Freitag, 6. Oktober 2017
Papst Franzuiskus beim Mahl für die Armen in der Basilika von Bologna
Darf man in einer Kirche zu Mittag essen?
In einer Kirche tafeln – darf man das? Diese präzise Frage kam nach dem Papstbesuch in Bologna vergangenen Sonntag auf. Dort nämlich lud Papst Franziskus Flüchtlinge, Bedürftige und Gefängnisinsassen zum Mittagessen in eine große Kirche, die Basilika des heiligen Petronius unweit der Kathedrale. Die Bilder des Mahls in der Kirche erhitzten manches Gemüt. Ob damit nicht die „Sakralität des Ortes“ entweiht sei, fragten sich besorgte Gläubige unter Verweis auf das Kirchenrecht.
Dieses verbietet tatsächlich im Kirchenraum alles, „was mit der Heiligkeit des Ortes unvereinbar ist“. An einem heiligen Ort dürfe „nur das zugelassen werden, was der Ausübung oder Förderung von Gottesdienst, Frömmigkeit und Gottesverehrung dient", wie es im Kanon 1210 heißt. Zugleich lässt das Recht abweichende Nutzungen zu, wenn sie begründet und vom Bischof genehmigt sind. Der Ordinarius könne „im Einzelfall einen anderen, der Heiligkeit des Ortes jedoch nicht entgegenstehenden Gebrauch gestatten.“ Und die Mahlzeit für Arme in einer Kirche? Die Kernfrage bleibt: haben die mit dem Papst tafelnden Gäste in der Basilika die Heiligkeit des Ortes beeinträchtigt? Der Papstvertraute Antonio Spadaro, Leiter der Jesuiten-Zeitschrift „Civiltà Cattolica“, hat eine klare Antwort.
„Die Heiligkeit des Ortes wird in keiner Weise durch die karitative Handlung angegriffen. Das gilt vor allem in einer geordneten Situation, wie es am Sonntag geschehen ist. Ich denke deshalb, die Geste des Papstes, die von anderen Priestern bisher auch in Rom oft gemacht wurde, ist ein sehr starkes Zeichen, das die Zuneigung zu Gott noch verstärkt. … Es ist ein paradox, das Gegenteil zu behaupten. Papst Franziskus hat im Kirchgebäude mit Armen und Benachteiligten gegessen, das ist eine hohe Handlung der barmherzigen Liebe und somit ein grundlegendes Prinzip des Christentums. Ich würde sogar sagen, diese Geste unterstreicht den Einsatz der Kirche am Dienst an den Nächsten.“
Was in Bologna geschehen sei, könne man auch als „Verbindung“ zwischen dem eucharistischen Mahl und dem Mahl für die Armen betrachten. Kritisiert wurde in den Kommentaren, dass die Eucharistiefeier keine „Essensfeier“ sei. Dazu Pater Spadaro:
„Der Herr hat doch gerade dieses Bild des Mahles am Tisch für die Eucharistie ausgewählt. Deshalb finde ich es sehr schön, dass das Brot miteinander geteilt wird und schenkt doch der Eucharistiefeier sogar noch mehr Würde und Güte.“
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