Montag, 30. Juni 2014

Wir LaiInnen betteln nicht!

Herrn Mag. Edi Posch
Begegnung & Dialog

Lieber Edi!

Du berichtest soeben über einen „Modellversuch“ in der Diözese/dem Bistum Osnabrück. Ehrenamtlich Tätige, von den Pfarrgemeinden dem Bischof vorgeschlagene LaiInnen leiten dort die Gemeinden. Es gibt anscheinend nur noch wenige Priester in diesem Bereich – diese dürften jetzt vor allem für den „sakramentalen Bereich“ zuständig sein.

Bei allem Verständnis: aber wir LaiInnen betteln nicht!
Angesichts der Forderungen Jesu und der von ihm erkannten unbedingten Notwendigkeit des Gemeindelebens begrüße ich diese Arbeitsaufteilung natürlich.
Als (ehrenamtlicher) Krankenseelsorger sehe ich auch die oft gesprächsweise erhobene Forderung von Priestern/Pfarrern ein, „wir (die erprobten LaiInnen) sollten doch auch die Krankensalbungen „übernehmen“. Das sollten wir - die LaiInnen - von den Bischöfen/der Hierarchie einfordern.
Bei allem Verständnis für die Zeitnöte unserer Pfarrer – aber das fällt mir überhaupt nicht ein! Wir sollten bei den Bischöfen um Kompetenzen betteln gehen? Kommt doch überhaupt nicht in Frage. Das sollen ihnen die Pfarrer und auch die Betroffenen persönlich sagen! Beinhart und unter Hinweis auf die Verpflichtung, für die „Sakramentenverwaltung“ für alle KatholikInnen Sorge tragen zu müssen. Ansonsten: Versagen!

Soll er doch selber gehen!
Einer unserer Bischöfe lehnt nach meiner Erinnerung die zumeist von LaiInnen engagiert geleiteten „Wortgottesdienste mit Kommunion“ ab. Wegen „Verwechslungsgefahr“ – soweit ich mich erinnere. O.K. – ist sein formelles Recht.
Aber dann, dann hat er mit seinen Klerikern selber zu marschieren! Seine Pflicht zu erfüllen. Jeder und jedem, die oder der den Leib des Herrn empfangen will, diesen auch zu geben. Arbeitszeiten und Repräsentationsverpflichtungen – die sind hinterrangig und werden auch diesbezüglich überprüft.

Tebartz soll arbeiten. Rückversetzung in Laienstand braucht Zustimmung!
Wir LaiInnen sind bereit, unsere Aufträge zu erfüllen. Aber wir werden „die Hierarchie“ nicht um „Zugeständnisse des Notwendigen“ betteln. Das nicht.
Und wenn wir gerade dabei sind: ich las, dass der Vatikan einen bisherigen Botschafter „in den LaiInnenstand“ zurückversetzen wolle. Wegen angeblichen Kindermißbrauchs. Dem Hohen Vatikan wäre schon zu raten, vor einer solchen „Rückversetzung“ in unseren bescheidenen „Stand“ uns als Betroffene zu fragen. Zumindest die LaiInnenorganisationen der betroffenen Diözese.

Noch ein Wort zum unglücklichen Bischof von Tebartz! Mitte 50 – und da soll er schon Pensionist sein?  Tut ihm, seiner nach wie vor Exzellenz, und auch – soweit ich weiß – den deutschen SteuerzahlerInnen das nicht an. Er muss doch einige Fähigkeiten haben, die – so wie bei anderen Frühpensionierungen – hinsichtlich der (steuersparenden) Arbeitsfähigkeit noch verwendet werden könnten. Auch in seinem persönlichem Interesse.

Lothar Müller                                                                      2014-06-28

PS.: Wurde auch an Herrn Nuntius weitergeleitet. Herzlich Lothar


Zum Thema "Krankensalbung" siehe im Blog-Archiv:
Studientag der katholischen Reformbewegungen am 29. November 2013 über Krankenseelsorge und Krankensalbung im Bildungshaus St. Virgil in Salzburg.

Sonntag, 29. Juni 2014

Verlieren

Das alte Leben verlieren heißt auch:
Sicherheiten aufgeben.
Ängste nicht weiter pflegen.
Falsche Schuldgefühle lassen.
Aus engen Traditionen ausziehen.
Sich nicht darum kümmern,
was andere sagen.

Das alte Leben verlieren heißt auch:
Die Lust am Leben bejahen.
Zu seiner Sinnlichkeit stehen.
Sich neue Räume erschließen.
Das Risiko nicht scheuen.
Dem Kreuz nicht ausweichen.

Das alte Leben verlieren heißt auch:
Neue Wege suchen.
Zu träumen wagen.
Sich schutzlos öffnen.
Lieben, bis es wehtut.
Gott vertrauen.

Roland Breitenbach, Sechs-Minuten-Predigten
für die Sonn- und Festtage im Lesejahr A, Verlag Herder,
Freiburg i. Br. 2004, 152.

Freitag, 27. Juni 2014

Priestermangel: Laien leiten Gemeinden im Bistum Osnabrück


Bistum Osnabrück startet Modellversuch

Priestermangel: Laien sollen Gemeinden leiten

Das katholische Bistum Osnabrück will Ehrenamtliche an der Leitung von Kirchengemeinden beteiligen: Von Juli an sollen Laien drei Gemeinden im nördlichen Landkreis Osnabrück – Berge, Hollenstede und Schwagstorf – ehrenamtlich führen. Wegen des Priestermangels haben diese Gemeinden keinen eigenen Pfarrer mehr, sagte die Leiterin des Seelsorgeamtes der Diözese, Daniela Engelhard.

Die Kirchengemeinden sind Teil einer Pfarreiengemeinschaft mit derzeit noch drei Priestern. Die Mitglieder des sogenannten Gemeindeteams werden auf Vorschlag des Pfarrgemeinderats vom Bischof berufen. "Die Ehrenamtlichen sollen die Gesichter der Gemeinde vor Ort sein", sagte Engelhard. Sie seien die ersten Ansprechpartner für die Anliegen der Gläubigen.

Mit dem Modellversuch reagiert das Bistum auf die zurückgehenden Priesterzahlen und größer werdenden Gemeindestrukturen. Vergleichbare Vorhaben gibt es bereits in anderen Diözesen, etwa im benachbarten Hildesheim. Dort habe man sehr gute Erfahrungen gemacht, heißt es von der Kirche.
Welt.de >>

Für die Zukunft aufgestellt - der Perspektivplan 2015
Bistum Osnabrück >>


Im Erzbistum Berlin regt sich Kritik gegen die Pfarrzusammenlegungen:

Erzbistum weist Kritik an Reform zurück
Das Erzbistum Berlin hat mit Verwunderung auf den erneuten Vorstoß von Kritikern der Diözesanreform reagiert. Generalvikar Tobias Przytarski habe bereits in Briefen an alle 2.800 Unterzeichner einer Petition Missverständnisse klargestellt, sagte Bistumssprecher Stefan Förner am Mittwoch auf Anfrage.
Katholisch.de >>

Petition an Kardinal Woelki auf der Homepage der Pfarre St-Laurentius (weiter unten suchen!!)
  • Die jetzigen Pfarreien sollen bestehen bleiben und „Pfarreiengemeinschaften“ bilden.
  • An Sonntagen soll es „Wortgottesdienste mit Kommunionspendung unter Leitung von Diakonen oder dazu beauftragten Laien“ geben.
  • „Wir wünschen uns einen synodalen Prozess“.

Antwort von Generalvikar Prälat Tobias Przytarski auf die Themen der Petition auf der Homepage des Erzbistums Berlin



Diözese Eisenstadt im Jänner 2010: Bei der Bildung der Seelsorgeräume soll der Laie in den Vordergrund rücken

Der Probegalopp
Der erste Seelsorgeraum (Krensdorf, Pöttsching, Bad Sauerbrunn und Neudörfl) ist Realität. Vor allem der Laie soll dabei in den Vordergrund rücken.
Quelle: martinus vom 10. Jänner 2010


Donnerstag, 26. Juni 2014

Haus St. Stephan: Einsparungen sind vorzunehmen

Aufgrund meines Blogeintrags vom 24.6. gab es nun eine sachliche Information zum aktuellen Stand der Gespräche über die zukünftige Nutzung des Hauses St. Stephan. Die finanzielle Situation der Diözese scheint dabei eine große Rolle zu spielen.


Die Ausgangssituation:
1. Der Wirtschaftsrat der Diözese Eisenstadt hat aufgrund der finanziellen Situation der Diözese die Empfehlung abgegeben, Einsparungen im Bildungshaus vorzunehmen.
2. Die Caritas der Diözese Eisenstadt bekam vom Sozialreferat die Anfrage, ob sie den für die Zukunft erhöhten Bedarf an Tagesbetreuung für Behinderte im Bezirk Oberpullendorf übernehmen könnte.

Nach 3 Gesprächen ergibt sich folgende Überlegung:
Der Seminarraum I (gleich links neben der Bar) und der angrenzende Seminarraum II sollen ab Jänner 2015 für eine Tagesbetreuung von Behinderten der Caritas zur Verfügung stehen.
Von Montag - Freitag von 8.00 - 17.00 Uhr. Am Abend und am Wochenende könnte der Raum laut jetziger Vereinbarung auch wieder vom Bildungshaus genutzt werden.

Das Foyer und die WC's im Erdgeschoß werden somit tagsüber und unter der Woche auch von der Caritas mitbenützt.

Die restlichen Räume des Hauses (Büro, Bibliothek im EG, Saal, Seminarraum III und kleine Aula im Obergeschoß) sollen weiterhin dem Bildungszentrum zur Verfügung stehen.

Die Sache ist aber allgemein noch nicht fix, denn nun muss die Caritas erst einmal ihr Konzept und die Pläne beim Land einreichen, dann folgt die Begutachtung, die Genehmigung, Umbaumaßnahmen, etc.

Der Bildungsbetrieb im Haus wird also auf jeden Fall bis Mitte Dezember wie gewohnt weitergehen, alles weitere ist noch offen.

Ich erinnere an die 20-Jahr-Feier des Hauses vor fast zwei Jahren und wiederhole meine Glückwünsche an die Geschäftsführerin Mag. Barbara Buchinger und ihr Team!

Krätzl: "Ohne Eucharistie gibt es keine wirkungsvolle Neuevangelisierung"

Weihbischof Helmut Krätzl
anlässlich seines Diamantenen Priesterjubiläums

"Ohne Eucharistie gibt es keine wirkungsvolle Neuevangelisierung"
Großes Interview der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" mit Weihbischof Helmut Krätzl über Priester-Werden und Priester-Sein und die zentrale Bedeutung der Eucharistie.
Erzdiözese Wien >>

Kommentar:

Krätzl für Öffnung bei Zölibat

Emeritierter Wiener Weihbischof in Kirchenzeitungsinterviews anlässlich seines diamantenen Priesterjubiläums: Sehe Gefahr, dass das Bewusstsein für die Eucharistie "austrocknet"
Kathpress >>

Mittwoch, 25. Juni 2014

Quo vadis "Haus der Begegnung"?

Die Überlegungen der Diözese, das Bildungs- und Tagungszentrum Haus St. Stephan der Caritas zu übergeben zeigen einmal mehr, wie wenig Wert die Diözese wirklich auf Bildung legt. Das Programm vom Haus St. Stephan ist reichhaltig und im Geist des II. Vatikanischen Konzils, viele engagierte Männer und Frauen, TheologInnen und Priester (nicht nur) der Region sind daran beteiligt. Zur Unterstützung des Hauses wurde 2012 sogar der Verein „Freundeskreis Haus St. Stephan“ gegründet.

Soll das Haus St. Stephan eine ähnliche Zukuft erleben wie das Haus der Begegnung (HdB) seit der jüngsten "Neuausrichtung" im März 2014? Nach der "Verabschiedung" der Schwestern aus Kroatien im Vorjahr wurde nun die Küche privatisiert und ein Großteil des Hauses an die Akademikerhilfe vermietet. Keine Erwähnung findet bisher die Schließung der Pension, denn Nächtigungen werden aus dem Programm genommen:

Falls Sie bei uns ein Seminar, eine Tagung oder Ähnliches mit Übernachtung abhalten wollen, stehen Ihnen die Eisenstädter Hotels gerne mit Ihrem Zimmerangebot zur Verfügung.
In der Nähe finden Sie preiswerte und sehr schöne Zimmer, die wir gerne empfehlen...

Als ich das Bildungs-Angebot bzw. die Veranstaltungsdatenbank nach längerem Suchen gefunden hatte, war ich vom Angebot für Juni 2014 überrascht (Juli - Dezember sind überhaupt leer):

03.6. Anbetung in der Hauskapelle
20.6. Lese- und Gesprächskreis
23.6. Trauergruppe
26.6. Herz Jesu-Verehrung

Über die Vermietung der Studentenzimmer an die Akademikerhilfe bzw. über die Unterzeichnung des Betriebsführungsvertrages berichtete martinus am 28.3. sehr pathetisch und vielversprechend: Haus der Begegnung in Eisenstadt öffnet Pforten für junge Studierende:

die Pforten des Hauses werden geöffnet
das HdB erweitert sein Angebot
wir legen nun unser Augenmerk auf die wichtige Ressource Bildung
Thema "Bildung" und Funktion des Hauses werden nun intensiviert 

Und auf der HdB-Homepage >>
... ab 2014 passt sich die Nutzung des barocken Gebäudes ... den Gegebenheiten und Wünschen der diözesanen Gruppen und der vielen Gastgruppen und TeilnehmerInnen unserer Bildungsveranstaltungen an.
Mit dieser Neuausrichtung des Gebäudes verbunden ist auch eine stärkere Betonung des „Bildungsraumes“ und der Bildungsangebote hin zur eigentlichen Aufgabe einer Bildungseinrichtung. Diese Aufgabe erfüllen wir mit gewohnter Professionalität und Kreativität, freuen uns auf die kommende Zeit und Ihren Besuch im „Haus der Begegnung“.

Bei der Unterzeichnung des Betriebsführungsvertrages fehlten sowohl Rektor EKR Mag. Wilhelm A. Ringhofer als auch Dir. DP Engelbert Marakovits

Dienstag, 24. Juni 2014

Bildungshaus Haus St. Stephan vor Übernahme durch Caritas?

In der Gerüchteküche der Diözese brodelt es wieder gewaltig: nach der Auflösung des Christophorushauses und  gravierenden Änderungen im  Haus der Begegnung soll nun das dritte Bildungshaus St. Stephan in Oberpullendorf an der Reihe sein.

Die Caritas der Diözese Eisenstadt, die bereits jetzt im hinteren Teil - dem ehemligen Internat der Landwirtschaftlichen Fachschule - ein Behindertenwohnheim führt, soll nun auch den vorderen historischen Teil vom „Schloss Rohonczy“ bekommen und mit Unterstützung des Landes Behindertenwerkstätten für Tagesbetreuung einrichten.

Montag, 23. Juni 2014

Drei Jahre „Ungehorsam“ der Pfarrer-Initiative

Drei Jahre „Ungehorsam“: „Wir waren selbst überrascht“

Vor drei Jahren veröffentlichte die Pfarrer-Initiative den „Aufruf zum Ungehorsam“. Im religion.ORF.at-Interview spricht der Vorsitzende der Initiative, Helmut Schüller, über das seither Geschehene, seine Erwartungen an den Papst und die „Causa Heizer“.

Am 19. Juni 2011 machte die österreichische Pfarrer-Initiative mit dem „Aufruf zum Ungehorsam“ Schlagzeilen. In dem Dokument, das seither auch international für großes Aufsehen gesorgt hat, stellen die Unterzeichner unter anderem fest, dass sie künftig wiederverheirateten Geschiedenen, Angehörigen anderer Konfessionen und auch Ausgetretenen die Kommunion nicht verweigern werden oder dass sie sich für die Weihe von Frauen und Verheirateten zu Priestern einsetzen wollen.

Das Dokument gab den katholischen Kirchenreformbewegungen in Österreich neuen Schwung, löste eine Debatte über den Gehorsamsbegriff in der Kirche aus und wurde sogar vom damaligen Papst Benedikt XVI. 2012 bei einer Predigt im Vatikan aufgegriffen. Die Pfarrer-Initiative widmete sich in der Folge vermehrt der internationalen Vernetzung. Zum dritten Jahrestag der Veröffentlichung des Aufrufs zum Ungehorsam traf religion.ORF.at den Mitbegründer und Vorsitzenden der Initiative, Helmut Schüller, zum Interview.

religion.ORF.at: Herr Schüller, es ist in den vergangenen Wochen und Monaten etwas ruhiger geworden rund um die Pfarrer-Initiative – woran liegt das?

Helmut Schüller: Mit dem Papst-Wechsel ist eine neue Situation in der Kirche eingetreten. Der Papst selbst sendet viele Signale in Richtungen, die wir teilweise auch angesprochen haben. Es gibt also ein großes Warten und Abwarten. Und gleichzeitig arbeiten wir derzeit vor allem an Baustellen, die die breite Öffentlichkeit vielleicht nicht so interessieren: An der Zukunft von lebendigen Pfarren, die von der Landkarte zu verschwinden drohen.

Was tut die Pfarrer-Initiative in diesem Zusammenhang genau?

Wir sind dabei, ein Netzwerk zwischen den Pfarren aufzubauen, die von Schließung und Zusammenlegung bedroht sind. Wir wehren uns dagegen und entwickeln Gemeindemodelle abseits von XXL-Pfarren, mit denen unsere Gemeinden selbstständig weiterleben können.

Generell ist in den vergangenen Jahren der Eindruck entstanden, dass die Reformbewegungen etwas müde werden. Schläft das katholische Kirchenreformlager ein?

Ich glaube schon, dass immer wieder große Enttäuschung und Erschöpfung eintritt. Es gibt ja viele Leute, die sich da schon seit Jahrzehnten engagieren und die sehr viel getan haben. Da ist es schwer, dranzubleiben, weil Resignation und Aussichtslosigkeit als eine Art dunkle Wolke über uns schweben. Ich sage aber immer: Aussichtslosigkeit ist kein Grund, etwas nicht zu tun. Wir hätten kein Zweites Vatikanisches Konzil gehabt, wenn sich nicht Menschen trotz Aussichtslosigkeit engagiert hätten.

Jetzt seit dem Papst-Wechsel herrscht eine gemischte Stimmung. Die einen sagen: „Jetzt geht’s endlich los, jetzt tut sich was.“ Die anderen sind nach wie vor skeptisch. Es steht auch die Frage im Raum, ob das vatikanische System nicht schon in sich so stark ist, dass sich selbst ein Papst nicht mehr durchsetzen kann.

Haben Sie da einen konkreten Zeithorizont im Kopf? Wie lange kann diese Aufbruchsstimmung halten, wenn sich nichts Konkretes tut?

Ich denke es geht da höchstens um drei, vier Jahre. Dann wird es ernst. Auf Dauer wird die Leute die Kraft verlassen. Wenn dieses Pontifikat ohne klare Anzeichen für Änderungen zu Ende geht, dann wird die Erwartung der Menschen in große Resignation umschlagen. Ich glaube, das ist jetzt ein ganz entscheidendes Zeitfenster.
Helmut Schüller

Was hat der „Aufruf zum Ungehorsam“ aus Ihrer Sicht gebracht?

Ich glaube, dass es ein wichtiger Schritt war, dass sich auch die Pfarrer ausdrücklich in die Reformdiskussion einbringen. Das war neu und sicher auch für die Bischöfe vollkommen ungewohnt. Die haben uns bis dahin eher als Angestellte gesehen, die durchzuführen haben.

Wir haben sicher auch eine Diskussion darüber angestoßen, was Gehorsam ist und was nicht. Es zeigt sich ja immer noch, wie Gehorsam von manchen Kirchenautoritäten verstanden wird, nämlich als ein widerspruchsloser Durchführungsgehorsam. Dabei ist die erste Instanz nach wie vor Gott, dann kommt das Gewissen und erst dann die Autorität.

Und schließlich haben wir auch klargestellt, dass wir mit unseren Anliegen nicht allein sind, weil sich auch viele Kollegen aus anderen Ländern gemeldet haben. Man hat ja sehr lang so getan, als wäre die Pfarrer-Initiative nur das Hobby einiger alt werdender Pfarrer aus dem Osten Österreichs – das sagt mittlerweile niemand mehr.

Was hat sie in diesen drei Jahren am meisten überrascht?

Wir sind zunächst selbst überrascht worden von dem Aufruhr, den das Ganze verursacht hat. Das hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Wir waren auch überrascht, dass uns etwa drei Viertel der Priester und Pfarrer sagen, dass sie im Großen und Ganzen mit uns einer Meinung sind, aber dass es viele von ihnen kaum wagen, auch offen dazu zu stehen. Und wir waren sehr überrascht, dass sich im April 2012 – also nicht einmal ein Jahr nach dem Aufruf – der damalige Papst Benedikt XVI. öffentlich zu uns geäußert hat. Das hat uns - vor allem international - eine ganze Menge an Kontakten gebracht.

Gab es auch negative Überraschungen?

Ja, zum Beispiel, dass die Bischöfe in Österreich es für notwendig halten, Mitglieder der Pfarrer-Initiative von diözesanen Ämtern auszuschließen. Das halte ich für einen völlig überzogenen Schritt. Bei den Dechanten hat es zunächst auch so ausgesehen, als würden unsere Mitglieder da ausgeschlossen. Aber dann haben die Bischöfe offensichtlich gemerkt, dass sie da sehr viele gute Dechanten verlieren würden. Es gibt jetzt, wenn eine Ernennung oder Verlängerung ansteht, so genannte klärende Gespräche, aber die anfängliche Schärfe hat sich nicht bewahrheitet.

Warum ist Ihnen persönlich eigentlich noch nichts passiert – abgesehen vom Entzug des Titels „Monsignore“? Spricht das nicht dafür, dass Kardinal Schönborn bisher keine dahingehenden Schritte in Rom angestrengt hat?

Das kann schon sein, ich weiß es nicht. Aber es hätte auch wenig Sinn, gegen einen von uns vorzugehen, wenn man das nicht flächendeckend macht. Und dazu sind sich offensichtlich die Bischöfe nicht einig genug.

Wie weit würden Sie gehen? Wenn sich zum Beispiel herausstellt, dass sich in Richtung Frauenpriestertum nichts bewegt, würden sie auch das selbst in die Hand nehmen wie sie das - laut Aufruf - zum Beispiel bei der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene tun?

Noch ist es nicht so weit. Wir wollen zunächst einmal schauen, ob da nicht doch etwas geht. Unser Ziel ist es ja, dass sich die gesamte Kirchenordnung ändert. Wenn wir bloß im Kleinen etwas ändern würden, würde das global gesehen nichts bringen. Wir haben nicht vor, Priesterinnen zu weihen, aber wir werden nach wie vor deutlich dafür eintreten.

Aber Sie sagen doch immer, dass Sie gar nicht so klein und international so gut vernetzt sind. Wäre es da nicht eine Möglichkeit, geschlossen aufzutreten und einfach mit der Weihe von Priesterinnen zu beginnen?

Wir wollen da bewusst innerhalb der Kirche bleiben und gehen deshalb davon aus, dass die Weihe von Priestern durch Bischöfe erfolgt. Selbst als Pfarrer so zu handeln, wäre erst der übernächste Schritt. Wir werden also zunächst einmal schauen, dass wir Bischöfe finden, die mit uns gemeinsam dafür eintreten. Das ist es ja, was der Papst meines Erachtens vermisst. Zuletzt hat er ja auch zu Bischof Kräutler gesagt, dass er sich mutige Vorschläge von den Bischöfen wünscht. Das heißt für mich, dass er auch bereit ist, solche Vorschläge aufzugreifen.

In letzter Konsequenz würden sie aber auch extreme Schritte nicht ausschließen?

Wenn es zum Thema Leitung von Gemeinden keine Öffnung gibt – also weder für Frauen noch für Verheiratete – dann wird es irgendwann als Notwehrmaßnahme notwendig sein, selbst Gemeindeleiter oder –leiterinnen einzusetzen. Die Zukunft der Gemeinden hat absoluten Vorrang. Das Zweite Vaticanum hat das Kirchenvolk ins Zentrum gestellt und es gibt nichts – wirklich gar nichts – das dem vorgeordnet werden kann. Wenn die Gemeinden also wirklich weiterhin in ihrem Bestand bedroht sind, dann muss es auch zu solchen Schritten kommen. Vorläufig glauben wir aber, dass der Papst hier durchaus Öffnungen vorhat. Zumindest glaube ich, dass er bereit wäre, Bischöfen, die darum bitten, Experimente zu ermöglichen.

Papst Franziskus hat aber bereits gesagt, bei der Frauenordination sei die Tür geschlossen. Auch zu anderen Themen setzt er durchaus unterschiedliche, fast widersprüchliche Zeichen. Sie sehen trotzdem die Aufbruchssignale im Vordergrund?

Eine geschlossene Tür ist ja nicht zugemauert, die kann man wieder öffnen. Es wäre etwas anderes, wenn er gesagt hätte, es gibt gar keine Tür. Also da weiß ich nicht genau, wie es in diesem Punkt weitergeht. Aber ganz sicher weiß ich, dass er sich mehr von den Bischöfen erwartet – mehr Vorstöße, Vorschläge, Forderungen. Wenn die Bischöfe auf die Menschen an der Basis und deren Bedürfnisse hören und dementsprechend Vorschläge bringen, dann könnte sich da schon etwas bewegen. Es wird sich zeigen, ob die Bischöfe auf diese Provokation des Papstes einsteigen.

Welche Rolle spielt die Bischofssynode zu Familienthemen, die im Herbst im Vatikan stattfindet, in diesem Zusammenhang?

Es gibt natürlich große Erwartungen, allein schon aufgrund des unüblichen Schrittes im Vorfeld, die Leute an der Basis zu befragen. Diese Umfrage hat überall auf der Welt klar gezeigt, dass Welten zwischen den Ansichten der Gläubigen an der Basis und der Kirchenlehre liegen. Ob es eine Annäherung gibt, werden wir sehen. Allein die Art, wie dort diskutiert wird und wer eingeladen wird, für die Laien zu sprechen, wird schon viel aussagen.

Aber was denken Sie persönlich - was wird dort passieren?


Ich erwarte mir schon, dass es klare Positionsöffnungen gibt – klare Signale, dass die Kirchenleitung bereit ist, Lebenswirklichkeit anzuerkennen und bestimmte Dinge zu relativieren. In dieser ersten Synode heuer wird es über solche Öffnungen und Gesprächsanstöße nicht hinausgehen. Bei der Synode 2016 könnte es dann schon weiter gehen.

Denken Sie, dass hier auch von den österreichischen Bischöfen Impulse kommen könnten?

Ich glaube, dass es bei den wiederverheirateten Geschiedenen durchaus aus Österreich und auch aus Deutschland Vorstöße geben könnte. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass einige Lateinamerikaner da kräftig anschieben.

Wie sieht es mit dem direkten Gespräch der Pfarrer-Initiative mit dem Papst aus? Bei Benedikt XVI. hat man das ja erfolglos versucht. Haben Sie sich auch schon an Franziskus direkt gewandt?

Ja, wir haben dem Papst vor etwa einem halben Jahr einen Brief geschrieben. Allerdings nicht als österreichische Pfarrer-Initiative allein, sondern als internationales Netzwerk. Bisher haben wir aber keine Reaktion bekommen.

In der katholischen Kirche Österreichs ist ja derzeit die Exkommunikation der „Wir sind Kirche“-Vorsitzenden Martha Heizer in aller Munde. Sie haben diese Strafe in einer Aussendung verurteilt, die Tiroler Pfarrer-Initiative hatte aber schon vorher gemeint, sie sei gegen die „Selbstermächtigung zur Eucharistiefeier“. Gibt es da intern Meinungsverschiedenheiten?

Das hat auch bei uns Diskussionen ausgelöst. Letztlich geht es um die Frage, wie eine solche Aktion einzuschätzen ist. Als österreichische Pfarrer-Initiative – auch in Absprache mit den Tirolern – finden wir, dass wir uns davon nicht einfach nur abgrenzen können. Zumindest müssen wir uns entschieden gegen das Instrument der Exkommunikation aussprechen. Das hat in unserer Zeit nichts verloren.

Aber ist es nun in Ordnung, zu Hause ohne Priester eine Messe zu feiern?

Man kann dazu stehen, wie man will – wir stellen das auch unseren Mitgliedern frei. Eines ist aber klar: Es ist eine Handlung, die einen Finger auf einen wunden Punkt legt: Die Vollmacht des Priesters zur Eucharistiefeier ist kein Selbstzweck, sondern hat immer die Funktion, einer Gemeinde zugute zu kommen. Auch für uns ist es noch so, dass wir sagen Priesteramt und Eucharistiefeier gehören zusammen, aber nur so lange, wie die Bischöfe den Gemeinden ausreichend Priester zur Verfügung stellen.

Das Ehepaar Heizer hat aber nicht zu Hause Messen gefeiert, weil es in ihrer Gemeinde keinen Pfarrer gibt, sondern zusätzlich zum Gemeindegottesdienst. Widerspricht das nicht dem Gedanken der Erhaltung der Gemeinde, der ja für die Pfarrer-Initiative so wichtig ist?

Man sollte das nicht gegeneinander ausspielen. Wir erleben ja auch in den Gemeinden, dass es andere Formen der Eucharistie gibt, als den Sonntagsgottesdienst – Jugendmessen zum Beispiel. Aber die Gemeinde bleibt immer der Bezugsrahmen – sie ist das Zeichen der Einheit zwischen Alt und Jung, zwischen denen, die einander mögen und denen, die einander nicht mögen, und so weiter. Es hat in der katholischen Tradition immer beides gegeben: die intensiveren kleinen Gruppen und die Gesamtgemeinde. Auch Mönche feiern ja für sich die Messe, ohne Pfarre zu sein.

Wie stehen Sie persönlich zu den privaten Messen?

Ich hab kein grundsätzliches Problem damit, mir ist aber die Eucharistie für die Gemeinden wichtiger. Darin sehe ich die große Zukunftsfrage. Ich würde solche Aktionen jedenfalls niemandem empfehlen, weil man sich damit – wie wir gesehen haben – in eine gefährliche Lage bringen kann.

Sonntag, 22. Juni 2014

Sorge dich nicht so viel

Sorge dich nicht so viel
und fürchte dich nicht heute schon vor dem,
was der morgige Tag vielleicht
an Unruhe und Last mit sich bringt.

Wenn du den täglichen Sorgen,
Ängsten und Lustlosigkeiten
Macht über dich gibst,
verlierst du den Blick für all das Schöne,
das du heute erleben kannst.

Öffne dich den Augenblicken,
die dich froh stimmen
und dich lächeln lassen
und dich lebendig machen.

Schaffe dir jeden Tag Raum für etwas,
das du gern tust und dir gut tut,
und sorge damit immer wieder
für DICH selbst!

Verfasser unbekannt, in:
Gebetsmappe der Burg Altpernstein, 232.

Freitag, 20. Juni 2014

Woelki: Pfarrzusammenlegung bedeutet nicht Einsparungen

Kardinal Woelki sieht katholische Kirche auf Wachstumskurs
Für Rainer Maria Kardinal Woelki ist Berlin eine Diaspora. Im Interview mit der Morgenpost erzählt er, wie er Menschen für die katholische Kirche gewinnen will - und wie er Papst Franziskus erlebt.
[...]
Auch die katholische Kirche in Berlin muss massiv sparen. Ab 2020 soll es im Erzbistum nur noch 30 größere Pfarreien geben, unter deren Dach die 105 Gemeinden erhalten bleiben sollen. Die Unzufriedenheit unter den Gemeindemitgliedern ist groß. Warum ist diese Reform nötig?

Nicht, weil wir sparen müssen. Wir versuchen bei allem, was wir machen, auf ein gutes Verhältnis zwischen Kosten und Leistungen zu achten. Wir sind bei allem immer darum bemüht zu fragen, ob es eine sinnvolle Investition ist, die den Menschen dient. Wir sind eine relativ arme Diözese und müssen uns deshalb alles gut überlegen.

Die Verringerung von Pfarreien hängt aber doch mit Einsparungen zusammen? 

Nochmals nein. Wir investieren sogar. In einem ersten Schritt sollen sich Pfarrgemeinden zu pastoralen Räumen zusammenfinden. Jeder solche Raum soll ein eigenes Büro mit Sekretariatsausstattung erhalten und in weiteren Schritten zu einer Pfarrgemeinde zusammengeführt werden. Ein Sekretariat haben viele Pfarreien momentan nicht. Seelsorger sollen damit künftig von Büroarbeit entlastet werden. Die pastoralen Räume sollen sich als Netzwerke verstehen, zu denen sich mehrere Gemeinden und andere Orte kirchlichen Lebens – Kindertagesstätten, Caritas-Beratungsstelle, kirchliches Krankenhaus, Chöre – zusammenschließen. Sie sollen zum Wohle der Menschen die Dienste besser koordinieren und anbieten.
Morgenpost.de >>

Donnerstag, 19. Juni 2014

Humor ist, wenn man trotzdem katholisch bleibt – und lacht

Beitrag von Alfred Kirchmayr:

Humor ist, wenn man trotzdem katholisch bleibt – und lacht
Die heitere Dreifaltigkeit fördern

Besonders in witzlosen Zeiten bedarf man des Witzes, vor allem des humorvollen. Sonst ist sehr schwer auszuhalten, was sich in der katholischen Kirchenleitung abspielt. Das gilt nicht nur für den peinlichen und verlogenen Umgang mit sexuellem und pädagogisch-sadistischem Missbrauch.
Das gilt besonders auch für die Art, wie die Kirchenleitung auf die christlichen Basisbewegungen und „Aufrufe zum Ungehorsam“ reagiert. Das Motto der Kirchenleitung ist offensichtlich:
„Zuerst schließen wir die Augen und dann sehen wir weiter!“
Zum Beitrag als PDF >>

Dr. theol. Dr. phil. Alfred Kirchmayr, unorthodoxer Psychoanalytiker, Humorexperte, Autor, Witzlandschaftspfleger in witzloser Zeit und Theologe mit kirchlichem Lehrverbot, lebt in Wien.

Passend hierzu:

Witz und Humor - Alfred Kirchmayr
Im denkwürdigen Jahr 1905 hat Sigmund Freud ein geniales und viel zu wenig beachtetes Buch
veröffentlicht: Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten. Dieses Jubiläum nehme ich zum Anlass, für die stärkere Beachtung der komischen Gesellen Witz und Humor zu werben. Meine Erfahrungen als Psychoanalytiker und Zeitgenosse legen mir dies nahe, denn in jedem Witz ist ein Problem verborgen, das der Beachtung bedarf. Die Entfaltung von Humor fördert trotz aller Misere in der großen Welt und in den kleinen Welten von uns Erdkrustenbewohnern Konfliktfähigkeit, Toleranz und Lebensfreude. Das Buch versteht sich als Sach- und Lachbuch. Mit vielen Witzen gewürzt, enthält es bescheidene Annäherungsversuche: Das Wesen des Witzes und des Humors; der Clown als scheiterndes Stehaufmännchen; die Rolle von Torheit, Dummheit und Witz im Spiel des Lebens; Witz und Humor in der Psycho-therapie; erotische Kultur statt neurotischer Verengung; das Blödeln und kultivierte Kindlichkeit; Wanderungen durch Witz-landschaften; die köstliche Lebensweisheit des jüdischen Witzes. Abschließend folgt ein Gespräch mit Paul Flora über Witz, Humor und Lebenskunst.
Weitere Infos und Bestellmöglichkeit >>

Mittwoch, 18. Juni 2014

Tebartz-van-Elst ist in Regensburg "willkommen"


Willkommen, Herr Bischof a.D. !
Franz-Peter Tebartz-van Elst zieht nach Regensburg. Das ist wunderbar! In keinem anderen katholischen Bistum in Deutschland könnte er sich wohler fühlen, findet Stefan Aigner. Deshalb schreibt er dem Limburger Bischof außer Dienst, der gerade seine Tasche packt, gleich mal einen Brief ...

Lieber Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst,
wie ich in dieser Woche erfahren durfte, werden Sie mit Ihrer Familie nach Regensburg ziehen. Unmittelbar nachdem diese Nachricht von verschiedenen Medien vermeldet wurde, kam es in Kommentar-Foren und in sozialen Netzwerke zu einer Vielzahl an – schonend ausgedrückt – ablehnenden Meinungsäußerungen. Ich dagegen möchte Sie herzlich willkommen heißen. Sie passen genau hierher. Und: Sie haben sich keiner Verfehlung schuldig gemacht, die von den Verantwortlichen des nun von Ihnen zur neuen Heimat erkorenen Bistums Regensburg nicht problemlos getoppt werden könnte. Was soll denn überhaupt so schlimm daran sein, dass Sie in einer per Definition feudalistisch organisierten Institution etwas großzügiger mit Geld umgegangen sind und 31 Millionen in Ihre schöne neue Bischofsresidenz investiert haben? Zumal – das sei am Rande erwähnt – das Bistum Regensburg auch 22 Millionen Euro ausgibt, um sein Ordinariat zu sanieren. Ein bisschen Prunk darf schon sein! Und, ganz ehrlich: Vor ein paar Jahren hätte kein Hahn danach gekräht, wenn Sie sich eine schöne, neue Doppelbadewanne kaufen. Da ist es schon ungerecht, wenn Sie für etwas, für das Sie früher wahrscheinlich sogar bewundert worden wären, nun bundesweit durch die Medien getrieben, von Gerechten wie Ungerechten beschimpft und schließlich sogar von Papst Franziskus abgesetzt werden –, während ein anderer, Gerhard Ludwig Müller, zum Kardinal und obersten Hüter des katholischen Glaubens im Vatikan befördert wurde. Genau jener Müller, der als Bischof von Regensburg bundesweite Bekanntheit mit dem Verharmlosen und Leugnen von sexuellem Missbrauch in seinem Bistum erlangt hat. Jener Müller, unter dessen Verantwortung Serienbriefe an Opfer von Gewalt und Missbrauch verschickt wurden, in denen sie der Lüge bezichtigt wurden. Doch statt Kritik und Absetzung folgte die Beförderung gen Rom, wo ihm sogar die Verantwortung für die Aufklärung von sexuellem Missbrauch übertragen wurde.
 
Lieber Franz-Peter Tebartz-van Elst,
finden Sie das alles nicht ein wenig ungerecht? Jedoch: Wo so viel Schatten ist, da wächst auch Rettendes heran. Immerhin wird Ihnen die »mitbrüderliche Aufnahme und Gastfreundschaft«, ja auch die Barmherzigkeit des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer zuteil. Andere – Gewaltopfer bei den Regensburger Domspatzen zum Beispiel – dürfen darauf nicht hoffen. Sie werden von Herrn Voderholzer wie schon von seinem Vorgänger Müller ignoriert und totgeschwiegen. Eine Aufklärung und Anerkennung des erlittenen Leids wird konsequent verweigert. Vier von Ihnen – ältere Herren, die aber noch voll im Leben stehen – waren sogar bereit, sich Schilder um den Hals zu hängen, auf denen sie sich als »verprügelt und missbraucht« bezeichneten. Mit diesen Schildern zogen sie durch die Besuchermassen des Katholikentages, der gerade erst in Regensburg stattfand. Sie sprachen von mindesten sechzig Fällen sexuellen Missbrauchs im altehrwürdigen Knabenchor. Die Betroffenen wurden bis heute nicht anerkannt und nicht entschädigt. Das Bistum schweigt. Und Michael Fuchs – der Generalvikar, der die Serienbriefe unterzeichnete, die Betroffene retraumatisierten, die sie auf die Therapeutencouch und ins Krankenhaus brachten – ist nach wie vor im Amt. Deshalb, lieber Franz-Peter Tebartz-van Elst, kann ich mich weder über Ihren lockeren Umgang mit Geld, noch über Ihren Umzug nach Regensburg empören. Ganz im Gegenteil. Sie passen genau hierher. Sie sind das Sahnehäubchen auf einen Eisberg von Skandalen in diesem Bistum. Und wenn sich dank Ihrer Anwesenheit wieder eine breitere Öffentlichkeit den Zuständen in Regensburg widmet, ja vielleicht sogar der Papst darüber nachdenkt, ob ein verwerflicher Umgang mit Menschen nicht etwas schlimmer ist als das bisschen Verschwendungssucht – dann haben Sie sogar noch etwas Gutes getan.
Quelle: Publik-Forum

Aktuell:

Keine Ermittlungen
Die Staatsanwaltschaft Limburg lehnt die Aufnahme eines förmlichen Ermittlungsverfahrens gegen den zurückgetretenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und gegen die drei Mitglieder des Vermögensverwaltungsrats des Bischöflichen Stuhls ab. Das teilte die Behörde am Mittwoch mit. Das Bistum Limburg reagierte erleichtert.
Katholisches.de vom 2.7.2014 >>

Wo steht das Bistum heute?
Seit Ende März ist der Bischofsstuhl von Limburg unbesetzt. Das Bistum müht sich seitdem um Alltag und Aufarbeitung. Was hat sich bereits verändert? Eine Zusammenfassung.
Frankfurter Neue Presse vom 23.06.2014 >>

"Die Sache mit Tebartz hat sie entsetzt"
Der geplante Umzug von Tebartz-van Elst nach Regensburg führt zu großer Empörung bei den Gläubigen im Bistum Regensburg. Erste haben bereits ihren Kirchenaustritt angekündigt. Sigrid Grabmeier von der Reformgruppe "Wir sind Kirche" erklärt im SZ-Interview, warum die Verärgerung so groß ist.
Süddeutsche Zeitung >>

Hintergrund:

Tebartz-van Elst zieht nach Regensburg
Nächster Schritt für Neuanfang in Limburg
Der frühere Limburger Bischof Tebartz-van Elst zieht ab September nach Regensburg. Die Wahl sei auf die Stadt gefallen, da der dortige Bischof Voderholzer ihm "mitbrüderliche Aufnahme und Gastfreundschaft" zugesichert habe.
domradio.de >>

Warum es Tebartz-van Elst nach Regensburg zieht
Franz-Peter Tebartz-van Elst geht nach Regensburg. Dort ist er "herzlich willkommen". Vor Ort hat der Bischof einen eingeschworenen Kreis – dem auch Fürstin Gloria von Thurn und Taxis angehört.
Welt.de >>

Wann kommt der neue Bischof?
"Was ist da bei Euch in Limburg eigentlich los?" - diese Frage bekam die Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung, Ingeborg Schillai, auf dem Katholikentag in Regensburg immer wieder zu hören.
SWR-Fernsehen >>

Kirchenrechtler: Tebartz muss Wiedergutmachung leisten
Kathpress >>

Katholikentag: Missbrauchte Domspatzen stören Feierstimmung
Regensburg-digital >>

Der Fall Tebartz-van-Elst
Dossier auf Münsteraner Forum für Theologie und Kirche (MFThK) >>

Dienstag, 17. Juni 2014

Ging der PGR-Kongress 2014 an PA-Direktor Wüger spurlos vorbei?

Franz Josef Rupprecht, Chefredakteur der Kirchenzeitung, beim PGR-Kongress in Mariaszell
 Ziemlich unbemerkt von Medienbüro und Pastoralamt der Diözese Eisenstadt hat in Mariazell zu Christi Himmelfahrt  wieder ein österreichweiter PGR-Kongress stattgefunden. 
Bezüglich einer Vorbereitung auf diözesaner Ebene ist wenig bis nichts bekannt. Ebenso von den eigenen martinus-Berichten.

Im martinus vom 8. Juni gibt es lediglich einen Pool-Artikel des Oberösterreichers Heinz Niederleitner (Von der ‚Komm her‘-Kirche zu einer ‚Geh hin‘-Kirche) mit einem Foto "Die Delegierten aus der Diözese Eisenstadt mit Generalvikar Martin Korpitsch" sowie einem Mosaiksteinchen einer bgld. Teilnehmerin: "Es sind einige Aspekte, die ich vom PGR-Kongress mitnehme. Besonders wichtig ist mir: Freiheit wird nicht zur Last, wenn man sich gegenseitig stärkt und gegenseitig trägt."

Wo bleiben motivierende pastorale Worte des Pastoralamtsdirektors oder des Referats für Pfarrgemeinderäte? Spielen nur mehr die PGR-Vorsitzenden (=Pfarrer) eine Rolle beim "Neuen pastoralen Weges in der Diözese"? Wie ist dieses Schweigen zu einem PGR-Event zu verstehen?

Mit Wehmut erinnere ich mich an den PGR-Kongress von 2010, als ich noch als Dekanatsratsvikar gemeinsam mit dem damaligen Bischof Paul und Pastoralamtsdirektor Johann Haider sowie vielen Ratsvikaren teilgenommen und dort ein Referat gehalten habe. Ich habe auch in der Zwischenzeit immer wieder nachgefragt, was aus den Versprechungen von 2010 geworden ist, vor allem im Hinblick auf die Zulassung von geschiedenen Wiederverheirateten zur Kommunion. (Siehe Blogbeiträge dazu >>)

Im Kathpress-Fokus zum Kongress 2014 habe ich wenige Vorschläge gefunden, die in unserer derzeitigen pastoralen Notstandsituation hilfreich sein könnten:

Wortgottesfeiern in Tirol
In der Diözese Innsbruck gibt es viele kleine Pfarren, die inzwischen zu Seelsorgeräumen zusammengefasst sind. Inzwischen ist es nun nicht mehr möglich, dass in allen Pfarren jeden Sonntag Eucharistie gefeiert wird. Deshalb seien in den vergangenen fünf bis sieben Jahren verstärkt Wortgottesdienstleiter ausgebildet und beauftragt worden, berichtet Michael Strebitzer von der Diözese Innsbruck.
Teams würden die Wortgottesfeiern mit Kommunionspendung vorbereiten. Von der Bevölkerung werde diese Form des Gottesdienstes gut angenommen. Nicht nur an gewöhnlichen Sonntagen, sondern auch zu den Feiertagen, wie Weihnachten oder Ostern.

Ehrenamtliche Pfarrleitung
In der Diözese Linz gibt es seit 2003 das Modell der ehrenamtlichen Pfarrleitung: Viele Pfarrer haben zwei oder noch mehr Gemeinden und können nicht mehr im nötigen Ausmaß in jeder Gemeinde vor Ort sein. Um eine Seelsorge gewährleisten zu können, die nahe bei den Menschen ist, würden ehrenamtliche Mitarbeiter mit gewissen Leitungsaufgaben betraut, erläutert Monika Heilmann vom Pastoralamt der Diözese Linz. So gebe es beispielsweise für die Liturgie verantwortliche Mitarbeiter. Diese sorgen u.a. für den Gottesdienstplan und sind für die Einteilung von Lektoren oder Kommunionhelfer verantwortlich.
In 50 Pfarren in der Diözese werde bereits das Modell der ehrenamtlichen Pfarrleitung eingesetzt, so Heilmann. Viele Ehrenamtliche würden aus ihren Berufen bereits wichtige Qualifikationen und Leitungskompetenzen mitbringen. Dazu bekämen sie freilich auch eine fundierte Ausbildung in theologischen Fragen und Sozialkompetenzen. Die Pfarrleiter würden auch durchgehend von Priestern bzw. Theologen begleitet. Von der Pfarrbevölkerung würden die ehrenamtlichen Leiter gut akzeptiert, so Heilmann. An die Grenzen stoße das Modell allerdings dort, wo Pfarrer nicht teamfähig sind.
Quelle: Kathpress

Montag, 16. Juni 2014

Papst Franziskus gibt erneut Interview zu aktuellen Themen

Papst Franziskus gibt erneut Interview
"Ich bin kein Erleuchteter"
Papst Franziskus hat der Zeitung "La Vanguardia" aus Katalonien ein Interview gegeben. In dem Gespräch äußert sich Franziskus auch zum Stand der Reformen im Vatikan, zum Rücktritt Benedikts und zum Friedensgebet an Pfingsten.
Das Interview auf domradio.de >>

In einem Leser-Kommentar wurde auf eine alternative Übersetzung des Interviews von Norbert Arntz hingewiesen - Danke!
"Ein Fenster aufmachen für die Welt"

Entrevista exclusiva al papa Francisco:
"La secesión de una nación hay que tomarla con pinzas"
La Vanguarida >>

Kommentare:

Franziskus bezeichnet Kapitalismus als unerträglich
Papst Franziskus verschärft seine Kapitalismuskritik. Damit das System fortbestehen könne, würden Kriege geführt, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche.
Zeit-Online >>

Franziskus kritisiert Wirtschaftssystem als "unerträglich"
"Damit das System fortbestehen kann, müssen Kriege geführt werden": Papst Franziskus äußert in einem Interview Kapitalismuskritik im Stile der radikalen Linken. Außerdem lästert er über sein "Papamobil" und erklärt, warum er bei der Fußball-WM nicht mit seinem Heimatland Argentinien mitfiebert.
Süddeutsche >>

Franziskus und das Papamobil
Der Papst mag seine „Sardinenbüchse“ nicht
In Sachen Sicherheit hat das Papamobil unbestreitbare Vorteile – Papst Franziskus kann es trotzdem nicht leiden. Er fühle sich in dem Gefährt eingesperrt, sagte er. Auch zum Nahostkonflikt und der Fußball-WM äußerte er sich.
FAZ >>

Papst fühlt sich im Papamobil wie in „Sardinendose“
Der Papst fühlt sich im Papamobil eingesperrt wie in einer „Sardinendose“. Er wolle den Menschen lieber nahe sein, sagte er in einem Interview mit der spanischen Zeitung „La Vanguardia“
Religion.orf.at >>


Bücher-Tipp:

Die Freiheit und der Heilige Geist:
Warum Papst Franziskus so leitet, wie er leitet
Vom ersten Moment seines Pontifikates an schien Papst Franziskus genau zu wissen, was er wollte. Die Symbole, die Sprache, das Auftreten, gefolgt von den Entscheidungen der ersten Tage: Leadership nennt man das auf Neudeutsch, Führungsqualität. Das kann man nicht lernen, wenn man eine Aufgabe übernimmt, das muss der Papst bereits mitgebracht haben.

Jeder Papst leitet die Kirche, dieser Papst tut das auf ganz eigene Weise. Manchmal durch Kommissionen, manchmal spontan, manchmal unerwartet, aber immer überzeugend, wenn wir den Sinn auch manchmal nicht nachvollziehen können. Warum also leitet der Papst so, wie er leitet? Fragen wir jemanden, der sich ausgiebig damit befasst hat: Chris Lowney, „leadership-consultant“ und Buchautor von "Pope Francis - Why He Leads The Way He Leads".

Interview mit Chris Lowney auf Radio Vatikan >>

Sonntag, 15. Juni 2014

Gott - Dreifaltig

Ich glaube an Gott,
den liebenden Vater,
der wie eine barmherzige Mutter ist,
der uns diese Welt geschenkt hat,
auf der wir Menschen leben,
die Liebe und Zuneigung füreinander empfinden,
die füreinander einstehen
und sich um den Nächsten kümmern
und die mitdenken,
damit auch der andere glücklich sein kann.

Und
ich glaube an Jesus Christus,
der uns das alles vorgelebt hat:
Mitdenken,
Dasein,
Zuneigung,
Liebe bis in den Tod,
der am eigenen Leib spüren musste,
wie weit Hass und Unverständnis
einen Menschen treiben kann.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
den Geist der Liebe, des Verzeihens,
der Vorurteilslosigkeit,
der alles eint,
den Geist der Harmonie, der Zuneigung,
der feurigen Liebe.

Dieser Glaube
an
den Vater
und
den Sohn
und
den Heiligen Geist,
dieser Glaube ist es,
der mein Leben trägt
und der Zuneigung beflügelt.

Werkmappe Jugendgottesdienste, Innsbruck 21997,
Glaubensbekenntnisse, 36f.

Freitag, 13. Juni 2014

Kardinal Lehmann sieht Mängel bei der Ernennung von Bischöfen

Mängel bei der Ernennung von katholischen Bischöfen durch Rom sieht Kardinal Karl Lehmann. Es bestehe der Hang, «nicht nur – was ganz selbstverständlich ist – kirchlich loyale Bischöfe zu ernennen, sondern auch Kandidaten vorzuziehen, die – wie man gerne sagt – wenig Schwierigkeiten machen, vielleicht sogar pflegeleicht sind», sagte der Kardinal nach Angaben des Bistums Mainz vom Donnerstag, 12. Juni, vor Kirchenhistorikern in Mainz. Ohne grössere Selbstständigkeit und ohne die geforderte Zivilcourage könne man aber die Erfordernisse eines heutigen Bischofs nicht erfüllen.

«Der Reformwille, den zweifellos auch Papst Franziskus hat, muss sich besonders in dieser Hinsicht konkret bewähren», sagte der Kardinal. Nach seiner Erfahrung sei dies noch ein weiter Weg. Dabei gehe es wirklich darum, misstrauische Mentalitäten in Rom zu ändern. Hochmut gegenüber der Kurie sei freilich nicht am Platz, denn dort arbeiteten sehr viele unter nicht einfachen Bedingungen «gut, kompetent und selbstlos».

Mangelnde Zivilcourage
Lehmann machte deutlich, dass er das «ewige Jammern über den römischen Zentralismus», den es gewiss in unangemessener Form heute noch gebe, nicht mehr hören könne, wenn man selbst nicht die Initiativen zu Reformen ergreife, die notwendig seien. «Auch wenn man vielleicht mehrfach abgeschüttelt wird, so muss man hier in Geduld und Beharrlichkeit auch öfter seine eigenen Überzeugungen zu Gehör bringen», sagte Lehmann. Es fehle aber oft an Zivilcourage.
kipa >> 


„Der bischöfliche Dienst macht demütig“
Vortrag von Kardinal Lehmann zu den Anforderungen eines Bischofs
Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, hat betont, dass der bischöfliche Dienst „im Kern und Grunde etwas ist, was sehr demütig macht“.
Zusammenfassung auf Bistum Mainz >>

Das Referat im Wortlaut >>

Donnerstag, 12. Juni 2014

Papstbotschaft und Petition zur Fußball-WM




Papstbotschaft zur WM:
„Der Sport ist die Schule des Friedens“
„Liebe Freunde, mit großer Freude darf ich mich anlässlich des Beginns der Fußball-WM 2014 in Brasilien an euch alle wenden, liebe Fußballfans.“ So beginnt eine Videobotschaft des Papstes, die vom brasilianischen Radio Globo in dieser Nacht das erste Mal ausgestrahlt wurde. Der Papst wendet sich an die Organisatoren, die Fans und die Teilnehmer, besonders auch an die Zuschauer dieses Ereignisses, dass die „Grenzen der Sprachen, Kulturen und Nationen“ überwinde.

„Meine Hoffnung ist, dass diese Weltmeisterschaft nicht nur ein Sportereignis sei, sondern zu einem Fest der Solidarität unter den Völkern werde. Das setzt voraus, dass die Partien als das wahrgenommen werden, was sie wirklich sind: Ein Spiel und gleichzeitig eine Gelegenheit für den Dialog, das Verstehen, und auch – und ich sage: vor allem – ein Instrument, um Werte zu vermitteln, die das Wohl des Menschen fördern und beim Aufbau einer friedlicheren und geschwisterlicheren Gesellschaft helfen.“


Der Papst nennt Werte wie Loyalität, Durchhaltevermögen, Freundschaft, das Teilen und die Solidarität. Der Fußball bringe viele Verhaltensweisen und Einstellungen hervor, die nicht nur auf dem Platz bedeutsam seien, sondern auch beim Aufbau des Friedens, so der Papst. „Der Sport ist die Schule des Friedens, er bringt uns bei, den Frieden zu errichten.“

Drei Lektionen könne man vom Sport lernen, so der Papst weiter, drei wesentliche Verhaltensweisen bei dieser Friedenssuche: Die Notwendigkeit des Trainings, das „Fair-Play“ und den Respekt unter den Gegnern.

„Im Leben müssen wir streiten, trainieren und uns einsetzen, um wichtige Ergebnisse zu erreichen. Der Sportsgeist erinnert uns hier daran, das Opfer wichtig sind, um in den Tugenden zu wachsen, die für den Charakter eines Menschen wichtig sind. Zur Verbesserung eines Menschen ist intensives und dauerhaftes „Training“ wichtig, deswegen muss noch mehr Einsatz gebracht werden, um zur Begegnung und zum Frieden zwischen Einzelnen und zwischen „verbesserten“ Völkern zu kommen! Es ist so wichtig, viel zu trainieren …“

Der Fußball sei weiterhin eine Schule für die Kultur der Begegnung, die Einigkeit und Frieden unter den Völkern bringe, so der Papst in der Videobotschaft weiter. Aus dem Sport gelte es deswegen eine zweite Lehre zu ziehen: Um in einem Team zu spielen, sei es nötig, vor allem an das Wohl der Gruppe zu denken, nicht nur an das eigene.

„Um zu gewinnen, müssen wir den Individualismus, den Egoismus, alle Formen des Rassismus, der Intoleranz und der Instrumentalisierung des Menschen überwinden. Einzelgänger im Fußball zu sein, niemals abzuspielen, bedeutet ein Hindernis für den Erfolg des Teams. Wenn wir in der Gesellschaft Einzelgänger sind und die Menschen um uns herum ignorieren, dann leidet die gesamte Gesellschaft darunter.“


Die letzte Lehre aus dem Sport für den Frieden sei der Respekt vor dem Gegner, genauso stark wie dem Mitspieler gegenüber.

„Niemand gewinnt alleine, weder auf dem Platz noch im Leben! Niemand darf sich isolieren oder sich ausgeschlossen fühlen! Ja, am Ende dieser Weltmeisterschaft hebt nur eine Nationalmannschaft den Pokal als Sieger in die Höhe, aber wenn wir die Lehren, die der Sport uns gibt, annehmen, dann sind wir alle Sieger und stärken die Bande, die uns einen.“

Radio Vatikan >>
Ansprache im Original auf Portugiesisch >>


Petition „Nosso Jogo“ >>
Für bindende Menschenrechtsstandards bei Sportgroßevents!

Sportliche Wettkämpfe stehen für Fairness, klare Regeln und den positiven, freundschaftlichen Umgang der Wettbewerbsteilnehmer_innen miteinander. Die Regeln, die innerhalb der Austragungsstätten gelten, sollten auch im Vorfeld und Umfeld der Spielorte eine Selbstverständlichkeit sein. Internationale Wettkämpfe dürfen keine Plattform für Zwangsumsiedlungen, Ausbeutung, Diskriminierung und Gewalt bieten. Wir fordern von FIFA, dem Olympischen Komitee, der brasilianischen Regierung, ÖOC und ÖFB:

• Einhaltung der Arbeitsrechte im Rahmen sportlicher Großevents im Gastgeberland und in den Zulieferketten
• Umsetzung der Rechte auf freien Zugang zu Wohnen, öffentlichen Verkehr, Bildung, Gesundheit, Spiel, öffentlichen Raum, Kultur und gesunde Umwelt
Petition „Nosso Jogo“ >>


Rote Karte für WM von Brasiliens Bischöfen
Die brasilianische Bischofskonferenz CNBB hat die Rote Karte gegen die Fußball-Weltmeisterschaft und den Weltverband FIFA gezückt. Das pastorale Tourismus-Amt verteilt bereits in den zwölf WM-Städten eine dreisprachige Broschüre mit der Kernaussage: "Der Erfolg der WM misst sich weder am Geld, das in die lokale Wirtschaft fließt, noch am Gewinn für seine Sponsoren."
Welt.de >>


Brasiliens Bischöfe zeigen WM rote Karte
Brasiliens Bischöfe haben kurz vor Beginn der Fußball-WM die Organisation gerügt. In einer in drei Sprachen gedruckten Info-Broschüre, aus der die brasilianische Presse zitiert, vergab die Bischofskonferenz "Rote Karten" wegen WM-bedingter Enteignungen, der Verschwendung öffentlicher Gelder sowie der Privatisierung des Sports. Die Broschüren sollen während des Turniers verteilt werden.
Kirchensite.de >>


Bischof Kräutler hat "ungutes Gefühl" bei WM
Als "Indio-Bischof" hat es Erwin Kräutler weit über die Grenzen Brasiliens hinaus zu Bekanntheit gebracht. Sein fast 50 Jahre währender Einsatz für die indigenen Völker im größten Land Südamerikas bescherte dem gebürtigen Vorarlberger den Alternativen Nobelpreis, aber auch zahlreiche Morddrohungen, weshalb er seit acht Jahren unter ständigem Polizeischutz steht.
Im Gespräch mit der Austria Presse Agentur erzählte Kräutler vom Ärger der Menschen über hohe Ausgaben für Stadien und fehlende "FIFA-Standards" bei der Infrastruktur und berichtete auch über seine Papst-Audienz im April.
Kleine Zeitung vom 11.6.2014 >>

Kräutler: Nach dem WM-Jubel erwartet Brasilien Katerstimmung
Amazonas-Bischof in "Kleiner Zeitung": Ausgaben für die Stadien fehlen im Sozial-, Gesundheits- und Bildungsbereich - Belo-Monte-Staudamm von Regierung und Unternehmen trotz Gesetzwidrigkeit durchgepeitscht
Kathpress vom 02.06.2014


Brasilias Erzbischof da Rocha zur WM und Brasiliens Gesellschaft
"Gewachsenes Bewusstsein, gewachsene Ansprüche"
Brasilien sei insgesamt auf einem guten Weg, sagt Sergio da Rocha, Erzbischof der Hauptstadt Brasilia. Die Protestwelle des vergangenen Jahres habe gezeigt, dass bei den Bürgern ein verstärktes kritisches Bewusstsein entstanden sei.
Ein Interview zur WM auf domradio.de vom 18.6.2014


Faszination des Unerklärlichen: Fußball als Religion
Wenn Menschen in Stadien pilgern, Jahrhunderttalenten huldigen und nach Niederlagen ihres Teams mit dem „Fußballgott“ hadern, dann ist Fußball-WM. Zu keiner anderen Zeit wird deutlicher, wie nahe sich Sport und Religion sind.
Religion.orf.at >>

Exkommunikation: Heizer bleibt „Wir sind Kirche“-Vorsitzende

Trotz ihrer Exkommunikation bleibt Martha Heizer Vorsitzende der vatikankritischen Plattform „Wir sind Kirche“. In einer Vorstandssitzung wurde die von Heizer gestellte Vertrauensfrage mit einer eindeutigen Vertrauensbekundung beantwortet, hieß es seitens der Organisation gestern gegenüber der APA.

Private Eucharistiefeiern als Stein des Anstoßes
Heizer war im Mai gemeinsam mit ihrem Ehemann exkommuniziert worden, da sie seit etlichen Jahren im privaten Rahmen Eucharistiefeiern durchführt. Einzelne Mitglieder von „Wir sind Kirche“ wie der frühere Vorsitzende Hans Peter Hurka hatten ihr daraufhin den Rückzug nahegelegt, was heute zum Stellen der Vertrauensfrage geführt hatte.

Dass die Exkommunikation viele Diskussionen auch innerhalb von „Wir sind Kirche“ ausgelöst hatte, wird von der Initiative gar nicht bestritten. Daher hat man sich heute entschieden, im Herbst eine außerordentliche Vollversammlung einzuberufen, bei der in einem basisdemokratischen Prozess über die zukünftige Richtung der Plattform breit diskutiert werden soll.

Unverhältnismäßige Sanktion
Die Leitung von „Wir sind Kirche“ stellte aber bereits heute klar, dass man die Exkommunikation als eine unverhältnismäßige Sanktion sehe. Die Kirchenleitung wird aufgefordert, sie zurückzunehmen.

Dass die Heizers im privaten Kreis Eucharistiefeiern vorgenommen haben, wird verteidigt und letztlich sogar gewürdigt: „So ist die vom Kirchenrecht nicht erlaubte Eucharistiefeier ohne Priester wohl eher ein prophetisches Tun, das die Kirchenleitung zur Überlegung neuer Wege in der Sakramentenpastoral und in der Amtsfrage bewegen sollte“, heißt es in einer Stellungnahme.

„Exkommunikation erscheint mittelalterlich“
Zudem hält „Wir sind Kirche“ fest, dass das Exkommunikationsverfahren keineswegs den Gepflogenheiten einer modernen Rechtsprechung entspreche und „mit seinen Methoden mittelalterlich erscheint“. Deswegen appelliere man an die Kirchenleitung, anstelle der Exkommunikation von Martha und Gert Heizer „in einen konstruktiven, ehrlichen Dialog unter fairer Berücksichtigung aller Argumente einzutreten und die Konflikte mit ihnen, wie auch die Pfarrerinitiative zum Ausdruck gebracht hat, ‚im Sinne des Evangeliums in Liebe‘ beizulegen“.
orf.at >>

Pressemitteilung der Plattform "Wir sind Kirche"
In seiner Sitzung vom 10. Juni 2014 in Bad Ischl sprach der Vorstand der Plattform "Wir sind Kirche - Österreich" der Vorsitzenden Martha Heizer einstimmig das Vertrauen aus.
Hier der Wortlaut der Presseerklärung >>

Mittwoch, 11. Juni 2014

Norbert Arntz: "Der Geist Gottes kennt Wege zum Heil, die völlig anders sind als die Wege, die die Kirche bisher gekannt hat"

Meinhard Schmidt-Degenhard im Gespräch mit Norbert Arntz, Preisträger des Walter-Dirks-Preises 2014
Der Himmel auf Erden

Ein großer Teil der Menschheit lebt in Armut, Hunger und politischer Unterdrückung. Für Papst Franziskus ist die christliche Botschaft unbedingt auch eine brisante politische Botschaft. Denn Kirche muss für die Armen da sein. Der katholische Priester Norbert Arntz aus dem westfälischen Münster hat fast zehn Jahre in Südamerika gearbeitet, hat mit den Indianern in Peru gelebt. Er hat in Südamerika eine Theologie der Befreiung kennengelernt - für ihn eine ganz neue Erfahrung von Kirche.
Gespräch mit Norbert Arntz auf hr-Online >>

Dienstag, 10. Juni 2014

Was können verheiratete Priester nach dem Codex in der Seelsorge tun?

Dieser Tage ist mir ein interessantes Dokument - herausgegeben vom Exekutiv-Komitee der Internationalen Föderation verheirateter katholischer Priester - zugeschickt worden, welches ich auch gerne meinen Leser_innen zur Verfügung stellen möchte:



Montag, 9. Juni 2014

Erzbistum Köln legt seinen Immobilienbesitz offen

Über Jahre war der Immobilienbesitz des Kölner Erzbistums ein wohl gehütetes Geheimnis. Doch nach dem Finanzskandal um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst gibt sich die Kirche offener.

Über Jahre war es ein wohl gehütetes Geheimnis: Das Vermögen des Erzbistums Köln. Kirchensteuereinnahmen, Zuschüsse für Schulen, Einnahmen aus Mieten und Anlagen oder den Gesamtetat hat die Erzdiözese stets offengelegt.
Aber was sie sonst an Gebäuden und Beteiligungen besitzt, das blieb bohrenden Journalisten bislang verborgen. Doch nach Bischof Tebartz-van Elst und dem Finanzskandal um den Limburger Domberg wendet sich das Blatt. Erstmals legt das Erzbistum seinen Immobilienbesitz offen – insgesamt 612 Millionen Euro.
Diözesanadministrator Stefan Heße, der nach dem Ausscheiden von Kardinal Joachim Meisner die Erzdiözese übergangsweise leitet, und Finanzdirektor Hermann Josef Schon beteuern am Montagabend vor Journalisten den Willen zu Transparenz. Zugleich sprechen sie von einem Zwischenschritt. Denn das gesamte Vermögen von Erzbistum und Erzbischöflichem Stuhl ist mit den neuen Zahlen noch nicht erfasst.
Beteiligungen etwa an Wohnungsgesellschaften oder der Filmproduktionsfirma Tellux sind nicht eingerechnet. Auch vom Erzbistum verwaltete Stiftungen sind nicht berücksichtigt. Dies soll erst im Januar 2015 erfolgen. Dann will das Erzbistum einen testierten Jahresabschluss mit Gewinn- und Verlustrechnung veröffentlichen. "Auf dem Weg" lautet entsprechend die Überschrift über den aktuellen Finanzbericht.

Zahlen immer noch unvollständig
Danach entfallen 302 Millionen Euro und damit fast die Hälfte der Summe auf die 31 erzbischöflichen Schulen. Hinzu kommen 26 kirchliche Gebäude und 6 Tagungshäuser im Wert von 208 Millionen Euro. 277 Wohn- und Geschäftsimmobilien werden mit 86 Millionen Euro bewertet, Erbbaugrundstücke und sonstige Liegenschaften mit 16 Millionen Euro.
Ganz schwierig anzugeben ist der Wert der fünf Kirchen im Besitz der Erzdiözese, darunter die romanische Kirche Groß St. Martin in Köln oder die Abteikirche in Siegburg. Sie sind unverkäuflich und verursachen Instandhaltungskosten. Deshalb werden sie jeweils mit dem symbolischen Wert von einem Euro verbucht.
Zu 80 Prozent dient der Immobilienbestand des Erzbistums ureigenen kirchlichen Zwecken: Seelsorge, Caritas, Bildung oder auch Verwaltung. Das viel beachtete und von Peter Zumthor entworfene Diözesanmuseum Kolumba wird mit 35 Millionen Euro bewertet oder das Generalvikariat in bester Citylage mit 22 Millionen Euro.
Mit einem Fünftel der Gebäude und Grundstücke werden indes Einnahmen erzielt. Für Heße liegt das im Rahmen. Damit sei die Kirche "kein Unternehmen mit wirtschaftlichen Zielen". Die Erträge dienten nur als "Mittel zum Zweck", also zur Erfüllung der Aufgaben des Erzbistums.

Geduldig um Offenheit werben
Die vorgelegten Zahlen spiegeln indes nicht den Gebäudebesitz der rund 550 Pfarreien in der Erzdiözese wider. Heße wünscht sich auch auf dieser Ebene Transparenz. Zugleich weist er aber darauf hin, dass die Pfarreien vor Ort eigenständige Rechtsträger sind. "Wir können von Köln aus nicht das Vermögen vor Ort offenlegen", so der Diözesanadministrator. Bleibt also nur, bei den Kirchenvorständen geduldig um Offenheit zu werben.
Dann könnte allerdings auch herauskommen, welche finanziellen Belastungen die Gemeinden zu tragen haben. Insgesamt müssen 800 Kirchen und Kapellen sowie rund 400 Filialkirchen instand gehalten werden, davon etwa 600 denkmalgeschützte Bauten. Noch blickt das Erzbistum wegen der guten Konjunktur auf stabile Kirchensteuereinnahmen – 2013 mit einer Rekordsumme von rund 570 Millionen Euro. Aber es ist jetzt schon absehbar, dass die Zahl an Katholiken spürbar abnimmt und spätestens in zehn Jahren zu niedrigeren Einnahmen führt.
Angesichts dieser wissenschaftlich belegten Prognosen sieht Heße eine besondere Herausforderung für den künftigen Kölner Erzbischof. Er müsse mit den Gemeinden überlegen, welche Kirchen und Gebäude auf lange Sicht behalten werden können oder welche aufzugeben sind.
Mit der Veröffentlichung des Immobilienbesitzes geht Deutschlands mitgliederstärkstes Bistum voran. Es bleibt abzuwarten, wie schnell und in welchem Umfang andere Diözesen in Sachen Transparenz folgen werden. Auch hier kann es keine Weisung geben. Heße: "Jedes Bistum muss seine eigene Entscheidung treffen."

Samstag, 7. Juni 2014

Die Kirche Christi sei…

eine einladende Kirche,
eine Kirche der offenen Türen,
eine wärmende, mütterliche Kirche,
eine Kirche der Generationen,
eine Kirche der Toten, der Lebenden
und der Ungeborenen,
eine Kirche derer, die vor uns waren, die mit uns sind und die nach uns kommen werden,
eine Kirche des Verstehens und des Mitfühlens, des Mitdenkens, des Mitfreuens und des Mitleidens,
eine Kirche, die mit den Menschen lacht und mit den Menschen weint,
eine Kirche, der nichts fremd ist
und die nicht fremd tut,
eine Kirche, die wie eine Mutter auf ihre Kinder warten kann,
eine Kirche, die ihre Kinder sucht
und ihnen nachgeht,
eine Kirche, die die Menschen dort begegnet, wo sie sind: bei der Arbeit und beim Vergnügen, beim Fabrik-Tor und auf dem Fußballplatz, in den vier Wänden des Hauses,
eine Kirche der festlichen Tage und eine Kirche des täglichen Kleinkrams,
eine Kirche, die nicht verhandelt und nicht feilscht, die nicht Bedingungen stellt oder Vorleistungen verlangt,
eine Kirche, die nicht politisiert,
eine Kirche, die nicht Wohlverhaltenszeugnisse verlangt oder ausstellt,
eine Kirche der Armen und Kleinen, der Mühseligen und Beladenen, der Scheiternden und Gescheiterten – im Leben, im Beruf, in der Ehe;
eine Kirche derer, die im Schatten stehen, der Weinenden, der Trauernden,
eine Kirche der Würdigen, aber auch der Unwürdigen, der Heiligen, aber auch der Sünder,
eine Kirche – nicht der frommen Sprüche,
sondern der stillen helfenden Tat,
eine Kirche DES VOLKES!

Dr. Franz Kardinal König

Pfingstliche Überraschung mit TanGO und GOttesdienst

Danke für die mutigen Vorschläge und Realisierungen, die von der Kirchenbasis kommen - und die sich Papst Franziskus sehnlichst von den Hochwürdigsten wünscht.

tanGOttesdienst – ein bewegender und bewegter Gottesdienst

Tango? Ja! Gottesdienst ? Ja!
Tango und Gottesdienst ? Na ja …
Vielleicht sind Sie etwas erstaunt… Tanz, ja – Tango argentino im Gottesdienst?
Da kommt eventuell schon etwas pfingstliches Überrascht-sein auf. Gut so …

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Ostern feiern mit der Pfarre Pinsdorf
In diesem Jahr stellt die Pfarre Pinsdorf bei den Gottesdiensten vom Palmsonntag bis zum Ostersonntag jeweils eine Farbe in den Mittelpunkt.
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Die »Heilige Geistin« von Urschalling

Freitag, 6. Juni 2014

Mein Papi ist Priester

Auch Geistliche sind nicht vor der Fleischeslust gefeit. Was passiert, wenn Priester Kinder zeugen? Südtirols Moraltheologen sind sich einig: Der Schutz der Kinder geht über alles – auch über das Keuschheitsgelübde.

Ihre Liebe zu Gott ist das Höchste. Doch was, wenn sich ein Priester in eine Frau verliebt? Was passiert, wenn dabei auch noch ein Kind gezeugt wird? Sexuelle Beziehungen zwischen Geistlichen und Frauen sind eine Realität, mit der man in der Kirche seit jeher zurechtkommen musste. Dass Gottesmänner manchmal schwach werden, kann und will man auch in Südtirol nicht leugnen. Nicht nur im Zuge der derzeit stattfindenden Synode wird über die Enthaltsamkeitspflicht gesprochen.

Der Brief der italienischen Frauen an den Papst, die die Aufhebung des Zölibates fordern, hat in Südtirol wieder eine rege Diskussion angestoßen, allerdings eine schwierige, die sehr viel Fingerspitzengefühl verlangt und auf gespaltene Meinungen trifft.

„In erster Linie geht es hierbei nämlich um die Kinder, um ihre Rechte und um ihre Wohlergehen“, bringt es der Moraltheologe Don Paolo Renner auf den Punkt. Meist werden diese Beziehungen geheim gehalten und in den allermeisten Fällen wächst das Kind heran, ohne zu wissen, wer sein leiblicher Vater ist. Renner ist sich sicher: Jeder Geistliche soll sich seiner Aufgabe bewusst sein und sein Versprechen gegenüber Gott einhalten. Man habe nun mal das Zölibat abgelegt. „Aber wenn er sich trotzdem auf eine Beziehung mit einer Frau einlässt und ein Kind aus dieser Verbindung hervorgeht, so muss er auch dazu stehen und die Verantwortung übernehmen“, betont Renner.

Auch der Moraltheologe Martin Lintner schlägt in diese Kerbe: „Wenn ein Priester ein Kind zeugt, soll er alles daran setzen, dass es diesem gut geht. Es hat das Recht, den eigenen Vater zu kennen.“ Ein Leben in der ständigen Ungewissheit, wessen Kind man sei, bedeute oft einen großen Leidensdruck. Ein Priester und eine Frau, die sich auf eine Beziehung einlassen und einem Kind das Leben schenken, müssen sich bewusst sein, dass sie diesem Kind eine gewisse Hypothek mit ins Leben geben.

„Sie müssen sich fragen, wie sie sich verhalten sollen, damit das Kind möglichst wenig der leidtragende Part ist“, betont er. Für ihn geht es neben den menschlichen Bedürfnissen auch um praktische Fragen: „Wer übernimmt die Verantwortung für das Kind und die Mutter? Wer sorgt finanziell für sie?“ Die Antwort auf letztere Frage liegt für den Moraltheologen auf der Hand: „Wie jeder Mann, der ein Kind zeugt, soll auch ein Priester die Verantwortung dafür übernehmen“, so Lintner.

Doch was passiert mit dem Priester, der sich entscheidet, für die Mutter seiner Kinder und für seinen Nachwuchs da zu sein? „Er bleibt sein Leben lang Priester“, erklärt Renner, „auch wenn er aus diesem Amt suspendiert wird“, erklärt Don Paolo Renner. Auch in Südtirol gibt es einige Geistliche, die sich für diesen Schritt entschieden haben, rund 30 Fälle sind Renner bekannt: „Sie haben eine Stelle in einer diözesanen Einrichtung, als Religionslehrer oder Ähnliches erhalten.“

Dass nun aber erneut eine Diskussion angeregt wird, ist den beiden Moraltheologen recht: „Das ist ein Thema, über das in der Kirche gesprochen wird und gesprochen werden muss, weil es Betroffene gibt, für die eine solche Situation oft eine enorme, jahrelange Belastung bedeutet“, betont Lintner. „Sie leiden unter Schuldgefühlen, unter der Angst vor der Öffentlichkeit oder davor, entdeckt zu werden.“

Konkrete Lösungsvorschläge hat Renner im Ärmel: Einfachen Priestern, die nicht das Amt eines Bischofs anstreben oder sich zu Höherem in der Kirche berufen fühlen, sollte es erlaubt sein, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Dadurch könnte man nicht nur viel Geheimniskrämerei verhindern und einigen Paaren und Familien viel Leid ersparen. „Auch der Priester wäre viel mehr in das Leben des Volkes eingebunden und könnte leichter in dessen Alltag eintauchen“, erklärt Renner. „Und dass man so dem Priestermangel besser entgegenwirken könnte, versteht sich natürlich auch von selbst.“

Ganz so einfach sieht Lintner dieses Problem allerdings nicht. Er denkt bereits einen Schritt weiter: „Die Frage ist nicht damit gelöst, dass man das Pflichtzölibat aufgibt.“ Man müsse sich auch mit den Problemen auseinandersetzen, die es danach geben könne: Wie gehe man mit den verheirateten Priestern um, deren Ehe scheitert? Das sind Fragen über Fragen, für die man noch keine Antwort kennt, die man allerdings angehen muss.
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