Dienstag, 15. Januar 2013

Entkrümmung – die Folge der Botschaft Jesu


Anlässlich des 60. Geburtstags von Helmut Schüller lud der Katholische Akademikerverband Wien zu einer Geburtstagsfeier am 8. Jänner 2013 in den Großen Festsaal der Universität Wien. Dort hielt der Luzerner Bibelwissenschafter Walter Kirchschläger nachstehenden Vortrag:


Entkrümmung – die Folge der Botschaft Jesu


Gebückt oder gekrümmt zu sein – das ist eine unangenehme Erfahrung. Sie kann somatische Ursachen haben und ist dann unter die Krankheitsbilder der Orthopädie einzuordnen. Sie kann durch psychische Zustände hervorgerufen werden und entwickelt sich zu einer oft zu beobachtenden, chronischen Körperhaltung, hinter der vielfältige Gründe stehen können und die vielfach den Eindruck einer zwanghaften Lebensgestaltung vermittelt. Der gekrümmte Rücken ist im wörtlichen wie auch im metaphorischen Sinn Kennzeichen einer Gesellschaftsstruktur, in der die Machtverhältnisse und die Machtausübung zur Selbsteinschätzung eines „unten“ und „oben“ führen und in der die selbst eingenommene Körperhaltung das eigene Selbstverständnis zum Ausdruck bringt.

Im wörtlichen Sinn ist uns der gekrümmte Rücken aus der höfischen Etikette der Feudalstrukturen, fallweise auch heute noch aus dem Staatsprotokoll verschiedener Monarchien bekannt. Die Erfahrung lehrt, dass diese Körperhaltung ein unverkennbares Signal diktatorischer Gesellschaftssysteme ist und dort die Krümmung des Rückens nicht einer Selbsteinschätzung des einzelnen Menschen entspricht, sondern diesem vor allem aufgezwungen wird.
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Krätzl, Küberl, Busek, Stoisits feiern Schüller
Helmut Schüller, Gründer der ungehorsamen „Pfarrerinitiative“, wurde 60. Die katholischen Akademiker ehrten ihn mit einem Festvortrag – vor prominenten Weggefährten.
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Bibelwissenschaftler Kirchschläger: „Schüller macht die Tugend des aufrechten Ganges in Kirche und Gesellschaft hoffähig“
Der emeritierte Luzerner Neutestamentler Walter Kirchschläger - wie Helmut Schüllers Pfarrer-Initiative mit dem Herbert-Haag-Preis ausgezeichnet - zeigte in seinem Festvortrag die „entkrümmende“ Wirkung der Botschaft Jesu auf.
Anhand eines Heilungswunders aus dem Lukasevangelium, bei dem Jesus am Sabbat eine seit 18 Jahren gekrümmte Frau „aufrichtete“, wies der Exeget auf das befreiende Potenzial des Glaubens hin. Auch die Kirche stehe in der Nachfolge Christi immer wieder auf dem Prüfstand, ob sie „krümmt“ oder aber „entkrümmt“, so Kirchschläger. Den Jubilar Helmut Schüller lobte der Bibelwissenschaftler dafür, „die Tugend des aufrechten Ganges in Kirche und Gesellschaft hoffähig zu machen“.
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