Sie haben einen Dechanten, der zwanzig Jahre seinen Dienst
versah, zu nötigen versucht, aus der Pfarrer-Initiative auszutreten, wenn er
weiterhin Dechant bleiben wollte. Er wollte nicht. Damit bewies er aufrechten
Gang und Überzeugungskraft gegen den Versuch, ihn autoritär unter Druck zu
setzen.
Wir wissen alle, dass Rom auch Sie unter Druck setzt.
Sollten da nicht auch Sie mit aufrechtem Gang auftreten und mit
Überzeugungskraft Pressionen widerstehen, die Ihnen die Besten Ihrer Priester
nehmen wollen?
Wir wissen auch und schätzen es, dass Sie noch eine gewisse
Zurückhaltung üben, Vorzensur und Redeverbote vermeiden, mit denen Rom glaubt,
den inzwischen internationalen Protest der Priester niederzuhalten. Aber so beginnen
alle autoritären Systeme: Verweigerung des Dialogs, wer nicht linientreu ist,
wird am Aufstieg gehindert, Zensur wird eingeführt, Redeverbote werden erteilt.
Als Karl Rahner seine berühmte Rede „Löscht den Geist nicht aus“ beim
Katholikentag 1962 hielt, warnte er die Kirche vor „parteiförmigem“ Verhalten.
Die Antwort Roms war ein Publikationsverbot.
Wir alle kennen den Inhalt des „Aufrufs zum Ungehorsam“. Es
handelt sich um Abweichungen vom geltenden Kirchenrecht, die die Bischöfe seit
Jahren kennen und dulden. Die Pfarrer-Initiative bringt nichts Neues, sondern
beendet die seit Jahren herrschende Heuchelei, die die Glaubwürdigkeit der
Kirche schwer beeinträchtigt. Keiner der Pfarrer hat Ihnen die Loyalität
aufgekündigt, ihr Ungehorsam bezieht sich nur auf Regeln, die dem Evangelium
ebenso widersprechen wie den Menschenrechten.
Herr Kardinal! Sie übertreten gerade eine Schwelle, hinter
der die Macht der Institution die Würde der Menschen überrollt. Wenn Sie
weitergehen, vertreiben Sie ihre besten Mitarbeiter, lösen Sie eine neue Welle
von Kirchenaustritten aus, leiten Sie jene Spaltung der Kirche ein, die sie den
anderen vorwerfen. Mit dem Glauben an das Evangelium, dem Sie verpflichtet
sind, hat das nichts mehr zu tun.
Treiben Sie die Kirche in Österreich nicht in ein
repressives System. Die Geschichte lehrt, dass damit nichts zu gewinnen ist,
aber viele Opfer auf der Strecke bleiben. Noch ist Zeit zur Umkehr. Der
Kardinal von Wien hat nichts zu befürchten. Dienen Sie der Einheit der Kirche,
um die Sie sich sorgen, und Sie werden viele Verbündete haben, unter den
Katholiken und Katholikinnen, unter den Priestern und Ordensleuten, sogar unter
den Bischöfen.
Dr. Peter Pawlowsky
derzeit Leiter der „Laieninitiative“
3 Kommentare:
Ja,ja Hr. Kardinal Schönborn-wie wahr ist doch dieser "offene Brief"!!!!Hoffe nur das der Kardinal diesen Brief auch liest.?
Dr Pawlowsky, wie gut dass es Sie gibt. Wenigstens eine Stimme aus der Laieninitiative. Ich dachte schon sie hätte geschlossen. Herzliche willkommen im Club der Ewiggestrigen!
Giovanni meldet sich anscheinend zurück. Schön dass sie den Mut gefunden haben unter ihrem eigenen Namen zu posten. Was meinen sie denn genau mit "Herzliche willkommen im Club der Ewiggestrigen!"?
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