diözesanjubiläum noch als Diözesanbischof feiern zu können, wurde einfach ignoriert. Ist das der Dank?

Wo ist da der HEILIGE GEIST spürbar? Ganz deutlich beim Volk Gottes! Die Bischofskongregation sollte sich rasch bei Bischof Dr. Paul Iby und dem Diözesanvolk des Burgenlandes für ihr erschütterndes Verhalten, das mit Recht Zorn und Empörung hervorrief, entschduldigen!"

Montag, 11. Oktober 2010

Predigt von Pfarrer Dietmar Stipsits

Evangelium vom 28. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C:
Lk 17,11-19


"Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa. Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und während sie zu den Priestern gingen, wurden sie rein. Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, daß er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. Dieser Mann war aus Samarien.
Da sagte Jesus: Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo sind die übrigen neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden? Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dir geholfen."

Die Predigt:
Liebe ChristInnen!

„Was ist geblieben?“ Diese Frage könnte sich Jesus stellen, nachdem er die zehn Aussätzigen geheilt hatte, und nur ein einziger zu ihm zurückkam. Dieses Fragen „Was ist geblieben? Was bleibt?“, dieses Aufhorchen, diese Sorge ist auch in unserer Kirche heute immer wieder zu hören und absolut verständlich: Wer Glaubensinhalte und Formen gelebten Glaubens als lebenstragend, als formend und bestimmend erfahren hat, der lässt kaum davon los und möchte dazu noch, dass auch andere diese Erfahrungen machen können - je näher diese Anderen einem stehen, desto intensiver der Wunsch, die guten Erfahrungen weitergeben zu können.

Immer dann aber, wenn eine religiös geprägte Gesellschaftsform nicht mehr deckungsgleich ist mit der Gesamtgesellschaft, werden wir hinnehmen müssen, dass jene Formen der Religiosität, für die unser Herz brennt, nicht von allen, vielleicht nur von wenigen geteilt werden.

Schauen wir aber auf die Situation ein wenig genauer, dann lässt sich etwas feststellen: Auch wenn die neun Anderen die Nähe Jesu gemieden haben, unterscheiden sie sich von dem Einen, der zurückgekommen ist, im Wesentlichen ja nicht: Alle Zehn sind doch von Jesus berührt worden und haben Heil erfahren. Nur die Reaktion darauf ist sehr unterschiedlich ausgefallen. - Ein Hinweis für heute?

Vor einiger Zeit hat das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut in St. Gallen eine Studie veröffentlicht unter dem Titel „Lebensstil, Religiosität und Ritualbedürfnis in jungen Familien“. Die Studie kommt zu der Erkenntnis, dass die Menschen, die fern der Kirche leben, längst nicht automatisch fern der Religiosität sind. Mit der „Welt Gottes in Kontakt zu treten“, wie das im Text der Studie heißt, ist durchaus Wunsch vieler. Nur führt der Weg dahin eben oftmals nicht durch die Kirchentür.

Wer am Sonntag hier in die Kirche kommt, lebt eine spezielle Form der Religiosität, die vor allem durch die Gemeinschaft der Kirche geprägt ist und durch den Wunsch, die zeichenhafte Nähe Gottes hier im Raum zu erfahren. Diese Form ist aber heute nicht mehr die einzige, die gesucht wird, und sie ist längst nicht die häufigste: Wer „vom Unbegreiflichen ergriffen“ werden will, wie das Pierre Stutz mal formuliert hat, sucht sich für dieses Erleben oft ganz eigene Orte. Die Kirche mit ihren Angeboten kann ein solch ein Ort sein, muss es aber nicht.

Was bedeutet dies für unsere Kirche als Institution? Ja, sicher ist ein Dilemma da - ohne Zweifel. Und das spüren wir – wenn wir ehrlich sind – derzeit hautnah. Es stellt sich die Frage: Machen wir weiter, nach alter, liebgewonnener Tradition, streng nach Dogma und Doktrin, ohne nach rechts und links zu schauen, ohne die Entwicklungen dieser Welt um uns herum wahrzunehmen? Dann wird Kirche, werden wir als Gemeinden zu Ghettos weniger Gleichgesinnter am Rande der Gesellschaft.

Konkreter werdend: Auf der einen Seite Kirchenleitungen, die beständig nach Rom schielen und auf Gefallen aus sind; deren Sorge allein die korrekten Liturgien und die „wahre Lehre“ sind und Menschen, die gut zur „ihrer“ Kirche passen und die vergangenen Zeiten hochjubeln und darin die einzige Rettung zu finden meinen. Auf der andern Seite finden wir Kirchenverantwortliche und engagierte ChristInnen, die sich beständig fragen: Wie können wir Kirche heute zeitgemäß verwirklichen? Wie können wir Gottes frohmachende Botschaft den Menschen von heute befreiend vermitteln?

Ich finde: Diese Spannung löst sich erst, wenn man aufeinander zugeht und der jeweils anderen Gruppe das Kirche-Sein nicht abspricht. Oder anders formuliert: Niemand hat in diesem Prozess die Wahrheit gepachtet - niemand hat allein das Heil in der Tasche.

Ich kehre zurück zu meiner Ausgangsfrage: „Was ist geblieben? Was bleibt?“ Kardinal König beantwortet diese Frage für mich sehr treffend, wenn er sagt: „Weder durch lautes Geschrei noch durch eiferndes Gezänk, noch durch anmaßende Besserwisserei, auch nicht durch vorschnelle Verurteilungen und Verdammungen wird die Kirche heute das Ohr und die Herzen der Menschen erreichen, sondern durch ein Wort der Güte und des Mitgefühls, ein Wort des Friedens und des Verständnisses. Ein Wort der Liebe.“ – heute und bis in Ewigkeit.

Dietmar Stipsits ist Pfarrer in Bad Tatzmannsdorf.

Postings auf kath.net

Unser Blog findet auch bei kath.net Beachtung. Textpassagen werden zum Teil dort abgedruckt und lächerlich gemacht. Das Vorgehen von Bischof Zsifkovics wird als vorbildlich dargestellt.

Zum Beispiel ein Posting von Rick am 8.10.2010:

Ausmisten Bischof Ägidius hat sich sicherlich jahrelang (er war ja immer der wahrscheinlichste Nachfolger Ibys) auf die Übernahme der Diölzese vorbereitet, andere geglückte (St. Pölten) und ungeglückte (Linz) Umgestaltungen studiert - und nichts dem Zufall überlassen. Er ist nicht nur echt katholisch, sondern auch klug - damit haben Posch & Co. anscheinend nicht gerechnet. Jetzt wird jedenfalls ausgemistet ... hoffentlich mit Vorbildwirkung auf die nächsten Bischofsernennungen, die bald anstehen.

Bischof Zsifkovics besucht Heimatgemeinde

Ein großer Empfang wurde Bischof Ägidius Zsifkovics in seiner Heimatgemeinde bereitet. Es gab auch kritische Stimmen.

Samstag, 9. Oktober 2010

Anzeichen einer fürchterlichen Diktatur.....

Gastbeitrag von Hans Peter Hurka, Vorsitzender der Plattform "Wir sind Kirche":

Die ganzen Ereignisse in der Diözese Eisenstadt erzeugen eine fürchterliche Angst unter den Angestellten in der Diözese und jenen, die von einer "missio" abhängen. Das sind die Anzeichen einer fürchterlichen Diktatur, wo die Menschen einander nicht mehr trauen können, weil sie um ihren Arbeitsplatz fürchten. Unter solchen Umständen kann das "Reich Gottes" nicht wachsen. Es wird unterdrückt.

Das Schlimme ist aber dass ein Klima entsteht, welches die unmittelbar Betroffenen nicht mehr atmen lässt. Hier zuzuschauen, wie die Menschen unter Druck kommen und nur mehr als Maschinen des Vatikans arbeiten sollen, ist unverantwortlich. Jede und Jeder zieht sich zurück in seine Höhle und wartet darauf, was passiert. Verständlich, aber Lösung ist es keine. Weder für die unmittelbar betroffene Person noch für die Gemeinschaft.

Wir brauchen kluge Lösungen, welche das System blockiern, im Idealfall zum Sturz bringen. Gottes Reich kann nur in Freiheit wachsen - nicht unter erzwungenen, diktatorisch anmutenden Bedingungen.

Ergänzungen zur Tagung der ReligionslehrerInnen


Eva Maltrovsky schrieb einen Bericht für das Institut für religionspädigogische Bildung (6.10.):
Begegnung Diözesanbischof Dr. Ägidius Zsifkovics mit ReligionslehrerInnen AHS/BMHS


Ein weiterer Diskussionsbeitrag zur Religionslehrertagung:
Das Problem bei der Weitergabe der unverfälschten kirchlichen Lehre besteht nicht darin, dass wir ReligionslehrerInnen das nicht alles bestens kennen und weiterzugeben versuchen würden. KeineR hat ihr/sein Zeugnis in der Lotterie gewonnen. Während jedoch vor einigen Jahren die SchülerInnen noch rebellierten und diskutierten, wenn „Unfehlbarkeit“ oder „kirchliche Sexualmoral“ auf dem Lehrplan standen, ist ihnen das heute völlig egal. Die Jugendlichen haben keine Ahnung, was in der Mutter-Kirche vor sich geht. Der Großteil interessiert sich nicht dafür und erwartet sich NICHTS von ihr. Das bekommen wir brühwarm und ungeschminkt zu hören.

Natürlich möchten wir mit "hörendem Herzen" darauf reagieren und sind bereit zu "evangelisieren", auch auf „neuen Wegen“. Doch welche Hilfen bekommen wir dabei seitens der Kirche außer ein Fettnäpfchen nach dem andern!? Wir sind damit an der Basis konfrontiert und haben den Hohn zu ertragen. Ob mit der Betonung auf kirchliches Lehramt und Loyalität bei der Jugend etwas zu erreichen sein wird?

Die Kirche ist dabei, die Jugendlichen zu verlieren und ihre Autorität im Sinn von „auctor vitae“ zu verspielen: sinnstiftende Kraft für Leben und Freiheit zu sein.
Und das trotz der ständig wachsenden Sehnsuch nach Sinn und „Leben in Fülle“ (Joh 10,10) in unserer Gesellschaft sowie nach einem geschwisterlichen Wort, das aus dem "hörenden Herzen" kommt.

Bischof Zsifkovics hält sich weiterhin in Deckung

Kurier

Freitag, 8. Oktober 2010

Umstrittener Schulamtsdirektor?

Mit der Ernennung des Oberwarter Stadtpfarrers Dr. Erich Seifner zum neuen Direktor des Schulamtes der Diözese Eisenstadt ist Bischof Zsifkovics zweifelsohne eine Überraschung gelungen.

Die Auswirkungen dieser Ernennung auf unsere Kirche im Burgenland wird die Zukunft zeigen. Aus heutiger Sicht ist aber zu befürchten, dass die "Früchte" dieser Entscheidung alles andere denn positiv sein werden. Die Häufigkeit und Art der Reaktionen auf die Bestellung Seifners läßt vermuten, dass sie mehr Schock denn Begeisterung auslöst.

Hört man sich in der Szene und vor allem auch in Oberwart etwas um kann man zum Schluss kommen, dass in der Person des Pfarrer Seifners offensichtlich ein durchaus nicht unumstrittener Mann vom Bischof in Diözesanleitung geholt wurde.

Er ist nicht nur durch seine Maßnahmen gegenüber der ungarischen Minderheit bekannt geworden (siehe meinen Blogeintrag vom 06. Oktober 2010 ), sondern auch durch seine offenbar nicht immer unumstrittenen Unterrichtsmethoden. Von seinem Wirken als Stadtpfarrer können wohl die OberwarterInnen am besten ein Lied singen. Ebenso LehrerInnen die mit SchülerInnen in den verschiedensten Gottesdiensten Erfahrungen mit Pfarrer Seifner gesammelt haben.

Aber auch seine Mitbrüder im priesterlichen Dienst haben ihre einschlägigen Erfahrungen mit ihm. Wie seinerzeit der Weihbischofskandidat Wagner fiel Pfarrer Seifner dadurch auf, dass er an den regelmäßigen Dekanatstreffen aller hauptamtlichen MitarbeiterInnen, Dekanatsratssitzungen und diözesanen Weiterbildungen kaum teilnahm. Und wenn, dann war immer "etwas Besonderes los". Seit Jahren nahm Pfarrer Dr. Seifner nicht mehr an den Dekanatstreffen teil.

Mit der Ernennung Dr. Seifners bestätigt der Bischof dessen bisherigen Weg und Wirken. Mehr noch: Es ist eigenlich eine - wenn auch fragwürdige - Einladung zur Nachahmung, praktisch ein Vorbild. Kann so etwas gut ausgehen?

Dokumentation des Konfliktes mit der ungarischen Minderheit auf der Homepage von www.arge-ungarn.info

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Antworten auf selbst gestellte Fragen?

In der neuen Ausgabe des "martinus" wird das erste große dreiseitige Interview des amtierenden Bischofs abgedruckt, mit Rupprecht-Fotos von Kathbild.

Wer nach dem Namen der Interviewerin/des Interviewers sucht, sucht vergeblich...

Und auf heikle Fragen antworten die Päpste...

Einen Bericht über die Eckpunkte seines Hirtenamtes bringt Kathpress, 7.10.:
Zsifkovics: "Ich wünsche mir eine einladende Kirche"

Das Interview im "martinus":
Bischof Zsifkovics: „Wünsche mir eine einladende Kirche“

300 % (!) mehr Leitungsfunktionsträger in der Diözesankurie

Bisher gab es in der Leitung der Diözesankurie
- einen Generalvikar

Nunmehr gibt es vier Leitungsfunktionen, davon drei neue (die normaler Weise bei großen Erzdiözesen Anwendung finden):
- ein Generalvikar
- zwei Bischofsvikare (für kroatische und ungarische Volksgruppen)
- ein Moderator der Diözesankurie

Das ergibt eine Steigerung von 300 %.

Bischof Zsifkovics erklärte - laut Kirchenzeitung martinus vom 10. Oktober 2010 - in seiner Predigt anlässlich der Marienfeier im Stephansdom, dass nicht religiöse Beamte, sondern Zeugen des Glaubens gefragt seien. (auch kathpress, 3.10.)


Zur Information - aus dem Kirchenrecht:
Generalvikar und Bischofsvikar
Can. 475
§ 1. In jeder Diözese ist vom Diözesanbischof ein Generalvikar zu ernennen, der ...ihm bei der Leitung der ganzen Diözese zur Seite steht.
Can. 476
Wann immer die rechte Leitung der Diözese es erfordert, kann der Diözesanbischof auch einen oder mehrere Bischofsvikare einsetzen, die in einem genau festgelegten Gebietsteil der Diözese, in einem näher umschriebenen Geschäftsbereich oder für die Gläubigen eines bestimmten Ritus oder eines bestimmten Personenkreises dieselbe ordentliche Gewalt haben, die nach allgemeinem Recht dem Generalvikar zukommt, ...

Moderator der Diözesankurie
Can. 473
§ 2. Sache des Diözesanbischofs selbst ist es, das pastorale Wirken der Generalvikare und der Bischofsvikare aufeinander abzustimmen; wo es angebracht ist, kann ein Moderator der Kurie ernannt werden, der Priester sein muss und dem die Aufgabe zukommt, unter der Autorität des Bischofs die Durchführung der Verwaltungsgeschäfte zu koordinieren sowie dafür zu sorgen, dass die übrigen der Kurie zugeteilten Personen das ihnen übertragene Amt richtig wahrnehmen.
§ 3. Wenn nach dem Ermessen des Bischofs die örtlichen Umstände nichts anderes nahelegen, ist der Generalvikar oder, wenn es mehrere sind, einer der Generalvikare zum Moderator der Kurie zu ernennen.