Sehr geehrte Frau Dr. Gabriele Kindshofer,
Leiterin der Ombudsstelle für Opfer von sexuellem Missbrauch und Gewalt der Diözese Eisenstadt
Grüß Gott und ein Detail am Rande: auf Ihrer Homepage steht "Erzdiözese" Eisenstadt und manche jüngsten Entwicklungen mögen diesen Eindruck auch vermitteln, doch wir sind einstweilen noch "Diözese".
In der ORF-Sendung „Report“ vom 23.11.2010 wurden schwere Vorwürfe gegen den neuen Leiter des Schulamtes der Diözese Eisenstadt Pfarrer Dr. Erich Seifner erhoben. Ich möchte Sie hinweisen auf die Presseaussendung der Laieninitiative Burgenland vom 24.11.2010:
Aufklärung der Vorwürfe gegen Schulamtsleiter notwendig
Anwendung der kirchlichen Richtlinien im Fall Seifner gefordert
Die Stellungnahme der "Diözesanleitung" ließ nicht lange auf sich warten. Doch angesichts der Ernsthaftigkeit der Situation erscheinen mir die beiden vorgebrachten Argumente
1. schriftliche Anschuldigungen gegen Dr. Seifner würden nicht vorliegen und
2. etwaigen mündlichen Vorwürfen seien die Inspektoren nicht nachgegangen
nicht angemessen.
Wie wird jetzt den mündlichen Vorwürfen angemessen nachgegangen? Was ist ihr Beitrag dazu?
Im Ordinariat hat und hatte man Kenntnis über die umstrittene Person von Dr. Seifner. Erst im Mai/Juni dieses Jahres sorgte er für einen Eklat und schaltete gegen eine pastorale Mitarbeiterin den Anwalt ein. Am 30. Juni richtete sich die Vermittlungskommission an Dr. Seifner - ohne Erfolg.
Zahlreich sind die Vorwürfe und Kommentare zu Pfarrer Seifners Unterrichtsmethoden, sein ökumenisches Verhalten oder sein Verhältnis zur katholisch-ungarischen Gemeinde. Und das Unfassbare: Pfarrer Seifner gilt als die "Vertrauensperson" des Herrn Bischofs! Er wurde Schulamtsdirektor und Mitglied der Diözesankurie. Für mich ist klar, dass viele Menschen aus der Oberwarter Region mit dieser Beförderung von Pfarrer Seifner vor den Kopf gestoßen wurden.
Als Leiterin der Ombudsstelle für Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch der Diözese Eisenstadt ersuche ich Sie, Ihrer Verantwortung für die Gewaltopfer wahrzunehmen. Wie man hörte, will Pfarrer Seifner die Vorwürfe einem Anwalt übergeben und gerichtlich ausfechten. Wird hier nicht offensichtlich mit dem Fehlen von Beweisen gepokert? Leider wird damit in Kauf genommen, dass die Opfer ein weiters Mal gedemütigt werden.
Das viel zitierte Motto "Die Wahrheit wird euch frei machen" darf kein leeres Gerede bleiben.
Laut Rahmenordnung für die katholische Kirche in Österreich bezüglich Umgang mit Missbrauch und Gewalt (Pkt 3.2.2.) muss die Ombudsstelle "jedem Verdacht nachgehen, auch wenn eine Verjährung eingetreten sein sollte." Schwerwiegender Verdacht ist umgehend dem Diözesanbischof zu melden, da nur er "aus eigener Entscheidung oder über Antrag der verdächtigen Person eine Dienstfreistellung bis zur Klärung des Sachverhaltes verfügen" kann.
Die Richtlinien empfehlen Selbstanzeige und raten zur Fremdanzeige bei der Staatsanwaltschaft - beides in diesem Fall wenig realistisch.
Ich ersuche Sie, im Fall Seifner die kirchlichen Richtlinien genau anzuwenden und "jedem Verdacht nachzugehen".
Mit freundlichen Grüßen
Eduard Posch
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