Freitag, 8. Februar 2013

Reaktionen auf bischöfliches Predigtverbot für Helmut Schüller


AKTUALISIERT:
Laien widersetzen sich: „Fastenpredigt“ nun Fortbildung
Die Nürnberger „Fastenpredigtreihe“, die wegen eines geplanten Auftritts von Helmut Schüller abgesagt worden war, wird nun doch stattfinden - in einem Gemeindezentrum statt in einer Kirche.
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Heftige Reaktionen haben das Predigtverbot deutscher Bischöfe für Helmut Schüller hervorgerufen. Zwei davon möchte ich heute veröffentlichen:

Von: Otto Urban [ mailto:otto.urban@aon.at]
Gesendet: Donnerstag, 07. Februar 2013 13:40
An: 'generalvikariat@erzbistum-bamberg.de'
Cc: 'otto.urban@aon.at'
Betreff: Absage Fastenpredigt Pfarrer Schüller

Wien, am 7. Feber 2013

Geschätzter Herr Generalvikar !

Aus einer Presseaussendung entnahm ich, dass Sie die geplanten Fastenpredigten von Pfarrer Schüller (Erzdiözese Wien) mit der Begründung, er spalte die Kirche, untersagten. Es dürfte Ihnen jedoch folgender Sachverhalt entgangen sein, oder Sie haben dies noch nie gehört:

Die Forderungen von Pfarrer Schüller sind größtenteils keineswegs neu. Vielmehr könnte man sogar behaupten, sie seien – wenigstens teilweise – abgeschrieben worden.

Tatsache ist:
Die römische Kurie lud die Bischöfe der Welt zu einer Bischofsynode nach Rom ein. Es sollte die Situation der Kirche in den verschiedenen Ländern besprochen werden. Auch die österreichische Bischofskonferenz befasste sich mit der Thematik und stellte einen Katalog von Fragen auf, die in Rom vorgetragen werden sollten. Konkret ging es um die „Priester ohne Amt“, die geschiedenen Wiederverheirateten, Frauen in kirchlichen Ämtern usw. (Themen, die Sie alle bei Schüller wieder finden.) Ein damals junger Bischof – jedoch mit großer seelsorglicher Erfahrung – wurde beauftragt, an der Bischofssynode in Rom die Wünsche der österreichischen Bischöfe vorzutragen. Das tat er auch. Und seine authentische Aussage: „Ich bin mit allem ‚abgeblitzt’! – Alles keine Themen für Rom!“

Dieser Bischof wurde später zum Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz gewählt – war also keineswegs ein unbedeutender Bischof. Es war Bischof Johann Weber.

Wenn Sie, geschätzter Herr Generalvikar, nun wissen wollen, wann das war, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung: 1971.

Damals haben sich Bischöfe der verschiedenen Themen angenommen – und seit 40 Jahren hat sich nichts geändert. Angeblich kein Problem der Weltkirche! Nicht einmal eines Dialogs würdig!

Wahrscheinlich haben Sie von diesem Geschehen nichts gewusst. Ich schreibe Ihnen diesen Sachverhalt als kirchlicher Archivar, der über die entsprechenden Dokumente verfügt und den Sachverhalt auch bereits publizierte – mit Einverständnis des damaligen Hauptakteurs: Bischof Johann Weber.

Ihre Absage kam leider zu ungünstigster Zeit. Die Medien werden ausführlich darüber berichten. Es bleibt zu hoffen, dass der von mir geschilderte Sachverhalt (Geschehen vor 40 Jahren) vielen unbekannt ist, wie ich dies auch von Ihnen annehme. Denn dann würde sich die Absage zur Blamage entpuppen – und die Gespaltenheit der derzeitigen Kirchenstruktur in vielen aktuellen Fragen offenkundig machen.

Ihre Entscheidung über die Absage der Fastenpredigt – und vor allem deren Begründung - wird natürlich auch in unser Archiv als Faktum aufgenommen werden.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Otto Urban
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Zur Information

Nachdem ich auf Grund der Einladung durch den Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke mein Kommen zum diesjährigen "Aschermittwoch der Künstler und Publizisten" in Ingolstadt zugesagt hatte, habe ich meine Anmeldung heute aus gegebenem Anlass wieder zurückgezogen.

Hier der Text meiner Absage:

Gesendet: Mittwoch, 06. Februar 2013 um 13:45 Uhr
Von: "Mag. Josef Dirnbeck" <josef.dirnbeck@web.de>
An: cgrund@bistum-eichstaett.de
Cc: "Hubertus Förster" <hubertus.foerster@erzbistum-bamberg.de>
Betreff: Abmeldung
Abmeldung

Schwer enttäuscht vom Verhalten der Bischöfe von Eichstätt und Bamberg, die mit der von ihnen erzwungenen Absage der Fastenpredigten in der Nürnberger Frauenkirche einen Akt der Dialogverweigerung demonstriert haben, durch welchen die in der Einladung bekundete "Freude an einem Gedankenaustausch" leider zum leeren Lippenbekenntnis geworden ist, ziehe ich hiermit meine Anmeldung (e-Mail vom 21. Januar) zum Aschermittwoch der Künstler und Publizisten in Ingolstadt zurück.

Dasselbe gilt auch für meine Frau.

Mit freundlichen Grüßen
Mag. theol. Josef Dirnbeck

Mag. Josef Dirnbeck
Schriftsteller
Geuderstraße 15
90489 Nürnberg
Telefon: 0911/6695731
eMail: (Deutschland) <josef.dirnbeck@web.de>
eMail: (Österreich) <josef.dirnbeck@aon.at>
Homepage: http://members.aon.at/dirnbeck

Josef Dirnbeck
wurde am 5. Januar 1948 in Rotenturm an der Pinka (Österreich) geboren und lebt als freier Schriftsteller in Wien und in Nürnberg. Der Autor ist Mitglied des Österreichischen PEN-Clubs und der Wiener Musikgalerie.

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