Neuer Bischof in Eisenstadt regiert mit eiserner Hand
"Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2010
Köpferollen unter dem neuen Bischof Ägidius Zsifkovics: Chefs von Ämtern und Stabsstellen wurden ausgewechselt, neue Zentralstellen geschaffen. Kritiker sprechen von frostigem Klima. Interview-Anfragen bleiben unbeantwortet.
Eisenstadt/Wien. Der Brief beginnt mit „Hochwürdiger Mitbruder!“. Abgesehen von dieser Anrede hält sich der neue Eisenstädter Bischof, Ägidius Zsifkovics, mit Förmlichkeiten nicht weiter auf und kommt sogleich zur Sache: „Da Sie meiner mündlichen Aufforderung zum freiwilligen Amtsverzicht nicht nachgekommen sind, bin ich genötigt, Ihnen mitzuteilen, dass Sie von Ihrem Amt als Regens des Priesterseminars enthoben sind.“
Seither ist Johannes Pratl Ex-Chef der Priesterseminars, Doktoratsstudent und Aushilfspriester. Über die konkreten Gründe des Hinauswurfes schweigt sich der Bischof im Dekret diskret aus. In anderen Punkten wird Zsifkovics hingegen sehr deutlich: „Ich fordere Sie auf, die Regenswohnung unverzüglich für Ihren Nachfolger freizumachen.“ Und zum Abschluss schreibt er: „Ich ersuche Sie eindringlich, diesem Dekret im gelebten priesterlichen Gehorsam nachzukommen.“
Was sich Pratl zuschulden kommen hat lassen? Er ist im Vorfeld der Bischofsernennung bei Kardinal Christoph Schönborn und Nuntius Peter Stephan Zurbriggen vorstellig geworden, um sich gegen eine Ernennung von Zsifkovics zum Nachfolger Paul Ibys zu wenden. Manche hatten gehofft, nach der Weihe werde Zsifkovics seinen Kritikern die Hand reichen.
Beispielloses Personalkarussell
Was der neue Bischof jedenfalls gemacht hat, ist, ein in der Diözese Eisenstadt beispielloses Personalkarussell in Gang zu setzen. Alle wichtigen Positionen wurden neu besetzt: Generalvikar wurde Georg Lang, Michael Wüger ist nun Direktor des Pastoralamts, Erich Seifner Chef des Schulamts. Gleichzeitig wurden drei Posten in Eisenstadt neu geschaffen: Zsifkovics beruft zwei Bischofsvikare (Stefan Vukits für die kroatische, László Pál für die ungarische Volksgruppe) und er kreiert – einmalig in ganz Österreich und eine kirchenrechtliche Rarität – die Stelle des „Moderators der Diözesankurie“: Petar Ivandić. Er scheint laut übereinstimmenden Berichten der verlängerte Arm des Bischofs zu sein, der auch die Befolgung von dessen Anordnungen überwacht. Ivandić ist also nach Zsifkovics der eigentliche starke Mann der Diözese.
Kritiker: Angst geht um
Für Eduard Posch, Vorstandsmitglied der Laieninitiative und Initiator eines kritischen Blogs, herrscht derzeit „ein frostiges Klima“ in der Diözese. „Bei vielen, die vom Bischof beruflich abhängig sind, geht auch die Angst um“, sagt er.
Und was sagt der Bischof? Nichts. Mehrere Interview-Anfragen der „Presse“ und anderer nicht-kirchlicher Medien blieben unbeantwortet. Lediglich in der Kirchenzeitung der Diözese findet sich ein Interview. Das freilich – entgegen allen (selbst bei Kirchenzeitungen sonst geübten) Gepflogenheiten – namentlich nicht gezeichnet ist. Schon macht im Burgenland das böse Gerücht die Runde, der Bischof habe sich die Fragen im „martinus“ selbst gestellt. Barbara Horvath-Piroska, Leiterin des Kommunikationsbüros, dementiert. Sie räumt nur ein, dass das Interview in schriftlicher Form erfolgt sei. Kirchenzeitungs-Chefredakteur Walter Fikisz war für eine Stellungnahme nicht verfügbar. Ähnliches gilt für Generalvikar Georg Lang und Moderator Ivandić. Aus Termingründen seien beide nicht zu sprechen, hieß es mehrmals aus dem Büro des Bischofs. Erst nach Rückrufbitte per E-Mail war Lang bereit, auf schriftliche Fragen schriftlich zu antworten.
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