Donnerstag, 28. März 2013

Brandrede Bergoglios aus dem Vorkonklave veröffentlicht

Die Kirche, die sich um sich selber dreht: Theologischer Narzissmus

Der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, veröffentlichte in seiner Diözesanzeitschrift ‚Palabra Nueva’ mit der Genehmigung des Papstes die Ansprache, die dieser vor dem Konklave in der Generalkongregation gehalten hatte.

Viele Kardinäle hatten davon gesprochen, dass diese sie sehr beeindruckt habe, nun liegt der Text auch veröffentlicht vor. Die Worte des damaligen Kardinals Jorge Mario Bergoglio:

Ich habe Bezug genommen auf die Evangelisierung. Sie ist der Daseinsgrund der Kirche. Es ist die „süße, tröstende Freude, das Evangelium zu verkünden“ (Paul VI.). Es ist Jesus Christus selbst, der uns von innen her dazu antreibt.

1. Evangelisierung setzt apostolischen Eifer voraus. Sie setzt in der Kirche kühne Redefreiheit voraus, damit sie aus sich selbst herausgeht. Sie ist aufgerufen, aus sich selbst herauszugehen und an die Ränder zu gehen. Nicht nur an die geografischen Ränder, sondern an die Grenzen der menschlichen Existenz: die des Mysteriums der Sünde, die des Schmerzes, die der Ungerechtigkeit, die der Ignoranz, die der fehlenden religiösen Praxis, die des Denkens, die jeglichen Elends.

2. Wenn die Kirche nicht aus sich selbst herausgeht, um das Evangelium zu verkünden, kreist sie um sich selbst. Dann wird sie krank (vgl. die gekrümmte Frau im Evangelium). Die Übel, die sich im Laufe der Zeit in den kirchlichen Institutionen entwickeln, haben ihre Wurzel in dieser Selbstbezogenheit. Es ist ein Geist des theologischen Narzissmus.

In der Offenbarung sagt Jesus, dass er an der Tür steht und anklopft. In dem Bibeltext geht es offensichtlich darum, dass er von außen klopft, um hereinzukommen. Aber ich denke an die Male, wenn Jesus von innen klopft, damit wir ihn herauskommen lassen. Die egozentrische Kirche beansprucht Jesus für sich drinnen und lässt ihn nicht nach außen treten.

3. Die um sich selbst kreisende Kirche glaubt – ohne dass es ihr bewusst wäre – dass sie eigenes Licht hat. Sie hört auf, das „Geheimnis des Lichts“ zu sein, und dann gibt sie jenem schrecklichen Übel der „geistlichen Mondänität“ Raum (nach Worten de Lubacs das schlimmste Übel, was der Kirche passieren kann). Diese (Kirche) lebt, damit die einen die anderen beweihräuchern.

Vereinfacht gesagt: Es gibt zwei Kirchenbilder: die verkündende Kirche, die aus sich selbst hinausgeht, die das „Wort Gottes ehrfürchtig vernimmt und getreu verkündet“; und die mondäne Kirche, die in sich, von sich und für sich lebt.

Dies muss ein Licht auf die möglichen Veränderungen und Reformen werfen, die notwendig sind für die Rettung der Seelen.

Quelle: Blog.RadioVatikan >>


Foto der Handschrift Bergoglios und Transkription auf Palabra Nueva >>

Kommentare:

Für eine radikale Neuorientierung der Kirche
Die Sensation kam aus Kuba: Der Kardinal von Havanna, Jaime Lucas Ortega y Alamino, veröffentlichte ein Manuskript jener Rede, die Jorge Maria Bergoglio Anfang März vor den Kardinälen in Rom hielt, wenige Tage, bevor das eigentliche Konklave begann.
domradio.de >>

Kardinal Bergoglio vor dem Konklave: „Die egozentrische Kirche beansprucht Jesus für sich“
Die Selbstbezogenheit der Kirche ist der Grund für das Übel in den kirchlichen Institutionen. Harsche Worte, die Kardinal Jorge Bergoglio vor dem Konklave während der Generalkongregation äußerte. Der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, veröffentlichte in seiner Diözesanzeitschrift „Palabra Nueva“ mit der Genehmigung des Papstes diese Ansprache. Viele Kardinäle hatten davon gesprochen, dass diese sie sehr beeindruckt habe, nun liegt der Text auch veröffentlicht vor. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung.
Radio Vatikan >>

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Theologischer Narzissmus" trifft es perfekt. Viele Theologen und Kirchenmänner verkriechen sich lieber selbstverliebt in ihrer heilen Welt, ähnlich Peter Pan, ohne dabei die Radikalität der Worte Jesu in die Tat umzusetzten.
Ein paar Gedanken zur Psychologie des theologischen Narzissmus finden sich auchhier: http://verdenken.wordpress.com/2013/04/03/ich-bleib-in-meinem-heilgen-nimmerland/ .