Mit einem Federstrich hat er sowohl die Verhältnisse in der katholischen Hierarchie in Spanien umgekrempelt als auch die Kurienreform im Vatikan einen Schritt vorangebracht. Er schickte den Erzbischof von Madrid in den Ruhestand und ernannte den bisherigen Oberhirten von Valencia zum Nachfolger. Gleichzeitig versetzte er einen hochrangigen Kurienkardinal von Rom nach Valencia.

Schlüsselfigur in der vatikanisch-spanischen Personalrochade ist der von Franziskus am Donnerstag überraschend nach Madrid beförderte Erzbischof Carlos Osoro Sierra (69). Osoro, der bislang das Erzbistum Valencia leitete, wird als ein offener, kommunikativer Seelsorger beschrieben, ein Mann nach dem Geschmack des Papstes. Er übernimmt das wichtige Erzbistum Madrid mit seinen fast vier Millionen Katholiken von Kardinal Antonio Maria Rouco Varela (78), der die katholische Kirche in Spanien ein Vierteljahrhundert mit einer Strategie der klaren Kante dominiert hatte.

Der Kirchenaustritt von vielen Spaniern war schwer zu stoppen
Der konservative Rouco war ein politischer Oberhirte. Den Kulturkampf mit den lange regierenden Sozialisten, insbesondere in der Ära des Radikalreformers Jose Luis Zapatero (2004-2011), nahm er mit voller Härte an. Und er focht ihn, oft in Allianz mit der konservativen Partei "Partido Popular", in der Öffentlichkeit aus. Die Einführung der Homoehe konnte Rouco indes ebenso wenig verhindern wie eine weitere Liberalisierung der Abtreibung. Und auch den schleichenden Exodus vieler Spanier aus der Kirche, die noch bis in die 1970er Jahre quasi den Rang einer Staatsreligion hatte, vermochte der mitunter polarisierend auftretende Kardinal nicht zu stoppen.

Als Nachfolger für Rouco, der bereits vor drei Jahren seinen altersbedingten Rücktritt formal einreichen musste, wurde in Rom und Madrid lange Kardinal Antonio Canizares Llovera (68) gehandelt. Papst Benedikt XVI. hatte den damaligen Erzbischof von Toledo im Dezember 2008 an die Spitze der Vatikanbehörde berufen, die sich um die Disziplin in den Gottesdiensten kümmert.

Eine gewisse Bekanntheit in der katholischen Welt hatte er vor wenigen Wochen erlangt. In einem verbindlichen vatikanischen Dokument hatte Canizares angeordnet, dass die Geste des "Friedensgrußes" , die in fast allen katholischen Messen üblich ist und vor allem in romanischen Ländern sehr gepflegt wird, künftig weniger emotional und weniger störend in den Gottesdienst eingebettet werden solle. An der kirchlichen Basis hat das Papier für einigen Unmut gesorgt - sofern es überhaupt wahrgenommen wurde.

Welchen Stellenwert haben liturgische Fragen unter Franziskus?
Dass Canizares' Tage in Rom gezählt waren, machte der Papst schon seit vielen Monaten dadurch klar, dass er ihm die offizielle Bestätigung an der Spitze seiner Behörde verweigerte. In Rom wird seit langem erzählt, der Kardinal habe von sich aus dem Papst eine Rückkehr nach Spanien angeboten. Daraufhin habe Franziskus geantwortet: "Du wirst nach Spanien zurückkehren, aber ich sage dir noch nicht, wohin und wann!" Ob die jetzt überraschend erfolgte Entsendung in sein Heimatbistum Valencia eine Degradierung ist, wie in Rom manche mutmaßen, ist nicht sicher. Immerhin ist Valencia mit drei Millionen Katholiken Spaniens zweitgrößte Erzdiözese.

Was nun mit der "Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentendisziplin" geschieht, die Canizares fast sechs Jahre lang geleitet hat, ist ebenfalls Gegenstand von Spekulationen. Es läge in der Logik der von Franziskus eingeleiteten Reformen, wenn sie mit der "Kongregation für die Heiligsprechungen" zusammengelegt würde. Wenn es für den Gottesdienst künftig kein eigenes Ministerium mehr im Vatikan geben sollte, wäre das auch ein Indiz dafür, dass liturgische Fragen, die im Ratzinger-Pontifikat einen hohen Stellenwert einnahmen, derzeit in Rom nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.
Quelle: katholisch.de


Papst ernennt neue Erzbischöfe für Madrid und Valencia
Liturgiekongregations-Präfekt Kardinal Canizares Llovera folgt in Valencia auf Erzbischof Osoro Sierra, der nach Kardinal Rouco Varela neuer Erzbischof von Madrid wird