Dienstag, 3. März 2015

Reformstreit im Bistum Limburg: Neuanfang blieb aus

Reformstreit im Bistum
Der unheilige Zorn von Limburg

Das Bistum Limburg öffnete am Freitag die Privatgemächer seines Ex-Bischofs. Für einen wichtigen Fortschritt halten kritische Reformer das nicht. Sie sind verbittert, wie die Amtskirche mit ihnen umgeht – und mit Franz-Peter Tebartz-van Elst.

Im September des vergangenen Jahres packte der damals längst emeritierte Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst doch noch seine Koffer. Anders als seine Amtszeit war der lange hinausgezögerte Auszug aus seiner Wohnung, die das Bistum Limburg heute erstmals den Medien zeigt, offenbar eine saubere Sache. "Ordnungsgemäß und besenrein" seien die Privaträume übergeben worden, hieß es anschließend. Fünf Monate später ist die Kirche mit sich selbst alles andere als im Reinen.

Wie sonst wäre es zu erklären, dass sich der vom Papst als Ausputzer eingesetzte Päpstliche Administrator Manfred Grothe in diesen Tagen öffentlich anhören muss, sein Umgang mit dem geschassten Ex-Oberhirten rieche nach "Kumpanei" unter Klerikern? Dass ein Tebartz-Kritiker nicht auf seinen noch immer unbesetzten Posten zurück darf? Und dass Grothes rechte Hand, der sonst so sanft auftretende Wolfgang Rösch, sich gerade schriftlich bei einer kritischen Mitarbeiterin wegen einer Anwandlung unheiligen Zornes entschuldigt hat?

Seelsorgerin übt öffentlich Kritik
Laienvertreter, Verwaltungsmitarbeiter, Pfarrer: Viele glauben, es sei durchaus merklich besser geworden. Die Gefängnisseelsorgerin Pia Arnold-Rammé gehört zu denen, die inzwischen aber bis an den Rand der Resignation und darüber hinaus zweifeln, ob auch tiefgreifende Reformen als Lehren aus der tiefen Krise gewollt sind. Und die es sagen. Manche wittern gar Restauration – der alte Klerikalismus, mit menschlicherem Antlitz und durch die Hintertür.

Bei einer Tagung von pastoralen Mitarbeitern und Bistumsleitung beging Arnold-Rammé den Fehler, im Beisein Röschs falsche Signale bei wichtigen Personalentscheidungen zu bemängeln.

Es gab Beifall. Aber nicht von Rösch, wie Teilnehmer berichten. Der Generalvikar stürmte demnach anschließend auf die Mitarbeiterin zu, ging sie in harschem Ton wegen dieser "Unverschämtheit" an, und verschwand in Richtung Ausgang.

Personeller Neuanfang blieb aus
"Bevor ich argumentieren konnte, war er weg. Aber Widerspruch muss doch möglich sein", bestätigt Arnold-Rammé den Vorfall. Obwohl Rösch in der Form zurückruderte, hält die Kritikerin die Attacke für symptomatisch. Es gebe gewiss Bemühen um einen anderen Umgang, und es werde viel über Vertrauensbildung gesprochen. "Sobald aber Kritik konkret wird, wird es ungemütlich. Unter Neuanfang stellen die sich etwas ganz anderes vor. An den Strukturen ändert sich nichts."

Rösch ("Es geht nicht darum, Köpfe auszutauschen. Wir müssen das System heilen") nahm die Kritik persönlich, weil es auch um einen Freund geht. Der Pfarrer, der noch von Tebartz-van Elst auf dem Höhepunkt der Krise zum Generalvikar ernannt wurde, setzte als seinen Nachfolger Klaus Nebel als Stadtdekan in Wiesbaden durch. Nebel gilt als sehr konservativ. Auflehnung gegen den Ex-Bischof ist nicht bekannt, aber Loyalität.

Auch auf anderen Posten blieb der personelle Neuanfang aus: Noch immer sind Stützen des alten Systems Dezernatsleiter. Und auch nach zwei Neubesetzungen im Domkapitel, das den künftigen Bischof wählen wird, ist dort für niemanden Platz, der sich früh und mutig gegen Tebartz-van Elst gestellt hätte.

Grothe mit besten Wünschen für Tebartz-van Elst
Breiten Widerstand oder gar eine Spaltung wegen des Krisenbewältigungskurses kann die Amtskirche in Limburg derzeit aber nicht erkennen. Im Gegenteil. "Es gibt ein gutes und vertrauensvoller werdendes Miteinander", lautet die Lagebeurteilung von Bistumssprecher Stephan Schnelle. Auch Äußerungen heftigen Unmuts über ein überraschend wohlwollendes Zeugnis, das der Apostolische Administrator Grothe gerade dem geschassten Bischof öffentlich ausstellte, kann Schnelle nicht verstehen. "Es war ein Aufruf, nicht alles schwarz-weiß zu sehen."

Während der Münsterer Kirchenrechtler Thomas Schüller seit Monaten vergeblich fordert, Tebartz-van Elst endlich für den von ihm angerichteten Schaden in Regress zu nehmen, wünschte Grothe dem Bischof emeritus für seinen neuen Job als Vatikan-Sekretär gerade: "Er möge seine Fähigkeiten, sein Charisma und seine vielfältigen Begabungen" fruchtbringend einbringen.

Diese Form des christlichen Miteinanders unter Klerikern geht Tebartz-Kritikern der ersten Stunde wie dem Pfarrer Hubertus Janssen entschieden zu weit. "Diese Sätze sind ein Schlag ins Gesicht vieler Gläubigen. Sie sind eine große Provokation und riechen nach Kumpanei", schäumt Janssen.

6.600 Euro Ruhegehalt für Bischof
Bemerkenswert: Grothe weiß von der Rom-Stelle für Tebartz-van Elst nach Angaben seines Sprechers offiziell gar nichts und hat es aus den Zeitungen. Ob es stimmt, ob der Posten Lohn oder Strafe ist, ob Franziskus davon unterrichtet war – alles ist auch ihm noch unbekannt. Und Grothe, der hinsichtlich der Ordnung der zerrütteten Kirchenfinanzen eindrucksvoll sein Transparenzversprechen erfüllt hat, weiß nicht einmal: Bekommt Tebartz-van Elst Lohn vom Vatikan?

Deshalb zahlt das Bistum Limburg weiterhin gut 6.600 Euro Ruhegehalt - weil man zu seinen Verpflichtungen stehe. Gegenüber einem entlassenen Kritiker des gut versorgten Bischofs spürt die Amtskirche eine moralische Verpflichtung offenbar nicht so stark: gegenüber dem unbequemen Theologe Patrick Dehm. Er hatte unter Tebartz-van Elst seinen Posten als Leiter des Hauses der Begegnung in Frankfurt verloren - nach einer unrechtmäßigen Kündigung und einem Vergleich, und trotz Protesten und einer Unterschriftenaktion.

Die Stelle hat das Bistum wieder ausgeschrieben. "Ich habe mich beworben", bestätigte Dehm hr-online auf Anfrage. Er will mit einer Rückkehr auf den alten Posten öffentlich rehabilitiert werden. Im Bischöflichen Ordinariat kommentierte Rösch den Wunsch nach Wiederherstellung seines Rufs mit den Worten: Nicht Dehms Ruf habe gelitten, sondern der des Bistums.
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