Der Ökumene-Verantwortliche des Vatikans, Kardinal Kurt Koch, war „am Anfang sehr irritiert“ über das Gedenken an 500 Jahren Reformation in Deutschland. Er habe „immer gesagt“, dass bei einem solchen Gedenken „auch Buße“ wegen der „grausamen Konfessionskriege“ geleistet werden müsse, sagte Koch in einem Bilanzinterview zum Lutherjahr mit Radio Vatikan. Doch zu Beginn des Gedenkjahres sei sein Eindruck gewesen, „dass man den Aspekt der Buße nicht wahrnehmen wollte“. „Das hat mich sehr irritiert, weil schon die erste These Luthers voll auf die Buße abgeht und das ganze Leben des Christen eine Buße ist.“
Später habe er aber „gesehen, wie sich das entwickelt hat, bis hin zu diesem gemeinsamen Buß- und Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim im März, den ich als äußerst positiv erfahren habe“, so Kardinal Koch. Er zog in dem Interview daher eine positive Bilanz des Reformationsgedenkens. Der Kardinal würdigte ausdrücklich „die Bereitschaft der evangelischen Kirche, nicht so sehr Luther in den Mittelpunkt zu stellen, sondern das Reformationsgedenken als Christusfest zu verstehen, das uns gemeinsam ist“.
Das sei „die beste Idee für ein gemeinsames Reformationsgedenken“ gewesen, sagte der Schweizer Kurienkardinal. Lobende Worte fand er auch für die „wunderschöne Zusammenarbeit mit dem Lutherischen Weltbund“: Dort habe er während des Gedenkjahres „die Leidenschaft, in die Zukunft aufzubrechen“, gespürt.
Mit deutlicher Vorsicht äußerte sich Koch zum ökumenischen Ziel einer „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“. „Die Schwierigkeit liegt darin, dass alle diesen Begriff verwenden, aber nicht das gleiche darunter verstehen.“ Manche beschrieben mit diesem Begriff die „Situation, wie wir sie heute haben“, doch „die katholische Sicht ist eine andere“. Aus Kochs Sicht wäre es „wichtig in der ökumenischen Diskussion, dass man Formeln nicht nur gemeinsam verwendet, sondern auch Auskunft darüber gibt, wie man sie versteht“. Sonst komme es zu „Konfusionen“.
Radio Vatikan >> Hier können Sie auch den Volltext des Interviews mit Kardinal Koch lesen. Die Fragen stellte Radio-Vatikan-Redakteurin Gudrun Sailer.
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