Montag, 7. November 2016

Treffen mit Sozialbewegungen: „Das Geld regiert mit Angst"

Treffen mit Sozialbewegungen: „Das Geld regiert mit Angst"

Es ist bereits das dritte Treffen dieser Art, aber der Durst habe nicht abgenommen. Papst Franziskus traf an diesem Samstag in der Audienzhalle im Vatikan Vertreter von Sozialbewegungen. In seiner ausführlichen Rede sprach er vom Durst nach den „Drei T“, nach den spanischen Worten Tierra, Techo, Trabajo, also Land, Dach und Arbeit, die Grundforderungen dieser Treffen.

Ein erstes Treffen hatte im November 2014 in Rom stattgefunden, ein zweites während der Papstreise 2015 in Bolivien. „Bei unserem letzten Treffen, in Bolivien, haben wir von der Notwendigkeit eines Wandels gesprochen, damit das Leben würdig gelebt werden kann“, so der Papst. „Es geht um einen Wandel der Strukturen und ihr, die Sozialbewegungen, säht diesen Wandel aus, ihr steht für einen Prozess, in dem Millionen kleine Aktionen auf kreative Weise zusammen kommen.“

Das Programm habe sich seit den letzten Treffen nicht geändert, es klang ambitioniert, als der Papst die einzelnen Punkte aufzählte. „Würdige Arbeit für alle vom Arbeitsmarkt ausgeschlossenen; Land für alle Bauern und für die indigenen Völker; Wohnungen für Familien die keine haben; städtische Integration für die Wohnviertel der Ärmeren; Abschaffung von Diskriminierung, von Gewalt gegen Frauen und aller neuer Formen von Sklaverei; das Ende allen Krieges, des organisierten Verbrechens und der Unterdrückung; Meinungsfreiheit und Freiheit demokratischer Kommunikation; Wissenschaft und Technologie im Dienst an den Völkern.“ Auch wenn sich hier nicht alle über alles einig seien, weil die Sozialbewegungen aus sehr verschiedenen Akteuren bestehe, in diesen Punkten sei man sich einig, so der Papst.

Nicht mit tausend Konferenzen zu lösen

Umgesetzt könnten sie aber nicht „durch eine, drei oder tausend Konferenzen“ werden, sondern nur vor Ort, in einem Prozess der Unterscheidung, der zur Tat werde. Die Gefahr bestehe hier in der Abstraktion und einem „Nominalismus der Deklarationen“, also in Slogans. Es sei sich aber sicher, dass die Bewegung Wurzeln geschlagen habe und Gutes reifen lasse.

„Dieses Reifen, das langsam vor sich geht, wird aber von der Geschwindigkeit eines destruktiven Mechanismus gefährdet, der gegen es arbeitet“, warnte der Papst. „Es gibt mächtige Kräfte, die diesen Prozess des Reifens neutralisieren können und die erneut das Geld ins Zentrum des menschlichen Lebens setzen wollen.“ Exklusion und ungerechte Strukturen würden zu einer Geißel, welche die Freiheit raube. „Wer regiert? Das Geld. Wie regiert es? Mit der Geißel der Angst, der Ungleichheit, der ökonomischen, sozialen, kulturellen und militärischen Gewalt, die in einer Gewaltspirale mündet, die scheinbar nie endet.“ Erneut nannte der Papst dies den „grundlegenden Terrorismus“, alle anderen Terrorismen hätten hier ihre Wurzel.

Das lähmende System

Er mache sich den Ruf nach den „Drei T“ zu eigen, so der Papst, es gehe dabei um nichts anderes als um die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. „Wir müssen der Welt helfen, aus ihre moralischen Lähmung heraus zu kommen. Dieses lähmende System kann uns kosmetische ‚Prothesen’ anbieten, die nicht wirklich Entwicklung sind“, so die erneute Warnung des Papstes. Er nannte einige dieser Prothesen: Wirtschaftswachstum, technischer Fortschritt, größere Effizienz beim Herstellen von Konsumwaren. Das lähmende System „lasse aber keine ganzheitliche Entwicklung des Menschen zu, eine Entwicklung, die sich nicht im Konsum erschöpft und nicht im Wohlergehen nur Weniger.“

Flüchtlinge, Demokratie

Ausführlich ging der Papst auf Einzelthemen ein, zunächst auf die Frage nach Migranten und Flüchtlingen. Eine Schande sei das, wie die Welt mit diesen Menschen umginge, wiederholte der Papst seine Worte vom Papstbesuch auf Lampedusa. Er wies weiter darauf hin, dass sich die Demokratie weltweit in einer Krise befände, hier gälte es gegen zu steuern.

Dagegen müsse man das gute Beispiel setzen, das „mehr Kraft hat als tausend Worte, als tausend Flugschriften, tausend ‚Likes’, tausend ‚Retweets’ und tausend Videos auf Youtube.“ Das Handeln der Vertreter der Sozialbewegungen, die das Gemeinwohl wollten, könne mit der Hilfe Gottes die „falschen Propheten, welche die Angst und die Verzweiflung ausnutzten, überwinden.“
Quelle: Radio Vatikan >>

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