Dienstag, 19. Oktober 2010

Kirchentüren geschlossen

Kommentar von DIETMAR NEUWIRTH (Die Presse)
Kardinal Schönborn stellt sich dem Dialog. Bischofskollege Zsifkovics verweigert ihn.


Mehr oder weniger aufmerksam beobachtet die Öffentlichkeit Versuche Kardinal Christoph Schönborns, sich der Kirchenrealität zu stellen. In drei Diözesanversammlungen – die vorerst letzte endete am Wochenende – hat er sein Kirchenvolk auf Strukturreformen eingeschworen. Die werden durch den markanten Rückgang der Zahl der Katholiken, Messbesucher und Priester diktiert. Denn dass Schönborn als (zwar wichtiger, aber eben auch „nur“) Kardinal weder den Zölibat abschaffen noch gesellschaftliche Entwicklungen ungeschehen machen kann, muss als bekannt vorausgesetzt werden.

Östlich von Wien dreht ein neuer Bischof zumindest kirchenintern die Zeit zurück. Ägidius Zsifkovics stellt in Eisenstadt Kritiker kalt, sagt lange vorbereitete Treffen mit allerlei, oft von Laien beherrschten Räten oder Gremien ab – und geht Kontakten mit kritisch (nach-)fragenden Journalisten aus dem Weg. Gleichzeitig vergrößert er seine Zentralstelle um drei vorher in der kleinsten Diözese Österreichs nicht gekannte, von Priestern besetzte Posten. Eine zumindest eigenwillige Reaktion auf die oben beschriebenen Phänomene einer schrumpfenden Kirche. Und zum Interviewboykott meint Generalvikar Georg Lang entschuldigend, der Bischof wolle nicht jedes Mal auf dieselben Fragen antworten. Noch Fragen?

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