Donnerstag, 28. Februar 2013

Pe. Flannery: „Das Schweigen ist ein zu hoher Preis“

Auf die Drohung er werde exkommuniziert, falls er sich weiterhin für die Frauenpriesterweihe einsetze, antwortete der über seine Heimat hinaus bekannte irische Redemptoristenpater Tony FLANNERY am 21. Jänner 2013 mit einem offenen Brief in der Zeitung Irish Times: Vatican's demand for silence is too high a price.

KIRCHE IN dokumentiert den Wortlaut:

Drei Tage nach meinem 66. Geburtstag wurde ich mit der Drohung konfrontiert: ich darf nicht weiter als Priester wirken, werde exkommuniziert und aus dem Redemptoristenorden entlassen. Wie geht es mir in dieser Situation?

Ich trat 1964 in den Redemptoristenorden ein und wurde zehn Jahre später zum Priester geweiht. Das war eine Zeit der großen Offenheit in der römisch-katholischen Kirche. Wir glaubten an die Gedanken- und Gewissensfreiheit und dass die kirchliche Lehre nicht etwas ist, das man den Menschen, denen wir dienen, kaltherzig aufzwingen darf – sie sind intelligent und gebildet, und können für ihr Leben Verantwortung übernehmen.

Als Seelsorger müssen wir versuchen die Botschaft Christi in einer Art und Sprache zu vermitteln, die der Realität ihres Lebens entspricht. Das setzt den Willen voraus, auf das Volk zu hören, ihre Hoffnungen und Freuden, Kämpfe und Ängste zu verstehen.

Den Mensch zu helfen im Spannungsfeld mit der Lehre über die Empfängnis war während der 70er Jahre ein großes Übungsgebiet. Nur die offizielle Linie der Enzyklika Humanae Vitae immer wieder zu wiederholen, war keine Hilfe. Während dieser Jahre lernten Priester und Volk gleichermaßen ein wenig, wie man das Gewissen formt und Entscheidungen über die verschiedenen Gebiete des Lebens trifft. Als Priester lernten wir mehr vom Volk als das Volk von uns.

Im Laufe der Jahre konnten wir aber dann zusehen, wie das Lehramt der Kirche immer mehr zu einem autoritären Stil ihres Dienstes zurückkehrt, so wie sie diesen in der Vergangenheit ausgeübt hatte.

Die Autorität wurde wieder einmal im Vatikan zentralisiert, Priester meiner Generation wurden unter Druck gesetzt, die Lehre der Kirche zu betonen und entschiedener zu verkünden: Orthodoxie hieß nun der Imperativ. Zu erlauben, dass die Menschen selbständig denken, wurde als gefährlich empfunden. Für Grauräume war kein Platz.

Wir erfuhren, dass es überall im Land Menschen gab, die selbst die kleinste Abweichung von der offiziellen Linie eines Priesters, zum Beispiel wenn er einer Frau beim Gottesdienst erlaubte das Evangelium vorzulesen, gemeldet haben. In aller Welt wurden Priester gemaßregelt, zum Schweigen verurteilt und sogar entlassen, weil sie nicht willig waren der Linie zu folgen. Im Herbst 2010 war ich einer von jener kleinen Gruppe, welche die „Vereinigung Katholischer Priester“ (ACP) begründete. Sie war einzigartig, weil sie eine unabhängige Körperschaft der Priesterschaft bildete und eine neue Erscheinung innerhalb der Kirche war, bei der die Autoritäten in Irland und im Vatikan nicht wussten, sie wie mit ihr umgehen sollten. Das Wachstum der Bewegung katapultierte mich in eine führende Position, was die Aufmerksamkeit der Glaubenskongregation (CDF) auf mich lenkte. Ich schrieb zwanzig Jahre Beiträge für verschiedene religiöse Magazine, ohne irgendwelche Probleme. Aber dann plötzlich im Feber 2012 wurde ich von den Vorgesetzten meines Redemptoristenordens informiert, dass ich Schwierigkeiten bekomme wegen einiger Dinge, die ich geschrieben habe. Ich wurde nach Rom eingeladen, nicht vom Vatikan, der bis heute nicht mit mir direkt kommuniziert, sondern vom Ordensoberen der Redemptoristen. Das war der Beginn einer nunmehr ein Jahr andauernden Spannung, von Stress und schwieriger Entscheidungsfindung für mein Leben. Meine Politik war zunächst zu sehen ob irgendein Kompromiss möglich wäre. Im vergangenen Sommer sah es so aus, dass dies der Fall sei. Schritt für Schritt merkte ich aber, dass die Glaubenskongregation den Druck immer mehr verstärkte, bis zu einem Punkt, den ich nicht mehr ignorieren konnte.

Ich war mit einer Wahl konfrontiert. Entweder ich unterschreibe eine öffentliche Erklärung, mit der ich Lehren akzeptiere, die ich nicht akzeptieren kann, oder ich werde für immer von meinem priesterlichen Dienst suspendiert und bekomme möglicherweise noch härtere Strafen. Es ist wichtig zu bemerken, dass sich all das nicht auf grundsätzliche Lehren der Kirche bezog, sondern auf Fragen der Kirchenführung. Nun, in dieser Stunde meines Lebens geht es darum, dass ich entweder meine Unterschrift unter eine Lüge setze und damit meine Integrität und mein Gewissen anfechte, oder ich werde mit der Realität konfrontiert, dass ich nie mehr meinen priesterlichen Dienst ausüben darf. Ich habe stets an die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen und ein wesentliches Element in Verbreitung und Stärkung des Glaubens geglaubt. Die Jahre meines Predigtdienstes, Hauptaufgabe der Redemptoristen, haben mir stets Freude bereitet und ich zweifelte nie daran, dass es eine Ehre ist die Botschaft Christi zu verkünden.

Aber die Gedanken-, Rede- und vor allem die Gewissensfreiheit aufzugeben ist ein zu großer Preis für mich, den ich zahlen müsste, um die Erlaubnis zu bekommen in der gegenwärtigen Kirche dienen zu dürfen.

Es gibt Leute die mir sagen, ich sollte die römisch-katholische Kirche verlassen und mich in den Dienst einer anderen christlichen Kirche stellen, die mir mehr entspricht. Katholisch zu sein ist aber ein zentraler Faktor meiner persönlichen Identität. Ich habe versucht das Evangelium zu verkünden. Es ist keine Frage welche Strafe mir der Vatikan auferlegt, ich will weiterhin gleich auf welchen Wegen, die mir offen stehen, versuchen die Reform in der Kirche weiterzubringen, um in ihr wieder einen Platz zu bereiten, wo sich alle, die Christus folgen möchten, willkommen fühlen können. Er machte Ausgegrenzte der Gesellschaft zu seinen Freunden und ich werde tun was ich kann, auf meinem schmalen Weg dem gegenwärtigen Kurs des Vatikans Widerstand zu leisten, der Verdammung statt Mitleid produziert.

Ich glaube dass die Glaubenskongregation die Vereinigung der Katholischen Priester unterdrücken möchte – es sind ja auch Versuche gemacht worden die Flügel der österreichischen Initiative zu stutzen. Ich hoffe und bete dafür, dass dies nicht eintrifft.

Solange ich mit diesen Dingen in meinem eigenen Leben zu tun habe, scheint es mir angemessen zu sein, übergangsweise von meiner Position als Leiter der Vereinigung zurück zu treten. Ich werde aber weiterhin ihr aktives Mitglied bleiben und ihre Aufgabe, die viel größer ist als eine Person, auf alle mögliche Art und Weise unterstützen.

Zuletzt: Ich wurde gefragt, warum ich jetzt, nachdem ich ein Jahr lang geschwiegen habe, in die Öffentlichkeit gehe.

Ich muss wieder meine Stimme zurückgewinnen.

Entnommen aus: Kirche In, 1. Feber 2013


Weiterführend:

AVAAZ-Petition >>: To have Fr. Tony Flannery returned to his priestly ministry

Unser Blog-Archiv vom 22.1.2013:
Irischem Ordensmann wird Exkommunikation angedroht


Dissident Irish priest censured by Vatican (Audio - auf "Listen" klicken)
For 39 years Tony Flannery (below) has been a priest of the the Redemptorist Order, in Ireland. He has done many of the things priests do ... celebrate mass, hear confession, administer last rites, baptise babies, counsel sinners and console the bereft.
cbc-radio >>

Association of Catholic Priests (ACP) >>

Mittwoch, 27. Februar 2013

Papst Benedikts getrübter Abschied

Nach sieben Jahren, zehn Monaten und zehn Tagen im Amt tritt Papst Benedikt XVI. am Donnerstag zurück. Von den Gläubigen verabschiedet sich der 85-Jährige schon am Mittwochvormittag bei seiner letzten Generalaudienz. Wegen des erwarteten Andrangs von Zehntausenden Römern, Pilgern und Schaulustigen wurde sie aus der Aula Paolo VI. auf den Petersplatz verlegt.

Doch die letzten Tage vor Benedikts Abschiedsaudienz waren aus Vatikan-Sicht alles andere als friedlich. Für Wirbel sorgte insbesondere der Bericht der römischen Zeitung "La Repubblica", demzufolge nicht Altersschwäche, sondern die schockierenden Ergebnisse der internen Untersuchung des "Vatileaks"-Skandals Benedikt zum Rücktritt bewegt haben: Es sei von einem Netz von Sex-, Geld- und Machtgelüsten im Vatikan die Rede, von einer "Schwulen-Lobby" und von Erpressung in der Kurie. Der Vatikan reagierte entrüstet - die Spekulationen über die verborgene düstere Seite des Kirchenstaats aber waren in der Welt.

Polizei und Verkehrsbetriebe in Rom stellen sich auf Schwerstarbeit ein. Die Sicherheitsvorkehrungen werden italienischen Medienberichten zufolge enorm sein: Scharfschützen auf den Dächern rund um den Vatikan, Polizisten in Zivil und Priesterkleidung inmitten der Menge, Sprengstoffexperten und Geheimdienste in Alarmbereitschaft.

Welt.de >>


Kurz vor der Papstwahl: Die Strippenzieher im Vatikan
Benedikt XVI. hat sich zum letzten Mal Hunderttausenden Gläubigen gezeigt - hinter den Kulissen laufen schon die Vorbereitungen für die Wahl seines Nachfolgers. Mächtige Einflüsterer umwerben die Kardinäle, die im Konklave den neuen Papst bestimmen. Einblicke in die Welt der obersten Kirchenführer.
Spiegel-Online >>


Acht Jahre unterm "Fallbeil"
Das Pontifikat Benedikts XVI. im Rückblick
Ein "Fallbeil" habe er im Konklave auf sich herabfallen sehen, als es auf ihn als neuen Papst hinauslief. "Ganz schwindelig" sei ihm geworden. "Ich habe mit tiefer Überzeugung zum Herrn gesagt: Tu mir dies nicht an! Du hast Jüngere und Bessere." So erzählte Benedikt XVI. am Tag nach seiner Amtseinführung deutschen Pilgern in der Audienzhalle. Drei Tage vor seiner Wahl war er 78 Jahre alt geworden. Nun ist er 85 Jahre alt – und hinter ihm liegen acht Dienstjahre in einem der zweifellos schwersten Ämter der Welt.
Kirchensite.de des Bistums Münster >>


Benedikt XVI: Ein alteuropäisches Pontifikat

27.02.2013 · Rückblick am freiwilligen Ende eines Pontifikats: Benedikt XVI. haben vor allem die klassischen Fragen der abendländischen Christenheit interessiert. Sein Projekt, den Glauben als vernünftige Option vorzulegen, machte nicht an den Grenzen der Kirche halt.
FAZ >>

Dienstag, 26. Februar 2013

Lieber neuer Papst, nimm Dir ein Beispiel ...

Wie spricht man jemanden korrekt an, den die Welt als Eure Heiligkeit, Heiliger Vater oder gar als Stellvertreter Christi auf Erden bezeichnet:

Darf man zu einem Vater, auch wenn er heilig ist, „Du“ sagen, bietet sich das früher gebräuchliche „Ihr“ an oder einfach „Sie“? Weil der Adressat im Moment ja noch anonym ist, er aber demnächst auch mein Heiliger Vater sein wird, nehme ich mir die Freiheit, ihn respektvoll mit „Du“ anzusprechen.

Also: Lieber neuer Papst, nimm Dir ein Beispiel an dem, den Du auf Erden vertreten sollst. Vor ihm sind alle Menschen gleich an Würde und Rechten, Männer UND Frauen. Lass die Hälfte Deiner Katholiken nicht links liegen, sondern spann sie ein in Deinen Dienst genauso wie das bei den Männern üblich ist, solange sie noch wollen.

Lieber Heiliger Vater, nimm Dir ein Beispiel daran, was Jesus in Sachen Barmherzigkeit getan hat. Ich glaube nicht, dass er mit Leuten, deren Ehen gescheitert sind, so hartherzig umgegangen wäre, wie es Deine Vorgänger praktiziert haben. Apropos: Wenn es stimmt, dass sein größtes Gebot das der Liebe ist, dann würde sich auch ein Blick auf die geltende Sexualmoral unserer Kirche anbieten.

Lieber künftiger Papst, glaube nur nicht, Du könntest eine Milliarde Menschen alleine regieren. Nimm Dir ein Beispiel an Papst Johannes XXIII., der gesagt hat: „Johannes, nimm dich nicht so wichtig.“ Am Gescheitesten ist es, Du hilfst Deiner Kirche, sich selbst zu regieren. Nimm Dir ein Beispiel an gesunden Wiesen, wo Blumen friedlich nebeneinander blühen.

Lieber Herr Papst, nimm Dir auch ein Beispiel an Führern anderer Religionen: Predige weniger Dogmen, Zucht und Ordnung, sondern Freude, Hoffnung und Zuversicht. Einem vatikanischen Zuchtmeister laufen die Leute davon.

Lieber Heiliger Vater, der Religionen gibt es viele auf der Welt und wer weiß schon, welche die richtige ist. Keine besitzt die ganze Wahrheit. Aber miteinander sind wir auf dem Weg dorthin. Nimm Dir ein Beispiel an Eltern. Sie fahren immer gut damit, das Gemeinsame ihres Nachwuchses zu betonen, als sich auf die Verschiedenheiten zu konzentrieren. Vergleiche sind oft ungerecht. Wenn es aber stimmt, dass Gott alle Menschen liebt, wird er das wohl nicht nur auf Katholiken beziehen.

Lieber künftiger Papst, ich wünsche mir, Dich als einen Mann zum Angreifen. Einen, der weder konservativ noch progressiv ist, sondern als einen, der in der Mitte steht und den alle akzeptieren können. Und wenn Du auch die päpstliche Kleiderkammer durchforstest und alles ausmustert, was wirklich nicht mehr in unsere Zeit passt (von komischen Mützen angefangen bis zu lächerlichen roten Schuhen), dann kann schon nicht mehr so viel passieren.

Bert Brandstetter ist Präsident der Katholischen Aktion Oberösterreich.

Oberösterreichische Nachrichten >>

Montag, 25. Februar 2013

Erzbischof Keith O'Brien: Schottischer Kardinal stürzt über Belästigungsvorwürfe

Der ranghöchste Katholik in Großbritannien muss sein Amt aufgeben: Der schottische Erzbischof O'Brien hat nach Belästigungsvorwürfen seinen Rücktritt bekanntgegeben. Mehrere Priester berichten, er habe sich ihnen in "unangemessener Weise" genähert.
In den kommenden Wochen hätte Kardinal Keith O'Brien eigentlich den neuen Papst wählen sollen. Doch daraus wird nichts: Der 74-Jährige tritt als Erzbischof von St. Andrews und Edinburgh zurück. Laut Vatikan hat Papst Benedikt XVI. das Gesuch bereits angenommen.
Spiegel Online >> 


Kardinal Keith O'Brien: Tiefer Sturz vor dem Konklave
O'Brien, der zum Konklave nach Rom fahren sollte, ließ die Vorwürfe zunächst über einen Sprecher zurückweisen. Er nahm sich einen Anwalt und verzichtete auf dessen Rat darauf, am Sonntag die Messe in der St.-Mary's-Kathedrale in Edinburgh abzuhalten. Am Montag dann berichtete BBC, der Kardinal habe sich zum Rücktritt entschlossen.
... Mitte März wäre O'Brien in den Ruhestand getreten. Jetzt trat er mit sofortiger Wirkung vom Amt zurück. Der Papst habe einen Vertreter bestellt, der die Erzdiözese vorübergehend führen soll. Im Rückblick auf seine Amtszeit sagte er: "Für alles Gute, was ich tun konnte, danke ich Gott. Für meine Fehler entschuldige ich mich bei allen, die ich verletzt habe."
... Was wie immer fehlt, ist Transparenz. "Die Kirche ist schön, aber sie hat eine dunkle Seite und die hat mit Rechenschaft zu tun", sagte einer der Priester, die gegen O'Brien vorgehen. "Wenn das System sich verbessern soll, dann muss es ein wenig auseinandergenommen werden."
Spiegel Online >>


Schottischer Kardinal O’Brien zurückgetreten
Der Erzbischof von Edinburgh und Saint Andrews, Kardinal Keith O’Brien, ist heute nach Vorwürfen „unangemessenen Verhaltens“ gegenüber jungen Priestern zurückgetreten. Er wird nicht am bevorstehenden Konklave teilnehmen.
Der ranghöchste Würdenträger der katholischen Kirche in Großbritannien, Kardinal O’Brien, ist zurückgetreten. Das teilte die katholische Kirche von Schottland am Montag mit. Papst Benedikt XVI. habe das Rücktrittsgesuch bereits am 18. Februar angenommen, hieß es in der Mitteilung. O’Brien selbst teilte mit, der Papst habe seinen Rücktritt als Erzbischof von Edinburgh und Saint Andrews auf den 25. Februar festgesetzt.

Religion.orf.at >>

Schüller in Nürnberg: "Aufstehen und Klartext reden!"



Sehnlich erwartet: "Kirchenrebell" Helmut Schüller

"Aufstehen und Klartext reden!"
Den Bischöfen von Eichstätt und Bamberg hatte seine Einladung als Fastenprediger überhaupt nicht gemundet. Nun kam und sprach er doch, der "Kirchenrebell" – im Rahmen einer Bildungsveranstaltung. Helmut Schüller, Sprecher der Pfarrei-Initiative Österreich, machte den Gläubigen Mut, "die eingespielte Rolle der Untertanen zu verlassen." Doch zunächst hieß es: warten...
Nürnberger Zeitung >>


Katholische Kirchengemeinde Menschwerdung Christi >>

Abgründe - Bericht über die Kurie bleibt unveröffentlicht

Abgründe
Ein von Papst Benedikt XVI in Auftrag gegebener Bericht über die Kurie
bleibt unveröffentlicht
Von Jörg Bremer
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung 44 / 2013, 8. - 21. Februar 2013 / Zeitgeschehen

Im Vatikan haben am Sonntag nach dem Angelusgebet die Fastenexerzitien begonnen. Eine Woche leitet nun einer der aussichtsreicheren Kandidaten für die Nachfolge von Benedikt XVI., Gianfranco Kardinal Ravasi, der Präsident des Päpstlichen Kulturrates, die gemeinsamen Gebete des Papstes und seiner geistlichen Kurienmitarbeiter zu Einkehr, Buße und Umkehr mit Meditationen an. Die Geistlichen hätten darauf bereits eingestellt sein müssen. Der Papst hatte sie seit der Ankündigung seines Rücktritts am 11. Februar in seinen Erklärungen und Predigten auf die Bußtage vorbereitet. Er habe aus der Einsicht in seine Schwäche in "radikaler Freiheit" vor Gott begriffen, dass er zu schwach geworden sei, diese Kirche mit ihrem "bisweilen entstellten Gesicht" aus Zwietracht und Hass wieder zu heilen, sagte er. Papst Benedikt XVI. mahnte seine Kardinäle, Bischöfe und Prälaten, Selbstsucht und Karrierestolz abzulegen und sich Gott zu öffnen, um ähnlich frei zu werden wie er selbst. Der Papst weiß aus eigener Erfahrung, dass manche dieser Herren eine Läuterung besonders nötig haben.

Für manche Geistliche im Vatikan mögen die jährlichen Exerzitien zu Beginn der vierzig Tage dauernden Fastenzeit Routine sein. Für einen frommen Mann wie den Theologen Joseph Ratzinger sind sie aber im Kirchenjahr eine Wegscheide. Das sollte auch für seine Mitarbeiter gelten. Viele von ihnen haben nun die Chance, vor Gott das wiedergutzumachen, was sie ihrem Oberhirten angetan haben. Der Papst scheidet nicht nur alt, schwach und müde, er geht auch enttäuscht und unverstanden. Viele beim Heiligen Stuhl spürten in den vergangenen Tagen die Distanz zwischen dem Papst und der Kurie. Er forderte die Kardinäle auf, für ihn zu beten - als täten sie das nicht bereits in jeder Messe. Hingegen bedankte er sich sichtlich bewegt in der Generalaudienz in der vergangenen Woche bei den Gläubigen für ihre Anteilnahme, ihren Applaus, ihre Gesänge und für die Zuneigung in aller Welt. Auch den Priestern seiner Diözese fühlte er sich nah; er sei "dankbar für das Gebet, das ich fast physisch spüre", sagte er.

Mit bitterem Ernst meinte dieser Tage ein Prälat, der Papst habe vor der Wahl gestanden: "Entweder gehen der Kurienchef Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und einige andere - oder ich." Nun tut's der Papst. Für Außenstehende ist schwer zu begreifen, dass der Papst seine Kurie nicht einfach lenken kann. Natürlich hätte Benedikt unwillige oder unfähige Mitarbeiter jederzeit entlassen können. Gerade Ratzinger ist aber nie ein guter Verwalter und Organisator gewesen. Er war bei Personalentscheidungen und in Führungsfragen oft so unsicher, dass er lieber an falschen Entscheidungen festhielt, als neue Risiken einzugehen. Mit dem Alter wurde diese Neigung immer stärker. Als Theologe war der Papst immer sein eigener Herr, als Papst aber war er nur ein, wenn auch der größte Stein in seiner Kirche.

Nun lässt er viele Baustellen zurück: Das von ihm ausgerufene "Jahr des Glaubens'" geht erst im Oktober zu Ende; seine Enzyklika über den Glauben kommt nicht mehr heraus. Da der Papst sie schon im Frühherbst abgeschlossen hatte, glauben manche, der Text stecke bei Kurienprälaten wegen dogmatischer Bedenken fest. Die Piusbrüder leben weiter im Schisma mit Rom. Erst 2010 hatte der Papst einen Rat zur Neuevangelisierung ins Leben gerufen - ein Herzensthema seiner letzten Amtsjahre. Nun lässt der Vater sein "Kind" zurück. Zudem geht Benedikt in einem Moment, in dem die Christenverfolgung in Afrika und Asien zunimmt und in dem auch Christen in säkularen Gesellschaften des Westens es schwerer haben. Um auf diesen Baustellen wirkungsvoll zu arbeiten, braucht die Kirche nicht allein einen neuen Chef. Der benötigt auch tatkräftige und loyale Mitarbeiter. Mit seinem Rücktritt zur Fastenzeit, die zu Buße und Umkehr mahnt, fordert der Papst geschickt die Reform der Kurie.

Mehrere Jahre lang hatte sich der Papst mit der Möglichkeit eines Rücktritts getragen: Erst theoretisch in Gesprächen mit seinem Bruder Georg und im Gesprächsbuch "Licht der Welt" mit seinem Biographen Peter Seewald; seit bald einem Jahr praktisch. Als er im März 2012 in Mexiko war und während der Nacht einmal aufstehen musste, verlor der Papst die Orientierung, stolperte im Bad gegen die Wand und zog sich eine Verletzung zu. Immer schwerer fällt ihm das Gehen. Bei Schwindel hilft auch der Stock nicht. Zudem verlässt ihn der Appetit. Mit letzter Kraft schrieb er den dritten Band zu Jesus von Nazareth. Vor gut zehn Wochen erfuhr Seewald vom Papst, von ihm sei "nicht mehr viel zu er­warten. Ich bin ein alter Mann, die Kraft hört auf."

Der Skandal um Vatileaks und die gestohlenen Dokumente aus seinem Büro sollen ihn nach Seewald "nicht aus der Bahn geworfen" haben. Der Diebstahl selbst sei "kein Anlass" für den Rücktritt gewesen. In der Tat war der Dieb und Kammerdiener Paolo Gabriele ein kleines Licht. Bis heute ist für die Öffentlichkeit jedoch ungeklärt, wie der, so heißt es in den psychiatrischen Berichten, um Anerkennung buhlende Dieb ohne Selbstbewusstsein dazu kam, den "wie seinen Vater geliebten" Papst zu bestehlen und zu betrügen. Er soll "allein gehandelt" haben, urteilte ein säkulares vatikanisches Gericht. Was aber trieb ihn? Was hatte es mit der Behauptung Gabrieles vor Gericht auf sich, dem Papst würden wichtige Informationen durch das Staatssekretariat vorenthalten? Und der Papst wisse vieles nicht, was er wissen müsste.

Mit seinem Wunsch nach Transparenz setzte der Papst einen Strafprozess gegen den Dieb durch. In der Kirchengeschichte war dieses Vorgehen neu; früher waren Diebe im Vatikan ohne öffentlichen Prozess aus dem Verkehr gezogen worden. Der Papst setzte eine Kommission aus den drei hochbetagten Kardinälen Julian Herranz, Jozef Tomko und Salvatore De Giorgi ein, die auf niemanden mehr Rücksicht nehmen müssen. Sie sollten in Vernehmungen mit Klerikern der Kurie die Hintergründe von Vatileaks aufklären. Der Strafprozess war längst zu Ende, und der zu 18 Monaten Haft verurteilte Gabriele wartete auf seine Begnadigung, da trugen die Kardinäle am 17. Dezember dem Papst ihren Abschlussbericht vor.

Der Bericht blieb unveröffentlicht. Die Gesprächspartner des Papstes, die von ihm über diesen Bericht haben reden hören, ergehen sich in Bemerkungen über ungeahnte Abgründe von Intrigen und Hass unter Geistlichen der Kurie. Dem Papst sollen die Spannungen deutlicher denn je vor Augen geführt worden sein. Benedikt XVI. habe in diesem Moment begriffen, dass die jetzige Kurie Veränderungen und Transparenz geradezu bekämpfe. Mit seinem Rücktritt verlieren auch die Chefs der Dikasterien und andere ranghohe Geistliche ihre Posten. Der Papst will zwar in Zukunft "für die Welt verborgen bleiben". Gewiss aber wird er vor dem Konklave den fragenden Kardinälen aus dem Dossier berichten, und gewiss wird er seinem Nachfolger das Dokument zur Verfügung stellen, damit dieser sich bei der Neubesetzung der Ämter orientieren kann.


„Vatileaks“ - Kardinal Pell fordert Infos zu Geheimdossier
Medienspekulationen über ein vertrauliches Kardinalsdossier zu der Affäre „Vatileaks“ belastet offenkundig immer mehr auch die Kardinäle, die sich an der Wahl eines neuen Papstes beteiligen werden.
Religion.orf.at >>

Der Papst, wilde Gerüchte und ein Geheimdokument
Italienischen Medien zufolge tritt der Papst wegen eines homosexuellen Netzwerks im Vatikan zurück. Auch von Erpressung ist die Rede. Welche Rolle spielt das Geheimdossier dreier Kardinäle?
Die neuen Erkenntnisse und Enthüllungen bestehen deshalb in der Substanz aus Kombinationen von bereits Bekanntem oder Vermutetem, was vielleicht sonst noch möglich sein könnte. Einiges davon klingt nach ordinärem Tratsch. Anderes stammt aus vergangenen Fällen, die nie wirklich ganz aufgeklärt wurden. Dass es, wie überall sonst, auch im Vatikan schwule Netzwerke gibt, ist keinem neu, der den Zwergstaat einige Jahre beobachten durfte.
Die Welt >>

Der Vatikan dementiert in sehr allgemeiner Form und beschuldigt die Medien, "die Verbreitung oft nicht überprüfter oder schlichtweg falscher Nachrichten zu vervielfachen".

Komuniqué des Staatssekretariats
L'Osservatore Romano >>


Nur nächster Papst darf Kardinalsbericht zu Vatileaks lesen

Vatikanstadt, 25.02.2013 (KAP) Der Untersuchungsbericht der drei Kardinalskommissare in der "Vatileaks-Affäre" bleibt unter Verschluss und soll nur dem neuen Papst zur Verfügung gestellt werden. Das geht aus einem Vatikan-Kommunique vom Montag im Anschluss an eine Audienz für die drei Kardinäle Julian Herranz, Jozef Tomko und Salvatore De Giorgi hervor. Zunächst war vermutet worden, der Papst könnte den Text den Kardinälen zum Beginn der Generalkongregationen zugänglich machen.

Bei der Audienz habe der Papst den drei Kardinälen zum Abschluss ihrer Beauftragung für ihre Arbeit gedankt, heißt es jetzt in der Erklärung. Ihr Bericht habe - "neben Grenzen und Unvollkommenheiten angesichts der menschlichen Komponente aller Institutionen - die Großzügigkeit, Rechtschaffenheit und Hingabe der Mitarbeiter beim Heiligen Stuhl im Dienst für den Papst" deutlich gemacht.

"Der Papst hat entschieden, dass die Akten der Untersuchung, von deren Inhalt nur der Papst Kenntnis hat, ausschließlich dem neuen Papst zur Disposition bleiben", so das Kommunique.
Kathpress >>

Sonntag, 24. Februar 2013

Fastenzeit

Fastenzeit heißt Freiheiten entdecken
Hinter dem Üblichen
Hinter den Gewohnheiten
Hinter dem, was alle machen
Hinter Essen und Trinken
Freiräume für anderes, Neues…

Die Augen mehr sehen lassen,
als das Fernsehen anbietet.
Den Ohren Stille gönnen,
die sie so lange vermisst haben.
Die Hände gelassen in den Schoß legen
und sie nicht ständig in Bewegung bringen.
Den Kopf frei halten von mehr und noch mehr.

Sich einen Freiraum schaffen,
sich und anderen: Fastenzeit.

Roland Breitenbach, Sechs-Minuten-Predigten,
Verlag Herder, Fr. i. Br., 2003, 51.



Fastenpredigten zum Vater-unser in Bad Tatzmannsdorf >> 

Samstag, 23. Februar 2013

Benedikts Erbe: Die dubiosen Geschäfte der Vatikanbank

Der überraschende Rücktritt von Papst Benedikt XVI. hat weltweit zu wildesten Spekulationen Anlass gegeben. Von körperlicher Schwäche und Grabenkämpfen im Vatikan ist die Rede. Doch kaum einer blickt auf den Ort, der möglicherweise eine wichtige Rolle bei seinem Rücktritt gespielt hat: die Vatikanbank.
Noch immer ist sie offenbar ein Hort von Geldwäsche und Schmiergeldzahlungen. Alle Versuche, Geschichte und Gegenwart aufzuarbeiten, sind bislang gescheitert - am internen Widerstand in der Kurie. Erst jüngst hat der Europarat der Vatikanbank mangelnde Transparenz und zu wenig Aufklärungswillen bescheinigt. In den letzten Tagen von Benedikts Amtszeit wurde jetzt noch hastig ein Deutscher zum neuen Chef ernannt - doch Insider bezweifeln, ob er wirklich rücksichtslos aufklären wird.

ARD - monitor >> (Video-Beitrag von 9 min)


Blog-Archiv vom 14. Juni 2012
Kirchenstaat blockt Ermittlungen gegen Vatikanbank ab

Papst-Rücktritt:
Hatte Osama Bin Laden ein Konto bei der Vatikan-Bank?
Machtkampf im Vatikan: Im Finanz-Skandal um die Vatikan-Bank hat Papst Benedikt XVI. am Freitag überraschend eine der Schlüssel-Figuren nach Kolumbien versetzt. Ein Geheim-Bericht spricht angeblich von homosexuellen Ausschweifungen und Erpressungs-Geldern. Es geht um viel Geld, sagt ein Kardinal. Immer klar wird: Die massive Wirtschafts-Kriminalität hat Joseph Ratzinger zu seinem spektakulären Rücktritt veranlasst.

Nachdem die italienische Zeitung „La Repubblica“ am Freitag Details aus einem Geheim-Bericht von drei Kardinälen über Korruption, Unzucht und Kriminalität enthüllt hatte, reagierte Papst Benedikt XVI. mit einer überraschenden Personalie: Er griff noch einmal in den mit aller Härte geführten Machtkampf der Kirchenfürsten ein und versetzte die rechte Hand des mächtigsten Mannes im Vatikan-Stadt, des Kardinal-Staatssekretärs Tarcisio Bertone: Ettore Balestrero muss als Nuntius nach Bogotà gehen.

Balestrero war der Beauftragte des Vatikan für die Beziehungen zur berüchtigten Vatikan-Bank, dem „Istituto per le opere di Religione“ (IOR). Er wusste alles über die Konto-Bewegungen der Bank. Und er wusste vermutlich viel über die Machenschaften, die den Papst aus Deutschland in die Resignation gezwungen haben. Balestrero ist ein enger Vertrauter von Silvio Berlusconi. Berlusconi machte gute Geschäfte mit dem Vatikan – bis er als Regierungschef stürzte. Erst als sein Sturz unvermeidlich wurde, bequemte sich der Vatikan, Berlusconis Affäre mit einer Minderjährigen als bedenklich zu klassifizieren. Berlusconi hat der Kirche ihre Kehrtwende bis heute nicht verziehen.

Die Vatikan-Bank funktioniert auf einmalige Weise. Eigentlich dürfen nur Priester und Ordensleute dort Konten unterhalten. Zugriff zu den Konten haben jedoch nur Geistliche aus dem Vatikan. Selbst die Bank-Manager, wie der wegen seines Beharrens auf Transparenz gefeuerte Ettore Gotti-Tedeschi, haben keine Ahnung, wer Geld auf der Bank deponiert. „Eine große Waschmaschine“ sei die Bank, schreibt La Repubblica. Und sie zitiert einen Kardinal mit den Worten: „Selbst Osama Bin Laden oder Salvatore Riina, der Chef der Cosa Nostra, hätten ein Konto auf der Bank haben können, und niemand hätte es erfahren.“ Ein bemerkenswertes Urteil eines Insiders, fasst es doch die Hauptvorwürfe gegen das IOR zusammen: Von der Mafia bis zu den internationalen Terroristen sollen die Kunden der Bank der Katholischen Kirche gereicht haben.

Joseph Ratzinger soll über den in rotem Leder gebundenen Bericht so schockiert gewesen sein, dass er seinen Rücktritts-Entschluss nach der ersten Lektüre bereits im Dezember gefasst habe, berichtet ein Kardinal.

Auch bei einem angeblichen Homosexuellen-Ring soll es um Geld gegangen sein. Kein Wunder: Besuche in einschlägigen Schwulen-Bars, Massage-Salons und andere diskrete Aktionen wollten finanziert werden. Da werden keine Belege aufbewahrt, mit denen das deutsche Finanzamt zufrieden gewesen wäre.

Noch wahrscheinlicher sind Erpressungsversuche und Schutzgelder: Denn wer im Vatikan als homosexuell geoutet wird, bekommt ein Riesen-Problem.

Hinzu kommen Millionen-Beträge, die für die Stützung von religiösen Einrichtungen verwendet wurden, deren Leitungspersonal zum inneren Kreis der Macht gehören. Das IOR soll über 3 Milliarden Euro Spielgeld verfügen. Bertone hatte stets versucht, die wirtschaftliche Potenz strategisch einzusetzen. So wollte er das bankrotte San Raffele Krankenhaus in Mailand retten. Wer sich ihm entgegenstellte, wurde gefeuert.

Zu den in die Wüste Geschickten gehörte der Chef der Bank, Gotti Tedeschi, und der Chef der Finanzaufsicht. Oder der Kämmerer des Vatikan, Kardinal Carlo Maria Viganò. Er wurde entlassen, nachdem er versucht hatte, die Wirtschaft im Kirchenstaat in Ordnung zu bringen. Der Journalist Gianluigi Nuzzi berichtet in seinem Buch „Seine Heiligkeit“ von abenteuerlichen Zuständen: Über Jahrzehnte waren immer dieselben Dienstleister beauftragt worden, zu Preisen, die teilweise doppelt so hoch waren wie die üblichen Marktpreise. Auch Siemens gehörte zu den treuen Dienern der Herren im Vatikan. Siemens hat gewisse Erfahrungen mit Schmiergeldern.

Auch in die aktuellen italienischen Mega-Skandale um den Rüstungskonzern Finmeccanica und die Banca Monte dei Paschi di Siena ist die Vatikan-Bank verwickelt (über die Ermittlungen gegen die Bank – hier). Papst Benedikt XVI. hatte kurz vor seinem spektakulären Rücktritt davor gewarnt, die Sünde zur „Struktur der Sünde“ zu machen. Beobachter in Rom sind sich darüber einig, dass Ratzinger damit die Vatikan-Bank gemeint hat.

Als zum Jahreswechsel die Bankomaten und Kreditkarten-Zahlungen wegen der anhaltenden Geldwäsche-Vorwürfe gesperrt wurden, sei dem Papst klargeworden, dass er mit seinem Rücktritt nicht mehr warten könne: Die Gründe für die drastischen Maßnahmen der italienischen Finanzbehörden seien dieselben gewesen, die den Papst aus Oberbayern zu seinem Entschluss gebracht hätten, sagte ein Kardinal, der wegen seines hohen Alters nicht mehr an der Wahl des Ratzinger-Papstes teilnehmen darf.

Ratzinger selbst hatte in einem öffentlichen Gebet um die Kraft gebetet, „kämpfen“ zu können. Es ist ein einsamer Kampf eines isolierten Kirchenmannes. Alles deutet darauf hin, dass der Kampf erst jetzt richtig begonnen hat.
Deutsche Wirtschafts Nachrichten >>

Freitag, 22. Februar 2013

Papst-Rücktritt wegen Sex und Erpressung im Vatikan?

Ein Dementi folgte auf dem Fuß, doch das Gerücht ist brisant: Italienischen Medien zufolge tritt der Papst wegen eines homosexuellen Priester-Netzwerks zurück. Auch Erpressung soll im Spiel sein.
 
Der Rücktritt Papst Benedikts XVI. könnte nach italienischen Presseangaben mit einem geheimen Schwulennetzwerk im Vatikan zu tun haben. Nach Informationen der Tageszeitung "La Repubblica" hätten sich Kardinäle aufgrund ihrer "sexuellen Orientierung" durch Laien erpressbar gemacht.

Demnach habe sich der Papst am 17. Dezember zum Rückzug entschlossen – an dem Tag, an dem ihm drei eigens dazu beauftragte Kardinäle einen 300-seitigen Geheimbericht zur sogenannten Vatileaks-Affäre vorlegten. In dem "in rot gebundenen" Dossier unterscheiden die Kardinäle mehrere Fraktionen innerhalb der Kirche, darunter eine, deren Mitglieder einander "durch ihre sexuelle Orientierung" verbunden seien. Einer der Verfasser des Berichts, Kardinal Julián Herranz aus Spanien, habe gegenüber Benedikt XVI. bereits am 9. Oktober das Wort "Homosexualität" geäußert.

Damals soll auch schon erklärt worden sein, die Mitglieder der vermeintlichen homosexuellen Fraktion seien Opfer von "externer Beeinflussung" geworden, durch Personen, denen sie in "mondäner Natur" verbunden seien. Die Zeitung interpretiert diese Formulierung als Anspielung auf Erpressung durch Laien. Ebenfalls aufgelistet werden in dem Bericht Treffpunkte des "Netzwerks", darunter ein Haus außerhalb Roms, eine Sauna in einem römischen Vorort, ein Kosmetiksalon im Zentrum der italienischen Hauptstadt und ein Studentenappartement, das ein norditalienischer Erzbischof als Wohnsitz in Rom nutzt.
Die Welt >>


Offene Fragen nach „Vatileaks“ und Papst-Rücktritt
Vatikan-Insider fragen sich, ob der Skandal um den untreuen Butler Paolo Gabriele Benedikt XVI. zum Amtsverzicht bewogen hat. Viele Fragen sind nach der „Vatileaks“-Affäre offen geblieben.

Die „Vatileaks“-Affäre war nach Meinung des Journalisten und Papst-Biografen Peter Seewald nicht der Anlass für den Amtsverzicht Benedikts XVI. Der Verrat seines langjährigen Kammerdieners Paolo Gabriele habe den Papst weder aus der Bahn geworfen noch amtsmüde gemacht, hatte Seewald nach einem Gespräch mit Benedikt XVI. in der Sommerresidenz in Castel Gandolfo im vergangenen August berichtet. Doch der Fall um die entwendeten Papst-Dokumente, die zum Teil an die Öffentlichkeit gelangt sind, zählt zu den spektakulärsten Skandalen in der ganzen Geschichte des Vatikans.

Bisher war noch nie ein enger Mitarbeiter des Papstes mit derart gravierenden Vorwürfen konfrontiert worden. Nicht auszuschließen ist, dass die Verbitterung wegen des Skandals sowie die Machtkämpfe unter den Kardinälen in der Kurie den Papst in seinem Entschluss zum Rücktritt bestärkt haben. Die italienische Zeitung „La Repubblica“ sprach am Donnerstag von der Erpressbarkeit einiger Kardinäle und bezog sich dabei auf einen Geheimbericht zur „Vatileaks“-Affäre, den drei Kardinäle am 17. Dezember 2012 dem Papst vorgelegt hatten.
religion.ORF.at >> 


Angebliche Erpressung schwuler Würdenträger:
Machtspiele in der Gerüchteküche Vatikan
Papst Benedikt XVI. tritt ab. Doch war die Gesundheit tatsächlich der entscheidende Grund? Oder waren seine engsten Mitarbeiter am Ende erpressbar? Inmitten von Gerüchten beginnt die Suche nach dem Nachfolger.
Süddeutsche >>


Was steckt hinter den bösen Gerüchten?
Neue Missbrauchs-Affäre zwei Tage vor dem Papst-Rücktritt ★ Zeitung spekuliert über „Schwulen-Lobby“ ★ Bericht über verräterischen Kammerdiener bleibt geheim
Bild >>

RTL-News: Sexorgien und Erpressung im Vatikan

Sollen "Missbrauchs"-Kardinäle am Konklave teilnehmen?



Umstrittener US-Kardinal zum Konklave?
Gegen die Teilnahme des Kardinals Roger Mahony am Konklave regt sich in den USA Widerstand.
ZDF heute nacht (Video) >>

Papst-Wahl: Petition gegen Teilnahme von US-Kardinal
Eine Vereinigung von US-Katholiken will die Teilnahme des früheren Erzbischofs von Los Angeles, Kardinal Roger Mahony, am Konklave zur Papst-Wahl wegen seiner Verstrickung in einen Missbrauchsskandal verhindern.
„Lieber Kardinal Mahony, bleiben Sie zu Hause“, hieß es gestern in einer im Internet einsehbaren Petition der Organisation Catholics United. „Ihre Verwicklung in den Missbrauchsskandal der Kirche und das vom Erzbischof von Los Angeles verhängte Verbot der Ausübung öffentlicher Ämter sollten Ihnen Hinweis darauf sein, dass sie nicht am nächsten Papst-Konklave teilnehmen sollten.“
orf.at >>

Missbrauch: Weitere Kardinäle vor Konklave unter Druck
Nach dem Ex-Erzbischof von Los Angeles, Kardinal Roger Mahony, geraten nun auch weitere Kardinäle wegen ihrer Rolle im Missbrauchsskandal in die Kritik. Verschiedene Initiativen fordern sie auf, dem Konklave fernzubleiben.
religion.orf.at >>

Der Papst überlegt, Konklave-Regeln zu ändern
Damit könnte ein neuer Papst zum Fest des Hl. Josefs am 15. März sein Amt antreten. Der Missbrauchsskandal erschwert einigen Kardinälen die Anreise.
Papst Benedikt XVI. erwägt "Präzisierungen" zu der im März auf dem Programm stehenden Wahl seines Nachfolgers. Dabei dürfte es vor allem um die Wahlordnung beim Konklave gehen.
Die Presse >>

Petition von Catholic United:
Cardinal Mahony: Stay Home! >>

Donnerstag, 21. Februar 2013

"Es gibt keine Grundrechte in der Kirche"

Aktualisierung:
Was Helmut Schüller in seinem Interview beklagte, das bringen nun auch Kardinäle aus Deutschland zur Diskussion: die Weihe von Frauen in der katholischen Kirche ist längst fällig.

Bischöfe wollen mehr Chefinnen in Kirchenjobs
Die deutschen Bischöfe wollen mehr Frauen in kirchlichen Führungsjobs. Auf der Bischofskonferenz verpflichteten sie sich am Mittwoch ihren Anteil deutlich zu erhöhen. Zuvor hatte der Mainzer Kardinal Karl Lehmann auch eine Weihe der Frau in der katholischen Kirche zur Diskussion gestellt.
SWR >>


Bischöfe denken über spezielle Weihe für Frauen nach : "Ein eigenes Profil"
Eine spezielle Weihe für Frauen in der katholischen Kirche haben führende Kirchenvertreter aus Deutschland angeregt. Im Video-Interview dazu: Sr. Gruber, Kardinal Kasper und Bischof Bode.
domradio.de >>

Interview von Helmut Schüller in der Tagesschau des ARD:
"Es gibt keine Grundrechte in der Kirche"
"Frauen in der Kirche" ist eines der Hauptthemen bei der Frühjahrs-Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Trier. Nach wie vor sind diese von Führungsämtern ausgeschlossen. "Das ist absurd", sagt Pfarrer Helmut Schüller im tagesschau.de-Interview - zumal Frauen einen Großteil der Arbeit erledigen. Mit dem neuen Papst könnte sich aber etwas ändern.

tagesschau.de: Das Ansehen der Katholischen Kirche ist zurzeit auf einem Tiefpunkt: Der Umgang mit dem Missbrauchsskandal, die Diskussion um die Pille danach und die Stellung von Frauen sind Gründe dafür. Ist der Ruf der Kirche zu Recht so schlecht?
Helmut Schüller: Das Ansehen der Kirche sinkt, weil die Erwartungen der Menschen an die Kirche immer wieder enttäuscht werden. Vor allem die der Kirchenbasis. Da wird ängstlich verhindert, dass Laien in der Kirche mehr Kompetenzen erlangen. Kaum einer versteht mehr, warum Frauen nicht auch Ämter in der Kirche übernehmen dürfen.
Es gibt keine Grundrechte in der Kirche. Die Weltkirchenleitung gefällt sich darin, eine absolutistische Monarchie zu sein: in der Macht nicht kontrolliert wird, in der Entscheidungen nicht hinterfragt werden können und in der die Betroffenen nicht beteiligt werden. Die Menschen wollen aber eine Kirche, die in ihrer Zeit steht, und nicht ein Relikt aus vergangenen Jahrhunderten.
Zum ganzen ARD-Interview >> 


Hintergrund:


Kurswechsel bei Deutscher Bischofskonferenz?
Die katholische Kirche steht immer wieder in der Kritik. Auf der Frühjahrstagung diskutieren die Bischöfe über brisante Themen wie die "Pille danach" und "Frauen in kirchlichen Führungspositionen".
Weiterlesen auf Deutsche Welle >>

Bischöfe aus ganz Deutschland beraten sich in Trier
Am Montag hat in Trier die Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz begonnen. 66 Bischöfe sind aus diesem Grund in die Moselstadt gereist, um sich noch bis Donnerstag über wichtige Fragen der kirchlichen Arbeit auszutauschen. Gesprächsstoff dürfte es dabei genügend geben: Von der Papstwahl bis hin zu den Missbrauchsfällen steht einiges auf der Agenda.
Weiterlesen im Wochenspiegel >>

Deutsche Bischofskonferenz >> 

Deutsche Bischofskonferenz auf domradio.de >>

Mittwoch, 20. Februar 2013

kfbö will Modus der Zusammenarbeit mit KA klären

Nach Bekanntwerden des "KA-Projekts Zukunftsforum 2014" hatte ich gemeint, dass damit die Reformbestrebungen für die Kirche nur hinausgeschoben werden.
Nun beklagt die kfb Österreich, dass die KA-Präsidentin Schaffelhofer das "Zukunftsforum 2014" im Alleingang beschlossen und die KA-Statuten verletzt hat. Der "Modus der Zusammenarbeit" von KA und kfb sei zu klären.
Das ist insofern interessant, da Schaffelhofer der Pfarrerinitiative vorgeworfen hatte, die Laien zu "vereinnahmen"


Brief der kfbö-Bundesleitung

An die KAÖ-Präsidentin
Mag.a Gerda Schaffelhofer
Spiegelgasse 3/II
1010 Wien
Wien, den 30. Jänner 2013/AA

(ergeht auch an die KAÖ-Konferenz und das Präsidium)
 
Klärung des Modus der Zusammenarbeit
Liebe Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen aus den Gliederungen und Diözesen!

Die Bundesleitung der Katholischen Frauenbewegung Österreichs hat anlässlich ihrer Sitzung am 24./25. Jänner 2013 folgende Anregungen für die zukünftige Zusammenarbeit formuliert:
Laut Statut ist die KAÖ-Konferenz das oberste Organ der KA-Österreich und mit folgenden Aufgaben betraut:
- Entscheidung in allen Angelegenheiten von österreichweiter Bedeutung,
- Festlegung von Schwerpunkten, Grundsatzpositionen und Richtlinien in der Arbeit der KA-Österreich,
- Beschluss über gesamtösterreichische Aktivitäten der Organisation

Hinsichtlich des Projekts „Zukunftsforum 2014“ und des vorgelegten Papiers „Anwältin der Würde jedes Menschen“ wurde die statutarische vorgeschriebene Vorgangsweise missachtet. Die Diskussion und Beschluss darüber stehen unserem Verständnis nach einzig der KAÖ-Konferenz zu. Der Beschluss im Präsidium am 9. Jänner 2013 ist demzufolge nicht adäquat.

Wir als kfb und damit als größte Gliederung der KA praktizieren die für die KA charakteristische demokratisch-partizipative Arbeitsweise, insbesondere als Grundlage zur Erarbeitung von Positionen. Diese Stärke bringen wir in die KA ein und erwarten uns entsprechende Rahmenbedingungen, die eine qualitätsvolle Zusammenarbeit sicherstellen. Weiters sehen wir unsere Wahrhaftigkeit als offizielle LaiInnenorganisation der Kirche durch anonyme AutorInnenschaft von Positionen oder öffentlichkeitswirksamen Papieren gefährdet.

In einer hierarchisch verfassten Kirche sind diese KA-Prinzipien besonders bedeutungsvoll und Grundlage des KA-Selbstverständnisses. Durch oben genanntem Anlass, sehen wir dieses Verständnis verletzt und fordern eine baldige außerordentliche KAÖ-Konferenz ein. Ein Projekt wie das „Zukunftsforum 2014“ kann nur glaubwürdig sein und wirksam werden, wenn es in allen Gliederungen und Diözesen diskutiert wurde und zumindest einhellig Unterstützung erfährt.

Wir möchten diese genannten Aspekte KAÖ-weit klären. Im Sinne einer Stärkung der KAÖ wollen wir einen gemeinsamen Weg der Zusammenarbeit finden.

Für die kfbö-Bundesleitung mit freundlichen Grüßen

Ing. Dipl.Päd. Barbara Haas Bakk. theol., Vorsitzende  
Dr. Anja Appel, Generalsekretärin

Dienstag, 19. Februar 2013

Der Rücktritt als Bruch

Ein spannender und interessanter Artikel von Prof. Großbölting von der Universität Münster:

Vom „heiligen Vater“ zur Entsakralisierung des Amtes
Von Zeithistoriker Prof. Dr. Thomas Großbölting, Münster

Der Papst tritt Ende Februar zurück. Aus Benedikt XVI. wird wieder Joseph Ratzinger, aus dem Kirchenoberhaupt der Theologe, Priester und Gottesmann. Die Kräfte reichten nicht mehr für die Ausübung des Amtes, so hat der 85-jährige Papst die Welt wissen lassen – und kann sich mit dieser Begründung sicher sein, bei vielen Beobachtern und Kommentatoren auf Verständnis zu stoßen. Nur allzu menschlich ist die Motivation für diesen Schritt: Die Gebrechen und Krankheiten des Alters lassen die Bürde des Amtes und die römischen Intrigen umso schwerer erscheinen. So viel Einsicht und Selbstbescheidung möchte man so manchem Konzernlenker oder Politiker wünschen!

Dieses spontane Verständnis aber rührt allzu sehr aus der Perspektive des Gefühligen, des Menschelnden und verfehlt damit den besonderen Charakter dieses Schrittes. Unabhängig von der Person Benedikts und seines Gesundheitszustandes ist die Abdankung des Papstes ein nahezu revolutionärer Akt in der katholischen Kirche. Dem Rücktritt kommt eine hohe symbolische Tragweite zu, stellt er doch einen Bruch mit dem Verständnis vom Papstamt dar, wie es sich spätestens seit dem 19. Jahrhundert entwickelt hat. Die erste öffentliche Reaktion aus dem Vatikan machte deutlich, welch grundstürzender Akt mit der Rücktrittserklärung einhergeht: Wie ein Blitz aus heiterem Himmel habe die Nachricht eingeschlagen, so äußerte ein Vatikansprecher. Dieser Vergleich mit der Naturgewalt macht nicht nur darauf aufmerksam, wie plötzlich dieser Schritt verkündet wurde. Zudem zeigt er auch, wie stark der Rücktritt als Zäsur interpretiert wird. Hier tritt nicht irgendein Politiker, Aufsichtsratsvorsitzender oder Chefdirigent zurück, sondern der Papst als geistliches Oberhaupt der katholischen Kirche. Theoretisch ist durchaus möglich, was praktisch bis zu diesem Schritt von Benedikt (fast) undenkbar erschien: Auch wenn das Kirchenrecht die Möglichkeit der Amtsaufgabe durchaus eröffnet, ist sie in der Moderne bislang nicht genutzt worden. Die besondere Aufladung des Papstamtes im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts hat einen solchen Schritt nicht zugelassen. Der Rücktritt bricht mit dem in den vergangenen 200 Jahren gewachsenen Amtsverständnis und hat damit das Potenzial, nicht nur den Charakter des Amtes grundlegend zu wandeln, sondern damit auch weit in den Katholizismus selbst auszustrahlen.
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Die bedingungslose Verehrung des Papstes, von der sich dann auch eine besondere Stellung der Bischöfe und des Klerus ableiten ließe, gehört der Vergangenheit an. Auch wenn einzelne Bischöfe mit einer besonders repräsentativen Selbstdarstellung noch auf die Haltung der besonderen Verehrungswürdigkeit setzen wollen, so zeigen sich doch die Katholiken davon weitgehend unbeeindruckt oder kritisieren offen den demonstrativen Einsatz von Statussymbolen wie schweren Dienstwagen und Privatkapellen.
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Zum ganzen Beitrag >>


Ratzinger hat das Papstamt verweltlicht

Der Papst-Rücktritt ist ein gewaltiger Tabubruch. Er bringt das sakrale Gebilde Kirche auf das Niveau irdischer Vernunft, sagt der Medienwissenschaftler Jochen Hörisch.

Nach seinem Rücktritt wird Benedikt XVI. alle Sympathie und aller Respekt der Welt zuteil – gibt es giftigere Komplimente? Ratzinger ist die Inkarnation des Erzkonservativen, der unfreiwillig für den Umsturz sorgt. Er könnte als Papst der Paradoxien in die Geschichte eingehen, ob der produktiven oder der desaströsen Paradoxien, das entzieht sich noch irdischer Einsicht.
Kommentar auf ZEIT-Online >>

Kardinal Kasper: „Eine neue Phase des Papsttums beginnt“
Der Rücktritt hat Folgen für die kommenden Pontifikate. Ich will nicht sagen, dass es ein Präzedenzfall ist, aber es ändert die Sicht des Pontifikates, es de-sakralisiert es im gewissen Sinn. Und macht das Amt im gewissen Sinn auch menschlich, weil es deutlich macht, dass dahinter ein Mensch steht, der alt wird und der mit den normalen Beschwerden des Alters zu tun hat. Es ist jetzt eine neue Phase des Papsttums angebrochen.“
Interview auf Radio Vatkan >>

Montag, 18. Februar 2013

Ein Papst - als Diener der Diener Gottes - wie wir ihn wünschen

Ein Papst - als Diener der Diener Gottes - wie wir ihn wünschen:

1 Ein Papst, vor dem alle Menschen, Frauen und Männer, gleich sind an Würde und Rechten - wie vor Gott.

2 Ein Papst, der die Kirche weniger regieren will, sondern sie anleitet und ihr hilft, sich selbst zu regieren.

3 Ein Papst, der weder progressiv noch konservativ sein will und so die Kirche nicht spaltet, sondern eint.

4 Ein Papst, der nicht so sehr Stellvertreter Christi, sondern Stellvertreter der Gläubigen bei Gott sein will.

5 Ein Papst, der statt die Einheitlichkeit der Kirche zu fordern, ihre Einheit in der Verschiedenheit fördert.

6 Ein Papst, der statt die Unterschiede der Konfessionen und Religionen, deren Gemeinsamkeiten betont.

7 Ein Papst, der weniger Dogmen, Zucht und Ordnung predigt, sondern Freude, Hoffnung und Zuversicht.

Text der Pfarrer-Initiative
© Peter Paul Kaspar



Überlegungen zur Papst-Nachfolge:

„Ein eiserner Besen hilft nicht"
Was erwartet den neuen Papst im Vatikan? Was muss er von dessen inneren Gesetzen wissen? Was kann er ändern? Fragen an den Kirchenhistoriker Hubert Wolf.
Frankfurter Rundschau >>

Joseph Ratzinger schenkt der Kirche eine neue Freiheit
Ein katholischer Kommentar zum angekündigten Rücktritt von Papst Benedikt XVI. und zu Perspektiven der Römischen Weltkirche
Telepolis >>

Vatikanexperte Marco Politi: "Die Kurie ist zerrissen"
Marco Politi ist angesehener und kritischer "Vaticanista" in Rom. Er gehört zu den erfahrensten Journalisten, die über den Vatikan berichten. Mit Marco Politi sprach Julius Müller-Meiningen.
Generalanzeiger >>

Papst-Biograf Andreas Englisch im Interview:
"Das wird ein Machtkampf"
Die Entscheidung kommt unerwartet für Vatikan, Kirche und die Welt – nicht aber für Papst-Biograf Andreas Englisch, der Ratzingers Rückzug in den Ruhestand bereits vor Monaten vorhersagt hat. n-tv.de spricht ihm über den Schock der Kurie, die Einsamkeit des Papstes und die heikle Suche nach einem Nachfolger.
n-TV >>

Weißer Rauch und schmutzige Gerüchte
Wenn sich die Kardinäle im März in Rom zur Papstwahl treffen, sind viele Machtkämpfe schon entschieden. Der amerikanische Vatikankenner John Allen erklärt, worauf es beim Konklave wirklich ankommt
Christ & Welt Ausgabe 09/2013 >>

Sonntag, 17. Februar 2013

Das ist mein auserwählter Sohn, hört auf ihn!

Du sollst nicht ohne Erde
in den Himmel kommen.
Gott ist Mensch geworden,
um den Himmel
in der Erde zu verankern,
um im Leib
das Licht anzuzünden,
um das Starre
zu beleben.
Um das Leben zu verdichten.

Gott ist Mensch geworden
als Hilfe für den Menschen.
Nicht um unser Denken
mit neuen Dogmen
zu belasten.

Martin Gutl, Ich bin bei dir,
Verlag Styria, Graz 2001, 82.


HINWEIS:
Fastenpredigten zum Vater-unser in Bad Tatzmannsdorf >> 

Freitag, 15. Februar 2013

Der Glaube wächst, wenn die Kirche glaubwürdig ist

Die mutige Entscheidung von Papst Benedikt XVI. muss als Chance wahrgenommen werden, der Kirche ein neues Profil zu geben, das sich allein am Auftrag Christi und nicht an Dogmen, Zwängen und Macht orientiert. Der Glaube wächst, wenn die Kirche glaubwürdig ist.

Robert Szinovatz

Weiterführend:

Rücktrittsgründe des Papstes
Kommentar von Anton Kolb (emeritierter Professor für Philosophie an der Katholischen Fakultät Graz)

Die Restaurativen, zu denen Benedikt selbst und die Kurie gehören, hielten ihn fest umklammert. Den berechtigten Forderungen der sich mehrenden Reformer wollte er nicht entsprechen. Den übrigen Machenschaften und Intrigen der Kurie war er nicht gewachsen. Das, und vor allem sein eigenes „Unvermögen“, wie er selbst in seiner Rücktrittsansprache eingestanden hat, waren die wahren Ursachen seines Rücktrittes.

Letztlich ist er an sich selbst gescheitert, weil er all diesen „Ansprüchen“ nicht gewachsen war. Erfolglosigkeit und Aussichtslosigkeit haben ihn in den Rücktritt getrieben. Die Macht ist in Ohnmacht umgeschlagen. Im Alter bekommt er seine Rechnung präsentiert. Alter und Krankheit sind als Gründe vor-geschoben worden. Mit seiner Lieblingsbeschäftigung, der (konservativen) Theologie und Theorie sowie mit Angst kann man die Weltkirche nicht regieren. Er war kein Politiker und kein Diplomat.

Benedikt hat der Weltkirche mit seinem Rücktritt, dem Achtung und Respekt gebühren, der weltweit fast allenthalben gelobt wurde, einen großen Dienst erwiesen, der allerdings nicht der Beschönigung dienen soll. Er hat damit erstmals mit der Tradition gebrochen. Er hat damit die Möglichkeit für einen Wandel zum Besseren eröffnet, wenngleich diese Chance leider nicht sehr groß sein dürfte.

So aber kann es nicht weitergehen, soll es nicht in absehbarer Zeit zu einem großen Krach kommen. Es ist sehr vieles zu ändern. Die Kirche muss menschlicher werden. Hoffentlich sehen es auch die überwiegend konservativen, den neuen Papst wählenden Kardinäle so. Sein Rücktritt ist historisch, leider auch seine restaurative, antiliberale Kirchenpolitik.

Graz, am 13.02.2013

Donnerstag, 14. Februar 2013

An die Herren Bischöfe Schick und Hanke

Lothar Müller, Theologe, Tirol
geg. zu Polling/Tirol am 5. Sonntag im Jahreskreis

An die Herren Bischöfe
Dr. Ludwig Schick, Bamberg
und Dr. Gregor Maria Hanke OSB, Eichstätt

Jeweilige Exzellenz, sehr geehrte Brüder im Bischofsamt!

Ihr habt also Eure sicher sehr bewährten „Fastenpredigten“ in Nürnberg wegen der Einladung von Pfarrer Helmut Schüller („Pfarrerinitiative“) abgesagt.
Das mag, Brüder, derzeit noch Euer kirchenrechtlich „gutes Recht“ sein. Und es ist auch keineswegs „mein gutes Recht“, mich als Angehöriger einer anderen, noch dazu „ausländischen“ Diözese, einzumischen. Es ist also so – und dass ihr, Brüder im Bischofsamt, Eure Rechnung ohne Eure LaiInnen gemacht habt – das freut mich schon. Das bekenne ich!
Spätestens jetzt wisst Ihr: auch wir „Schafe“ verfügen über eine gewisse Intelligenz und Voraussicht. Und das Wissen, dass die Hierarchien eigentlich von der Basis leben. Ob über Steuergelder oder Kirchenbeiträge.

Aber darum geht`s mir gar nicht! Was mich als Theologen wahnsinnig stört, ist die auch bei uns veröffentlichte Erklärung, wonach „ein Wortgottesdienst mit Aussagen zu Gottes Wort erfüllt sein (muss)“.

Brüder (Erz)- Bischöfe – das geht nicht! Gottes Wort ist ewig gültig und niemand, auch nicht ein Erzbischof hat das Recht, dazu „Aussagen“ zu treffen! Wir können und müssen „Gottes Wort“ verbreiten, aktualisieren, Beispiele anführen. Aber „Aussagen dazu“ - wie hier gefordert wird – das ist unerträglich! Gott (!!!) sendet uns Botschaften – und wir (!!!) treffen „Aussagen“ dazu?
Denkt einmal darüber nach!

Dass Ihr über Eure Generalvikare und Sprecher feststellen lässt, dass „solche Wortgottesdienste“ für „politische Darstellungen von persönlichen Meinungen“ ungeeignet seien, ist ob der oben dargestellten Anmaßung nahezu unbedeutend! Unfair zwar – aber unbedeutend!

Ich bin „nur ein Laientheologe“ – aber ich darf Euch, Brüder, schon empfehlen, mit Helmut Schüller ein persönliches Gespräch zu führen. Es wird auch Euch, Exzellenzen, sicher gut tun!

Im Wissen, dass Ihr, Brüder im (Erz -) Bischofsamt die o.a. missverständliche Feststellung zu den „Aussagen“ zurücknehmen werdet grüßt herzlich aus Tirol

Lothar Müller 

Zum Thema:

Kirchenkritiker Schüller kommt zu 'Fortbildung'
Der kirchenkritische Pfarrer Helmut Schüller, Sprecher der österreichischen Pfarrerinitiative, wird nun doch nach Nürnberg kommen. Wie der Bayerische Rundfunk (BR) berichtete, soll Schüller am 24. Februar in der zum Bistum Eichstätt gehörenden Pfarrei 'Menschwerdung Christi' im Nürnberger Stadtteil Langwasser auftreten. Offenbar soll die Veranstaltung als 'Fortbildung' deklariert werden. Das bestätigte am Freitag auch der Vorsitzende des städtischen Katholikenrats, Günter Heß. Eine zuvor in der Nürnberger Frauenkirche geplante Fastenpredigt-Reihe, bei der neben Schüller auch die Regensburger Kirchenrechtlerin Sabine Demel auftreten sollten, war von den katholischen Bischöfen in Bamberg und Eichstätt, Ludwig Schick und Gregor Hanke, verboten worden. Der Vorgang hatte heftigen Protest hervorgerufen. Die Sprecher der Priesterinitiative Deutschland schrieben einen Brandbrief an die Oberhirten. Und in den Nürnberger Zeitungen gab es spaltenweise Leserbriefe, in denen das Verbot der Bischöfe massiv kritisiert und als Zensur gebrandmarkt wurde.
Süddeutsche >>


Stellungnahme zur Veranstaltungsreihe der Pfarrei Menschwerdung Christi 
Bistum Eichstätt >>

Mittwoch, 13. Februar 2013

Priestereinkehrtag mit Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst

Für den Priestereinkehrtag am Mittwoch der Karwoche hat Bischof Zsifkovics seinen deutschen Amtskollegen, den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst eingeladen. Von ihm heißt es im Kölner Stadt-Anzeiger, dass er "zum größten Problemfall im deutschen Episkopat geworden ist... Er gehört in eine Riege jüngerer deutscher Bischöfe, die sie in Rom spöttisch "principi vescovi" nennen, Fürstbischöfe".
Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst
Auf der Flucht vor der bösen Welt
Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist zum größten Problemfall im deutschen Episkopat geworden ist. Der Geistliche wittert eine Kampagne speziell des „Spiegels“. Tebartz auf der Flucht vor der bösen Welt. Oder vor sich selbst?


SPIEGEL-Online nimmt seinen pompösen Lebensstil unter die Lupe:
Katholische Kirche: Das Upgrade-Wunder von Limburg
Bischof Tebartz-van Elst ist erster Klasse nach Indien geflogen. Mit den Vorwürfen konfrontiert, leugnete er den Luxus mit Hilfe seiner Anwälte. Nur Stück für Stück räumte er die Fakten ein. Zurück bleibt der Eindruck: Mit der Wahrheit nimmt es der Geistliche offenbar nicht so genau.

Katholische Kirche: Limburger Bischof verkaufte Immobilienpaket ans eigene Bistum
Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat Immobilien des Bischöflichen Stuhls ans eigene Bistum verkauft. Nun gibt es den Verdacht, der Kirchenmann habe so seinen neuen umstrittenen Prunkbau finanzieren wollen. Tebartz-van Elst weist dies zurück.

AKTUELL (21.2.2013):
Anzeigen gegen Limburger Bischof
Drei Anzeigen liegen gegen den Bischof von Limburg vor. Franz-Peter Tebartz-van Elst soll im Zusammenhang mit dem Konflikt um seinen Erste-Klasse-Flug nach Indien eine falsche eidesstattliche Erklärung abgegeben haben. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg, gelogen hat.


Furcht und Resignation in der Diözese"
Das Bistum Limburg kommt nicht aus den Schlagzeilen. Priester benennen nun schriftlich Missstände und fordern Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zum Dialog auf.
Frankfurter Allgemeine >>

Priesteraufstand gegen Bischof
Das Bistum Limburg kommt nicht zur Ruhe. Nach Kritik am Bau seines neuen Hauses und seinem First-Class-Flug nach Indien hat Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst jetzt Ärger mit Priestern. Sie werfen ihm ein Klima der Angst vor. 

Ehrgeizig und verschwenderisch?: Limburger Bischof kämpft um sein Ansehen
Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat es nicht leicht. Fast fünf Jahre nach seiner Ernennung scheint der in Kevelaer am Niederrhein geborene und auf einem Bauernhof aufgewachsene Kirchenmann in Limburg noch nicht richtig angekommen zu sein.
(mit ausführlicher Link-Sammlung)

Fasten-Impulse hören

Vom Aschenkreuz zur Karwoche - Zeit der Umkehr und der Buße
Nicht nur im christlichen Kulturkreis gilt Asche als Symbol für Tod und Vergänglichkeit, Reue und Buße, aber auch für Läuterung und Auferstehung. Hinter den bisweilen altmodisch anmutenden Ritualen und Regeln der Fastenzeit steckt ein spiritueller Sinn. Autor: Christian Feldmann
Auf radioWissen >> (Podcast vom 13.02.2013 suchen und auf "Start" klicken)


Vom Fasten - Wie der Körper Überflüssiges los wird
Fasten. Dieser zeitweilige Verzicht auf feste Nahrung hat Tradition. So gut wie jede Kultur oder Religion kennt eine Fastenzeit und spezielle Fastentage, die den Geist, aber auch den Körper reinigen sollen. Autorin: Inga Pflug
Auf radioWissen >> (Podcast vom 28.02.2013 suchen und auf "Start" klicken)

Dienstag, 12. Februar 2013

Gebet für den neuen Papst

A: Du unser Gott, schenk unserem neuen Papst und uns Christinnen und Christen Kraft und Mut zur Erneuerung deiner Kirche!

Glücklich die Kirche,
die Jesus in den Mittelpunkt stellt
und die unterwegs bleibt durch diese Zeit.
Die nicht auf einem
„Das war schon immer so“ beharrt,
aber sich auch nicht jedem Zeitgeist anschließt.

A: Du unser Gott, schenk unserem neuen Papst und uns Christinnen und Christen Kraft und Mut zur Erneuerung deiner Kirche!

Glücklich die Kirche,
die eine Ahnung hat vom Reich Gottes
und die heute damit beginnt,
dieses Reich Wirklichkeit werden zu lassen,
die in dem Vertrauen lebt und arbeitet,
dass das möglich ist,
auch wenn Rückschritte
und Misserfolge den Mut nehmen.

A: Du unser Gott, schenk unserem neuen Papst und uns Christinnen und Christen Kraft und Mut zur Erneuerung deiner Kirche!

Glücklich die Kirche, in der Offenheit, Vielfalt,
Friede und Gerechtigkeit wohnt,
die gastfreundlich ist und sich nicht verschließt,
in der Freunde und Fremde willkommen sind
und sich versammeln um den Tisch des Herrn.

A: Du unser Gott, schenk unserem neuen Papst und uns Christinnen und Christen Kraft und Mut zur Erneuerung deiner Kirche!

Glücklich die Kirche,
die Raum zur Entfaltung gibt,
die Neues wagt und lebendig ist,
die die Talente nutzt, die in ihr sind,
und die Schätze hebt, die sie besitzt.

A: Du unser Gott, schenk unserem neuen Papst und uns Christinnen und Christen Kraft und Mut zur Erneuerung deiner Kirche!

Glücklich die Kirche,
die Geborgenheit findet und Vertrauen
im Hören des Wortes Gottes
und im Teilen von Brot und Wein,
die ihre Mitte gefunden hat,
die ihr Orientierung gibt und Halt,
die Brot und Wein sein kann für andere
und die Liebe Gottes erfahrbar macht.

A: Du unser Gott, schenk uns einen weitherzigen Papst, der mutig für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt eintritt und der zusammen mit uns Christinnen und Christen deine Kirche erneuert, damit sie Botschafterin der befreienden Wahrheit ist, Ort der Gleichberechtigung von Frau und Mann, Stätte des Freimuts und der versöhnten Vielfalt und Erzieherin zur Unterscheidungs- und Kritikfähigkeit. Amen.

vgl. Ursula Klauke u. a., Angedacht,
Grünewald Verlag, Mainz 1997, 65.
© der Überarbeitung Dietmar Dominik Stipsits

Ein Papst läuft nicht weg, er gibt ein Beispiel

Papst Benedikt XVI. verkündet seinen Rücktritt
Dieser Rücktritt ist ein Fanal für moderne Amtsführung und gibt der ganzen Welt ein außerordentliches Vorbild: So wird Benedikt XVI. zur großen historischen Figur.
Frankfurter Allgemeine >> 

Thema "Rücktritt Papst Benedikt XVI." in der Frankfurter Rundschau >>

Versprecher des Jahres in den WDR5-Nachrichten am 11. Februar 2013

Reaktionen von Theologen zum Papst-Rücktritt >>

Historisch: Papst Benedikt XVI. tritt zurück
Papst Benedikt XVI. wird am 28. Februar aus Altersgründen zurücktreten. Er habe nicht mehr die Kraft für sein Amt. Die Planungen für ein Konklave haben begonnen. Bis Ostern soll es einen neuen Papst geben.
Die Presse >>

Kirchenrebell Schüller: „War es ein Putsch der Konservativen?"
Kirchenrebell Helmut Schüller bezweifelt, dass der Papst wegen des Alters zurückgetreten ist.
Die Presse >>

Thema: Papst-Rücktritt in DiePresse >>

"Wir waren Papst"
Der Rücktritt des Kirchenoberhaupts löste Bestürzung, Respekt und scherzhafte Reaktionen aus.
Kurier >>

Papst Benedikt XVI. tritt zurück: "Meine Kräfte reichen nicht mehr"
85-Jähriger verlässt sein Amt am 28. Februar - Erster freiwilliger Amtsverzicht eines Pontifex maximus
Der Standard >>

Verzichten, um zu dienen
Rolle und Bedeutung eines außerordentlichen Aktes – die Ausübung des Petrusamtes im persönlichen Verzicht zum Wohl der Kirche
L'Osservatore Romano >>

Skurriles zum Papst-Rücktritt:
Prophetischer Comic, mysteriöser Blitz
STERN-Online >>

Montag, 11. Februar 2013

Klarstellung von Georg Lang zum Rücktritt als Generalvikar

Mit Jahresende 2012 sind überraschend Generalvikar Lang und Moderator Ivandic von ihren Ämtern zurückgetreten. Ich habe darüber berichtet. Auch wenn es offiziell anders dargestellt wurde, war und ist klar, dass es gravierende Unstimmigkeiten zwischen Bischof und Generalvikar gab.

Nun hat Georg Lang in den neuesten Pfarrnachrichten der Pfarre St. Margarethen (1/2013 Feber-April) ausführlich zu seinem Rücktritt Stellung genommen. Ein beeindruckender und offener Beitrag, für den man Pfarrer Lang danken muß. 


Liebe Pfarrfamilie!

Wie die meisten bereits wissen, hat sich eine Änderung meines Dienstes ergeben. Ich bin mit Jahresende von meinem Dienst als Generalvikar und allen damit verbundenen Aufgaben zurückgetreten. Es war meine Entscheidung. Auf meine Bitte hin hat mich unser Bischof ab 1. Jänner 2013 von meinen Pflichten entbunden.

Es war Wunsch des Bischofs, dass eine gemeinsame Erklärung herausgegeben werden sollte. Dem habe ich zugestimmt. In den Medien wurden dann die Gründe dafür publiziert. Allerdings wurde diese gemeinsame Erklärung ein wenig bis stark verändert, sodass ich etwas richtigstellen möchte.

Es heißt dort: „…dass die administrative Erledigung der Alltagsgeschäfte nicht meinen persönlichen Vorstellungen entsprochen haben.“ Mir ist es nie ums „Administrative“ gegangen. Es waren schon die Inhalte und auch Entscheidungen, die ich immer öfter nicht mehr mittragen konnte bzw. die ich nicht aus voller Überzeugung verantworten konnte.

Als weiterer Grund wurde genannt: „Dass er sich wieder ganz der Pfarrseelsorge widmen will.“ Auch das war nicht der Grund meines Rückzugs.

Im Gegenteil: Dieser Rückhalt in der Pfarre war für mich sehr wichtig. Es war natürlich sehr viel Arbeit, beides – vor allem die vielen Termine – unter einen Hut zu bringen. Aber es war möglich. Das Leben in der Pfarre hat mich oft „gerettet“, wenn ich von meinem Dienst gekommen bin und wieder mit „normalen“ Menschen Gottesdienst feiern durfte oder seelsorgliche Aufgaben in Angriff genommen wurden. Ja, ich bin gerne Pfarrer. Deshalb habe ich die Pfarre auch als Generalvikar behalten – und der Bischof hat dies damals auch gutgeheißen. Und ja, ich bin auch gerne in St. Margarethen Pfarrer. Aber dies war kein ausschlaggebender Grund für meinen Rücktritt. Die Einzelheiten habe ich dem Bischof mitgeteilt und ich werde sie nicht öffentlich weitergeben. Ich weiß, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Keine Sorge: mir geht es gut. Ich bin in kein Loch gefallen und habe auch keine Depressionen. Ich bin Priester geworden – war auch als Generalvikar „nur“ Priester – und bin es jetzt auch noch. Mehr kann ich nicht sein. Mir ist es nie um Titel oder Gewänder gegangen. Für manche ist dies wahrscheinlich nicht zu verstehen.

Ich danke allen – vor allem in der Pfarre, aber auch den Mitarbeitern im Bischofshof – die mich in dieser Zeit unterstützt haben und Verständnis für mich hatten und die mich im Gebet begleitet haben. Danke allen!

Euer Pfarrer Georg Lang


Für mich kommt Folgendes zum Ausdruck:
  • es gab eine gemeinsame Erklärung zum Rücktritt, die aber offensichtlich ohne Rücksprache in geänderter Form veröffentlicht wurde
  • es kam zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Generalvikar und Bischof über den Führungsstil und wegen inhaltlicher Fragen
  • die "Einzelheiten" hat der Generalvikar dem Bischof gesagt, wird sie aber nicht veröffentlichen
Diese "Richtigstellung" von Pfarrer Lang ist für mich ein weiterer Beleg über die Situation und das Klima in der Diözese Eisenstadt unter dem neuen Bischof: er drückt seine Entscheidungen beinhart durch und ist zu keinem wirklichen Dialog bereit. Dabei nimmt er sogar in Kauf, dass ihm die engsten Freunde abhanden kommen. Es bleibt zu hoffen, dass Bischof Ägidius lernt und seinen nächsten Generalvikar als Mitbruder auf Augenhöhe behandelt und ihm mehr Kompetenzen zugesteht.