Von Paul M. Zulehner:
In tiefer Trauer über das Vorgehen in der Diözese Eisenstadt und in dankbarem Respekt vor Bischof Iby.
Er war ein pastoraler Bischof. Nah bei den Leuten. Besuchte immer wieder Gemeinden und ihre Priester. Auch mutig war er in seiner langen Amtszeit. Als der Dialog für Österreich abgewürgt wurde, setzte er ihn als Dialog fürs Burgenland fort: Bischof Dr. Paul Iby.
75jährig geworden, reichte er seinen Rücktritt ein. Seinen Wunsch, noch das Diözesanfest am 11.11.2010 mit der Diözese feiern zu dürfen, hat er dem Nuntius vorgetragen. Dieser versprach, sich in Rom dafür zu verwenden.
Die Suche nach dem Nachfolger setzte rasch ein. Der Sekretär der Bischofskonferenz Ägidius Zsifkovics galt früh als Favorit. Kroatischer Burgenländer: allein das sprach für ihn. In der Diözese regte sich Widerstand. Eine Abordnung ging zum Nuntius. Auch zu mir kamen einzelne und Gruppen und baten mich, mich an geeigneter Stelle zu verwenden. Was ich auch tat.
Nun ist Ägidius Zsifkovics Bischof von Eisenstadt. Ihm ist nur das Beste zu wünschen, der Geist der Kraft und der Besonnenheit. Die Kirche auch in Burgenland hat es ja nicht leicht. Ob es ihm beispielsweise gelingt, die Ausdünnung der Eucharistiefeiern zu stoppen: ein Anliegen, das Bischof Paul sehr am Herzen lag und weshalb er auch nicht scheute, über den Zölibat öffentlich zu diskutieren. Ihm ist die Feier der Eucharistiefeier ein höheres Gut als das Gut der ehelosen Lebensform der römisch-katholischen Priester (bei den griecisch-katholischen ist das ja nicht der Fall).
Es ist kein Detail am Rand: So wie einst Kardinal König von der Ernennung von Groer unterwegs in Amerika aus der Presse erfahren hat, erfuhr Bischof Iby von der Ernennung seines Nachfolgers über die Kronenzeitung. Erst später rief ihn der Apostolische Nuntius an. Aus informierten Kreisen ist zu hören, dass dies aber nicht am Nuntius lag, sondern an einer Indiskretion aus der Regierung, wo jemand der Kronenzeitung die Nachricht verfrüht mitteilte. Es soll auch bereits eine Entschuldigung der Regierung beim Apostolischen Nuntius gegeben haben.
Dass es jetzt bei der Emeritierung von Bischof Paul Iby so rasch ging, hat mit seinen Äußerungen in den letzten Wochen zu tun. Er hat damit nicht nur bei seinen bischöflichen Mitbrüdern, sondern auch in der Bischofskongregation Unmut ausgelöst, was zur Ablösung vor dem Diözesanjubiläum am Martinsfest führte. Zudem hatte Bischof Paul ja auch in der Diözese Eisenstadt nicht nur Freunde.
Die Österreichische Kirche steckt in einer schweren Vertrauenskrise, die tief ins Kirchenvolk hineinreicht. Dabei zeigt die jüngste Pfarrerstudie, dass sehr viele im Kirchenvolk (die Pfarrer meinen drei Viertel!) der Kirchenleitung mißtrauen, nicht der Kirche und noch weniger dem Evangelium. Die Leute sind nicht so glaubenslos, wie manche sie gern hätten. Aber die Kirche macht ihnen derzeit das Glauben und noch mehr das Leben mit der Kirche nicht leicht. Die Ernennung neuer Bischöfe könnte ein Signal sein, dass Vertrauen wieder gewonnen werden will. Wurde in Eisenstadt die Chance wirklich genützt? Man wird sehen.
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