Der Mitbegründer und langjährige Obmann der Laieninitiative Dr. Herbert Kohlmaier gibt in einer Aussendung vom 26. Mai Folgendes bekannt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde!
Ich will Sie heute davon informieren, dass ich mich nach mehr als drei Jahren des Einsatzes für die Gründung und Arbeit der Laieninitiative entschlossen habe, deren Leitung in andere Hände zu übergeben. Es hat dies für mich vor allem persönliche Gründe. Die Funktion als Obmann war für mich eine großartige Aufgabe, aber auch eine Belastung, die man in meinem Lebensalter nicht zu lange auf sich nehmen sollte. Es entstehen nun auch neue Herausforderungen.
Ich bin zur Überzeugung gekommen, dass eine Reform der Kirche, die wir wie viele andere Kräfte bisher anstrebten, derzeit ein unerreichbares Ziel ist. Wir stehen unter dem Diktat einer verstockten vatikanischen Bürokratie, die weder gewillt noch fähig ist, den Auftrag des Herrn in unserer Zeit zu erfüllen. Unter der Verantwortung eines von seiner Aufgabe auf geradezu jämmerliche Weise überforderten Papstes ignoriert Rom die verzweifelten Mahnungen höchst besorgter Katholiken, darunter sehr Vieler aus Wissenschaft und Geistlichkeit. Es ist unfassbar!
Ja, man steuert sogar den Kurs zurück in die Vergangenheit! Die Kirche ist auf dem Weg zu einer lateinische Formeln murmelnden Sekte unterwerfungssüchtiger und sexualneurotischer Sonderlinge. Sagen wir es uns und auch der Welt ganz offen und ehrlich: Die Reform der Institution ist angesichts dessen nicht möglich. Christentum kann heute nur mehr in völliger Loslösung von dieser Hierarchie gelebt werden!
Die als Reformbewegung gegründete Laieninitiative hat damit ihre Bedeutung nicht verloren – ganz im Gegenteil! Sie muss jenen Menschen, die der Kirche trotz allem die Treue halten, eine unverzichtbare Stimme geben. Sie will zur Selbständigkeit mündig gewordener Christen aufrufen und anleiten. Wir wissen heute nicht, wie die Entwicklung weitergeht, aber jeder, der die Nachfolge Jesu ernst nimmt, steht vor einer Pflicht: dem Glauben durch persönlichen und verantwortungsbewussten Einsatz wieder eine Zukunft zu geben!
Die Gremien der Laieninitiative werden entscheiden, wer nun für diese Aufgabe Verantwortung übernimmt und Sie werden darüber bald informiert. Ich bitte alle, meinem Nachfolger / meiner Nachfolgerin jenes Vertrauen und jene wunderbare Unterstützung zu schenken, die ich erfahren durfte. Ich danke von Herzen dafür! Die Arbeit wird neu zu orientieren und mit allem Einsatz fortzusetzen sein.
Abschließend noch ein persönliches Wort, das Sie verstehen mögen: Ich hatte als langjähriger Politiker mit sehr vielen Menschen zu tun. Für mich ist es aber unbegreiflich: Die Reformorganisationen, hinter denen viele Tausende Katholiken stehen, halten dem Papst vor, dass zentralistische Bischofsernennungen der Tradition und dem Evangelium widersprechen. Er ignoriert das einfach. Das ist nicht nur unchristlich, sondern auch grob ungehörig! Der Großteil der Bischöfe verhält sich nicht anders – sie haben sich zu willenlosen Außenstellenleitern Roms degradieren lassen. Solche Leute sind für mich einfach nicht satisfaktionsfähig. Ich will mit ihnen nichts mehr zu tun haben.
Um positiv zu schließen: Es gibt nach wie vor großartige Seelsorger, die ich bewundere – Altbischof Krätzl, die Äbte Fürnsinn und Christian, Helmut Schüller, Georg Sporschill und viele andere. Meine Gemeinde hat einen menschlichen und aufgeschlossen denkenden Pfarrer. Dieser Typus hat heute kaum Nachwuchs. Aber an der „Basis“ geschieht noch immer Großartiges und Segensreiches. Bei diesen Frauen und Männern liegt die Zukunft der Kirche und wir müssen uns energisch auf ihre Seite stellen. Eine niederdrückende Last muss abgeworfen werden, die Wege unseres Herr sind frei von unerträglicher Bevormundung zu beschreiten. Das ist die einzig mögliche „Kirchenreform“.
Herzlich Ihr / Euer
Herbert Kohlmaier
http://www.laieninitiative.at/
1 Kommentar:
Der Meinung, dass eine Reform von der Kirchenleitung aus unwahrscheinlich ist, kann ich mich nur anschließen. Man muss sich nur einmal in die Lage eines Kirchenoberen versetzen:
Geld genug ist da, um ein geradezu fürstliches Leben zu führen - Geräumige Unterkunft mit teurem Mobiliar, Limousine mit Chauffeur, teure Gewänder und jeden Tag frische Küche oder auch festliche Einladungen. Dazu noch einiges an Macht, Mitarbeiter abzusetzen oder zu ernennen ohne lästige Gewerkschaften, quasi absolutistisch. Warum sollte man daran etwas ändern, warum sollte man sich etwas dreinreden lassen? Demokratie würde dieses Gefüge nur stören.
Ich wollte es lange, sehr lange nicht wahrhaben. In einer geradezu kindlichen Naivität glaubte ich dass das Wort Gottes stärker sein müsste als Geld und Macht, aber da habe ich mich wohl getäuscht.
Aus meiner Sicht kann man nur Aufmerksamkeit erregen, indem man den Geldhahn zudreht. Alles andere wird nichts bewegen. Warum auch? Im Elfenbeinturm lässt sich's prächtig leben, solange die Menschen für seine Erhaltung genug zahlen.
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