Kurier
Diözese Eisenstadt: Caritas-Direktor muss gehen
Erst kurz im Amt, trifft Bischof Zsifkovics die nächste Personalentscheidung. In der Wiener Caritas-Zentrale reagiert man verschnupft.
Der seit einem Monat amtierende Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics dreht weiter am Personalkarussell. Jetzt muss auch Caritas-Direktor Markus Glatz-Schmallegger seinen Hut nehmen. "Der Bischof plant einen Wechsel. Er will mit einem neuen Caritas-Direktor seines Vertrauens einen Neubeginn starten", bestätigt Caritas-Sprecherin Ulrike Kempf auf KURIER-Anfrage. Nachsatz: Zsifkovics habe ausdrücklich darauf hingewiesen, das habe nichts mit der Person Glatz-Schmalleggers zu tun. Wann der Wechsel stattfinden soll, ist noch offen, arbeitsrechtlich stünde Glatz-Schmallegger ein Verbleib bis März 2011 zu.
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Wir sind Kirche: "Brutales Vorgehen"
Die Plattform "Wir sind Kirche" hat in einer Aussendung von einer "Form einer politischen Umfärbung oder einer extremen Kurskorrektur" gesprochen. "Der Austausch des Generalvikars, der Leiter von Pastoral- und Schulamt, des Regens, nunmehr des Leiters der Caritas, die Neubesetzung der Leitung der Kirchenzeitung und des Verlages oder die Neubesetzung der Bischofsvikare für die ungarische und die kroatische Volksgruppen und anderer Positionen sowie die in Österreich einzigartige Neuschaffung eines starken Mannes in der Form des Moderators der Diözesan-Kurie, Petar Ivandić", würden dies zeigen. "Ein Bischof, der mit feurigem Atem alles niederbrennt was seine Vorgänger mühsam und vertrauensvoll aufgebaut haben hinterlässt eine Spur von Angst und Schrecken, wie sie normalerweise in Diktaturen üblich ist", so der Sprecher von "Wir sind Kirche", Hans-Peter Hurka. Gleichzeitig ruft er Zsifkovics auf, endlich Vernunft anzunehmen und einzusehen, er könne nicht gegen die ganze Welt in Eisenstadt die Zeit zurückdrehen. Zsifkovics brutales Vorgehen habe nichts mit der Botschaft Jesu und einem liebenden Gott zu tun, sondern macht den Eindruck eines bloßen Machtgehabes.
Austausch der Amtsträger für Bischof Zsifkovics "nichts Unübliches"
"Nichts Unübliches" und auch "nichts Neues" erblickt der seit knapp einem Monat amtierende Eisenstädter Diözesanbischofs Ägidius Zsifkovics in den seit seiner Bischofsweihe zahlreich erfolgten Personalrochaden.
Bei den zahlreichen Personalrocharden handle es sich um "die Personalentscheidungen, die eigentlich angestanden sind", sagte Zsifkovics im Gespräch mit der APA. Mit Caritas-Direktor Markus Glatz-Schmallegger, dessen vorzeitiger Abgang am Donnerstag bekanntwurde, sei man "zu einer einvernehmlichen Lösung gekommen".
Zsifkovics: "Generationswechsel"
Der Generalvikar "stirbt mit dem Bischof", meinte Zsifkovics in Anspielung auf das Kirchenrecht, das die Amtsgewalt im Fall der Sedisvakanz enden lässt. Deshalb sei es notwendig gewesen, einen neuen Generalvikar zu bestellen. "Auch die anderen Amtsleiter sind teilweise auch vor der Pension gestanden oder bereits auch im Pensionsalter gewesen." Deshalb sei es auch zu einem "Generationswechsel" in der Diözese gekommen.
Arbeit "nicht beurteilen"
"Es gehört einfach dazu, dass wenn der neue Diözesanbischof sein Amt übernimmt, er sich auch sein Team zusammenstellt - also Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit denen er auch die Aufgaben, die gestellt sind, erfüllen kann", so Zsifkovics. Die Arbeit des Caritasdirektor, dem er danke, könne und wolle er nicht beurteilen, "weil ich einfach das auch nicht so mitgesehen habe." Glatz-Schmallegger habe der Lösung zugestimmt und wolle sich neu orientieren.
Mehrere Kandidaten
Bis zum Wechsel an der Spitze der Caritas werde es "sicher noch eine Zeit dauern." Man habe die konkreten Dinge noch nicht vereinbart. "Es gibt mehrere Kandidaten und Kandidatinnen, die ich ins Auge gefasst habe", so der Bischof. Näheres zu sagen, wäre derzeit verfrüht, weil der Prozess laufe.
Neue Wegweisungen
Dass es unüblich sei, beim Bischofswechsel auch den Caritas-Direktor abzulösen, sehe er "eigentlich nicht", meinte Zsifkovics: "Die Caritas gehört auch genauso wie alle anderen Bereiche zur Diözese, zur Kirche, auch wenn sie vielleicht in manchen Diözesen und auch bei uns ein ziemlich eigenständiges Leben hat." Es sei Usus, dass bei einem Wechsel alle Mitarbeiter und Dienstleiter dem Bischof ihr Amt anbieten: "Und dann ist der Bischof frei, hier neue Wegweisungen zu machen."
Kein Feigenblatt
Aufgabe des neu ernannten Moderators der Diözesankurie sei es, die Arbeit der Dienststellenleiter zu koordinieren. Vor allem jene, die als Priester auch eine Pfarre zu betreuen hätten, seien stark ausgelastet. Die Position selbst sei nicht neu, "das ist im Kirchenrecht immer schon vorgesehen gewesen." Der Moderator sei auch "kein Feigenblatt für den Generalvikar". Eine Notwendigkeit ergebe sich außerdem durch den geplanten Umbau und die Erneuerung des Hauses, "weil auch hier im größeren Abstand jetzt von 30, 40 Jahren nicht sehr viel geschehen ist."
Kurswechsel
Auf die Frage nach einem Kurswechsel in der Diözese meinte Bischof Zsifkovics, es gebe für seinen Vorgänger Bischof Paul Iby, für ihn selbst und vielleicht auch einmal für seinen Nachfolger "nur einen Kurs in der Kirche. Und das ist der Kurs des Evangeliums, und dem haben wir zu dienen. Und ich glaube, da sind wir auf dem besten Weg." Er habe "auch keine Aufträge von irgendwo bekommen, hier etwas zu tun, sondern ich möchte einfach meinen Dienst als Bischof so, wie er von der Kirche verstanden wird, auch ausüben. Das ist der einzige Kurswechsel, den ich vorhabe."
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