Donnerstag, 27. November 2014

Papst Benedikt XVI sorgt mit Überarbeitung eines Aufsatz zur Unauflösbarkeit der Ehe für kirchenpolitischen Zündstoff

Er ist wieder da:
Benedikt XVI. und der umgeschriebene Artikel

Dass der emeritierte Papst Benedikt XVI. einen Aufsatz von 1972 unlängst redigiert und teilweise verändert hat, führt zu mächtigem Rauschen im Blätterwald: „Damit positioniert er sich eindeutig in der aktuellen Debatte“, urteilt etwa der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf in der FAZ vom Donnerstag. Immerhin kreist der Aufsatz, an dem der Emeritus Retuschen vornahm, um die „Frage der Unauflöslichkeit der Ehe“ – und gerät damit in die derzeitige Diskussion über die Bischofssynode vom Oktober. Hat Benedikt also alle selbstauferlegte Zurückhaltung fahren lassen und sich sozusagen zurückgemeldet? Gibt es damit „zwei konkurrierende Machtzentren an der Kurie, mit Papst und Gegenpapst an ihrer Spitze“ (eine von Wolf zitierte Befürchtung)?

Fest steht, dass tatsächlich einige, denen der neue Papst Franziskus nicht so recht passt, versuchen, den emeritierten Papst für ihre Zwecke und Ansichten zu vereinnahmen. Darum ist allein der Eindruck, Benedikt XVI. lasse sich in dieses Spiel hineinziehen, durchaus schwerwiegend. Wolf sieht den „irrige(n) Eindruck, es gebe nun zwei Päpste“, auch durch die Tatsache befördert, dass der emeritierte Bischof von Rom weiter Weiß trägt und sich immer noch mit „Eure Heiligkeit“ anreden lässt. Konnte Benedikt, so fragt der Historiker, nicht einfach wieder ins Glied der Kardinäle zurücktreten, wie es im 15. Jahrhundert schon einmal zwei zurückgetretene Päpste „erfolgreich“ (Wolf) getan haben?

Wer die derzeitige Aufregung um Ratzinger-Benedikt-Heiligkeit-Emeritus aber einmal durch die Brille eines Literaturwissenschaftlers betrachtet, dem stellt sich der Fall etwas anders dar. Der vierte Band der Gesammelten Schriften Joseph Ratzingers, in dem sich der veränderte Aufsatz findet, ist mit Sicherheit kein Forum, über das ein Gelehrter wie Benedikt in aktuelle Debatten einzugreifen versuchen würde. Dies ist vielmehr eine „Ausgabe letzter Hand“, die „Summa“ eines jahrzehntelangen Forscher- und Denkerlebens. Hier geht es nicht darum zu dokumentieren, was jemand vor vierzig Jahren einmal geschrieben hat, sondern hier will ein großer Lehrer sein Erbe geordnet der Nachwelt übergeben.
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Diskussion um Benedikt
Ein Schattenpapst im Vatikan?
Trotz seines Rücktritts im Februar 2013 lebt der Joseph Ratzinger weiter im Vatikan. Er empfängt Besucher und verfasst Kommentare zu aktuellen Diskussionen. Kritiker vermuten, der ehemalige Pontifex ziehe im Hintergrund noch immer die Strippen.
n-TV >>

Des Papstes neue Kleider
Greift Joseph Ratzinger mit Korrekturen seiner frühen Schriften in aktuelle kirchenpolitische Debatten ein? Wie sich das Missverständnis einer Doppelherrschaft an der Spitze der katholischen Kirche vermeiden ließe.
Hubert Wolf in der FAZ >>


Äußerung von Benedikt XVI.
Der Dagegen-Papst
Papst Benedikt hat den Schluss eines von ihm 1972 verfassten Aufsatzes zur Unauflösbarkeit der Ehe geändert und neu veröffentlicht.
Damit greift der emeritierte Papst in die Debatte über den Umgang der Kirche mit Geschiedenen ein und bricht sein selbstauferlegtes Schweigen - ein hochpolitisches Signal.
Weiterlesen in der Süddeutschen >>


Gegen das "Killer-Argument"
Reiner Zufall oder kirchenpolitisches Statement zur aktuellen Debatte? Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat einen 40 Jahre alten Aufsatz, den er selbst als junger Theologieprofessor verfasst hat, neu veröffentlichen lassen. Das Thema: die Unauflöslichkeit der Ehe. Das Besondere: Benedikt hat den Schluss umgeschrieben. Worum es genau geht und welche Bedeutung der Artikel hat, erklärt der Moraltheologe Eberhard Schockenhoff im Interview mit katholisch.de >>


Professor Beinert zur Debatte um vermeintliche Einmischung Ratzingers
"Auch Benedikt XVI. kann seine Meinung ändern"
In einem gerade veröffentlichten Text Benedikts XVI. äußert er sich zu wiederverheiratet Geschiedenen in einer Weise, die von Manchen als unangemessene Einmischung verstanden wird. Prof. Wolfgang Beinert ordnet die Aufregung im domradio.de-Interview ein.
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Ratzinger 1972, Benedikt 2014
Die Neu-Herausgabe eines Aufsatzes des Theologen und Papstes mit erheblichen textlichen Änderungen weckt Irritationen. Das Thema: wiederverheiratete Geschiedene.
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