Mittwoch, 28. Januar 2015

Kardinal Marx: "Die Treppe wird von oben gekehrt, nicht von unten"

Ein Reformer namens Marx
Kardinal Marx fordert eine radikale Umkehr der katholischen Kirche und eine Abkehr von der Mentalität des Klerikalismus. Frauen und Laien sollen mehr Verantwortung in kirchenleitenden Funktionen übernehmen.

In ungewöhnlich deutlicher Form hat der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, eine Kirchenreform verlangt. „Die Bischöfe und der Papst müssen den Wandel einleiten. Die Treppe wird von oben gekehrt, nicht von unten – top down, nicht bottom up“, gab Marx der US-amerikanischen Jesuiten-Zeitschrift „America“ zu Protokoll.

Marx fordert mehr Verantwortung für Frauen und Laien in kirchenleitenden Funktionen bis hin zu Spitzenposten im Vatikan sowie eine Abkehr von der Mentalität des Klerikalismus. „Gott gibt uns all diese Menschen, und wir sagen, ‚nein, der ist kein Kleriker, der kann den Job nicht machen, oder seine Idee ist nicht so bedeutend‘. Das ist inakzeptabel.“ Der Ausschluss der Frauen von Führungsaufgaben sei „nicht im Geist des Evangeliums“, betont der Kardinal, der sich zu einer Gastvorlesung an der Stanford University im US-Bundesstaat Kalifornien aufgehalten hatte.

Mehrfach verweist der Münchner Erzbischof auf seine Nähe zu Papst Franziskus, dessen bisher knapp zweijährige Amtszeit er als „großes Geschenk“ und als einen „neuen Schritt nach vorn“ für die katholische Kirche bezeichnet. Marx gehört einer vom Papst handverlesenen Beratergruppe aus acht Kardinälen an, die unter anderem Vorschläge für eine Kurienreform unterbreiten soll. Er ist auch Koordinator des vom Papst eingesetzten Wirtschaftsrats für den Vatikan. Seinen Positionen kommt insofern besonderes Gewicht zu, als sie die des Papstes reflektieren dürften.

So spricht sich Marx auch dafür aus, wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zuzulassen. „Wir müssen nach Wegen für die Leute suchen, die Eucharistie zu empfangen, und nicht Wege finden, sie auszuschließen.“ Nach geltender Lehre dürfen wiederverheiratete Geschiedene die Kommunion nicht empfangen, weil ihre gescheiterte Ehe formell noch besteht, sie aber in einer neuen Beziehung und damit in fortgesetztem Ehebruch leben.
Weiterlesen in der Frankfurter Rundschau >>

Cardinal Marx on Francis, the Synod, Women in the Church and Gay Relationships
An exclusive interview with the president of the German bishop's conference and papal adviser
America Magazine >>

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