Bei unseren Priestern nehmen Sonderurlaube und Krankenstände auffällig zu. Verbergen sich dahinter auch Konlikte mit der Kirchenleitung, wie das im Bistum Münster der Fall ist?
Kirchentreue Katholiken und Seelsorger im Bistum Münster sind aufgeschreckt. Wie im Mai 2012 bekannt wurde, haben innerhalb von wenigen Wochen sechs Geistliche ihren Priesterberuf aufgegeben. Die Personalien sorgen für Diskussion, denn auch der frühere Leiter der Priesterausbildung und zwei Hochschulprofessoren sind darunter.
Das Bistum Münster spricht von einem Zufall. Kritische Gläubige und Theologen deuten den Weggang dagegen als Zeichen für die Konfliktlage innerhalb der katholischen Kirche. "Das macht uns natürlich nachdenklich", sagt der bischöfliche Personalleiter Hans-Bernd Köppen.
Konflikte mit der Bistumsleitung
Einer der sechs scheidenden Seelsorger öffnet sich jetzt aber doch – allerdings nur unter einem Pseudonym. Ben Lonsing war jahrelang Gemeindepfarrer in der Diözese Münster. Zuletzt leitete er eine fusionierte Pfarrgemeinde, aus der jetzt eine Großpfarrei mit 20.000 Gläubigen entsteht. In der Auseinandersetzung darüber, wie diese künftig gestaltet werden soll, kam es zum Konflikt mit der Bistumsleitung. Gegen die bischöflichen Strukturpläne habe er mit seiner Idee, weg von der Großpfarrei hin zu nachbarschaftlich orientierten Basisgruppen keine Chance gehabt, sagt Lonsing. "Man hat Beschlüsse vorgesetzt und so getan, als könnten die Menschen noch mitreden. Das waren Gespräche, wo vorher schon alles festgelegt war", kritisiert der Seelsorger. Die Tragweite ihrer Strukturpläne und Beschlüsse seien der Bistumsleitung nicht wirklich klar, befürchtet Lonsing. "Weil der Bischof an seinem Schreibtisch sitzt und nicht unter die Leute geht. Denn dann würde er sehen, es brennt, es brennt an allen Ecken."
Seelsorger geraten in die Zerreißprobe
Norbert Arntz aus Kleve ist Gemeindepfarrer aus Kleve im Ruhestand. Er beobachtet mit Sorge, dass nicht nur engagierte Gläubige, sondern auch viele seiner Amtskollegen resignieren, weil sie die an Priesterzahlen und kirchlichen Finanzen ausgerichtete Umgestaltung der Seelsorge nicht mit den eigenen seelsorglichen Ansprüchen vereinbaren können und in die Zerreißprobe geraten. Durch die bischöflichen Beschlüsse "über die Köpfe hinweg" werde viel Frust und Enttäuschung wach gerufen, stellt Arntz fest. Geistliche, die sich dagegen wehrten, bekämen zu hören, dass sie dem Bischof gehorsam zu sein haben. "Und dann wird mit Druck gearbeitet und Angst bei den Kollegen erzeugt." Daher sieht Norbert Arntz in der Amtsaufgabe der sechs Priester keinen Zufall. "Ich halte es für ein Zeichen wachsender Konflikte in der Kirche, weil manche Kollegen offenbar keinen anderen Ausweg sehen, als aus dem Amt zu scheiden."
Gläubige haben andere Fragen
Dass das Bistum Münster auf einen Schlag so viel geistliches Potential verliert, sei herber Verlust, sagt Thomas Schüller, Professor für katholische Theologie an der Universität Münster. Auch er sieht darin ein Signal an die Kirchenführung. Gläubige und Geistliche erlebten derzeit, dass es in der Kirche konservativer und restaurativer werde. Während die Kirchenführung sich mit Themen wie Piusbrüder oder altem Ritus befasse und einen neuen Klerikalismus pflege, spürten so manche Priester an der Basis, dass die Gläubigen ganz andere Fragen haben. Und da gebe es Geistliche, die das System nicht mehr mittragen wollten, sagt Schüller.
"... eine organisierte Gesprächsunfähigkeit"
Auch die Bistumsleitung sieht große Spannungen. Für Hans-Bernd Köppen sind sie in erster Linie Ausdruck gesamtgesellschaftlicher Veränderungen. "Die großen Übereinkünfte sind heute schwieriger, das zeigt sich eben auch bei uns." Konservative und fortschrittliche Strömungen in der Kirche zusammenzubringen, werde zunehmend komplizierter, stellt Köppen fest. Vorwürfe mangelnder Gesprächsbereitschaft im Hinblick auf schwierige Pfarrfusionen und unterschiedliche Ansichten über Seelsorge weist der bischöfliche Personalchef zurück. "Wenn einzelne nur ihre eigene Position als richtig ansehen, ist ein Dialog schwierig", sagt Köppen.
Ben Lonsing und Pfarrer Norbert Arntz kritisieren dagegen, die Kommunikation sei einseitig von der Kirchenleitung vorgegeben, die Konflikte hausgemacht. Die Mitverantwortung der Gläubigen für die Kirche – wie es das 2. Vatikanische Konzil vorsieht – werde von der Kirchenführung zu wenig berücksichtigt und der Umgang mit engagierten Laien sei wenig partnerschaftlich, kritisiert Arntz, "Daher gibt es eine organisierte Gesprächsunfähigkeit." Die Ursachen dafür sieht der Pfarrer in der theolgischen Grundeinstellung vieler Kirchenführer. Dass diese ihre Haltung zum zweiten Vatikanum nicht überprüften, sei eine der Hauptursachen für die gegenwärtige Konfliktlage der Katholischen Kirche.
Quelle: WDR-Diesseits von Eden vom 24.6.2012
Als Audio-Podcast auf WDR-Diesseits von Eden - die Sendung vom 24.6.2012 anklicken
Sehr merkwürdig liest sich folgender Artikel über Pfarrneubesetzungen bzw. über die Bildung eines "Pastoralen Raumes" im Bistum Paderborn:
Vorabendmesse entfällt
Beitrag der WAZ >>
Wichtige Inforamtionen für alle Pfarreien des Pastoralverbundes Lünen-Mitte-Brambauer
Bei der Informationsveranstaltung für die Gremien des Pastoralverbundes hat der Herr Dechant die Verfügungen des Erzbischöflichen Generalvikariates zum Zusammenschluss der beiden Pastoralverbünde Lünen-Südost und Lünen-Mitte-Brambauer zum Pastoralen Raum Lünen bekannt gegeben.
Künftig sollen alle 7 Pfarreien im „Paderborner Teil“ Lünens eine Seelsorge-Einheit bilden.
Der neue pastorale Anfang soll auch in neuer personeller Besetzung geschehen, d.h. alle bisher tätigen vier Priester werden versetzt.
Katholische Kirche im Bereich Lünen-Mitte >>
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