Mittwoch, 4. Mai 2011

Bischof Morris ist über die Art seiner Abberufung betroffen

"Das pilgernde Volk lebt den Traum Gottes"

Das steht - zumindest noch heute - auf der Homepage der australischen Diözese Toowoomba. Ihr Bischof William Morris (67) ist am 1. Mai von Papst Benedikt XVI. vorzeitig in seinem 18. Jahr als Bischof von den Amtspflichten entbunden worden. Das gaben der Vatikan und die Apostolische Nuntiatur in Canberra am Montag in wenigen Worten und ohne Begründung bekannt.

Ende 2006 hatte Bischof Morris seinen Gläubigen im Advent-Hirtenbrief mitgeteilt, dass seine - flächenmäßig mit 166.000 Quadratmeilen und 34 Pfarren sehr große - Diözese im Jahr 2014 nur noch 19 Priester haben werde, den Bischof eingeschlossen. Zu seinen Vorschlägen, wie man die Krise bewältigen könne, gehörte die Wiederaufnahme von Priestern, die aus welchen Gründen auch immer ihren Dienst aufgeben mussten. Zudem schlug er die Weihe von verheirateten Männern und die Weihe von Frauen vor. Auch eine Kooperation mit Anglikanern und Protestanten brachte Morris ins Gespräch. In der Folge leitete der Vatikan eine Untersuchung ein.

In einem von Bischof Morris veröffentlichten Brief legt dieser seine Sicht der Vorgänge, die zu seiner Enthebung geführt haben, dar. Morris betont darin, sein beanstandetes Schreiben vom Advent 2006 sei "falsch gelesen" und "bewusst fehlinterpretiert" worden. Nach Beschwerden "einer kleinen Gruppe", der er nicht gepasst hätte, sei es zu einer Apostolischen Visitation gekommen.

Morris beklagt, dass er den Schlussbericht der Apostolischen Visitation nie gesehen hat und dass ihm ein ordentlicher Prozess sowie die Möglichkeit „einer angemessenen Verteidigung und Interessenvertretung in meinem Namen“ vorenthalten wurde. Jene konservativ-romtreuen Kreise, die mit ihm als Bischof der Diözese nicht einverstanden waren, hat Morris gegenüber Medien „Tempel-Polizei“ genannt.

Einen "freiwilligen Rücktritt", wie er offenbar verlangt wurden, lehnt Morris aus Gewissensgründen sowie "aus Liebe zur Kirche“ ab, da er bei seinen Aussagen zur aktuellen Situation der Kirche keinen Fehler sieht.

Bischof Morris ist bei Klerus und Volk sehr beliebt und erhält momentan viele Unterstützungs- und Solidaritätserklärungen.

Toowoomba: Priester stellen sich hinter Bischof Morris
Protest von Priestern: "Überragende Mehrheit der Katholiken der Diözese empfand pastorale Leitung von Bischof Morris als konstruktiv, fundiert und belebend"
Beitrag auf Kathpress >>

Plattform "Wir sind Kirche": Solidarität mit australischem Bischof Morris
„Wir sind Kirche“ sieht in der Abberufung des australischen Bischofs William M. Morris eine Verletzung der Menschenrechte durch eine menschenunwürdige diktatorische Entscheidung des Vatikans. Deshalb ruft die Kirchenreformbewegung alle Menschen die für Gerechtigkeit eintreten auf, bei der Nuntiatur gegen die Entscheidung zu protestieren und Solidarität mit dem australischen Bischof Morris aus der Diözese Toowoomba/Australien zu zeigen.
Zum Aufruf von Wir-Sind-Kirche mit der deutschen Übersetzung des Abschiedsbriefs von Bischof Morris sowie seinem Advent-Hirtenbrief 2006

Radio Vatikan: Vatikan/Australien: Bischof suspendiert
Kathpress: Australischer Bischof scheidet vorzeitig aus seinem Amt

Community rallies behind bishop
THE forced retirement of Catholic Bishop William Morris continues to make headlines across the country, as people rally behind the ousted diocese leader.
Toowoomba’s Fr Hal Ranger – who was a parish priest at Warwick several years ago – yesterday condemned the Vatican for their heavy-handed treatment of the revered Bishop.

Church slammed for dumping Toowoomba bishop
Catholic leaders have criticised the church hierarchy for a lack of transparency after the Vatican confirmed the removal of a long-serving Queensland bishop.
* Video: Pope 'forces' Toowoomba bishop out of church (7pm TV News QLD)
* Audio: Catholic Bishop retires early amid Vatican row (The World Today)

'Temple police' blamed for Toowoomba Bishop William Morris' downfall

Diocesan Pastoral Plan
It stressed four things:-
1. It is vital to have a Pastoral Plan in every local Church;
2. The plan should involve all the people and all the organizations and movements within the Diocese;
3. The plan calls for participation, dialogue and community discernment; and
4. The plan flows from the spirituality of the Second Vatican Council, which is the spirituality of communion.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wer denkt da nicht unmittelbar an das Schicksal unseres lieben Bischofs Paul!?
Hoffentlich findet das Kirchenvolk dort die richtige Antwort!

Anonym hat gesagt…

Volksnahe Bischöfe und besorgte Seelenhirten haben es in dieser autokratischen Kirche schwer.
Ist da eine Kirchenspaltung, die die Typen von Opus Dei oder Petrusbruderschaft ("Tempel-Polizei" ist treffend) vorantreiben, noch aufzuhalten?

Anonym hat gesagt…

Ich zitiere aus Ihrem Artikel: "Zudem schlug er die Weihe von verheirateten Männern und die Weihe von Frauen vor. Auch eine Kooperation mit Anglikanern und Protestanten brachte Morris ins Gespräch."

Bischof Morris hat dies in seinem Adventshirtenbrief von 2006 nicht einmal "vorgeschlagen": Er hat schlicht referiert, was international und auch national schon diskutiert worden sei, um dem Priestermangel abzuhelfen. Unmittelbar danach hat er dazu aufgefordert, für Berufungen von Männern zum zölibatären Priestertum zu werben.

Katholik hat gesagt…

Zweierlei Maß?

Wenn die linken Grüppchen den an Einheit im großen wie im kleinen interessierte Bischof Vitus Huonder hätten wegpöbeln können, wäre bei Posch und WiSiKi großer Jubel ausgebrochen.

Aber wenn hier in Australien ein wahrhaftiger Spalter der Kirche entsorgt wird herrscht Unverständnis. Das ist logisch, denn es kommt daher, dass bei den genannten keine Faser mehr katholisch ist.

Bravo zu diesem Abschuss, der Spalter Markus Büchel muss folgen!

Vitus Huonder hat übrigens auch zahlreiche Solidaritätsbekundungen bekommen und ist bei Katholiken sehr beliebt. Bei Schein-Katholiken natürlich nicht.

Anonym hat gesagt…

"Katholik hat gesagt": Vielleicht so viel dazu: Ausdrücke, wie "wegpöbeln" und "entsorgt", erinnern an das Vokabular einer unseligen Vergangenheit ...
Und Katholizität jenen, die um die Kirche besorgt sind, abzusprechen, ist eine Anmaßung und Überheblichkeit ohnegleichen. Verzeih' ihnen Herr, sie wissen nicht, was sie tun!

Katholik hat gesagt…

@ Anonym

Danke für Ihre Demonstration, dass wer nichts zum Thema zu sagen hat oder sprachlos ist, weil der andere inhaltlich voll und ganz recht hat, derjenige beginnt, an der Wortwahl herumzumäkeln.

Anonym hat gesagt…

@ Katholik
Der Ton macht schon auch die Musik... und du WILLST mit aller Gewalt Recht haben... und verkrampfst dich am Zölibat, das für die Apostel kein Thema war.
Die Nachfolger machen es zum Problem!

JESUS nachfolgen ist befreiend!

Katholik hat gesagt…

@Anonym

"befreiend" von was?

JESUS nachfolgen ist vor allem eines nicht: beliebig oder halbherzig!

Anonym hat gesagt…

@Katholik
Das "befreiend von" ergibt sich von selbst, wenn man "umkehrt" und in Christus "neugeboren wird".
Jesus selbst hat gesagt: "Hütet euch vor jenen, die euch Vorschriften machen und Lasten auferlegen und selber etwas ganz anderes tun!
Die Jesusnachfolge lässt erkennen, dass ich durch die Taufe Kind Gottes bin - und auch Erbe.

Und du verlangst noch: der Getaufte muss auch "romtreu" sein - egal, wer an der Macht ist (!!), ansonsten ist er "halbherzig und beliebig". Gehorsam über alles! Piusbrüder sind zu streicheln - Befreiungstheologen zu verdammen!
Das ist ein Kurzschluss, der nicht sieht, dass ein "Mittler" immer auch den Weg verstellt und erst glaubwürdig wird, wenn er "aus dem Weg geht".
Nur einer kann sagen: "Ich bin der Weg" - Halleluja!