Montag, 23. September 2013

Auszeit von Prikoszovits: Betroffenheit und Bewunderung

Dompfarrer tritt zurück
Josef Prikoszovits geht, weil er mit Zölibat nicht klarkommt.

„Ein mutiger Schritt. Ich finde das gut und richtig, dass er das publik gemacht hat“, meint Kirchgeher Zoltan Csaplovics am Sonntag zum Rücktritt von Dom- und Stadtpfarrer Josef Prikoszovits. Der 51-jährige Priester hat nach der Messe verkündet, dass er sein Amt nach 13 Jahren niederlegt, mit der Begründung: „Es gibt in meinem Leben eine Änderung, die mit meinem Priestersein und dem Zölibatsversprechen nicht vereinbar ist.“

Gerüchte über das Privatleben von Prikoszovits – er soll sich in eine Frau verliebt haben – beherrschen seit Wochen den Klatsch in der burgenländischen Landeshauptstadt. Vor drei Wochen hat Prikoszovits noch im Rahmen der Sonntagsmesse kundgetan, er hoffe, dass die Seelsorge wieder das Thema in der Pfarre werden. Nun hat er sich eingestehen müssen, „dass das nicht gelingen konnte, weil im Kern der Gerüchte über mich ein Stück Wahrheit liegt.“

Ein Jahr Auszeit

Prikoszovits hat seinen Entschluss vergangenen Mittwoch Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics mitgeteilt. Diesen Samstag und Sonntag informierte er nach den Messen im Eisenstädter Martinsdom die Gläubigen über seinen sofortigen Rücktritt. Er will sich nun einige Monate in ein Kloster zurückziehen, um Klarheit über seinen weiteren Lebensweg zu gewinnen. Die Diözesanleitung hat ihm dafür eine Sabbatzeit bis längstens August 2014 gewährt.

In der Pfarrgemeinde herrscht einerseits Betroffenheit über den Abgang des beliebten Priesters, andererseits Bewunderung für seine Offenheit. „Es ist sehr, sehr schade. Wir verlieren einen der besten Priester, die wir je hatten. Es ist ihm gelungen, alle – von den Kleinsten bis zu den Ältesten – anzusprechen“, lobt Ratsvikarin Michaela Leeb-Hebaus den scheidenden Stadtpfarrer. Viele, wie Maria Jarmer, haben gehofft, dass nach all dem Klatsch wieder Ruhe einkehrt: „Das war leider nicht der Fall. Es tut mir sehr leid, dass unser Dompfarrer geht.“

Dass selbst im Vatikan über die Lockerung des Zölibats zumindest nachgedacht wird, verfolgt man in Eisenstadt mit besonderer Aufmerksamkeit. „Für den Dompfarrer kommt das aber leider zu spät“, meint ein Kirchgänger mit Bedauern.
Beitrag im Kurier vom 22.9.2013 >>


Rückkehr als Dompfarrer ist „praktisch ausgeschlossen“
Nach Rücktritt hält Josef Prikoszovits den Wechsel in eine andere Pfarre für möglich.

Erleichtert, aber auch müde“, fühlt sich Josef Prikoszovits nach seinem Rücktritt vom Amt des Dompfarrers in Eisenstadt. Wie der KURIER berichtete, hatte der 51-jährige katholische Priester am Wochenende seinen staunenden Schäfchen im Martinsdom mitgeteilt, dass „es in meinem Leben eine Änderung (gibt), die mit meinem Priestersein und dem Zölibatsversprechen nicht vereinbar ist“ und damit eingeräumt, dass „im Kern der Gerüchte über mich ein Stück Wahrheit liegt“.
Schon seit Wochen hatten nicht nur die Domspatzen von Eisenstadts Dächern gepfiffen, dass sich der attraktive Pfarrer in eine Frau verliebt haben soll.

Zu all diesen Fragen – auch, ob die Änderung aus heiterem Himmel gekommen oder sich über einen längeren Zeitraum angekündigt habe – möchte Prikoszovits nichts sagen: „Ich bitte um Respektierung der Privatsphäre“.

Der überaus beliebte Geistliche will in den kommenden Monaten in einem geheim gehaltenen Kloster die ihm von Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics gewährte Sabbatzeit nutzen, um mit sich ins Reine zu kommen.
Noch hält er sich aber (fast) alle Optionen offen – nur eine Rückkehr als Dompfarrer sei theoretisch zwar denkbar, aber „praktisch eigentlich ausgeschlossen“, sagt Prikoszovits dem KURIER. Denn auf dieses Amt habe er ja eben verzichtet. Die Übernahme einer anderen Pfarre in der Diözese sei jedoch möglich, denn eines weiß der zweifelnde Priester mit Gewissheit: „Ich bin Seelsorger, das werde ich immer sein.“
Formal gebe es noch weitere Möglichkeiten, erklärt Barbara Horvath-Piroska, Pressesprecherin der Diözese. Prikoszovits könnte in eine andere Diözese wechseln. Oder, für den Fall, dass er nicht mehr als Pfarrer zurückkehrt, kann er in den Laienstand versetzt werden. Über dieses als Laisierung bezeichnete Verfahren entscheide Rom. Das Weiheversprechen sei damit hinfällig.

Längstens bis August 2014 dauert die Nachdenkpause für Prikoszovits, der 13 Jahre Dom- und Stadtpfarrer in Eisenstadt war – bis zu seiner „Resignation“ vor wenigen Tagen. Ob der Priester die Frist ausschöpft, kann er noch nicht abschätzen, aber sein geistlicher Begleiter habe ihm zu verstehen gegeben, der Prozess der Klärung brauche Zeit, „da ist innere Dynamik drin“.
Seit dem vergangenen Montag wird die Dom- und Stadtpfarre interimistisch vom neuen Generalvikar Martin Korpitsch und Dompropst Hubert Wieder geleitet. Der Generalvikar stellt sich darauf ein, dass das Provisorium tatsächlich fast ein Jahr dauern könnte, es sei denn, Prikoszovits treffe seine Entscheidung schon deutlich früher.

Wie auch immer die ausfällt, sozialrechtlich ist Prikoszovits – wie jeder Priester – abgesichert. Im Gegenzug zum Weiheversprechen sorgt ein Bischof materiell für seine Priester. Sie werden besoldet und es gibt einen diözesanen Pensionsfonds. Wird ein Priester laisiert, kauft die zuständige Diözese die entsprechenden ASVG-Zeiten nach.
Beitrag im Kurier vom 25.9.2013 >>

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