Mittwoch, 9. November 2011

Zu Kardinal Schönborn – KATHPRESS 7.11.2011 – „Bischöfe und Priester haben gemeinsame tragfähige Basis“.

Lothar Müller, Theol.                                         2011 -11- 07

Natürlich haben – wir – eine „gemeinsame und tragfähige Basis“. Nicht nur die Bischöfe und Priester – da gehören auch wir „LaiInnen“ dazu. „Volk Gottes“ – mit je  verschiedenen Fähigkeiten, Begabungen, Aufgabenbereichen, Kompetenzen.
Und „nix für ungut“, Herr Kardinal – bei den Kompetenzen kann es schon etwas schwierig werden: ich kenne gerade genug „LaiInnen“, deren pastorale Kompetenz locker mit der von etlichen in den oberen Sphären der Hierarchie mithalten kann. Ich muss das – als überzeugter „Laie“ - schon auch einmal sagen.
Eine „Weihe“ erzeugt noch keine Kompetenz – genauso wie die Firmung noch nicht zum Mopedfahren legitimiert. Aber eines muss schon auch gesagt werden – diesmal in Richtung „liturgieorientierter“ LaiInnen: auch „der liturgische Umgang“ muss erlernt werden, ist eine spezielle Kompetenz! Ich bin für die Weihe von Frauen, von „viri probati“ usw. – aber: locker ist das nicht zu nehmen. Auch nicht aus verständlichem antihierarchischem Gesichtspunkt!

Die „gemeinsame tragfähige Basis“ ist , sehr geehrter Herr Kardinal, unumstritten. Sofern sich dahinter natürlich nicht teils obskure Machtansprüche und Interessen verstecken. Was wir alle – auftragsgemäß – in der Kirche und auch für die Gesellschaft brauchen: Transparenz, Pluralismus, Anerkennung und Gleichwertigkeit verschiedener Zugänge. Das heißt: ich muss mich überwinden, um auch die Anliegen/Zugänge von Medugorje – AnhängerInnen zu verstehen. Aber: sie sollen ja nicht aggressiv werden! Dann ist Schluss. Auch bei denen, die sich kirchenpolitisch wichtig machen wollen – einen zweiten „Fall Groer“ dulden wir nicht!

Das Problem, lieber Herr Kardinal Schönborn: Sie bleiben  - zuerst – in den Umständen „dieser Welt“ stecken, wenn Sie die Kluft zwischen „Leitung und Kirche vor Ort“ als „normales Phänomen“ darstellen. Es ist ein „normales Phänomen“ – bei Parteien, in der Föderalismusdiskussion, in internationalen Betrieben. Es darf aber nicht in unserer Kirche „normal“ sein. Denn ansonsten würden – anstatt des „Auftrages“ – bloße Interessen dominieren! Dann müsste – weil „normal“ jeder Laie gegen seinen Pfarrer, jeder Pfarrer gegen seinen Bischof usw. sein. So wie es in der „weltlichen Hierarchie“ nun einmal ist. Meist unsinnig, aber es ist so.

Ihr Problem, sehr geehrter Herr Kardinal ist aber ein anderes: Sie wollen „verstehen“, nicht aber „vertreten“. Sie verstehen etwa die Anliegen der „Pfarrer – Initiative“, wollen diese aber „in Rom“ nicht vertreten. Das sollten Sie , Eminenz, aber schon tun: Was Sie verstehen auch vertreten! Nein, das müssen Sie tun! Das ist eigentlich Ihre Pflicht, nicht nur persönliches Wollen oder Nichtwollen! Ich kenne Sie als sehr konsensorientierten Menschen – aber da müssen Sie Farbe bekennen – mögen die Vatikanischen Bauten und Zugänge noch so gewaltig, tremens et fascinosum , erscheinen! Menschenwerk, alles Menschenwerk! Sie – ein Intellektueller – „fides quaerens…“ fällt darauf nicht herein!

Sie sprechen in der zit. KATHPRESS – Mitteilung auch von der „Zulassung“ wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten. Sehr gut! Gehen Sie bitte einen Schritt weiter: laden Sie sie ein, motivieren Sie sie zum Empfang der Sakramente! „Zulassen“ – ein bisschen wenig!

Und noch eines – nicht unwichtig! Eine Art „Kirchliches Amtsverfahrensgesetz“: jede angerufene Einrichtung hat (!!) innerhalb einer noch zu bestimmenden Frist zu antworten. Wie im staatlichen Bereich! Mit diesem Mangel – faulheitsfördernd – muss schnellstens aufgeräumt werden!

In herzlicher Verbundenheit Ihr Lothar Müller, Theol.



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