Professor Christian Pfeiffer war schnell, wie immer. Kaum sah sich die katholische Kirche in Deutschland im Winter 2010 nach den Berichten über sexuelle Übergriffe von Ordensleuten am Berliner Canisius-Kolleg dem Vorwurf ausgesetzt, Täter in ihren Reihen um jeden Preis geschützt zu haben, war der langjährige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) zur Stelle.
Es sei höchste Zeit für eine breitangelegte Untersuchung über sexuellen Missbrauch durch Priester, ließ er die Öffentlichkeit per Zeitungsartikel und einige Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz per Telefon wissen. Und die Bischöfe ließen sich das nicht zweimal sagen. Sie standen ja mit dem Rücken zur Wand, auch wenn die meisten Taten, die Gegenstand von Berichten wurden, lange zurücklagen und nach Kirchen- wie nach deutschem Strafrecht verjährt waren. Der Öffentlichkeit mussten sie neben Zeichen der Reue auch Werke der Buße präsentieren.Pfeiffer kam da wie gerufen. Denn in Gestalt des protestantisch-sozialdemokratischen Kriminologen bot sich eine Persönlichkeit an, die nicht im Entferntesten im Verdacht stand, bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Raum der Kirche falsche Rücksicht zu nehmen. Überdies verfügte Pfeiffer, der in der kurzen Amtszeit des niedersächsischen Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel in Hannover Justizminister war, auf dem Forschungsgebiet sexueller Missbrauch über eine im deutschen Sprachraum seltene Fachkenntnis. Am KFN, einem 1979 gegründeten Institut, das vom niedersächsischen Wissenschaftsministerium grundfinanziert wird, im Wesentlichen aber von drittmittelfinanzierten Forschungsaufträgen lebt, war schon 1982 eine Erhebung über sexuellen Missbrauch in Deutschland entstanden.
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