Donnerstag, 24. März 2011

"Doch die Herren Bischöfe wissen nichts, hören nichts und sehen nichts..."


Starke und klare Worte fand Cornelius Hell in einem offenen Brief an den wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs zurückgetretenen Salzburger Domprediger Dr. Peter Hofbauer in der Tageszeitung "Die Presse" vom 23. März 2011. Absolut lesenswert!

Cornelius Hell studierte Theologie und Germanistik an der Universität Salzburg; 1980–83 Studienassistent am Institut für Neutestamentliche Theologie der Uni Salzburg, danach Germanistiklektor an der Universität Vilnius und Verlagslektor in Salzburg. Von 1993 bis 2002 war Hell Generalsekretär des Katholischen Akademikerverbandes Österreichs, danach bis 2008 Feuilleton-Chef in der Wochenzeitung „Die Furche“.

Einige Leseproben:

  • Ich glaube, Du bist ein „Wahrheitströpfler“ – einer, der tröpferlweise zugibt, was sich nicht mehr leugnen lässt.

  • Jeder, der Dich kennt, weiß von Deiner jahrzehntelangen Beziehung zu einer Frau. Dabei hast Du diese Frau nicht nur mit Susanne P. hintergangen – auch das weiß jeder, der Dich einigermaßen kennt.

  • Doch die Herren Bischöfe wissen nichts, hören nichts und sehen nichts (und zahlen im Notfall für die Kinder), wenn ihnen nur ihre Priester nicht davonlaufen. Dankbar bin ich Dir nur für eines: Du hast allen, die sich noch Illusionen machen, wieder einmal gezeigt, was für ein widerliches Pfaffenregime die katholische Kirche doch ist.

  • Jemand wie ich, der geschieden war und wieder verheiratet ist, darf die Kommunion nicht empfangen. Aber wenn man wie Du als Theologieprofessor und Domprediger zu den systemerhaltenden Priesterstars gehört, bittet man die Gläubigen um Verzeihung für eine sexuelle Beziehung – und schon kann man munter weiterpredigen und Messe feiern.

  • Moralisch korrumpierte und strategisch verrückte Instanzen der Erzdiözese Salzburg wollten Dich ja im Amt halten, solange nur Aussage gegen Aussage stand (und da glaubt man einem Priester wie Dir natürlich mehr).

  • Was mich so ankotzt, ist Dein pastoraler Tonfall – gerade auch Frau P. gegenüber. Du klingst ja, als wärst Du noch beim Sex ganz der Seelsorger. Als möchtest Du nach jedem Orgasmus einen Dankchoral singen – oder doch eher einen Bußgesang für die schnuckelige kleine Sünde, die gerade wieder geschehen ist.

  • Jetzt sehe ich, wie (für Dich!) problemlos Du Kirchenkarriere und ihr widersprechendes Sexualleben vereinbaren kannst, und mit welchen pfäffischen Floskeln Du Dich gegen eine Frau verteidigst, die das anders erlebt hat.

  • Für mich ist ein munterer Pastoralficker, der die Grenzen von Seelsorge und Intimität vermischt und so nicht nur zu seinem Sex kommt, sondern auch die Gefühle einer Frau ausbeutet, weit schlimmer als jeder, der ins Puff geht.

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