Mittwoch, 19. Februar 2014

Die Errettung des Glaubens

Gestern bin ich auf den interessanten Blog "Aus dem Leben eines Vereinsmeiers" von Konstantin Vlasich aufmerksam gemacht worden. Der ambitionierte Nachwuchsjournalist aus Großwarasdorf ist auch Vorsitzender des kroatischen Akademikerklubs in Wien.
Zur Abberufung des beliebten Pfarrer Ivan Jelic schreibt er:

Die Errettung des Glaubens

Ich habe meinen Pfarrer schon nackt gesehen. Mehrmals.

Das ist nicht das einzig Unübliche. Ich hab’ mit ihm schon gesoffen, hab’ für ihn Lieder gesungen, war mit ihm im Ausland und dennoch wurde ich nie misshandelt.

Was der katholischen Kirche fehlt sind Prediger, die sich einbringen. Man solle sich ein Beispiel am Ivan nehmen, dem rebellischen Pfarrer der Gemeinde Großwarasdorf, der so manches Wochenende in der B-Mannschaft des Fußballvereines eigensinnig aufs Tor ballert oder sich gern mit Glaubensbrüdern und Ordensschwestern auf Streitereien einlässt. Ivan, von dem sogar der VP-Bürgermeister weiß, dass er nicht zu seinem Wählerkreis zählt, ist ein bosnischer Franziskaner und engagiert. Nicht zu verwechseln mit dem englischen „engaged“, das so viel wie verlobt bedeutet. Die Meinung, Geistliche mögen den Bund der Ehe eingehen, weil sie dadurch näher ans wahre Leben rankommen, trifft sicherlich auf einige Diener Gottes zu, Ivan braucht keine Frau auf seinem Diwan, er ist höchstens mit seinem Beruf verlobt. Neben seinen  Gottesdiensten lässt er sich vielerorts blicken, nimmt mit Vergnügen an einer Vielzahl von Veranstaltungen teil, egal ob seine Anwesenheit den Altersdurchschnitt hebt oder senkt, und sucht dort den Dialog, selbst wenn es sich um politische Diskussionen handelt – das schätzen die Großwarasdorfer auch jenseits der Kirchenpforten.

Vielleicht fängt die Errettung des Glaubens nach dem Fußballmatch unter Dusche an, vielleicht würden gute Kopien von Don Camillo der katholischen Kirche nicht schaden, vielleicht sollte es Pfarrer nicht nur am Sonntag geben – oder steht es so in der Bibel?

(*bis hierher ist dieser Text aus 2012, aber es gibt Neuigkeiten)

Mit dem gestrigen Gottesdienst (16.2.2014) endet die Zeit von Ivan in Großwarasdorf. Wegen der Ungereimtheiten mit den Ordensschwestern, muss er zurück nach Bosnien. Vor der Pfarre Großwarasdorf protestierten heute einige aufgebrachte Kirchgängerinnen und Kirchgänger gegen den äußert ungewöhnlichen “Rückzugsbefehl”, ihre Drohung: “Fra. Ivan muss bleiben, Kirchenaustritt jetzt!” Es war die erste mir bekannte Demonstration in Großwarasdorf seit meiner Geburt – und das wegen eines Pfarrers! Ob wir je wieder eine erleben werden?

Weiters interessant:
 Abschiedsbrief von Pater Ivan Jelic vom 16.2.2014 >>

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Ich habe meinen Pfarrer schon nackt gesehen."
Ja wirklich eine Sensation. Sollen wir das nicht dem Vatikan mailen? Vielleicht wird auch der Papst angeregt, sich zu entblättern. Das wäre mal eine richtige Kirchenreform.

Anonym hat gesagt…

Da geht's ums Fußballspielen und ums anschließende Duschen!!
Der Papst hat zwar schon einige Fußballdressen bekommen, aber es ist nicht anzunehmen, dass er sich in seinem Alter auf den Rasen begibt ...